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Die Bibliothek der Abtei Munsterschwarzach ist eine Gedachtnisinstitution des Benediktinerklosters Munsterschwarzach in der Diozese Wurzburg und nach der Universitatsbibliothek Wurzburg die zweitgrosste Bibliothek Unterfrankens Die Buchbestande gehen zu grossen Teilen auf das 20 Jahrhundert zuruck weil das Kloster zwischen 1802 und 1913 aufgelost war Die Abtei Munsterschwarzach begann bereits im Fruhmittelalter eine Buchersammlung anzulegen die im Barock zu einer der bedeutendsten theologischen Bibliotheken Deutschlands aufstieg Bibliothek der Abtei MunsterschwarzachBild gesucht Grundung 816 erste Nennung 1913 Neugrundung Bestand 315 000 Bucher 2021 Bibliothekstyp theologische SpezialbibliothekOrt Schwarzach am Main MunsterschwarzachISIL DE Mst1 Bibliothek der Abtei Munsterschwarzach Betreiber Abtei Munsterschwarzach Missionsbenediktiner Leitung Ansgar Stufe Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Gebaude 2 Bestand 3 Geschichte 3 1 Die Bibliothek des Mediatklosters bis 1802 3 2 Die Bibliothek der Missionsbenediktiner bis heute 4 Literatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseLage und Gebaude BearbeitenDie Bibliothek der Abtei Munsterschwarzach ist auf dem Gelande des Klosters Munsterschwarzach untergebracht das heute einen grossen Teil des Gemeindeteils Schwarzach am Main Munsterschwarzach im unterfrankischen Landkreis Kitzingen einnimmt Die Sammlung ist in mehreren Baulichkeiten untergebracht die sich im Suden der grossen Klosterkirche befinden Die Verwaltung der Bibliothek befindet sich heute im sogenannten Infirmeriebau aus dem 20 Jahrhundert hier sind auch die Lesesale zu finden Das Magazin findet sich im historischen Muhlengebaude von Balthasar Neumann in das eine Stahlkonstruktion eingezogen wurde Die Raumlichkeiten wurden mit Stahlregalen bestuckt Die Musikbibliothek der Abtei ist im Westteil dieses Gebaudes untergebracht Bestand BearbeitenDie Bibliothek der Abtei Munsterschwarzach erlebte seit ihrer Neugrundung im Jahr 1913 vor allem durch Stiftungen und Nachlasse einen grossen Bestandszuwachs Trotz ungenannter Einbussen wahrend des Zweiten Weltkrieges blieb der Bestand von etwa 60 000 Banden aus dem Jahr 1940 erhalten Den grossten Zuwachs erfuhr die Bibliothek im Jahr 2010 als die Bibliothek des Studienkollegs St Benedikt in Wurzburg aufgelost und die Bestande nach Munsterschwarzach mit etwa 31 600 Banden uberfuhrt wurden Der Abtei gelang es in dieser Zeit bereits einige der Bucher aus der bis 1803 bestehenden Vorgangerinstitution zuruckzuerwerben Aus dem Altbestand sind allerdings bis heute lediglich 41 Bucher aus der Vormoderne nach Munsterschwarzach zuruckgekehrt Die anderen Bestande aus der Zeit vor 1800 belaufen sich auf ca 10 000 Titel Besondere Bedeutung haben die 14 Inkunabeln und vier Handschriften Die Bedeutung der Musikwerke im Bestand mit 33 000 Einheiten ist ebenfalls hoch 1 Im Jahr 2016 umfasste die Sammlung zu Jahresbeginn etwa 296 000 Bucher und stieg bis ins Jahr 2021 auf ungefahr 315 000 Werke an Die elektronische Erfassung der Bestande begann erst im Jahr 2006 Die Papierkataloge wurde im Jahr 2008 geschlossen Im Jahr 2016 waren bereits 70 000 Bucher digital erfasst Die Bibliothek der Abtei nimmt heute am deutschen Leihverkehr teil und ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Katholisch Theologischer Bibliotheken Als wissenschaftliche Spezialbibliothek umfassen die Sammlungen folgende Schwerpunkte Theologie Dogmatik Pastoral Liturgie Patrologie Kirchengeschichte