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Bernhard von Cluny oder Bernhard von Morlaix lat Bernardus Cluniacensis oder Bernardus Morlanensis war ein Benediktinermonch in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts Er war Dichter Satiriker und Verfasser geistlicher Lieder Er ist der Autor des beruhmten meist in Versen geschriebenen Werkes Von der Verachtung der Welt Von einem abgewandelten Zitat aus diesem Werk ist der Titel von Umberto Ecos Roman Der Name der Rose abgeleitet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Der Name der Rose 4 Literatur 5 Quellen 6 WeblinksLeben BearbeitenDas Land seiner Geburt und Kindheit ist unbekannt 1 Da er Morlanensis in anderen Handschriften Morvalensis and Morlacensis genannt wird glauben die meisten Schreiber dass er in Morlaix in der Bretagne geboren wurde Andere glauben dass dieser Name sich auf Morlaas im sudwestfranzosischen Bearn bezieht 2 John Pits Scriptores Angliae Saec XII schreibt im 16 Jahrhundert er sei englischer Herkunft gewesen was nicht ausgeschlossen ist da der Beiname Morlanensis im 12 Jahrhundert fur eine Person aus dem Ort Morley in Norfolk 3 belegt ist Es steht fest dass Bernhard in der Zeit von Petrus Venerabilis 1122 1156 Cluniazensermonch war denn sein beruhmtes Werk hat er diesem Abt gewidmet Es konnte um 1140 geschrieben worden sein Wahrend viele Historiker annahmen Bernhard sei Monch in Cluny selbst gewesen deutet ein Satz im Prolog seines Werkes darauf hin dass er tatsachlich im Cluniazenserpriorat Nogent le Rotrou lebte Bernhard schreibt namlich an Abt Petrus Vor einiger Zeit als Du in Nogent warst warst Du so freundlich ein anderes meiner kleinen Werke anzunehmen Nun also uberreiche ich Dir dieses Werk 4 Er ist nicht identisch mit dem gleichfalls unter dem Namen Bernhard von Cluny bekannten Verfasser der Consuetudines Cluniacenses welche um 1080 85 entstanden Werk BearbeitenDe Contemptu Mundi Von der Verachtung der Welt oder Von der Geringschatzung der Welt enthalt in drei Buchern knapp 3000 Verse und ist grosstenteils eine sehr bittere Satire uber die moralische Verwahrlosung der Zeit des monchischen Dichters Er schont niemanden Priester Nonnen Bischofe Monche und sogar Rom selbst werden gnadenlos fur ihre Fehler gegeisselt Aus diesem Grunde wurde es zuerst von Matthias Flacius gedruckt als einer seiner testes veritatis oder Zeugen der tiefsitzenden Verderbnis der mittelalterlichen Kirche Varia poemata de corrupto ecclesiae statu Basel 1557 und wurde im 17 und 18 Jahrhundert oft von Protestanten nachgedruckt Dieser christliche Juvenal geht nicht auf planmassige Weise gegen die Laster und Torheiten seiner Zeit vor Es wurde gesagt dass seine Gedanken sich um zwei Dinge drehten den fluchtigen Charakter aller weltlichen Vergnugen und die Ewigkeit geistiger Freuden Bernhard von Cluny ist ein wahrhaft lyrischer Schreiber der von einem Thema zum anderen getrieben wird durch die unbandige Macht asketischer Meditation und die erhabene Grosse seiner eigenen Verse worin bis heute eine heftige Aufwallung poetischen Zornes zu spuren ist Seine detailgenau ausgearbeiteten Bilder von Himmel und Holle waren Dante moglicherweise bekannt die gluhende Kalte das gefrierende Feuer der nagende Wurm die aufgewuhlten Fluten sowie das herrliche Idyll des Goldenen Zeitalters und die Pracht des Himmlischen Reiches werden mit Worten geschildert die zeitweise die Hohe von Dantes Genie erreichen Die Ungeheuerlichkeit der Sunde der Zauber der Tugend die Qual eines schlechten Gewissens die Annehmlichkeit eines gottesfurchtigen Lebens wechseln einander ab wie Himmel und Holle die Themen seines erhabenen Dithyrambus Er halt sich nicht mit Gemeinplatzen auf immer wieder kommt er auf die Boshaftigkeit des Weibes zuruck eine der feurigsten Anklagen des Geschlechts auf die Ubel von Wein Geld Bucherwissen Meineid Wahrsagerei usw Dieser Meister eines eleganten kraftvollen und uberreichen Lateins kann keine Worte finden die stark genug sind um seinen heiligen Zorn