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Bernhard Villinger 13 Dezember 1889 in Mannheim 12 Februar 1967 in Freiburg im Breisgau war ein deutscher Arzt Standespolitiker Bergsteiger Skifahrer Filmproduzent Regisseur Aufnahmeleiter Drehbuchautor Filmdarsteller und Arktisforscher 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Schule und Studium 1 3 Sportliches Engagement 1 4 Weitere Entwicklung 2 Veroffentlichungen 3 Filmografie 4 Funktionen 5 Ehrungen 6 Mitgliedschaften 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Er war Sohn des romisch katholischen Kaufmanns Adolf Villinger 1854 1915 und dessen Ehefrau Wilhelmine 1859 1940 geborene Rogg der Tochter eines Bierbrauers aus Lenzkirch Beide unterhielten in Mannheim ein angesehenes Haushaltswarengeschaft Bernhard Villinger hatte vier Geschwister 2 Im Jahr 1918 heiratete er in Freudenstadt die aus Schramberg stammende Arzttochter Martha 1895 1981 geborene Haerle Aus dieser Ehe gingen zwei Tochter hervor 3 Schule und Studium Bearbeiten Zwischen 1895 und 1908 besuchte er in Mannheim die Volksschule und das humanistische Grossherzogliche Gymnasium an dem er die Reifeprufung ablegte Danach leistete er bis 1909 als Einjahrig Freiwilliger bei dem in Munchen am Oberwiesenfeld stationierten Koniglich Bayerischen 2 Infanterie Regiment Kronprinz seinen Militardienst Von 1910 bis 1914 studierte Villinger an der Albrecht Ludwigs Universitat in Freiburg im Breisgau Medizin wo er nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1919 bei Carl Noeggerath promoviert wurde 3 Sportliches Engagement Bearbeiten Schon als Student zahlte Villinger zu den Mitgliedern des von Aktiven des Freiburger FC begrundeten Akademischen Ski Clubs Freiburg im Breisgau zu dessen Vorstand er gewahlt wurde 4 Er hatte sich aus Freude an sportlichen Experimenten und Abenteuerlust fur den Skisport begeistert auch aus Abneigung gegen schlagende Studentenverbindungen 2 Bis etwa 1914 war Villinger mehrfach bei den Internationalen Skimeisterschaften am Holmenkollen bei Kristiania erfolgreich 4 Zusammen mit Odo Deodatus I Tauern grundete er im Herbst 1922 auf dem Feldberg im Schwarzwald eine Ortsgruppe des Ski Clubs Schwarzwald 5 Weitere Entwicklung Bearbeiten Als im Fruhjahr 1912 bekannt wurde dass Roald Amundsen 1911 als erster Mensch den Sudpol erreicht hatte beschloss Villinger an einer Expedition in die Arktis teilzunehmen 2 Der 24 jahrige Villinger schloss sich im Sommer 1913 zusammen mit den beiden Freiburgern Sepp Allgeier und Rudolf Biehler Deutscher Meister Nordische Kombination 1909 sowie dem aus Schweinfurt stammenden Gerhard Graetz 1890 1977 6 der von dem in Frankfurt am Main ansassigen Polarforscher Theodor Lerner initiierten und geleiteten Hilfsexpedition an um die auf Spitzbergen vermisste Expedition von Herbert Schroder Stranz aufzufinden 7 Dabei unternahmen sie von ihrem Schiff Lovenskiold aus zwei 60 tagige Expeditionen mit Schlittenhunden um den Verbleib der Gesuchten zu erkunden letztlich ergebnislos 4 Als Kandidat der Medizin erschien Villinger dabei als geeignet mehr als nur Erste Hilfe zu leisten 8 Das Expeditionsziel schlug fehl aber Villinger ubernahm die Regie des zusammen mit dem 18 jahrigen Allgeier realisierten Dokumentarfilms Die Tragodie der Schroder Stranz Expedition 9 Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde Villinger als Kandidat der Medizin zunachst als Feldunterarzt eingesetzt spater als Assistenzarzt Er war zunachst im 2 Feldlazarett des XIV