Ordensliteratur Benediktiner Aszetik klosterliche Lebensform Missionsliteratur Frankische Landeskunde Sonstiges unter anderem Belletristik fur die Konventsmitglieder Geschichte BearbeitenSiehe auch Geschichte des Klosters Munsterschwarzach Die Bibliothek des Mediatklosters bis 1802 Bearbeiten Die Geschichte der Abtei Munsterschwarzach die bereits im Fruhmittelalter beginnt ist eng verbunden mit dem Erwerb von Buchern Bereits die Vorgangerinstitution das sogenannte Kloster Megingaudshausen wurde in seiner Grundungsurkunde aus dem Jahr 816 von seinen Stiftern mit omnes nostros codices lat allen unseren Codices bedacht 2 Der Bestand der Bibliothek erfuhr durch den Munsterschwarzacher Abt Egbert im 11 Jahrhundert eine Vergrosserung Egbert brachte die Ideen der Gorzer Reform an den Main mit und benotigte Handschriften um sein Wissen im Konvent zu verankern Im 12 Jahrhundert umfasste die Klosterbibliothek insgesamt 183 Bucher Die Abtei unterhielt in der Zeit des Hochmittelalters wohl auch ein eigenes Skriptorium dessen Werke sich bis heute in mehreren Bibliotheken erhalten haben So gelangten Bucher aus Munsterschwarzach uber die Verbindungen von Abt Egbert ins heutige Osterreich und die Stifte Admont Lambach und Gottweig Daneben finden sich Zeugnisse auch im ehemaligen Kloster Amorbach in Erlangen Kapstadt und der Bodleian Library in Oxford Die Bibliothek erlebte im Verlauf des Mittelalters immer wieder Zerstorungen die von aussen in den Konvent getragen wurden Neben Fehden und Branden in den Jahren 1228 1283 und 1459 fuhrte vor allem der sogenannte Markgraflerkrieg der Jahre 1552 1554 zu Bestandsverlusten Am einschneidendsten waren die Zerstorungen durch den Bauernkrieg im Jahr 1525 Bucher verlor die Abtei aber auch im Jahr des Schwedeneinfalls 1632 und im Zuge der Sakularisation des Jahres 1803 3 Es gelang allerdings immer wieder auch die Bibliotheksbestande nicht unwesentlich zu erweitern Besonders viele Ankaufe sind unter Abt Johannes IV Burckhardt zu verzeichnen der die katholische Reform in den Munsterschwarzacher Konvent trug Erst im 17 und 18 Jahrhundert wurde der Buchbestand in grosserem Massstab erweitert Nach dem Dreissigjahrigen Krieg umfasste die Bibliothek insgesamt uber 900 Bucher von denen etwa die Halfte das machtige Folio Format aufwies 1785 sind bereits 1350 Bucher in Munsterschwarzach nachgewiesen Daneben hatten die Monche Bucher auf ihren Zellen die den Bestand noch erweiterten Die Bucher wurden ausweislich eines Inventars vom 3 Februar 1627 in elf Klassen eingeteilt die wohl als Systematikgruppen zu interpretieren sind Als im Jahr 1786 der Aufklarer Friedrich Karl Gottlob Hirsching in Munsterschwarzach weilte berichtete er von der Bibliothek sie ubertrafe in Ansehung der ausserlichen und vorzuglich der alten Drucke die Bibliothek zu Ebrach an neueren Werken herrscht aber hier fast in allen Fachern ein Mangel Hirsching fand die Bibliothek in insgesamt 19 Klassen eingeteilt vor und betonte die Raumwirkung der Buchersammlung die sich uber zwei Geschosse in einem eigens dafur errichteten Gebaude erstreckte Die Bibliothek der Missionsbenediktiner bis heute Bearbeiten Leiter der BibliothekName JahrePirmin Hugger OSB 1970 2013Rhabanus Erbacher OSB 4 2013 2021Ansgar Stufe OSB 5 seit 2021Mit dem Ende des Klosters im Zuge der Sakularisation konnten die Bucher nicht mehr langer vor Ort gelagert werden Die Beamten des Kurfurstentums Bayern liessen die Bucher am 30 August 1804 zu grossen Teilen nach Wurzburg verbringen Es existieren keine Verzeichnisse mehr die den Umfang der Sammlung zum