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Der Aussenwinkelsatz englisch Exterior Angle Theorem ist ein Lehrsatz der Geometrie der besagt dass jeder Aussenwinkel eines Dreiecks so gross ist wie die beiden nicht anliegenden Innenwinkel zusammen Er wurde erstmals im 3 Jh v Chr als Satz 32 in Buch 1 der Elemente Euklids bewiesen Inhaltsverzeichnis 1 Formulierung des Satzes 2 Beweis 3 Schwacher Aussenwinkelsatz 3 1 Beziehung zwischen Aussenwinkelsatz und schwachem Aussenwinkelsatz 4 Folgerungen 5 Der Aussenwinkelsatz in der absoluten Geometrie 6 Der Aussenwinkelsatz in nichteuklidischen Geometrien 6 1 Hyperbolische Geometrie 6 2 Elliptische Geometrie 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise und AnmerkungenFormulierung des Satzes Bearbeiten nbsp Innenwinkel a b g und Aussenwinkel a b g eines Dreiecks in der euklidischen EbeneDer Aussenwinkelsatz der euklidischen Geometrie besagt dass der Aussenwinkel an einer Ecke eines Dreiecks stets gleich der Summe der Innenwinkel an den beiden anderen Ecken ist beispielsweise ist in einem Dreieck A B C displaystyle ABC nbsp die Summe der Innenwinkel an den Ecken A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp gleich dem Aussenwinkel an der Ecke C displaystyle C nbsp Beweis BearbeitenDer Aussenwinkelsatz ist eine einfache Folgerung aus dem Satz von der Winkelsumme denn fur die mit a displaystyle alpha nbsp b displaystyle beta nbsp und g displaystyle gamma nbsp bezeichneten Innen Winkel des A B C displaystyle triangle ABC nbsp gilt a b g 180 displaystyle alpha beta gamma 180 circ nbsp und somit auch 180 a b g displaystyle 180 circ alpha beta gamma nbsp wie denn fur den Aussenwinkel a displaystyle alpha nbsp an der Ecke A displaystyle A nbsp gilt dass er als Erganzungswinkel zum Innenwinkel a displaystyle alpha nbsp einen Betrag von 180 a displaystyle 180 circ alpha nbsp hat Womit man prompt den Aussenwinkelsatz erhalt a b g displaystyle alpha beta gamma nbsp Analog beweist man b a g displaystyle beta alpha gamma nbsp und g a b displaystyle gamma alpha beta nbsp Schwacher Aussenwinkelsatz BearbeitenDer schwache Aussenwinkelsatz auch als Satz vom Aussenwinkel bezeichnet sagt Jeder Aussenwinkel eines beliebigen Dreiecks ist stets strikt grosser als jeder der beiden nichtanliegenden Innenwinkel In Formeln a gt b a gt g b gt a b gt g g gt a g gt b displaystyle alpha gt beta alpha gt gamma beta gt alpha beta gt gamma gamma gt alpha gamma gt beta nbsp Es folgt dass jeder Innenwinkel stets strikt kleiner als jeder der beiden nichtanliegenden Aussenwinkel ist Der schwache Aussenwinkelsatz findet sich als Satz 16 in Buch 1 der Elemente Euklids Beziehung zwischen Aussenwinkelsatz und schwachem Aussenwinkelsatz Bearbeiten Der schwache Aussenwinkelsatz folgt offensichtlich aus dem Aussenwinkelsatz Man kann ihn aber auch ohne Benutzung des Aussenwinkelsatzes mittels Kosinussatz und Cauchy Schwarz Ungleichung beweisen 1 und dann den Aussenwinkelsatz unter Hinzunahme des Parallelenaxioms aus dem schwachen Aussenwinkelsatz herleiten Aus dem Parallelenaxiom und dem schwachen Aussenwinkelsatz folgt namlich dass die Innenwinkelsumme im Dreieck 180 betragt 2 woraus sich dann mit dem oben angefuhrten Beweis der Aussenwinkelsatz in seiner starken Form ergibt Folgerungen BearbeitenDer Aussenwinkelsatz selbst in seiner ohne Annahme des Parallelenaxioms gultigen schwachen Form zieht eine Reihe von Folgerungen nach sich von denen die Folgenden oft genannt werden 3 4 5 6 7 In jedem Dreieck liegt der grosseren Seite stets der grossere Winkel gegenuber und umgekehrt dem grosseren Winkel stets die grossere Seite In jedem Dreieck ist die Summe der Langen zweier Seiten strikt grosser als die Lange der dritten Seite Dreiecksungleichung 8 9 Mindestens zwei der drei Innenwinkel eines beliebigen Dreiecks sind spitze Winkel Die Winkelsumme zweier Innenwinkel eines beliebigen Dreiecks ist stets kleiner als ein gestreckter Winkel Aus dem unter Annahme des Parallelenaxioms geltenden Aussenwinkelsatz ergibt sich wenn man die