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Bertold Bischof von Livland auch Berthold Bertold Apostel der Liven Bertold von Loccum Bertholdus 12 Jahrhundert 24 Juli 1198 war der zweite Bischof in Livland Er war der Anfuhrer des ersten Livlandkreuzzuges und starb nach zweijahriger Amtszeit als Bischof in einer Schlacht gegen die Liven bei Riga Er wurde im Rigaer Dom bestattet und als Martyrer und Heiliger bis zur Reformationszeit verehrt Inhaltsverzeichnis 1 Quellenlage 2 Herkunft 3 Loccumer Abt 4 Missionstatigkeit in Livland unter Bischof Meinhard 5 Bischof in Livland 5 1 Wahl 5 2 1197 Sondierungsreise nach Livland 5 3 Livlandkreuzzug 1198 und Tod 6 Posthume Bedeutung 7 Forschungsdiskussion 8 Quellen 9 Literatur 9 1 Lexikaartikel 9 2 Monografien und Zeitschriftenartikel 10 AnmerkungenQuellenlage BearbeitenDie Quellenlage zu Bertold ist sparlich Die Hauptinformationen uber ihn ergeben sich aus erzahlenden Schriften Die wertvollsten Autoren sind der Chronist Arnold von Lubeck der zu Lebzeiten Bertolds wirkte und Heinrich von Lettland der zwar erst in den 1220er Jahren sein Werk verfasste aber im Gegensatz zu Arnold selbst in Livland war Zudem verweist der Zisterzienser Alberich von Troisfontaines zur Mitte des 13 Jahrhunderts auf die Predigttatigkeit Bertolds in Livland Ebenfalls im 13 Jahrhundert ist die Livlandische Reimchronik entstanden die die mundliche Tradition der baltischen Geschichte aufgreift und Informationen uber das Wirken der Protagonisten liefert zu denen auch Bertold zu zahlen ist Herkunft BearbeitenBertold stammt wahrscheinlich aus der einflussreichen Ministerialfamilie Schulte die im Erzstift Bremen ansassig war und bei der Kolonisation in der Umgebung von Stade aktiv gewesen ist Fur diese Abstammung spricht eine fruhzeitliche Tradition sowie der ubereinstimmende Leitname Bertold 1 Loccumer Abt Bearbeiten1187 wird Bertold als vierter Abt des Zisterzienserklosters Loccum erwahnt 2 Weil er im mittelalterlichen Abtskatalog des Loccumer Klosters nicht verzeichnet ist ist davon auszugehen dass er die Abtswurde nur sehr kurz innehatte Von seiner weiteren Tatigkeit im Kloster und einer moglichen Absetzung ist nichts uberliefert Bertold konnte aufgrund seiner Missionstatigkeit in Ungnade bei den Zisterziensern gefallen sein da sein Wirken als Missionar mit dem Predigtverbot des Generalkapitels schwer vereinbar war 3 Der Eintritt in ein Zisterzienserkloster war fur den Sohn einer Ministerialenfamilie der damaligen Zeit nicht unublich Das Kloster Loccum war zu Lebzeiten Bertolds die nachstgelegene Niederlassung und hatte trotz der Zugehorigkeit zur Diozese Minden enge Verbindungen zum Erzstift Bremen 4 Missionstatigkeit in Livland unter Bischof Meinhard BearbeitenDer Beginn der Missionstatigkeit Bertolds in Livland ist nicht exakt zu datieren Die Chronisten Arnold und Alberich berichten jedoch Bertold habe sich vor seiner Bischofserhebung schon langere Zeit in Livland aufgehalten 5 Fruhestens 1188 reiste er erstmals nach Livland um den Missionsbischof Meinhard bei dessen Bekehrungsvorhaben zu unterstutzen Wahrscheinlicher ist aber dass er erst 1193 oder 1194 nach Livland aufgebrochen ist da Meinhard am 17 April 1193 durch eine Papstbulle privilegiert wurde Mitstreiter fur die Mission in Livland aus Ordensgemeinschaften anzuwerben 6 Bischof in Livland BearbeitenWahl Bearbeiten Nach dem Tod des ersten livlandischen Bischofs Meinhard im Oktober 1196 wurde Bertold vom Domkapitel in Uxkull und livischen und deutschen Christen im Herbst 1196 zum Nachfolger bestimmt 7 Es wird berichtet dass sein Lebenswandel von den Liven geschatzt wurde Deshalb wunschten sie sich den fruheren Mitstreiter Meinhards als Nachfolger Nach der Wahl in Livland zogerte Bertold anfangs mit der Ubernahme