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Hanfried Lenz 22 April 1916 in Munchen 1 Juni 2013 in Berlin war ein deutscher Mathematiker Hochschullehrer und Autor Hanfried Lenz Inhaltsverzeichnis 1 Studium und Kriegsdienst 2 Politisches Engagement und Professur 3 Leistungen als Mathematiker 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseStudium und Kriegsdienst BearbeitenLenz wurde als Sohn des Humangenetikers und Rassenhygienikers Fritz Lenz geboren Nach dem Abitur und der Teilnahme am Reichsarbeitsdienst begann er das Studium der Mathematik und Physik an der Eberhard Karls Universitat Tubingen Er wurde hier Mitglied im Verein Deutscher Studenten und unterbrach das Studium in den Jahren 1935 bis 1937 zur Ableistung des Wehrdienstes Danach fuhrte er sein Studium zunachst an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen an der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin und schliesslich an der Universitat Leipzig fort Im Sommer 1939 wurde er als Soldat eingezogen und diente nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an der Westfront Im Fruhjahr 1941 bestand er wahrend eines Heimaturlaubes in Leipzig das Staatsexamen fur das hohere Lehramt In der Folge nahm Lenz am Krieg in der Sowjetunion teil Lenz Bruder ist der Humangenetiker Widukind Lenz Schon in der Schulzeit schwarmte er fur Hitler und erkannte seinen Irrtum nach eigener Einschatzung erst spat zum Teil durch die von Deutschen in Osteuropa verubten und trotz Geheimhaltung nicht ganz unbekannt gebliebenen Untaten ernuchtert insbesondere die Deportationen der Juden von denen er durch seinen Vater erfuhr Eine Gelbsuchterkrankung wahrend eines Urlaubs fuhrte dazu dass Lenz in die Heimat zuruckkehrte Dort heiratete er 1943 Helene Ranke 1920 1994 Aus dieser Ehe stammen vier Kinder die Richterin Inge Lenz der Ingenieur Erich Lenz die Soziologin Ilse Lenz und der Jurist Karl Friedrich Lenz Von 1943 bis 1945 arbeitete er im Hochfrequenzlabor der Physikalisch technischen Reichsanstalt in Berlin und dann in Zeulenroda Hier widmete er sich in untergeordneter Stellung der Entwicklung der kriegswichtigen Radar Technologie Politisches Engagement und Professur BearbeitenBei Kriegsende fuhrte ihn sein Weg uber Heidelberg zunachst nach Hannover und dann nach Munchen In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er als Mitlaufer eingestuft In Munchen schloss er zunachst seine Ausbildung ab und war dann ein gutes Jahr als Mathematik und Physiklehrer an der Klenze Oberrealschule tatig Ab 1949 holte ihn Professor Frank Lobell als wissenschaftlichen Assistenten an den Lehrstuhl fur Geometrie der TH Munchen 1951 folgte die Promotion bei Josef Lense und 1953 die Habilitation Lenz begann auch politisch aktiv zu werden und trat aus Protest gegen die Wiederbewaffnungsplane 1953 in die Gesamtdeutsche Volkspartei von Gustav Heinemann ein lehnte aber eine Kandidatur fur den Bundestag ab 1954 wechselte er zur SPD 1956 gehorte er zu den Grundungs Herausgebern der Blatter fur deutsche und internationale Politik Unterdessen war er weiter als Privatdozent tatig und wurde 1959 ausserplanmassiger Professor an der TH Munchen Im akademischen Jahr 1967 68 war er Gastprofessor an der Ohio State University in Columbus Ohio USA In der Folge bekam er einen Ruf nach West Berlin wo er 1969 ordentlicher Professor an der Freien Universitat wurde In seinen dortigen ersten Jahren war er stark in Anspruch genommen durch die akademische Selbstverwaltung und die Hochschulpolitik insbesondere im Fachbereichsrat als Vorsitzender und im Akademischen Senat so dass ihm wenig Zeit zur Forschung blieb vgl die Liste seiner Arbeiten am Ende seiner Autobiographie s unten Er erlebte dort die zum Teil radikalen Forderungen der 68er Studenten die haufig seine Vorlesungen storten und ubernahm als Reaktion zunehmend konservative Ansichten 1972 wechselte er von der SPD zur CDU Die Emeritierung erfolgte gegen seinen Willen 1981 wurde auf seinen Einspruch jedoch ruckgangig gemacht und geschah zum zweiten Mal 1984 Kleine Vorlesungen hielt er noch bis 2004 Ab seinem 60 Geburtstag veranstaltete der Fachbereich Mathematik der Freien Universitat alle funf Jahre ein Festkolloquium Leistungen als Mathematiker BearbeitenLenz ist vor allem bekannt durch seine Klassifikation projektiver Ebenen 1 die spater von Adriano Barlotti 2 wesentlich