uber die moralische Treulosigkeit seiner Generation auszudrucken in der er nahezu niemanden findet der geistig einwandfrei ist Junge und simonistische Bischofe unterdruckende Vertreter kirchlicher Gemeinden die Beamten der Kurie papstliche Legaten und der Papst selbst werden mit keiner geringeren Strenge behandelt als bei Dante oder in den Statuen mittelalterlicher Kathedralen Es sei hinzugefugt dass im Mittelalter die Regel galt Je frommer der Chronist desto schwarzer seine Farben Die erste Halfte des 12 Jahrhunderts sah das Heraufkommen mehrerer neuer Folgen der Verweltlichung die einer fruheren und auf einfachere Weise religiosen Zeit unbekannt waren das Anwachsen von Handel und Gewerbe als Ergebnis der Kreuzzuge die zunehmende Unabhangigkeit der mittelalterlichen Stadte die Verweltlichung benediktinischen Lebens das Aufkommen von Prunk und Luxus in einer bis dahin rauen feudalen Welt die Reaktion auf den entsetzlichen Konflikt zwischen Staat und Kirche in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts Der Gesang des Clunianzensers ist ein gewaltiger Schmerzensschrei ausgestossen von einer zutiefst religiosen und gleichermassen mystischen Seele im langsam erwachenden Bewusstsein einer neuen Ordnung menschlicher Ideale und Sehnsuchte Der undurchsichtige und uneinheitliche Fluss seiner Anklage wird zeitweise auf dramatische Weise durch fluchtige Eindrucke einer gottlichen Ordnung der Dinge angehalten die entweder in ferner Vergangenheit oder in der nahen Zukunft liegt Der Dichter Prediger ist auch Prophet der Antichrist sagt er sei in Spanien geboren Elias sei im Orient auferstanden Die letzten Tage stunden bevor und es sei notwendig fur den wahren Christen aufzuwachen und bereit zu sein fur die Auflosung einer inzwischen unertraglich gewordenen Ordnung in der die Religion selbst nunmehr durch Frommelei und Heuchelei gepragt ist Das Metrum seines Werks ist nicht weniger einmalig als dessen Ausdrucksweise in drei Abschnitten ein Daktylischer Hexameter ohne Ubergange mit Endreimen und einem femininen Leoninischen Reim zwischen den ersten beiden Abschnitten die Verse sind unter dem Fachbegriff leonini cristati trilices dactylici bekannt und so schwierig in grosser Zahl auszufuhren dass der Schreiber fur das Vollbringen einer solchen Leistung uber so lange Zeit als Hauptkraft gottliche Inspiration beansprucht Impuls und Einstromen des Geistes der Weisheit und des Verstehens Das Werk beginnt mit den Worten Hora novissima tempora pessima sunt vigilemus Ecce minaciter imminet arbiter ille supremus Imminet imminet ut mala terminet aequa coronet Recta remuneret anxia liberet aethera donet Die letzte Stunde die schlimmste aller Zeiten ist gekommen Erwacht Seht die drohende Ankunft des hochsten Richters Er kommt er kommt das Bose zu beenden das Gerechte zu kronen das Gute zu belohnen die Angstvollen zu erlosen die Himmel zu offnen dd Eine wahrhaft feierliche und herrliche Lyrik reich und klangvoll jedoch bei Gefahr der Ubersattigung nicht dafur gedacht in einem Zug gelesen zu werden Bernhard von Cluny ist ein belesener Schreiber sein Werk hinterlasst einen vorzuglichen Eindruck von der Kultur des Lateins der benediktinischen Kloster Frankreichs und Englands in der ersten Halfte des 12 Jahrhunderts Das moderne Interesse englischsprachiger Kreise an diesem halbdunklen Dichter richtet sich auf die lieblichen Hymnen von ausnehmender Frommigkeit Warme und Feinheit des Gefuhls die von dieser reisserischen Satire ausgeht besonders beruhmt wurde Hora novissima zu deren Text der amerikanische Komponist Horatio Parker im Jahre 1893 das Oratorium Urbs Sion aurea Jerusalem the Golden schrieb Bernhards bis heute popularster Text ist der Marienhymnus Omni die dic Mariae Er ist nicht unter seinem Namen uberliefert gilt jedoch aufgrund sprachlich stilistischer Merkmale als sein Werk Einige weitere lange Gedichte von ihm sind erhalten De Trinitate et de fide Catholica 1402 Zeilen De castitate servanda 524 Zeilen In libros Regum 1018 Zeilen