Armee Korps tatig ab Juni 1915 beim 4 Badischen Infanterie Regiment Prinz Wilhelm Nr 112 in der Champagne sowie bei den wahrend des Kriegsverlaufes aufgestellten Infanterie Regimentern 470 und 363 Fur die Vorbereitung seines im Januar 1916 abgelegten Staatsexamens hatte man ihn von der Westfront beurlaubt Im November 1918 wurde er als Oberarzt der Reserve aus dem Militardienst entlassen 3 Fur seine Verdienste erhielt er mehrfach Auszeichnungen so die silberne Verdienstmedaille am Bande die Karl Friedrich Militar Verdienstmedaille das Verdienstkreuz des Ordens vom Zahringer Lowen den Militar Karl Friedrich Verdienstorden und das Ritterkreuz des Ordens vom Zahringer Lowen 10 Nach dem Krieg war Villinger zwischen 1919 und 1921 als niedergelassener praktischer Arzt in Schramberg tatig Uber die vom Akademischen Ski Club Freiburg betriebene Skihutte die Grublehutte am Feldberg kam er wieder in Kontakt zu seinem Freundeskreis 2 Als Skilaufer agierte er als Darsteller in Arnold Fancks Film Das Wunder des Schneeschuhs 1919 1920 bei dem sein Freund Allgeier virtuos die Kamera fuhrte 11 Auch an dessen zweitem Teil Eine Fuchsjagd auf Skiern durchs Engadin 1921 22 beteiligte sich Villinger als Skilaufer 12 Neben Allgeier war Villinger derjenige der dank beachtlicher korperlicher Kraft rettend eingreifen konnte wenn jemand ins Seil sturzte 2 nbsp Briefkopf mit Bildmarke der Berg und Sport Film G m b H 1920er JahreIm Jahr 1921 trat Villinger als Gesellschafter 13 in die im Vorjahr auf Initiative von Odo Deodatus I Tauern mit Arnold Fanck in Freiburg neu gegrundete Filmproduktionsfirma Berg und Sport Film G m b H ein 14 3 15 Die Hyperinflation setzte diesen Aktivitaten ein vorzeitiges Ende Villinger blieb dem Skifahren und den Bergen treu hielt Vortrage uber seine Expeditionen und Bergtouren 2 16 Von Marz bis Oktober 1926 war Villinger an einer Arktis Expedition im Auftrag der UFA nach Spitzbergen und Gronland beteiligt 3 an der auch Sepp Allgeier Richard Angst und Albert Benitz als Kameraleute teilnahmen ausserdem der Bruder von May Bellinghausen Harry 2 Bei dem dabei entstandenen Stummfilm Milak der Gronlandjager der 1928 in Berlins Mozartsaal uraufgefuhrt wurde fuhrte Villinger zusammen mit Georgi Asagarow die Regie 17 Wahrend der Dreharbeiten auf Spitzbergen erkrankte einer der Darsteller der Kunstmaler Waldemar Coste an einer Appendizitis Villinger operierte ihn zweimal unter primitivsten Umstanden und rettete ihm das Leben 18 In den Jahren 1927 bis 1932 war Villinger Mitglied des international besetzten Forschungsrates der 1924 gegrundeten Aeroarctic Internationale Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis mit dem Luftschiff mit Sitz in Berlin 2 19 Wahrend dieser Zeit besuchte er 1929 einen Kongress zu Meteorologie und Physik des Geophysikalischen Zentralobservatoriums in Leningrad 2 Unter Leitung des Australiers Hubert Wilkins und des Norwegers Harald Ulrik Sverdrup beteiligte sich Villinger 1931 als Arzt und Wissenschaftler an der offentlichkeitswirksamen Nautilus Expedition zum Nordpol die allerdings aufgrund technischer Probleme nur teilweise erfolgreich war 20 Villingers Aufgabe an Bord des U Bootes waren physikalische Schweremessungen 2 Ab 1933 war Villinger in Freiburg im Breisgau als praktischer Arzt und Geburtshelfer in der Schwarzwaldstrasse 4 niedergelassen und betrieb daneben eine Fabrikation chemotherapeutischer Praparate in der Starkenstrasse 15 21 Der Aufbau einer Praxis erwies sich zu dieser Zeit jedoch als