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Der Oberbegriff Barocklaute bezeichnet verschiedene europaische Lautentypen des 17 und 18 Jahrhunderts Kennzeichnend ist dass zu den Spielchoren auf dem Griffbrett petit jeu die Erweiterung des Bassregisters durch zusatzliche diatonisch gestimmte Bass Saiten tritt grand jeu Neben den verschiedenen Barocklauten existierten in dieser Zeit weitere Lauteninstrumente wie Theorbe Angelica Mandora und Barockgitarre Inhaltsverzeichnis 1 Ubergangszeit 2 Italienische Barocklaute 3 Franzosische Barocklaute 4 Deutsche Barocklaute 5 Literatur 6 EinzelnachweiseUbergangszeit Bearbeiten nbsp DoppelkopflauteUngefahr ab 1580 wurde in Europa vermehrt Musik fur Laute mit sieben und acht Choren komponiert Die Saitenzahl der Laute wurde bis ca 1620 auf bis zu zwolf Chore vermehrt Dazu kamen Experimente mit der Stimmung der Spielsaiten In der einschlagigen Sekundarliteratur sind uber zwanzig verschiedene Stimmungen der Spielsaiten gezahlt worden 1 2 Antoine Francisques um 1600 in Paris erschienenes Lautenbuch Le Tresor d Orphee ist einer der fruhesten Belege der neuen Saitenstimmungen a cordes avalees 3 Die zwei prominentesten Stimmungen durften der so genannte Ton ravissant mit fast tausend erhaltenen Stucken und das Sharp tuning mit uber funfhundert erhaltenen Stucken gewesen sein Ton ravissant French flat tuning nach Mace g e c a e H A G F E D CSharp tuning 10ch Laute e c a f c G F E D CFlat save the 3rd sharp 10ch Laute f d h g d A G Fis E DDie tatsachliche Tonhohe durfte sich nach dem Saitenmaterial gerichtet haben Schliesslich wurden verschiedene bautechnische Losungen fur die Aufnahme des Bassregisters probiert Sehr verbreitet war in der Ubergangszeit die Laute mit zwei Wirbelkasten spater double headed lute bzw Doppelkopflaute genannt bei der neben dem nach hinten abgeknickten Wirbelkasten ein zweiter nicht abgewinkelter Wirbelkasten fur bis zu vier Basschore angebracht war Italienische Barocklaute Bearbeiten nbsp Italienische Barocklaute Arciliuto von Matteo SellasIn Italien behielt die Barocklaute die aus der Renaissance mit der Renaissancelaute uberkommene Stimmung der sechs Spielsaiten in Quarten und einer grossen Terz nominell G c f a d g Hinzu treten bis zu acht Bordun Chore die je nach Tonart einzustimmen sind Die bautechnische Losung fur die Aufnahme der Bass Saiten bestand in der Theorbierung d h an dem in Langsrichtung des Halses angesetzten Wirbelkasten wurde eine kurze Verlangerung mit einem zweiten Wirbelkasten angebracht Dieser Bautyp wird heute oft Liuto attiorbato genannt Alessandro Piccinini der fur sich reklamierte diesen Lautentyp im Jahr 1594 erfunden zu haben lehnte die Bezeichnung Liuto attiorbato jedoch als unsachgemass ab nannte das Instrument Arciliuto 4 und betonte mithin dass es sich um eine Laute handelt nicht eine Theorbe Noch uber hundert Jahre spater wies Silvius Leopold Weiss darauf hin dass Theorbe und Arciliuto unter sich selbst wieder ganz differieren 5 Als Komponisten sind zu nennen Johann Hieronymus Kapsberger Alessandro Piccinini Pietro Paolo Melii aus Reggio nell Emilia unter anderem Lautenist an der Wiener Hofkapelle 6 Bernardo Gianoncelli Giovanni Zamboni Filippo dalla Casa Georg Friedrich Handel setzte das Instrument in seiner Grossform mit stark verlangertem zweiten Hals und Einzelsaiten im Bass als Continuo Instrument im Orchester ein Liuto attiorbato Franzosische Barocklaute Bearbeiten nbsp Elfchorige franz BarocklauteNach der experimentellen Phase in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts setzte sich in Frankreich die Barocklaute mit elf Choren durch Die Spielsaiten sind in Quarten sowie in kleinen und grossen Terzen gestimmt Nominell die tatsachliche Tonhohe durfte sich nach dem Saitenmaterial gerichtet haben kann die Stimmung angegeben werden wie folgt f d a f d A G F E D C spater so genannte neufranzosische oder auch d Moll Stimmung Bei der Bauweise kehrten die franzosischen Lautenbauer zum Renaissancemodell der einfachen Knickhalslaute ohne Bassreiter oder Theorbierung zuruck Besonders Renaissancelauten