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Der Augustus Tempel war ein auf der oberagyptischen Insel Philai im Jahr 13 12 v Chr errichteter romischer Tempel fur Augustus den ersten romischen Kaiser Nach der durch den Bau der alten Assuan Staumauer kunstlich herbeigefuhrten Uberschwemmung der Insel ab dem Jahr 1902 wurden die Bauteile des Tempels zwischen 1977 und 1980 versetzt und befinden sich heute auf der Insel Agilkia Augustustempel von Philai linke Bildhalfte Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte 2 Baubeschreibung 3 Datierung 4 Stellung 5 Literatur 6 AnmerkungenEntdeckungsgeschichte Bearbeiten nbsp Plan der Insel von Georg Erbkam rechts Norden die Nordmauer des TempelsBereits wahrend der von Napoleon Bonaparte durchgefuhrten agyptischen Expedition von 1798 bis 1801 wurde die Insel untersucht und Teile des damals noch nicht erkannten Tempels in den Planen verzeichnet 1 Die preussische Expedition nach Agypten unter dem Agyptologen Richard Lepsius in den Jahren von 1842 bis 1845 hielt in den von Georg Erbkam erstellten Planen und Zeichnungen ebenfalls eine Mauer des Tempels fest 2 In den sechziger Jahren des 19 Jahrhunderts wurde schliesslich erstmals die Dedikationsinschrift des Tempels publiziert das entsprechende Werkstuck des Architravs muss zu diesem Zeitpunkt freigelegen haben 3 In den Jahren 1895 96 schliesslich wurde der Tempel im Vorfeld der bevorstehenden Flutung der Insel durch den Architekten und Agyptologen Ludwig Borchardt freigelegt und untersucht 4 Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Plan des Augustus Tempels von Philai nbsp Augustustempel von Philai Ruckseite nbsp Gebalkstuck und Kapitelle Bildmitte Der Tempel befand sich auf dem nordostlichen Teil der Insel und war zur Zeit seiner Freilegung zu einem Grossteil von Hausruinen byzantinischer Zeit uberdeckt Lediglich die nordliche Cellawand ragte aus den Ruinen heraus Die Freilegung ergab dass sich der geostete Tempel auf einer etwa 1 25 Meter hohen Terrasse uber eine gepflasterte Platzanlage erhob in deren Mitte das Fundament eines Altars oder eines Standbildes erhalten war Der uber eine vorgelagerte Freitreppe zu erreichende Tempel war 9 70 Meter breit und 16 70 Meter tief Dem Grundriss nach war er ein tetrastyler Prostylos dessen Pronaos von Anten flankiert wurden Von der Eingangswand in den eigentlichen Naos waren nur noch die Turschwelle und Fragmente der architektonischen Turfassung erhalten Die Cella hatte lichte Masse von 7 80 10 10 Metern Durch flache Wandpilaster an den Langseiten und den hinteren Cellaecken war sie in einen annahernd quadratischen hinteren und einen breitrechteckigen vorderen Bereich geteilt Der Bodenbelag bestand aus Platten graugrunen Diorits und weissen Quarzits Die vier Frontsaulen des Tempels standen auf 90 Zentimeter hohen Postamenten Die Saulen hatten plinthenlose attische Basen waren unkanneliert und trugen korinthische Kapitelle die in drei Werkstucken gearbeitet waren wobei das untere die beiden Register des Blattkranzes umfasste und das daruber folgende und die Voluten samt Abakus tragende Glied horizontal geteilt war Diese bei korinthischen Kapitellen ungewohnliche Werktechnik begegnet auch am Zeustempel in Olba Diokaisareia aus der Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr 5 Die Blatter der korinthischen Kapitelle waren nur schematisch angelegt lediglich ein Mittelgrat kennzeichnete die Blattrippe Die Voluten der Kapitelle entsprangen nicht wie sonst ublich pflanzlich gebildeten Kelchen sondern waren dem Kalathos genannten Kapitellkorper einfach aufgelegt Es folgte ein hybrides Gebalk das aus einem ionischen und in zwei Bander geteilten Zwei Faszien Architrav sowie einem folgenden dorischen Metopen Triglyphen Fries bestand Der Architrav hatte hierbei die fur dorische Architrave typische Taenia mit darunter angebrachten Guttae Dem Werkstuck selbst war bereits der untere Ansatz des Triglyphenfrieses angearbeitet Der die Dedikationsinschrift tragende und das Mittelinterkolumnium uberspannende Architravblock hat eine Lange von 4 18 Metern Uber dem Fries