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Eine Punktlage oder Wyckoff Position nach Ralph Walter Graystone Wyckoff klassifiziert alle Punkte einer Elementarzelle bezuglich derjenigen Symmetrieelemente ihrer Raumgruppe die einen Fixpunkt besitzen In jeder Raumgruppe werden die Punktlagen eingeteilt in eine allgemeine Lage und spezielle Lagen Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Wyckoff Positionen und Wyckoff Symbole 3 Beispiel 4 Anwendungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenAbgesehen von reinen Verschiebungen bildet jedes Symmetrieelement der Raumgruppe einen Punkt P der Elementarzelle auf einen symmetrisch aquivalenten Punkt P ab Liegt der Punkt P nicht auf einem Fixpunkt einer der Symmetrieoperation der Raumgruppe so hat er maximal viele symmetrisch aquivalente Punkte in der Elementarzelle Dieser Punkt liegt auf einer allgemeinen Lage Ein Punkt auf einer allgemeinen Lage hat keine spezielle Lagesymmetrie Die Anzahl all dieser zueinander symmetrisch aquivalenten Punkte nennt man Multiplizitat der Punktlage In den zentrierten Elementarzellen wird dabei allerdings zusatzlich auch die Verschiebung um die Zentrierungsvektoren berucksichtigt Ist der Punkt P allerdings ein Fixpunkt einer oder mehrerer Symmetrieelemente der Raumgruppe so sind die bezuglich dieser Symmetrieoperationen symmetrisch aquivalenten Punkte P mit dem Punkt P identisch Solche Punktlagen nennt man spezielle Lagen Die Multiplizitat einer speziellen Lage verringert sich entsprechend sie ist aber immer ein Teiler der Multiplizitat der allgemeinen Lage M s M a 2 o d e r M a 3 o d e r lt M a M s M a N displaystyle M s left frac M a 2 oder frac M a 3 oder right lt M a qquad M s M a in mathbb N nbsp Die Symmetrie einer speziellen Lage ist hoher als die Symmetrie einer allgemeinen Lage S s 2 S a o d e r 3 S a o d e r gt S a S s S a N displaystyle S s left 2 S a oder 3 S a oder right gt S a qquad S s S a in mathbb N nbsp Sie ist die Punktgruppe aller der Symmetrieoperationen die diesen Punkt fix lassen Diese Punktgruppe ist eine Untergruppe der Punktgruppe des Kristalls die Lagesymmetrie kann also maximal der Punktgruppe des Kristalls entsprechen Es gibt Raumgruppen ohne speziellen Lagen Dazu zahlen die trikline Raumgruppe P1 sowie Raumgruppen die ausschliesslich Schraubenachsen oder Gleitspiegelebenen enthalten wie z B P31 oder Cc Enthalt die Raumgruppe dagegen Schraubenachsen senkrecht zu Gleitspiegelebenen so entsteht ein Inversionszentrum mit der Lagesymmetrie 1 und damit auch eine spezielle Lage Beispiele hierfur sind die Raumgruppen P21 c oder I41 acd Wyckoff Positionen und Wyckoff Symbole BearbeitenAlle moglichen Punktlagen einer Elementarzelle wurden zuerst von Wyckoff in seinem Buch The Analytical Expression of the Results of the Theory of Space Groups 1 beschrieben Die Anzahl der moglichen Wyckoff Positionen ist endlich Es gibt insgesamt 1731 in den dreidimensionalen Raumgruppen wobei die Raumgruppe Pmmm mit 27 die meisten Wyckoff Positionen hat Wyckoff hat diese Lagen mit kleinen lateinischen Buchstaben bezeichnet Wyckoff Symbole beginnend mit a fur die hochstsymmetrische spezielle Lage Nur in Pmmm hat die allgemeine Lage den Buchstaben a Die Reihenfolge ist aber teilweise willkurlich und muss daher nachgeschlagen werden Im Allgemeinen wird die Multiplizitat der Punktlage mit angegeben z B 4a seltener auch die Lagesymmetrie In den International Tables sind fur jede Raumgruppe alle Punktlagen mit ihren Multiplizitaten und Lagesymmetrien angegeben Beispiel BearbeitenDie monokline Raumgruppe P1m1 Hermann Mauguin Symbolik hat als einzige Symmetrieoperation eine Spiegelebene senkrecht zur b Achse Die Achsen des Kristallgitters werden so gelegt dass die Spiegelebene genau in der xz Ebene des Achsenkreuzes liegt Jeder Punkt x y z der Elementarzelle wird durch die Spiegelung