Zeitpunkt der Auflosung beinhalten Ebenso ist der Verbleib unklar weil keine Verkaufslisten nachweisbar sind Die Bestande aus der ehemaligen Abtei wurden im Jahr 1945 beim Luftangriff auf Wurzburg fast vollstandig zerstort Nach diesem tiefen Einschnitt dauerte es bis in die 1910er Jahre bis das Gelande der Abtei von Missionsbenediktinern wiederbesiedelt wurde Die Monche erhielten in der Anfangszeit viele Bucherzuwendungen durch Stiftungen und Nachlasse die Uberfuhrung der Bucher aus dem Stammhaus St Ludwig bei Wipfeld fuhrte ebenfalls zu einer starken Bestandsvermehrung 6 Bereits im Jahr 1927 wurden die Bestande systematisch in Sachgruppen eingeteilt Im Jahr 1940 umfasste die Bibliothek des neuen Munsterschwarzacher Klosters bereits uber 60 000 Bande Erstmals erstellte man nun auch einen Bibliothekskatalog Im Jahr 1941 wurde das Kloster durch die nationalsozialistischen Behorden im sogenannten Klostersturm aufgelost In den Raumlichkeiten wurde ein Lazarett untergebracht Der Abtransport der Bucher konnte jedoch verhindert werden 7 In der Folge schrumpfte der Bucherbestand in der Bibliothek wieder weil die Buchersammlung mit dem wachsenden Krankenlager kollidierte Nach Kriegsende zogen wieder die Monche in die Raumlichkeiten ein Der Wiederaufbau der Bibliothek wurde massgeblich durch den Historiker P Rainer Kengel OSB vorangetrieben In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wuchs die Bibliothek stark an Die Folge waren mehrere Umzuge weil die Raume die wachsenden Bestande aufnehmen mussten 1972 wurde die Bibliothek im zweiten Obergeschoss des Infirmeriebaus untergebracht Das Magazin wurde im sogenannten Balthasar Neumann Bau der ehemaligen Klostermuhle untergebracht Seit 1976 nahm die Bibliothek alle Raume im Balthasar Neumann Bau ein Zwischen 1993 und 1996 musste der Neumann Bau renoviert werden Im Jahr 2015 wuchsen die Bestande der Bibliothek um die Bibliothek des Studienkollegs St Benedikt in Wurzburg Literatur BearbeitenFranziskus Bull Die Bibliotheksgeschichte der Benediktinerabtei Munsterschwarzach In Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige Bd 122 2011 EOS Verlag St Ottilien 2011 S 29 35 Pirmin Hugger Munsterschwarzach 1 Bibliothek der Abtei Munsterschwarzach In Bernhard Fabian Hrsg Handbuch der historischen Buchbestande in Deutschland Band 12 Hildesheim 1996 ISBN 3 487 09586 6 S 73 74 uni goettingen de Ludwig K Walter Bibliotheksfuhrer Theologie in Wurzburg Wurzburg2 1995 Franz Wenhardt Bearb Handbuch der katholisch theologischen Bibliotheken Verlag K G Saur Munchen London New York Paris3 1991 Siehe auch BearbeitenListe der Archive und Bibliotheken im Landkreis KitzingenEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig K Walter Bibliotheksfuhrer Theologie in Wurzburg Wurzburg2 1995 S 87 Franziskus Bull Die Bibliotheksgeschichte der Benediktinerabtei Munsterschwarzach In Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige Bd 122 2011 EOS Verlag St Ottilien 2011 S 29 Ludwig K Walter Bibliotheksfuhrer Theologie in Wurzburg Wurzburg2 1995 S 87 Stadtbucherei Iphofen Abteibibliothek Munsterschwarzach Geschichte abgerufen am 24 Oktober 2023 Abtei Munsterschwarzach Die Abteibibliothek eine bewegte Geschichte abgerufen am 24 Oktober 2023 Franz Wenhardt Bearb Handbuch der katholisch theologischen Bibliotheken Verlag K G Saur Munchen London New York Paris3 1991 S 114 Ludwig K Walter Bibliotheksfuhrer Theologie in Wurzburg Wurzburg2 1995 S 87 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bibliothek der Abtei Munsterschwarzach amp oldid 239374983