ubliche Winkelmessung in Grad zugrunde legt und zugleich fur jeden Eckpunkt als Aussenwinkel immer nur einen der beiden Nebenwinkel des zugehorigen Innenwinkels berucksichtigt unmittelbar eine weitere Folgerung Die Summe der Aussenwinkel eines Dreiecks betragt 360 displaystyle 360 circ nbsp Diese Folgerung lasst sich noch verallgemeinern Denn in der euklidischen Ebene hat die entsprechende Aussage daruber hinaus sogar Gultigkeit fur alle konvexen Vielecke unabhangig von der Anzahl der Eckpunkte In der euklidischen Ebene betragt die Summe der Aussenwinkel eines konvexen Vielecks beliebiger Eckenzahl stets 360 displaystyle 360 circ nbsp Letzteres Resultat wird vereinzelt ebenfalls als Aussenwinkelsatz bezeichnet 10 Der Aussenwinkelsatz in der absoluten Geometrie BearbeitenDer Beweis des schwachen Aussenwinkelsatzes beruht nicht auf dem Parallelenaxiom und er gehort damit zu den Satzen der absoluten Elementargeometrie 6 11 Als absolute Geometrie werden diejenigen Teile der euklidischen Geometrie bezeichnet die das Parallelenaxiom nicht benotigen und die deshalb auch in nichteuklidischen Geometrien wie z B der hyperbolischen Geometrie gultig sind In David Hilberts Grundlagen der Geometrie tritt der schwache Aussenwinkelsatz als Satz vom Aussenwinkel auf Laut Hilbert ist er ein fundamentaler Satz der schon bei Euklid eine wichtige Rolle spielt und aus dem eine Reihe wichtiger Tatsachen folgt 3 Der Aussenwinkelsatz ist zum schwachen Aussenwinkelsatz logisch aquivalent wenn man zusatzlich zu den Axiomen der absoluten Geometrie auch das Parallelenaxiom verwendet In der Literatur zur absoluten Geometrie 3 4 5 6 12 13 7 wird teilweise auch der schwache Aussenwinkelsatz als Aussenwinkelsatz oder auch Erster Satz zum Aussenwinkel bezeichnet der Aussenwinkelsatz dann als Starker Aussenwinkelsatz 7 14 oder auch Zweiter Satz vom Aussenwinkel 15 Beim schwachen Aussenwinkelsatz spielt der Grossenvergleich zweier Winkel eine wesentliche Rolle Gemass Hilbert gilt grundsatzlich dass je zwei Winkel entweder gleich also kongruent sind oder ungleich wobei letzterenfalls von beiden einer strikt kleiner ist als der andere welcher dann der strikt grossere ist oder umgekehrt Dabei wird von gestreckten Winkeln und uberstumpfen Winkeln abgesehen Man erreicht unter diesen Rahmenbedingungen den Grossenvergleich zweier Winkel mittels Antragen wobei der eine Winkel an einen Schenkel des anderen im Scheitelpunkt angetragen wird in der Weise dass sich das Innere des angetragenen Winkels mit dem Inneren des anderen in dem gemeinsamen Schenkel und noch weiteren Punkte uberschneidet Die Entscheidung hinsichtlich der Grossenfrage richtet sich dann danach ob der freie Schenkel des angetragenen Winkels ganz im Inneren des anderen Winkels liegt oder nicht Der angetragene Winkel ist im ersten Falle der kleinere im gegenteiligen Falle der grossere Lassen sich auf diesem Wege die Inneren beider Winkel sogar zur Deckung bringen sind beide Winkel gleich anderenfalls sind sie ungleich 16 Der Aussenwinkelsatz in nichteuklidischen Geometrien BearbeitenHyperbolische Geometrie Bearbeiten Wie in jeder auf den Axiomen Euklids ohne Parallelenaxiom beruhenden Geometrie gilt auch in der hyperbolischen Geometrie der schwache Aussenwinkelsatz Hingegen gilt der Aussenwinkelsatz in seiner starken Form in der hyperbolischen Geometrie nicht stattdessen hat man den sogenannten verscharften Aussenwinkelsatz in der hyperbolischen Geometrie In der hyperbolischen Ebene ist jeder Aussenwinkel eines beliebigen Dreiecks strikt grosser als die Winkelsumme der beiden nichtanliegenden Innenwinkel 17 Dieser verscharfte Aussenwinkelsatz wird auch Aussenwinkelsatz der Lobatschewski Geometrie genannt da er auf dem Lobatschewskischen Parallelenaxiom beruht welches der hyperbolischen Geometrie zugrunde liegt 18 Elliptische Geometrie Bearbeiten In der elliptischen Geometrie gibt es keinen dem Aussenwinkelsatz entsprechenden Satz 19 Allerdings lassen sich in der Kugelgeometrie fur eulersche Kugeldreiecke manche der oben