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Das Burgerspital in Baden bei Wien war ein im 16 Jahrhundert wieder errichtetes Wohn und Pflegeheim das bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts in dem heute noch bestehenden Gebaude Heiligenkreuzer Gasse 4 eingerichtet war Burgerspital bzw St Anna Muhle Eingangsportal Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 3 1 Burgerspital 3 2 St Annakapelle 4 Altkatholische Kirchengemeinde in Baden 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 Anmerkungen 8 WeblinksBegriff BearbeitenZu den bedeutendsten Sozialeinrichtungen des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit gehorten Spitaler Es handelte sich hierbei nicht um Krankenhauser fur sie war der Ausdruck Lazarett gebrauchlich sondern um Heime zur Unterbringung von alten und invaliden Menschen die ihren Lebensunterhalt nicht durch eigene Arbeit verdienen oder aus Ersparnissen decken konnten Haufig bedurften sie einer dauernden Pflege Das Wort Burgerspital zeigt an dass diese Institution fur verarmte und sieche Burger bestimmt war 1 Geschichte BearbeitenDer als Anna Muhle bekannte Gebaudeteil findet in den Jahren 1312 und 1317 urkundliche Erwahnung es wird aber angenommen dass das Bauwerk bereits im 13 Jahrhundert bestanden hat Fruhere Namen sind Spital Bruck Ochsen oder Wilhelm Muhle 2 Ein Burgerspital war in Baden bereits im ausgehenden Mittelalter vorhanden aber das Gebaude wurde offenbar bei der Turkeninvasion 1529 zerstort seine finanziellen Grundlagen gingen in der Wirtschaftskrise dieser Jahre verloren Richter und Rat von Baden bemuhten sich um den Wiederaufbau Am 4 Juni 1537 erhielt die Stadt vom bischoflich passauischen Offizial die Zustimmung Badener Kirchenguter zu verkaufen und vom Erlos 70 Gulden fur den Wiederaufbau des Burgerspitals und die Armenfursorge zu verwenden Eine Losung des Problems fand sich 1542 durch die grosszugige Stiftung des Ritters Gerwig Auer von Herrenkirchen 3 nbsp Badener Muhlbach im Bereich des Burgerspitals Zugang PergerstrasseGerwig Auer von Herrenkirchen entschloss sich wesentliche Teile seines Vermogens dem Badener Burgerspital zu widmen und unterstutzte so die Gemeinde in ihren Bestrebungen zur Wiedererrichtung dieser Institution Er schenkte seinen Hof zu Baden mit Garten Anm 1 und der anschliessend gelegenen vom Badener Muhlbach getriebenen Muhle eine Liegenschaft die er 1525 gekauft hatte Vermutlich wegen des Standes seines Besitzers erhielt die Liegenschaft den Rang eines Freihofes oder Edelmannssitzes obwohl sie nach wie vor dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz grunddienstpflichtig war Im Stiftbrief wurde ferner festgelegt dass Richter und Rat einen Spitalmeister zu bestellen haben der fur die Betreuung der Insassen und fur die Verwaltung des Stiftungsvermogens zu sorgen ferner die eingehenden Almosen zu verrechnen habe und alljahrlich zu Weihnachten von Richter und Rat in Gegenwart des Pfarrers uberpruft werde Arme konnten auf Leibgedinge oder fur eine begrenzte Zeit aufgenommen werden Die Insassen hatten die Pflicht fur das Seelenheil aller Stifter insbesondere aber fur Gerwig Auer von Herrenkirchen und dessen zwei Ehegattinnen zu beten 1 1551 starb Gerwig Auer von Herrenkirchen er wurde in der Pfarrkirche von Baden bestattet Die dem Burgerspital ab 1545 uberlassenen Guter des Badener Augustiner Eremitenklosters sollten 1583 ruckgestellt werden 4 1701 erhielt die nach der Zerstorung der Turkeninvasion des Jahres 1683 wiederhergestellte Kapelle in diesem Burgerspital eine Glocke Zur 200 Jahr Feier