einer so ehrenvollen und gefahrlichen Aufgabe Er reiste dann aber im Spatherbst 1196 oder spatestens im Fruhjahr 1197 nach Bremen um sich vom Metropoliten Hartwig II zum Bischof weihen zu lassen da die Suffragandiozese Livland zum Erzbistum Hamburg Bremen gehorte 1197 Sondierungsreise nach Livland Bearbeiten Nach der Weihe reiste er in seine Diozese zuruck und begab sich zuerst nach Uxkull seinem Bischofssitz Daraufhin segelte er dunaabwarts nach Holme wo er auf heftigen Widerstand von Seiten der einheimischen Bevolkerung traf Sie unterstellten ihm dass er sich mit Hilfe des Bischofsamts bereichern wollte Die Liven schmiedeten deshalb Plane ihn umzubringen und Bertold musste vor der aufgebrachten Bevolkerung fliehen Er segelte uber Gotland zuruck nach Niedersachsen 8 Livlandkreuzzug 1198 und Tod Bearbeiten Nachdem er vom Papst Coelestin III auf eigenes Gesuch hin ein Reskript erhalten hatte welches einen Kreuzzug nach Livland mit dem nach Jerusalem gleichstellte begann Bertold mit der Kreuzzugspredigt in Sachsen Westfalen und Friesland 9 Zusatzlich wurde sein Kreuzzugsunternehmen durch eine Papstbulle von 1196 gestutzt die Theoderich von Treyden beim Papst erwirkt hatte und die den Inhalt hatte dass freiwillig Getaufte zum Verbleib im Glauben gezwungen werden sollten 10 Bertold warb also ein Heer an welches sich im Fruhjahr Sommer 1198 in Lubeck versammelte Der Aufruf zum Kreuzzug war in den Kirchen Sachsens Westfalens und Frieslands verkundet worden Nachdem das etwa 1000 Mann starke Heer bestehend aus Rittern Klerikern und Kaufleuten nach Livland ubergesetzt hatte fuhrte Bertold die Kampfer gegen die mehrheitlich vom Glauben abgefallenen Liven die sich seiner Forderung nach einer Ruckkehr zum christlichen Glauben widersetzten Nach zwischenzeitlichen Friedensverhandlungen in denen die Liven die friedliche Mission forderten der Bischof aber auf seiner Forderung zum christlichen Bekenntnis aller Getauften beharrte kam es am 24 25 Juli auf einer Sanddune nahe der spateren Stadt Riga zum Kampf zwischen dem Kreuzfahrerheer und den Liven Die Liven waren zuvor nicht bereit gewesen Bertold Geiseln als Beweis fur ihre friedfertige Gesinnung zu ubergeben und hatten zusatzlich durch Uberfalle auf einige Deutsche den Angriff des Kreuzfahrerheeres provoziert Bertold der das Heer in der Schlacht anfuhrte geriet mit seinem Ross unter die fliehenden Liven die ihn umgehend toteten 11 Sein Leichnam wurde in der Kathedralkirche von Uxkull bestattet und wahrscheinlich 1229 oder 1230 in den Rigaer Dom uberfuhrt wo Bertold in der Nahe des Altars neben seinem Vorganger Meinhard seine letzte Ruhe fand Posthume Bedeutung BearbeitenUnmittelbar nach Bertolds Tod begann die Verherrlichung seiner Person So wird berichtet dass sein Leichnam auf dem Schlachtfeld am Tag nach der Schlacht unangetastet gefunden wurde 12 Bertold wurde in der Anfangszeit der livlandischen Kirche als Martyrer bewundert und als Seliger und Heiliger verehrt Die herausragende Stellung seiner Person zeigt sich auch in der Tatsache dass seinem Grab unmittelbar neben dem Heilig Kreuz Altar eine zentrale Rolle im Rigaer Dom zugewiesen wurde 13 Auch innerhalb des Zisterzienserordens wurde des Martyrers Bertold gedacht Er ermutigte innerhalb und ausserhalb des Ordens die Missionare dieser Zeit durch sein Martyrium Das Grabmal und die Verehrung Bertolds haben die Reformationszeit nicht uberstanden 14 Forschungsdiskussion BearbeitenDie Person Bertold und seine Rolle bei der Missionierung Livlands rufen kontroverse Diskussion in der Wissenschaft hervor So treten Selart und Zuhlke der Auffassung entgegen dass ein Wechsel in der Missionspolitik in Livland von einer friedlichen Politik unter Meinhard hin zu einer gewaltsamen nach dem Tod Meinhards ausschliesslich