schwierig so dass er sich darum bemuhte eine Zulassung zu erhalten um die zum Reichsarbeitsdienst einzuziehenden jungen Manner untersuchen zu konnen Um eine Chance dafur zu bekommen trat er in die NSDAP ein 2 Von 1936 bis 1944 war er Prasident des Freiburger FC 22 Der 50 jahrige Villinger war enttauscht als er 1940 anlasslich des Unternehmens Weserubung nicht von der Wehrmacht einberufen wurde um seine Expertise fur Norwegen mit einbringen zu konnen Erst in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges wurde er als Arzt zum Volkssturm im Elsass dienstverpflichtet 2 3 Nach seiner Entnazifizierung durch die Spruchkammer Sudbaden 23 nahm er seine Praxistatigkeit wieder auf wobei ihm bald seine beiden Tochter helfen konnten die ebenfalls Medizin studiert hatten In der Arztekammer Sudbaden engagierte er sich fur eine Alterssicherung seiner Standeskollegen 2 Von 1957 bis 1963 war er Prasident der Landesarztekammer Baden Wurttemberg 24 1959 wurde er mit dem Grossen Verdienstkreuz des Verdienstordens ausgezeichnet 3 und in den Geschaftsfuhrenden Vorstand der Bundesarztekammer gewahlt Der Deutsche Arztetag ehrte 1965 Villinger mit der Paracelsus Medaille 25 Mitte der 1960er Jahre litt Villinger an einem Darmleiden das zu Darmkrebs fuhrte 2 Er verstarb im Alter von 77 Jahren Veroffentlichungen BearbeitenBeitrag zur Kasuistik des Scharlachs im fruhen Sauglingsalter an Hand eines Scharlachfalles bei einem 3 1 2 Monate alten Kinde Inaugural Dissertation Freiburg 1919 als Hrsg Meister des Schneeschuhs ihr Leben ihr Training ihre Erfolge Fremdland Fremdvolk Band 2 A Marquardt Heilbronn 1928 Die Arktis ruft Mit Hundeschlitten und Kamera durch Spitzbergen und Gronland Herder Freiburg im Breisgau 1929 mit Henry C Stetson Scientific results of the Nautilus Expedition 1931 under the command of Capt Sir Hubert Wilkins Institute of technology Cambridge Mass 1933 Filmografie Bearbeiten1913 Die Tragodie der Schroder Stranz Expedition Regie 1919 20 Das Wunder des Schneeschuhs Darsteller 1921 22 Das Wunder des Schneeschuhs 2 Teil Eine Fuchsjagd auf Skiern durchs Engadin Darsteller 1922 Pomperlis Kampf mit dem Schneeschuh Darsteller 1922 Die deutschen Kampfspiele 1922 Aufnahmeleitung 1923 Das Herz des Menschen Regie 1926 27 Milak der Gronlandjager Drehbuch Regie 26 Funktionen Bearbeitenum 1913 Vorsitzender des Akademischen Ski Clubs Freiburg im Breisgau 1936 1944 Vorsitzender des Freiburger FC 27 1956 1963 Prasident der Landesarztekammer Baden Wurttemberg ab 1959 Mitglied des Geschaftsfuhrenden Vorstandes der BundesarztekammerEhrungen Bearbeiten1959 Grosses Verdienstkreuz des Verdienstordens 3 1965 Paracelsus Medaille des Deutschen Arztetages 25 Mitgliedschaften BearbeitenAkademischer Ski Club Freiburg im Breisgau 4 Forschungsrat der Aeroarctic Internationale Studiengesellschaft Berlin 3 NSDAP 2 Landesarztekammer Baden Wurttemberg 24 Literatur BearbeitenOtto Beckmann Sport Lexikon von A Z Beckmann Leipzig 1933 Frieder Uihlein Der ASC ler Bernhard Villinger Vereinsarchiv Akademischer Ski Club Freiburg ohne Jahr Klaus W Hosemann Dr Bernhard Villinger In Freiburger Almanach 1993 S 123 132 Corinna Muller Fruhe moderne Kinematographie Formale wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen 1907 1912 Metzler Stuttgart 1994 ISBN 3 476 01256 5 Marion D Williams Submarines under ice The US Navy s polar operations Naval Institute Press Annapolis Md 1998 ISBN 1 55750 943 3 englisch Weblinks BearbeitenBernhard Villinger in der Internet Movie