folgte ein Sparrengeison dessen Konsolen dem Friesrhythmus folgten indem immer zwei Konsolen auf eine Triglyphe und eine weitere auf eine Metope entfielen Abgeschlossen wurde das Gebalk von einem flach gewolbten Rundstab und einer hochgezogene Kehle die an agyptische Hohlkehlen erinnert Die Antenstirnen waren als Antenpilaster gebildet und folgten im Aufbau den Saulen lediglich die Postamente fehlten Auch die ruckwartigen Ecken des Tempels waren mit Pilastern geschmuckt allerdings wiesen sie Unfertigkeiten wie etwa nicht ausgearbeitete Pilasterkapitelle auf Die Pilaster der Innenwande hatten einfach architravierte Kapitelle denen ein zweibandriger Wandarchitrav folgte bekront von einem kraftig profilierten Gesims Auf der vierten Steinlage oberhalb des Gesimses endete der Putz mit scharfer Kante Es ist anzunehmen dass hier die Innendecke ansetzte Der Putz stammt allerdings aus spaterer Zeit als nach einem Erdbeben unbestimmten Datums die gerissenen Cellawande notdurftig mit kleinformatigen Steinen und holzernen Schwalbenschwanzklammern verbunden wurden Sie zu uberdecken wurde der Putz erst aufgetragen Die Wande des Baues waren aus einfachem Sandstein errichtet ebenso das Podium Doch war die Podiumsfront zum vorgelagerten Platz hin mit Platten aus Rosengranit verkleidet und aus dem gleichen Material waren auch die Saulen samt ihren Postamenten sowie das Gebalk gefertigt Demgegenuber waren die Saulenkapitelle aus schwarzgrauem Diorit Der Tempel zeichnete sich folglich durch eine dezente Farbigkeit aus die moglicherweise durch Bemalungen noch weiter verstarkt wurde zumindest fanden sich an den Fragmenten der Kassettendecke der Vorhalle Reste von Bemalung Nachdem der Kult eingestellt war wurde eine mehrstockige als Wohnhaus dienende Bebauung in den Tempel eingezogen von der noch Reste bei der Freilegung nachzuweisen waren Wie der Tempel selbst so sturzte auch diese Bebauung bei einem spateren Erdbeben zusammen ohne wieder aufgebaut zu werden Die Nutzung des Areals wurde aufgegeben Datierung BearbeitenNach Ausweis der Dedikationsinschrift wurde der Tempel wahrend der Statthalterschaft des Publius Rubrius Barbarus gestiftet und zwar im 18 Jahr des Augustus Die Inschrift lautet Aὐtokratori Kaisari Sebastῶi swtῆri kaὶ eὐergetῃ ἔtoys ihʹ ἐpὶ Poplioy Ῥobrioy Barbaroy Dem Imperator Caesar Augustus dem Retter und Wohltater im 18 Jahr wahrend der Amtsfuhrung des Publius Rubrius Barbarus 6 Da in Agypten Zeitangaben traditionell in der Ara des Herrschers angegeben wurden und Augustus nach dem Tode Kleopatras im Jahr 30 v Chr Herrscher uber Agypten wurde stammt der Tempel aus dem Jahr 13 12 v Chr 7 Stellung BearbeitenInnerhalb der Tempel von Philae stand der Augustus Tempel nicht nur raumlich isoliert da waren doch die Tempel des grossen Isis Heiligtums im Westen und Suden der Insel angesiedelt Auch hinsichtlich der Architekturformen nimmt er eine Sonderstellung unter den Sakral und Begleitbauten der Insel ein Als einziger Tempel folgt er den Gestaltungsprinzipien des griechischen Tempelbaus wahrend die ubrigen Bauten obwohl zum Teil selbst erst in romischer Zeit entstanden ganz der agyptischen Architektur verpflichtet sind Als griechischer Tempel gehort er zur unter den Ptolemaern entwickelten alexandrinischen Architektur Dies zeigt sich etwa im Verzicht auf eine Plinthe unter den attischen Basen 8 einer typischen Erscheinungsform alexandrinischer Architektur Auch in seiner freien Mischung verschiedener Ordnungen folgt er einer durch die alexandrinische Architektur vorgegebenen Tendenz Der Tempel ist ein typischer Vertreter einer Mischordnung Nicht nur dass entgegen der klassischen Losung die korinthische Saule mit einem dorischen Gebalk kombiniert wurde sondern dass innerhalb des Gebalkes selbst die ionische mit der dorischen Ordnung vermischt wurde zeichnen den Bau aus Zwar findet sich die Kombination aus Zwei Faszien Architrav mit Regulae und Guttae gefolgt von einem Triglyphon auch am Partherbogen in Rom sofern ein Gebalkfragment vom Forum Romanum mit diesem Bau zu verbinden ist 9 Auch der um 20 v Chr errichtete Augustusbogen