der Grundung im Jahre 1742 wurde unter dem Stadtrichter Georg Reinwald eine grosse Gedenktafel mit Chronogramm im ersten Hof des Gebaudes angebracht 1745 erfolgte eine Neuweihe der St Anna Kapelle durch Weihbischof Josef Heinrich Breitenbucher 5 Eine von Maria Theresia 1746 eingesetzte Kommission beschrieb das Badener Burgerspital folgendermassen Durch diese Institution erhielten jeweils zwolf Personen sechs Manner und sechs Frauen Wohnung Betreuung Kost Trunk und Kleidung Sie bestehe aus dem Spitalsgebaude mit einer der Heiligen Anna geweihten Kapelle einer Muhle mit drei Gangen einem Brauhaus und einem Garten alles dem Kloster Heiligenkreuz grunddienstpflichtig 1753 wurde die Spitalsmuhle verkauft wodurch sich Schwierigkeiten ergaben weil sie raumlich kaum vom Spitalsgebaude zu trennen war 4 Der zur Heiligenkreuzer Gasse gelegene Trakt blieb Burgerspital der Stadt Baden 1853 wurden die Liegenschaften dem Besitz der Stadtgemeinde zugeschrieben 6 Das Burgerspital wurde in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts aufgelassen das Gebaude als Wohnhaus ausgebaut 1895 verlegte die Stadt das Burgerspital in das Strasser sche Burgerversorgungshaus Neustiftgasse 1905 wurde schliesslich das Bezirksarmenhaus gegrundet Wiener Strasse 7 Baubeschreibung BearbeitenBurgerspital Bearbeiten Auf der Aussenseite der gekrummten Heiligenkreuzer Gasse gelegen bildet das Gebaude des ehemaligen Burgerspitals ein fur das Badener Stadtbild bedeutsames malerisches Motiv Dieses Gebaude ist zweigeschossig uber dem Segmentbogentor erhebt sich ein dreigeschossiger Turmaufbau mit einem vierseitigen Pyramidendach dessen Ecken abgekantet sind An der Spitze des Turmaufbaues befindet sich eine kleine Blechhaube 5 1836 errichtete man anstelle des fruheren Kapellenturmchens bei einer Renovierung den jetzigen Turmaufbau 1895 kam es wieder zu einer Erneuerung bei der uber dem Tor die Inschrift Burger Spital gestiftet 1542 angebracht wurde 5 Bei der Gebauderenovierung 1979 unterzog man auch die links vor dem Tor in der Hohe des ersten Stockwerkes in einer rundbogigen Nische befindliche polychromierte Steinstatue aus dem 17 Jahrhundert einer grundlichen Restaurierung Diese stellt die heilige Elisabeth von Thuringen dar wie sie einem Kruppel Almosen reicht 5 St Annakapelle Bearbeiten nbsp Annakapelle im Inneren des Gebaudes durch die Gittertur der KapelleDie von der Einfahrtshalle zugangliche Annakapelle ist ein einschiffiger Raum mit Tonnengewolbe und Stichkappen Im ersten Stock uber der Einfahrtshalle befindet sich ein gegen die Kapelle in einem Korbbogen geoffnetes Oratorium mit gotischem Sterngewolbe und birnformigem Rippenprofil 8 Der Altar ist aus Holz marmoriert uber dem Tabernakel findet man eine Halbfigur der heiligen Mutter Anna mit ihrer Tochter Maria ein Hochrelief aus Wachs polychromiert in ovalem Rahmen unter Glas Es handelt sich um eine interessante Arbeit aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Der Altar besitzt einen Pilasteraufbau mit geschweiftem Gebalk in der Mitte vor einem gemalten Hintergrund einen polychromen Holzkruzifixus 5 Vor den Pilastern befinden sich auf Voluten Statuen der heiligen Maria und des Apostels Johannes sozusagen Teile der Kreuzigungsgruppe ebenfalls aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Zwischen den seitlichen Pilastern und dem Mittelrelief erheben sich beiderseits pyramidenformige barocke Glasbehalter im Unterteil mit Reliquien im Oberteil mit Votivzeichen An den Seitenwanden sind auf Konsolen Statuen angebracht Arbeiten des 18 Jahrhunderts linkerhand