Database englisch Literatur von und uber Bernhard Villinger im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Manfred G Haderer Das ewige Eis der Arktis war sein Ziel In Badische Zeitung 12 Dezember 2009 auf badische zeitung de a b c d e f g h i j k l m n o Renate Liessem Breinlinger Villinger Bernhard In Bernd Ottnad Hrsg Baden Wurttembergische Biographien Band 2 Im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde Baden Wurttemberg Kohlhammer Stuttgart 1999 ISBN 3 17 014117 1 S 465 466 a b c d e f g h i Villinger Bernhard auf leo bw de a b c d 100 Jahre Akademischer Skiclub Freiburg In Schwarzwalder Schneegestober Nr 2 2003 November 2003 S 8 10 Brigitte von Savigny Berge Schnee und Goldjungs Das Schwarzwalder Skimuseum in Hinterzarten In DAGS Magazin Heft 1 Marz 2009 ISSN 1613 5121 S 26 Gerhard Hirschfeld Gerd Krumeich Irina Renz Hrsg 1918 Die Deutschen zwischen Weltkrieg und Revolution Ch Links Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 86153 990 2 S 287 Frank Berger Hrsg Theodor Lerner Polarfahrer Im Banne der Arktis Oesch Verlag Zurich 2005 ISBN 3 0350 2014 0 S 237 311 312 Otto Abs Eine Begegnung mit Dr Bernhard Villinger auf Spitzbergen In Polarforschung 1962 Bde 30 34 1 2 14 S 160 162 PDF Datei 582 kB Die Tragodie der Schroder Strantz Expedition auf filmportal de Generallandesarchiv Karlsruhe Eintrag in 233 Nr 42754 Badisches Staatsministerium Archivischer Identifikator 4 3750842 Personalakte Villinger Bernhard geb 13 Dezember 1889 Das Wunder des Schneeschuhs auf filmportal de Das Wunder des Schneeschuhs 2 Teil auf filmportal de Der Kinematograph Nr 742 vom 8 Mai 1921 o S Vera Bern Die Herren der B S F In Der Kinematograph Nr 726 vom 16 Januar 1921 o S Arnold Fanck auf filmportal de Bernhard Villnger Meister des Schneeschuhs ihr Leben ihr Training ihre Erfolge A Marquardt Heilbronn 1928 S 73 90 Milak der Gronlandjager auf filmportal de Bernhard Villinger Die Arktis ruft Mit Hundeschlitten und Kamera durch Spitzbergen und Gronland Herder Freiburg im Breisgau 1929 S 151 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Hans Peter Kosack Die Polarforschung Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 1967 S 399 Stewart B Nelson Sabotage in the Arctic Fate of the Submarine Nautilus Xlibris Bloomington IN 2007 ISBN 978 1 4653 3209 7 S 77 113 116 131 145 159 164 175 Amtliches Einwohnerbuch der Stadt Freiburg im Breisgau fur das Jahr 1936 II S 345 Klubgeschichte auf ffc de Landesarchiv Baden Wurttemberg Staatsarchiv Freiburg Signatur D 180 2 Nr 49624 Archivischer Identifikator 5 452099 a b Rede des Herrn Ehrenprasidenten Dr Schareck zum 50 Jubilaum der BAK SB Memento des Originals vom 26 November 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www aerztekammer bw de In Die Bezirksarztekammer Sudbaden stellt sich vor PDF Datei 15 MB S 39 auf aerztekammer bw de a b Trager der Paracelsus Medaille Memento des Originals vom 18 Juni 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bundesaerztekammer de auf bundesaerztekammer de Bernhard Villinger auf filmportal de Klubgeschichte auf ffc de Normdaten Person GND 117702730 lobid OGND AKS VIAF 273240597 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Villinger BernhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt Sportler Filmpionier und ForscherGEBURTSDATUM 13 Dezember 1889GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 12 Februar 1967STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bernhard Villinger amp oldid 235107435