in Aosta weist eine korinthisch dorische Ordnung auf 10 Doch bleiben derartige Bildungen im Westen die Ausnahme und an Klein oder Memorialarchitekturen gebunden Korinthische Saulen mit einem hybriden dorischen Gebalk besitzt hingegen die Qasr Bint Firaun in Petra aus dem spaten 1 Jahrhundert v Chr 11 Die Kombination aus korinthischen Saulen mit dorischem Gebalk und Konsolengeison begegnet selbst noch am wohl aus dem 2 Jahrhundert stammenden Caesareum in Kyrene 12 Literatur BearbeitenLudwig Borchardt Der Augustustempel auf Philae In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 18 1903 S 73 90 Digitalisat Etienne Bernard Les inscriptions grecques et latines de Philae Band 2 Haut et bas empire Editions du Centre Nationale de la Recherche Scientifique Paris 1969 S 72 74 Nr 140 Heidi Hanlein Schafer Veneratio Augusti Eine Studie zu den Tempeln des ersten romischen Kaisers Archaeologica Band 39 1985 191 193 Patrizio Pensabene Elementi di architettura alessandrina In Sandro Stucchi Margherita Bonanno Aravantinosin Hrsg Giornate di studio in onore di Achille Adriani Studi miscellanei Band 28 L Erma di Bretschneider Rom 1991 S 56 63 Abb 74 76 Ralf Schenk Der korinthische Tempel bis zum Ende des Prinzipats des Augustus Internationale Archaologie Band 45 M Leidorf Espelkamp 1997 ISBN 978 3 89646 317 3 S 142 f Stefan Pfeiffer The Imperial Cult in Egypt In Christina Riggs The Oxford Handbook of Roman Egypt Oxford University Press Oxford 2012 ISBN 978 0 19 957145 1 S 88 f Anmerkungen Bearbeiten Francois Jomard Description de l Egypte A Vol I Paris 1809 120 Digitalisat Richard Lepsius Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien nach den Zeichnungen der von Seiner Majestat dem Koenige von Preussen Friedrich Wilhelm IV nach diesen Landern gesendeten und in den Jahren 1842 1845 ausgefuhrten wissenschaftlichen Expedition Band 1 Berlin 1849 Blatt 104 Auguste Mariette Gaston Maspero Hrsg Monuments divers recueillis en Egypte et en Nubie Paris 1872 Taf 54 n Digitalisat Carl Wescher Notice sur deux inscriptions grecques monumentales recemment decouvertes en Egypte In Bullettino degli Annali dell Instituto di Corrispondenza Archeologica 1866 S 50 52 Digitalisat Ludwig Borchardt Der Augustustempel auf Philae In Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 18 1903 S 73 90 Ralf Schenk Der korinthische Tempel bis zum Ende des Prinzipats des Augustus Internationale Archaologie Band 45 M Leidorf Espelkamp 1997 S 25 f Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes I 1294 Orientis Graeci inscriptiones selectae 657 Zur Datierung der Inschrift und zur Amtszeit des Publius Rubrius Barbarus siehe auch Artur Stein Die Prafekten von Agypten in der romischen Kaiserzeit 1950 S 18 f Patrizio Pensabene Elementi architettonici di Alessandria e di altri siti egiziani Repertorio d arte dell Egitto greco romano Serie C Band 3 L Erma di Bretschneider Rom 1993 S 121 eine Ausnahme aber bei Ulrich Walter Gans Hellenistische Architekturteile aus Hartgestein in Alexandria In Archaologischer Anzeiger 1994 S 447 Abb 8 Elisabeth Nedergaard Zur Problematik der Augustusbogen auf dem Forum Romanum In Mathias Hofter Hrsg Kaiser Augustus und die verlorene Republik Eine Ausstellung im Martin Gropius Bau Berlin 7 Juni 14 August 1988 von Zabern Mainz 1988 S 224 239 Fritz Toebelmann Romische Gebalke Heidelberg 1923 S 19 Abb 25 Heinrich Kohl Kasr Firaun in Petra Wissenschaftliche Veroffentlichungen der Deutschen Orient Gesellschaft Band 13 Leipzig 1910 Judith McKenzie The Architecture of Petra British Academy Monographs in Archaeology Bd 1 Oxford University Press Oxford u a 1990 ISBN 0 19 727000 X S 135 138 Sandro Stucchi Architettura cirenaica L Erma di Bretschneider Rom 1975 S 244 f Henner von Hesberg Konsolengeisa des Hellenismus und der fruhen Kaiserzeit Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Romische Abteilung Erganzungsheft 24 Zabern Mainz 1981 ISBN 3 8053 0469 2 S 75 f 24 02618 32 884527 Koordinaten 24 1 34 2 N 32 53 4 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augustus Tempel Philae amp oldid 231284872