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Als Rosengranit wird ein rosefarbener bis roter Granit aus Agypten bezeichnet der durch seine umfangreiche Anwendung in pharaonischer und romischer Epoche grosse Bekanntheit erlangt hat Die Ptolemaer nannten ihn li8os pyrropoikilos lithos pyrrhopoikilos und die Romer lapis Syenites oder lapis bzw marmor Thebaicus Sphinxstatue der Konigin Hatschepsut aus Deir el Bahari Metropolitan Museum of Art New York City Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 2 Vorkommen 3 Geologie Entstehung Eigenschaften 4 Geschichte Anwendungsformen 5 Sorten und konkurrierende Gesteine 6 Anwendungsbeispiele 6 1 Agypten 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenWie unschwer zu erkennen ist reflektiert die deutsche Bezeichnung die Farbe von Rosen und kann zusatzlich auf die Form mancher grosser Feldspatkristalle in diesem Gestein bezogen werden Alte italienische Steinmetzbezeichnungen fur diesen Stein lauten Granito roseo Granito rosso antico Sienite oder Syenite rose In alterer Literatur sind weitere Namen belegt wie Granito rosso egiziano und Pyrropoecilus 1 In Assuan und in manchen Landern ist auch der Begriff Sienite gebrauchlich der sich von dem antiken Namen Syene der Stadt Assuan ableitet Bei den typischen Assuangraniten besteht kein petrographischer Bezug zur Gesteinsgruppe der Syenite wohl aber mit den dort gefundenen feinkornigen Varietaten deren Quarzgehalt gering ist Vorkommen Bearbeiten nbsp Altes Abbauareal von Granit Vordergrund sudlich von AssuanDer agyptische Rosengranit wurde am Ostufer des Nils sudlich von Assuan gewonnen Das gesamte Abbaugebiet hat eine Ausdehnung von etwa funf Kilometern in Nord Sud und von etwa vier Kilometern in West Ost Es werden drei Abbaubereiche unterschieden ein Gebiet am sudlichen Vorstadtgebiet von Assuan ein zweites nordlich der Siedlung Nakir und ein drittes lang gestrecktes schmales Areal ostlich der beiden anderen das sich in Nord Sud Richtung erstreckt an seiner westlichen Seite von Nubischem Sandstein uberdeckt Die altesten Steinbruche befinden sich im Norden des Gesamtareals und nahe am Nilufer wobei einige vom Sudrand der Stadt Assuan neuzeitlich uberbaut sind Zum antiken Abbaugebiet zahlen auch die Inseln Sehelnarti Saluga und Elephantine Die Nahe zum Wasser bietet einen leichten Transportweg und wird auch bei Steinbruchsgebieten des Altertums in anderen Regionen bevorzugt Geologie Entstehung Eigenschaften Bearbeiten nbsp Petrografische Einordnung der roten Granite von Assuan im StreckeisendiagrammDie Lagerstatten magmatischer Gesteine sudlich von Assuan bestehen aus keinem einheitlichen Gesteinstyp Im Steinbruchsgebiet treten rotlich rosafarbene Granite graue Granodiorite und Quarzdiorite teils feinkornig oder mit bis zu 3 cm grossen idiomorphen Kristallen Granoblasten verschiedener Feldspate 2 Der typische Rosengranit ist ein uberwiegend grobkorniges Gestein mit grossen rosefarbenen Feldspaten Orthoklas Sekundar tritt auch eine feinkornige Varietat auf Vorhandene Doleritgange und Amphiboliteinlagerungen wurden fur Werkzeuge vor Ort und uber die Region hinaus genutzt Deren wichtigste Anwendung lag in den lokal benotigten Hammern und anderen Schlagwerkzeugen Die mineralische Zusammensetzung ist von den Hauptbestandteilen Quarz und Biotit gepragt Der Feldspatanteil ist durch die Sorten Orthoklas Mikroklin und Plagioklas