und De octo vitiis 1399 Zeilen Der Name der Rose BearbeitenEine Zeile Bernhards uber den Untergang der antiken Stadt Rom lat Roma variierte Umberto Eco in seinem Roman Der Name der Rose auf die Verganglichkeit der Rose lat rosa Stat Roma Eco rosa pristina nomine nomina nuda tenemus 5 Das alte Rom steht nur noch als Name uns bleiben nur nackte Namen Bei Eco ist zu ubersetzen Die Rose von einst steht nur noch als Name Mit diesem Satz endet Ecos Werk Wahrend es Bernhard um die Verganglichkeit aller irdischen Grosse geht bezieht der Schreiber in Ecos Roman sich auf die Fluchtigkeit menschlicher Existenz und das unaufhaltsame Verschwinden der realen Gegenwart in die nur noch erinnerte Vergangenheit Zugleich spielt Eco auf ein Thema der mittelalterlichen Philosophie an die Frage ob sprachliche Begriffe Universalien eine eigenstandige Realitat haben wenn es keine physisch existierenden Exemplare der von ihnen bezeichneten Gattung gibt Der mittelalterliche Philosoph Abaelard benutzte das Beispiel dass die Rose auch wenn es keine Rosen gibt weiterbestehe aber nur als Name das heisst als Wortbedeutung in der Sprache nicht als Realitat 6 Literatur BearbeitenBernardus Morlanensis De contemptu mundi Une vision du monde vers 1144 Bernard le Clunisien Latein Text frz Ubers Einleitung und Anmerkungen von Andre Cresson Temoins de notre histoire Turnhout 2009 The Scorn of the World A Poem in Three Books ubers u hrsgg v Henry Preble u Samuel Macauley Jackson In The American Journal of Theology Bd 10 1 1906 S 72 101 Prolog und Buch 1 online Bd 10 2 1906 S 286 308 Buch 2 online Bd 10 3 1906 S 496 516 Buch 3 online Scorn for the world Bernard of Cluny s De contemptu mundi Latein Text mit engl Ubers und Einl von Ronald E Pepin Colleagues Press East Lansing Michigan 1991 Katarina Halvarson Hg Bernardi Cluniacensis Carmina de Trinitate et de fide Catholica De castitate servanda In libros Regum De octo vitiis Stockholm Almquist amp Wiksell 1963 Acta Universitatis Stockholmiensis Studia Latina Stockholmiensia 11 John Balnaves Bernard of Morlaix The Literatur of Complaint the Latin Tradition and the Twelfth Century Renaissance Phil Diss Australian National University Canberra 1997 onlineQuellen BearbeitenDer Abschnitt Werk dieses Artikels ist zum grossten Teil eine Ubersetzung von T Shahan Bernard of Cluny In The Catholic Encyclopedia Bd 2 1907 online Zum folgenden John Balnaves Bernard of Morlaix The Literatur of Complaint the Latin Tradition and the Twelfth Century Renaissance Phil Diss Australian National University Canberra 1997 Kap 1 Abschnitt He remains an Englishman James Westfall Thompson On the identity of Bernard of Cluny In The journal of theological studies 8 1907 S 394 400 behauptete Bernhard entstamme einer Feudalfamilie von Montpellier in Languedoc und sei in Murles geboren einem Besitztum dieser angesehenen Familie des Weiteren sei er der erste Monch von St Sauveur d Aniane gewesen sein von wo er unter Abt Pontius von Melgueil 1109 1122 nach Cluny gegangen sei s englische Wikipedia Morley Norfolk De contemptu mundi Prologus De contemptu mundi Buch I Z 952 William J Hoye Hilfsgerust zum Thema Der Ausdruck Der Name der Rose bei Peter Abaelard 1079 1142 Auf Hoye de PDF 109 1 kB abgerufen am 24 Februar 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Bernardus Cluniacensis Quellen und Volltexte Latein nbsp Wikiquote Bernhard von Cluny Zitate Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 De Contemptu Mundi Libri Duo thelatinlibrary com Normdaten Person GND 10093790X lobid OGND AKS LCCN n88682250 VIAF 113145543815296660002 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bernhard von ClunyALTERNATIVNAMEN Bernhard von Morlaix Bernardus Cluniacensis Bernardus MorlanensisKURZBESCHREIBUNG englischer oder franzosischer Benediktinermonch Dichter und SatirikerGEBURTSDATUM 11 Jahrhundert oder 12 JahrhundertSTERBEDATUM 12 Jahrhundert oder 13 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernhard von Cluny amp oldid 220519759