durch Bertold begrundet wurde Mit Bertold als Anfuhrer des ersten Livlandkreuzzuges wurde zwar ein symbolischer Wechsel in der Missionstatigkeit in Livland vollzogen 15 doch gibt es reichlich Anzeichen dafur dass die Vorbereitungen fur einen solchen Zug schon unter Meinhard getroffen wurden und Bertold somit nicht der alleinige Initiator war Selart verweist darauf dass schon zu Zeiten Meinhards bewaffnete Manner bei der Missionierung gegenwartig waren und es zudem zwangslaufig zur Sicherung des Kirchenbesitzes in Livland Gewaltmittel bedurfte da die Unstimmigkeiten mit den Liven nicht friedlich gelost werden konnten 16 Zuhlke erwahnt eine Kreuzzugsgenehmigung des Papstes Coelestin III die aus den Schilderungen Heinrichs von Lettlands abgeleitet werden kann Diese Bulle erwirkte Meinhard beim Papst durch seinen Mitstreiter Theoderich von Treiden 17 Der Gedanke eines Kreuzzuges gegen die Liven war so Zuhlke schon zu Meinhards Lebzeiten existent Zudem griff bereits Meinhard in die lokalen Herrschaftsstrukturen ein indem er den Burgenbau in Uxkull und Holme initiierte Zuhlke zieht aus diesen Ereignissen den Ruckschluss dass Meinhard zu der Erkenntnis gelangt sein konnte dass eine rein friedliche Livenmission nicht mehr ausreichend war um eine Missionierung Livlands zu gewahrleisten Zudem war die Entsendung Theoderichs zum heiligen Stuhl eine gezielte Aktion Meinhards um das Einverstandnis des Papstes fur einen Livlandkreuzzug einzuholen 18 Hellmann und Hucker gehen der Frage nach inwieweit Bertold bei seinem Missionswerk durch fremde Krafte beeinflusst wurde Hucker sieht an erster Stelle die hanseatischen Kaufleute die an einer Sicherung ihres Handelsstandorts in Livland interessiert waren und den Bischof fur ihre Interessen gewinnen konnten Als Ursache sieht Hucker die enge Verbindung von Geistlichkeit Politik und Handel bei der Aufsegelung Livlands Enge verwandtschaftliche Beziehungen fuhrten zu einer Bundelung der Interessen aber auch zu einer Instrumentalisierung der Geistlichkeit durch die Handelsleute wie er in seinen prosopographischen Studien zur bremisch stadischen Ministerialitat und ihrer Rolle bei der Aufsegelung Livlands nachweist Hellmann zufolge stutzte sich Bertold bei seiner Missionstatigkeit auf die Unterstutzung des Erzbistums Hamburg Bremen und der Kurie die die Mission in Livland als Eintrittstor in russisch orthodoxes Gebiet vorantreiben und somit den Kreuzzugsgedanken gen Osten umleiten wollte 19 Auch Lilje verweist darauf dass Livland fur die Kirche von wachsendem Interesse war und der Kreuzzugsgedanke durch Bertold in dieses Gebiet Einzug hielt 20 Quellen BearbeitenAlbrici monachi Triumfontium Chronicon hrsg von Scheffer Boichorst Paul MGH SS 23 Hannover 1874 Arnoldi chronica Slavorum Ed J M Lappenberg in Monumenta Germaniae historica Scriptores Bd 21 Hannover 1869 Heinrich von Lettland Chronicon Livoniae In Leonid Arbusow und Albert Bauer Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 31 Heinrichs Livlandische Chronik Heinrici Chronicon Livoniae Hannover 1955 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Livlandische Reimchronik hrsg von Meyer Leo Paderborn 1876Literatur BearbeitenLexikaartikel Bearbeiten Friedrich Wilhelm Bautz Berthold Bischof von Livland In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band 1 Hamm 1975 Sp 553 August Hermann Francke Berthold Apostel der Liven In Wetzer Welte Kirchen Lexikon oder Encyklopadie der katholischen Theologie 4 Band 1850 S 470 472 Manfred Hellmann Berthold Bischof von Livland In Lexikon des Mittelalters Band 1 Munchen 2003 Sp 2031 Bertholdus In Vollstandiges Heiligen Lexikon Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler und Franz Joseph Heim Band 1 Augsburg 1858 S 473Monografien und