der deutschen Lautenbauer Laux Maler 1518 1552 Bologna und Hans Frei deren Werkstatten in Italien gewesen waren wurden im 17 Jahrhundert dort aufgekauft nach Frankreich gebracht und hier zu Barocklauten umgebaut Am Hof Ludwigs XIII herrschte ein regelrechter Kult um die Laute sogar Richelieu nahm Unterricht bei Ennemond Gaultier Durch die allgemein verbreitete Nachahmung franzosischer Kultur und Lebensweise erlangte die franzosische Barocklaute wahrend des 17 Jahrhunderts in ganz Europa ausser in Italien Popularitat Mit ihr verbreitete sich die franzosische Lautenmusik und der ihr eigene Stil vertreten von Komponisten wie Jean Baptiste Besard Rene Mezangeau Ennemond Gaultier Denis Gaultier Francois Dufault Jacques Gallot der zunachst auch von Clavecinisten wie Johann Jakob Froberger Louis Couperin Nicolas Antoine Le Begue nachgeahmt wurde Deutsche Barocklaute Bearbeiten nbsp Schwanenhals Barocklaute Allegorie des Horens Gemalde von Anna Dorothea TherbuschDer Dresdner Virtuose und Komponist Silvius Leopold Weiss fugte der franzosischen Barocklaute ab ca 1720 im Bass zwei weitere Chore hinzu Fur diese zusatzlichen Saiten gab es hauptsachlich zwei bautechnische Losungen Einen auf den abgeknickten Wirbelkasten aufgesetzten Bassreiter Theorbierung d h der Wirbelkasten wird nicht abgeknickt sondern wie bei der Theorbe gerade an den Hals angebaut und um einen zweiten wiederum in Langsrichtung aufgesetzten Wirbelkasten erweitert der funf Bass Chore aufnimmt Dieser zweite Wirbelkasten wird nach seiner geschwungenen Verbindung Schwanenhals genannt Auch Lauten mit insgesamt drei Wirbelkasten sind erhalten Bekannte Komponisten und Spieler des Instruments waren Esaias Reusner der Jungere Ernst Gottlieb Baron Wolff Jakob Lauffensteiner 7 Silvius Leopold Weiss In der Form als Schwanenhalslaute hat die Barocklaute bis in die Zeit der Fruhklassik uberlebt Als Komponisten fur dieses Instrument sind weiter zu nennen Bernhard Joachim Hagen Adam Falckenhagen Jakob Friedrich Kleinknecht Christian Gottlieb Scheidler Ob Johann Sebastian Bach seine Werke fur Laute fur eine Barocklaute oder fur das Lautenwerk ein mit Darmsaiten bezogenes Cembalo schrieb ist nicht hinreichend geklart Literatur BearbeitenJosef Klima Zur Renaissance der Barocklaute In Gitarre amp Laute Band 9 Heft 6 1987 S 27 31 Thomas Mace Musick s Monument London 1676 Faksimile Nachdruck hrsg vom Centre National de la Recherche Scientifique 2 Auflage Paris 1966 Andreas Schlegel Die Laute in Europa Geschichte und Geschichten zum Geniessen A Schlegel Verlag 2007 ISBN 978 3 9523232 0 5 Ekkard Schulze Kurz Die Laute und ihre Stimmungen in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts Wislingen 1990 ISBN 3 927445 04 5 Zugleich Dissertation Franz J Giesbert Schule fur die Barocklaute Schott Mainz 1939 ISMN 979 0 001 04377 9 Stefan Lundgren The Baroque Lute Companion Lundgren Edition Munchen 1993 Toyohiko Satoh Method for the Baroque Lute Tree Edition Munchen 1987 Michel Serdoura Method for the Baroque Lute Ut Orpheus Edizioni Bologna 2008 ISMN 979 0 2153 1599 0 Einzelnachweise Bearbeiten Francois Pierre Goy Andreas Schlegel Accords Nouveaux Konrad Ragossnig Handbuch der Gitarre und Laute Schott Mainz 1978 ISBN 3 7957 2329 9 S 19 23 Peter Paffgen Ach Elslein liebes Elslein mein Gitarrenmusik Ausgaben Ein Leitfaden Teil III In Gitarre amp Laute 6 1984 Heft 1 S 43 46 A Piccinini Intavolatura di Liuto et di Chitarrone Libro primo Vorwort aus dem Original Italienischen ins Deutsche ubersetzt von Sigrun Richter und Alexis Fernandez In Gitarre Laute 3 1981 Heft 1 S 21 30 und Heft 2 S 38 45 hier Heft 2 S 44 f Brief vom 21 Marz 1723 an Johann Mattheson in Konrad Ragossnig Handbuch der Gitarre und Laute Schott Mainz 1978 ISBN 3 7957 2329 9 S 102 Josef Zuth Handbuch der Laute und Gitarre Verlag der Zeitschrift fur die Gitarre Anton Goll Wien 1926 1928 S 192 siehe zu diesem Rudolf Flotzinger Lauffensteiner Wolff Jacob In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 711 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Barocklaute amp oldid 236960361