die des heiligen Johannes Nepomuk und rechterhand die der Muttergottes Die ubrigen zahlreichen Figuren und Bilder in der Kapelle sind ohne kunstlerischen Wert Fruher befand sich in der kleinen Sakristei eine polychrome Dreifaltigkeitsgruppe aus Holz ebenfalls aus dem 18 Jahrhundert diese gelangte 1978 nach einer grundlichen Restaurierung als Leihgabe an die Stadtpfarrkirche wo sie uber dem Eingang zur Kreuzkapelle einen wurdigen Platz gefunden hat 9 Altkatholische Kirchengemeinde in Baden BearbeitenDie St Annakapelle ist eine Gottesdienststatte der Altkatholischen Kirche Osterreichs 10 Die Altkatholiken sind in Baden seit den 1930er Jahren 11 in einer Diasporagemeinde organisiert die der Kirchengemeinde Sankt Salvator Wien seelsorglich zugeordnet ist 12 Die altkatholische Diasporagemeinde Baden nimmt regelmassig an der Langen Nacht der Kirchen teil 13 Siehe auch Liste der denkmalgeschutzten Objekte in Baden Niederosterreich Literatur BearbeitenJohannes Ressel Die Annakapelle im ehemaligen Burgerspital In Kirchen und Kapellen religiose Gedenksaulen und Wegzeichen in Baden bei Wien Ein Beitrag zur Geschichte Heimatkunde und Kunstgeschichte 2 verbesserte und erweiterte Auflage Grasl Baden 1982 ISBN 3 85098 131 2 S 124 ff Viktor Wallner Hauser Menschen und Geschichten ein Badener Anekdotenspaziergang Gesellschaft der Freunde Badens Baden 2002 OBV Helmuth Feigl Die Gult Burgerspital zu Baden In Grundherrschaften und Gemeinde im alten Baden In Jahrbuch fur Landeskunde von Niederosterreich Neue Folge 66 68 2000 2002 Verein fur Landeskunde von Niederosterreich St Polten 2006 OBV S 168 171 Peter Aichinger Rosenberger u a Niederosterreich sudlich der Donau Band 1 A bis L Dehio Handbuch Die Kunstdenkmaler Osterreichs topographisches Denkmalerinventar Berger Horn Wien 2003 ISBN 3 85028 364 X Rudolf Maurer Das Burgerspital PDF Katalogblatter des Rollettmuseums Baden Nr 8 Rollettmuseum Baden 2013 ISBN 978 3 901951 08 4 Einzelnachweise Bearbeiten a b Feigl Die Gult Burgerspital zu Baden S 169 Burgerspital Annamuhle und Annakapelle Memento vom 21 Februar 2014 im Internet Archive Tourismus Baden abgerufen am 4 Februar 2014 Feigl Die Gult Burgerspital zu Baden S 168 a b Feigl Die Gult Burgerspital zu Baden S 170 a b c d e Ressel Die Annakapelle im ehemaligen Burgerspital S 125 Feigl Die Gult Burgerspital zu Baden S 171 Wallner Hauser Menschen und Geschichten S 110 Aichinger Rosenberger Niederosterreich sudlich der Donau S 173 Ressel Die Annakapelle im ehemaligen Burgerspital S 126 Glaubensgemeinschaften in Baden Stadtgemeinde Baden abgerufen am 5 Februar 2014 Christian Halama Blankenstein Altkatholiken in Osterreich Wien 2004 S 699 Altkatholiken in Baden Altkatholische Diasporagemeinde Baden abgerufen am 5 Februar 2014 Lange Nacht der Kirchen 2014 Memento vom 9 Februar 2015 im Internet Archive Altkatholische Diasporagemeinde Baden abgerufen am 9 Februar 2015 Anmerkungen Bearbeiten Herzog Friedrich August der Starke Kurfurst von Sachsen der 1697 zum katholischen Glauben konvertierte und damit fur sich den Weg zur Konigskrone Polens freimachte soll seinen Konfessionswechsel in der Gartenanlage hinter dem Burgerspital vollzogen haben Wallner Hauser Menschen und Geschichten S 110 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burgerspital in Baden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Peter Smola Burgerspital In badenfotos com abgerufen am 7 Mai 2011 48 007055555556 16 23125 Koordinaten 48 0 25 4 N 16 13 52 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgerspital Baden bei Wien amp oldid 213512149