Zeitschriftenartikel Bearbeiten Hermann von Bruiningk Messe und kanonisches Stundengebet nach dem Brauche der Rigaschen Kirche im spateren Mittelalter Riga 1904 S 373 Anette Grossbongardt Uwe Klussmann u Norbert F Potzl Hrsg Die Deutschen im Osten Europas Eroberer Siedler Vertriebene Munchen 2011 S 51 Manfred Hellmann Das Lettenland im Mittelalter Studien zur ostbaltischen Fruhzeit und lettischen Stammesgeschichte insbesondere Lettgallens Munster und Koln 1954 S 112 120 Bernd Ulrich Hucker Der Zisterzienserabt Bertold Bischof von Livland und der erste Livlandkreuzzug In Manfred Hellmann Hrsg Studien uber die Anfange der Mission in Livland Sigmaringen 1989 S 39 64 Hanns Lilje Berthold Abt zu Loccum Martyrerbischof in Livland In Ambrosius Schneider Hrsg Die Cistercienser Geschichte Geist Kunst Koln 1977 S 115 117 Mark R Munzinger The profits of the Cross merchant involvement in the Baltic Crusade c 1180 1230 in Journal of Medieval History 32 2006 S 132 165 Digitalisat Raoul Zuhlke Bischof Meinhard von Uxkull Ein friedlicher Missionar Ansatze zu einer Neubewertung Ein Quellenkundlicher Werkstattbericht In Hansische Geschichtsblatter hrsg vom hansischen Geschichtsverein Jahrgang 127 2009 S 101 121 Anti Selart Livland und die Rus im 13 Jahrhundert Koln 2007 Franz Winter Die Zisterzienser des nordostlichen Deutschlands Ein Beitrag zur Kirchen und Kulturgeschichte des deutschen Mittelalters 1 Teil Neudruck der Ausgabe 1868 71 Aalen 1966 S 221 224 Anmerkungen Bearbeiten Vgl Bernd Ulrich Hucker Der Zisterzienserabt Bertold Bischof von Livland und der erste Livlandkreuzzug In Manfred Hellmann Hrsg Studien uber die Anfange der Mission in Livland Sigmaringen 1989 S 40f Calenberger Urkundenbuch Herausgegeben von Wilhelm von Hodenberg Dritte Abtheilung Archiv des Stifts Loccum Hannover 1858 Band 3 Nr 16 17 Vgl Hanns Lilje Berthold Abt zu Loccum Martyrerbischof in Livland In Ambrosius Schneider Hrsg Die Cistercienser Geschichte Geist Kunst Koln 1977 S 115 Vgl Hucker Bertold S 43 Vgl Hucker Bertold S 41 Arnoldi chronica Slavorum Ed J M Lappenberg in Monumenta Germaniae historica Scriptores Bd 21 Hannover 1869 S 211 Albrici monachi Triumfontium Chronicon hrsg von Scheffer Boichorst Paul MGH SS 23 Hannover 1874 S 872 Vgl Friedrich Georg v Bunge Hrsg Liv Est und Kurlandisches Urkundenbuch Band 1 Reval 1853 Nr 11 Im Zuge dieser Anwerbungsmassnahme ist vermutlich auch Bertold nach Livland gelangt Vgl Hucker Bertold S 40f Heinrich von Lettland II 2 S 10 Arnold von Lubeck V 30 S 211 Heinrich von Lettland I 12 Heinrich von Lettland II 6 Arnold von Lubeck V 30 S 212 Vgl Hucker Bertold S 52 Hermann von Bruiningk Messe und kanonisches Stundengebet nach dem Brauche der Rigaschen Kirche im spateren Mittelalter Riga 1904 S 373 Vgl Lilje Berthold S 116 Hucker Bertold S 52f Vgl Manfred Hellmann Das Lettenland im Mittelalter Studien zur ostbaltischen Fruhzeit und lettischen Stammesgeschichte insbesondere Lettgallens Munster und Koln 1954 S 119 Vgl Anti Selart Livland und die Rus im 13 Jahrhundert Koln 2007 S 71f Vgl Raoul Zuhlke Bischof Meinhard von Uxkull Ein friedlicher Missionar Ansatze zu einer Neubewertung Ein Quellenkundlicher Werkstattbericht In Hansische Geschichtsblatter hrsg vom hansischen Geschichtsverein Jahrgang 127 2009 S 104 Vgl Zuhlke Bischof Meinhard S 118 Vgl Hellmann Lettenland S 116 Vgl Lilje Berthold S 115 VorgangerAmtNachfolgerMeinhard von SegebergBischof von Uexkull 1196 1198Albert von BuxthoevenNormdaten Person GND 1044941669 lobid OGND AKS VIAF 305432852 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME BertholdKURZBESCHREIBUNG Bischof von LivlandGEBURTSDATUM 12 JahrhundertSTERBEDATUM 24 Juli 1198STERBEORT Livland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berthold Livland amp oldid 235785859