erweitert wurde Ausserdem zeigte er 1954 auf wie man affine Raume auch axiomatisch definieren kann ohne auf projektive Raume oder Vektorraume zuruckzugreifen 3 Dieses Resultat wird inzwischen auch als Satz von Lenz bezeichnet 4 In den spateren Jahren widmete er sich neben der Geometrie vor allem der Kombinatorik Hier war er neben seinem ehemaligen Doktoranden Dieter Jungnickel und seinem jungeren Kollegen Thomas Beth 1949 2005 Koautor des Buches Design Theory das 1987 erschien 2 erweiterte Auflage 1999 Vorher schrieb er eine Reihe weiterer mathematischer Werke 1954 wurde er mit der Schrift Zur Begrundung der analytischen Geometrie habilitiert Es folgten die Bucher Grundlagen der Elementarmathematik 1961 Vorlesungen uber projektive Geometrie 1965 und Nichteuklidische Geometrie 1967 Fur seine Leistungen wurde Hanfried Lenz 1995 mit der vom Institute of Combinatorics and its Applications verliehenen Euler Medaille ausgezeichnet 5 Seit 1991 war er Ehrendoktor der Technischen Universitat Munchen Seine Autobiographie Mehr Gluck als Verstand enthalt eine Liste seiner Veroffentlichungen Schriften BearbeitenGrundlagen der Elementarmathematik Hochschulbucher fur Mathematik Bd 52 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1961 3 Auflage Hanser 1976 Vorlesungen uber projektive Geometrie Geest und Portig Leipzig 1965 Nichteuklidische Geometrie BI Hochschultaschenbuch 1967 mit Thomas Beth Dieter Jungnickel Design Theory Bibliographisches Institut Mannheim 1985 Kleiner Desarguescher Satz und Dualitat in projektiven Ebenen Jahresbericht DMV 1954 Lenz Barlotti Klassifikation online Uber die Einfuhrung einer absoluten Polaritat in die projektive und affine Geometrie des Raumes In Mathematische Annalen Band 128 1954 S 363 online Zur Definition der Flachen zweiter Ordnung In Mathematische Annalen Band 131 1956 S 385 online Halbdrehungen im Raum In Mathematische Zeitschrift Band 78 1962 S 410 online Zur Axiomatik der ebenen euklidischen Geometrie Elemente der Mathematik Band 22 1966 online Mehr Gluck als Verstand Eigenverlag Books on Demand Munchen 2002 ISBN 3 8311 3618 1 Literatur BearbeitenMartin Aigner Dieter Jungnickel Hrsg Geometries and Groups In Proceedings of a Colloquium at the FU Berlin May 1981 dedicated to Prof Dr Hanfried Lenz on his 65 Birthday Springer 1981 Walter Benz Zum mathematischen Werk von Hanfried Lenz Eine Ansprache In Journal of Geometry Band 43 1992 S 4 13 doi 10 1007 BF01245937 Dieter Jungnickel Gunter Pickert A life s work in geometry An homage to Hanfried Lenz In Designs Codes and Cryptography Band 8 1996 S 9 22 doi 10 1007 BF00130565 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hanfried Lenz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Christoph Kaiser Lernen heisst irren durfen Berliner Zeitung 15 April 2002 Niclas Dewitz Ich hab halt Schwein gehabt Beitrag der FU Nachrichten 5 2001 zum 85 Geburtstag S 6 PDF Datei 1 87 MB Lenz Barlotti Klassifikation engl PD Klein Universitat Kiel Hanfried Lenz im Mathematics Genealogy Project englisch Prof Dr Hanfried Lenz ist am 1 Juni 2013 gestorben Todesnachricht und Nachruf des Fachbereiches Mathematik der FU BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Kleiner Desarguescher Satz und Dualitat in projektiven Ebenen Jahresbericht der Deutschen Mathematiker Vereinigung Bd 57 1954 S 20 Barlotti Le possibili configurazioni del sistema delle coppie punto retta A a displaystyle A alpha nbsp per cui un piano grafico risulta A a displaystyle A alpha nbsp transitivo Bolletino Unione Matematica Italiana Band 12 1957 S 212 226 Lenz Zur Begrundung der analytischen Geometrie Sitzungsberichte der Bayrischen Akademie der Wissenschaften Mathematisch naturwissenschaftliche Klasse 1954 S 17 72 Albrecht Beutelspacher Einfuhrung in die endliche Geometrie II Projektive Raume Bibliographisches Institut Mannheim 1983 ISBN 3 41101648 5 S 49ff The ICA Medals Institute of Combinatorics and its Applications abgerufen am 17 Juni 2018 englisch Normdaten Person GND 118571621 lobid OGND AKS LCCN n81134814 VIAF 64088607 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lenz HanfriedKURZBESCHREIBUNG deutscher Mathematiker Hochschullehrer und AutorGEBURTSDATUM 22 April 1916GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 1 Juni 2013STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hanfried Lenz amp oldid 232810215