auf den Punkt x y z abgebildet Liegt dieser Punkt nicht mehr in der Elementarzelle nimmt man den Punkt in der Elementarzelle der zu diesem Punkt um einen Gittervektor verschoben ist x 1 y z In dieser Raumgruppe wird also jeder Punkt der Elementarzelle x y z auf x 1 y z abgebildet Diese Lage ist die allgemeine Lage und hat die Multiplizitat 2 Sie hat keine besondere Lagesymmetrie Hat ein Punkt Koordinaten der Form x 0 z so wird er auf x 0 z also auf sich selbst abgebildet Diese Punkte liegen somit auf einer speziellen Lage Sie hat die Multiplizitat 1 Da diese Punkte genau in der Spiegelebene liegen haben sie die Lagesymmetrie m Aufgrund der Translationsinvarianz ist nicht nur x 0 z eine Spiegelebene sondern x 1 z x 2 z etc sind es auch Nun erzeugen aber zwei parallele Spiegelebenen eine dritte die in der Mitte zwischen ihnen liegt Dies erkennt man auch an der allgemeinen Lage ein Punkt x 0 5 z wird durch die Ursprungsspiegelebene auf x 0 5 z abgebildet Dieser Bildpunkt ist aber translationsaquivalent zu seinem Urbild Daher bilden die Punkte vom Typ x 0 5 z auch eine spezielle Lage der Multiplizitat 1 und der Lagesymmetrie m Zur Zusammenfassung ein Uberblick uber alle Punktlagen der Raumgruppe P1m1 gemass den International Tables for Crystallography Multiplizitat Wyckoff Buchstabe Lagesymmetrie Koordinaten Anmerkung2 c 1 x y z x 1 y z allgemeine Lage1 b m x 0 5 z spezielle Lage1 a m x 0 z spezielle LageAnwendungen BearbeitenAnwendung finden die Punktlagen bei der vollstandigen Beschreibung einer Kristallstruktur Hier wird angegeben auf welchen Punktlagen die einzelnen Atomsorten sitzen Beispiel Strontiumtitanat SrTiO3 Raumgruppe Pm3 m Hermann Mauguin Symbolik bzw Oh1 in der Schoenflies Symbolik Nr 221 Die Atome sitzen auf folgenden speziellen Lagen Atom Multiplizitat W P Lagesymmetrie KoordinatenSr 1 a m3 m 0 0 0 Ti 1 b m3 m 0 5 0 5 0 5 O 3 c 4 mmm 0 0 5 0 5 0 5 0 0 5 0 5 0 5 0 Kennt man die Gitterkonstanten die Dichte und die Stochiometrie des Kristalls so kann man die Anzahl der einzelnen Atome in der Elementarzelle fur jedes Element berechnen Mit den Informationen uber die Punktlagen kann man daraus auch Ruckschlusse darauf ziehen auf welchen Punktlagen die einzelnen Atome sitzen Ein Vergleich der Anzahl der Atome eines Elements in der Elementarzelle mit den Multiplizitaten schrankt die moglichen Atomlagen fur dieses Element oft schon sehr stark ein siehe obiges Beispiel Weitere Einschrankungen lassen sich finden wenn man die notwendigen Mindestabstande der Atome zueinander berucksichtigt Die Symmetrie einer speziellen Lage bestimmt auch die Symmetrie des Kristallfeldes in diesem Punkt Messmethoden die nicht den Kristall als ganzes sondern nur die nahe Umgebung eines einzelnen Atoms sehen registrieren mit ihren Messmethoden nicht die Symmetrien der Raumgruppe sondern die Lagesymmetrie des jeweiligen Atoms Zu diesen Messmethoden gehoren Kernspinresonanzspektroskopie NMR Mossbauerspektroskopie und EXAFS Diese Messmethoden konnen zur Untersuchung pseudosymmetrischer Strukturen und von Phasenubergangen eingesetzt werden Literatur BearbeitenRalph W Gr Wyckoff The Analytical Expression of the Results of the Theory of Space Groups Washington 1922 D Schwarzenbach Kristallographie Springer Verlag Berlin 2001 ISBN 3 540 67114 5 Will Kleber Hans Joachim Bautsch Joachim Bohm Detlef Klimm Einfuhrung in die Kristallographie 19 Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2010 ISBN 978 3 486 59075 3 Theo Hahn Hrsg International Tables for Crystallography Vol A D Reidel publishing Company Dordrecht 1983 ISBN 90 277 1445 2 Weblinks BearbeitenExakte Definition der PunktlageEinzelnachweise Bearbeiten Ralph W Gr Wyckoff The Analytical Expression of the Results of the Theory of Space Groups Washington 1922 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Punktlage amp oldid 221858748