dargestellten Folgerungen ziehen wie etwa die oben angegebene Dreiecksungleichung 20 Literatur BearbeitenIlka Agricola Thomas Friedrich Elementargeometrie Fachwissen fur Studium und Mathematikunterricht 4 uberarbeitete Auflage Springer Spektrum Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 658 06730 4 doi 10 1007 978 3 658 06731 1 Hermann Athen Jorn Bruhn Hrsg Lexikon der Schulmathematik und angrenzender Gebiete Band 1 A E Aulis Verlag Deubner Koln 1977 ISBN 3 7614 0242 2 S 404 405 Richard L Faber Foundations of Euclidean and Non Euclidean Geometry Monographs and Textbooks in Pure and Applied Mathematics Band 73 Marcel Dekker New York Basel 1983 ISBN 0 8247 1748 1 ams org Andreas Filler Euklidische und nichteuklidische Geometrie Mathematische Texte Band 7 BI Wissenschaftsverlag Mannheim u a 1993 ISBN 3 411 16371 2 ams org Gerhard Hessenberg Justus Diller Grundlagen der Geometrie 2 Auflage Walter de Gruyter Verlag Berlin 1967 David Hilbert Grundlagen der Geometrie Mit Supplementen von Paul Bernays Teubner Studienbucher Mathematik 11 Auflage Teubner Verlag Stuttgart 1972 ISBN 3 519 12020 8 ams org Marvin Jay Greenberg Euclidean and Non Euclidean Geometries Development and History 3 Auflage W H Freeman and Company San Francisco 1993 ISBN 0 7167 2446 4 ams org Hanfried Lenz Nichteuklidische Geometrie BI Hochschultaschenbucher 123 123a Bibliographisches Institut Mannheim 1967 ams org Arno Mitschka Axiomatik in der Geometrie Studienbucher Mathematik Band 7 Herder Verlag Freiburg u a 1977 ISBN 3 451 16898 7 Online Fritz Reinhardt Heinrich Soeder Hrsg dtv Atlas zur Mathematik Tafeln und Texte 8 Auflage Band I Grundlagen Algebra und Geometrie Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1990 ISBN 3 423 03007 0 Weblinks BearbeitenAndreas Filler Euklidische und nichteuklidische Geometrie PDF 1 5 MB HU Berlin Michael Gieding Auszug aus einem Skript PH HeidelbergEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Agricola Friedrich op cit Satz 7 S 10 Agricola Friedrich op cit Satz 8 S 11 a b c D Hilbert Grundlagen der Geometrie 1972 S 24 a b G Hessenberg J Diller Grundlagen der Geometrie 1967 S 44 ff a b A Filler Euklidische und nichteuklidische Geometrie 1993 S 105 ff a b c H Lenz Nichteuklidische Geometrie 1967 S 65 ff a b c A Mitschka Axiomatik in der Geometrie 1977 S 115 ff Zu beachten ist dass hier eine scharfe Ungleichung formuliert wird welche den Gleichheitsfall ausschliesst Dagegen ist die in der Theorie der metrischen und pseudometrischen Raume ausgesprochene verwandte Dreiecksungleichung eine unscharfe Ungleichung bei der der Gleichheitsfall zugelassen wird Uber die einfache Dreiecksungleichung hinaus gilt sogar vgl Hessenberg Diller S 46 Fur drei Punkte A B Z impliziert die Gleichung A Z Z B A B displaystyle AZ ZB AB nbsp dass Z auf der Strecke AB und damit zwischen A und B liegt Daraus ergibt sich das nach Leibniz benannte Leibnizsche Minimalprinzip Der kurzeste Streckenzug der zwei Punkte verbindet ist die durch die beiden Punkte definierte Strecke Lexikon der Schulmathematik Band 1 S 85 die Schreibung ist hier Aussenwinkel Satz M J Greenberg Euclidean and Non Euclidean Geometries 1993 S 118 ff M J Greenberg Euclidean and Non Euclidean Geometries 1993 S 98 ff R L Faber Foundations of Euclidean and Non Euclidean Geometry 1983 S 113 ff Der Satz heisst bei Mitschka exakt der erste Satz vom Aussenwinkel im Dreieck S 115 was jedoch als eine in sich unstimmige Formulierung wirkt und zudem nicht der Benennung der spater folgenden Verscharfung S 129 entspricht bei der Mitschka den Zusatz im Dreieck fortlasst A Mitschka Axiomatik in der Geometrie 1977 S 129 D Hilbert Grundlagen der Geometrie 1972 S 13 22 A Filler Euklidische und nichteuklidische Geometrie 1993 S 168 A Filler Euklidische und nichteuklidische Geometrie 1993 S 166 168 M J Greenberg Euclidean and Non Euclidean Geometries 1993 S 90 120 A Filler Euklidische und nichteuklidische Geometrie 1993 S 15 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aussenwinkelsatz amp oldid 219412645