reprasentiert Weiterhin finden sich vereinzelt Hornblende als grunlicher Anteil und Calcit als Primarbildung zur Ausfullung kleinster Raume An spurenartig auftretenden Begleitmineralien sind Titanit Allanit Zirkon und Apatit nachgewiesen Erste geologische Beschreibungen vom Assuangranit sind uns von Francois Michel de Roziere 1809 und A Delesse 1850 uberliefert Die fruhen systematischen geologischen Erkundungen des Gebietes begannen im Fruhjahr 1865 durch John Clarke Hawkshaw und seiner Beschreibung 3 Die erste geologische Karte die das Abbaugebiet betrifft wurde von J Ball im Jahre 1907 publiziert Im Erlauterungsbericht beschreibt dieser Geologe die anstehenden Gesteine und ignoriert dabei die Granodiorite indem er sie den Syeniten zuordnet 4 In den 1950er Jahren untersuchte Amin R Gindy das Gebiet sehr umfassend und gab die wohl bis heute ausfuhrlichste geologische Beschreibung z B 5 Geschichte Anwendungsformen BearbeitenDie Gesteinsgewinnung begann mit der Ausbeutung des durch naturliche Verwitterung entstandenen Blockmeeres Wollsackverwitterung und bildete die Basis jener Aktivitaten Nach Klemm siehe Literatur liegt der Beginn des organisierten Granitabbaus in der Zeit unter Djoser Regierungszeit um 2690 bis um 2670 v Chr 3 Dynastie und Cheops Er diente der Zulieferung fur den Pyramidenbau In anderen Quellen wird der Beginn seiner technisch organisierten Verarbeitung sogar auf 2700 v Chr datiert 6 Einen bedeutenden technischen Grad erreichte die Gewinnung in der Epoche von Radjedef und Chefren 4 Dynastie Die Anwendungsgeschichte dieses Granits erstreckt sich also uber mehrere Jahrtausende und ist bereits vor etwa 4 600 Jahren durch eine versierte technisch organisierte Steinverarbeitung charakterisiert gewesen In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben dass zu diesem Zeitpunkt bereits eine vielseitige technologische Vorerfahrung in der Steinbearbeitung aus vordynastischer Epoche bestand Aus vielen Funden sind Steingefasse aus Hartgesteinen von erstaunlicher Oberflachengute und im Innern mit Bohrspuren bekannt die dafur ein interessantes Zeugnis darstellen Nach Berechnungen in der archaologischen Forschung wurde die im Alten Reich bis zur romischen Periode gewonnene Gesteinsmenge Rosengranit und andere Gesteine in diesem Gebiet auf etwa 220 000 Kubikmeter ermittelt In der romischen Zeit sogar ein Mehrfaches dieses Wertes 7 Nach den in den Steinbrucharealen vorgefundenen Halbfabrikaten bzw bei der Fertigung beschadigten Objekten lasst sich eine breite Anwendung konstatieren Es finden sich Saulenfragmente halbfertige Statuen Badewannen oder ein Sarkophagrohling An Bearbeitungsspuren sind die jeweiligen technischen Entwicklungsepochen zu beobachten Die alteste Technik zeigt sich durch die pharaonischen Spuren von Dolerithammern mit denen die Rohblocke durch seitliche Furchen Schroten frei gelegt wurden Es folgen die ptolemaischen Meiselrillen und die romische Keilspaltrillen Im gesamten Areal sind Doleritkugeln stumpf gewordene Schlagwerkzeuge Abschlagschutt und rohe Gesteinsquader vorhanden Die Dolerithammer stammen aus den bereits genannten Doleritgangen im Steinbruchsareal sowie von einer anderen Lagerstatte aus der Ostwuste 8 Sorten und konkurrierende Gesteine BearbeitenDer Rosengranit tritt bei Assuan grundsatzlich in einer hellrosafarbenen und in einer dunklen rosaroten Varietat auf Es gibt eine farbliche Ubergangsform zu dem im Gebiet auftretenden grauen Granodiorit Rosengranit wird noch heute in Agypten abgebaut Mit einer Abbauperiode von etwa 4 700 Jahren gehort er zu den altesten in Anwendung stehenden Natursteinen im Bereich Europa Naher Osten Ein bedeutendes europaisches Vorkommen ist die franzosische Cote de Granit Rose Im Isergebirge unweit der Stadt Reichenberg Liberec baut man einen Granit mit grossen roten Feldspaten ab Er besitzt zu einigen Varietaten des agyptischen Rosengranits eine gewisse Ahnlichkeit und ist deshalb gelegentlich unter der Handelsbezeichnung Liberecer Rosengranit verkauft worden Anwendungsbeispiele Bearbeiten nbsp Statue der Konigin Hatschepsut Agyptisches Museum Kairo nbsp Kopf des Konigs Ramses III aus Karnak Mut Tempel Museum of Fine Arts Boston nbsp Obelisk in Luxor nbsp Kopf des Konigs Sesostris III Luxor Museum Luxor Agypten Bearbeiten Unvollendeter Obelisk im nordlichen Teil des Steinbruchsgebietes von Assuan Cheopspyramide Verkleidungsmaterial der Koniginnenkammer Grabkammer unter der Djoser Pyramide Saulen und weitere Bauteile vom Pyramidentempel des Sahure in Abusir Statuen des Alten Reiches im Agyptischen Museum Kairo von Giza 4 Dynastie von Sakkara 5 6 Dynastie Bauteile der Mastabat al Firʿaun Grabmal des altagyptischen Konigs Schepseskaf alter Staudamm bei Assuan errichtet zwischen 1899 und 1902 9 Pompeiussaule in Alexandria Apis Stier Sarkophage in Sakkara im Serapeum Granodiorit von Assuan Anthropoider Sarkophag des Priesters PiaySiehe auch BearbeitenListe von GranitsortenLiteratur BearbeitenMax Blanckenhorn Handbuch der regionalen Geologie Band VII Teil 9 Agypten Carl Winter s Universitatsbuchhandlung Heidelberg ca 1921 Rosemarie Klemm Dietrich Klemm Steine und Steinbruche im Alten Agypten Springer Verlag Berlin Heideberg Paris 1993 ISBN 3 540 54685 5 Weblinks BearbeitenDas Ruinenfeld von Sakkara englisch antike Kernbohrungen im Rosengranit Bilder der Steinbruche von Assuan Sandstein und RosengranitEinzelnachweise Bearbeiten Gabriele Borghini Hrsg Marmi antichi Edizioni de Luca Roma 2001 ISBN 88 8016 181 4 S 225 226 Max Blanckenhorn Handbuch der regionalen Geologie Band VII Teil 9 Agypten Heidelberg ca 1921 S 36 J C Hawkshaw Geological Description of the First Cataract Upper Nile In Quarterly Journal of the Geological Society 1867 Jahrgang 23 Heft 1 2 S 115 119 John Ball A description of the first or Aswan cataract of the Nile Egypt Survey Department Egypt Cairo 1907 S 121 A R Gindy The igneous rocks and metamorphic rocks of Aswan area Egypt with a new geological map o the area and tables of rock analyses In Bulletin de l Institut du Desert d Egypte Band 37 S 83 120 G Galetti L Lazzarini M Maggetti A first characterization of the most important granites used in Antiquity Acta Archaeologica Lovaniensia Monographiae Band 4 Ancient Stones Quarrying trade and Provenance S 167 177 Leuven University Press Leuven 1992 J Roder Zur Steinbruchsgeschichte des Rosengranits von Aswan In Archaologischer Anzeiger Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts 1965 S 467 552 Alfred Lucas John Richard Harris Ancient Egyptian materials and industries 4 edition revised and enlarged Edward Arnold London 1962 S 410 Max Blanckenhorn Handbuch der regionalen Geologie Band VII Teil 9 Agypten Heidelberg ca 1923 S 209 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rosengranit amp oldid 235109624