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Die Wasserassel Asellus aquaticus ist eine im Susswasser lebende Art aus der Ordnung der Asseln In mitteleuropaischen Oberflachengewassern kommen nur vier Asselarten vor von denen drei aus Sudost Sudwesteuropa und dem Mittelmeerraum eingeschleppte Neozoen sind Die Wasserassel ist die einzige heimische Art Sie ist haufig in stehenden und fliessenden Gewassern aller Art bevorzugt aber nahrstoffreiche Gewasser Wasserassel Wasserassel Asellus aquaticus Systematik Uberordnung Ranzenkrebse Peracarida Ordnung Asseln Isopoda Unterordnung Asellota Familie Asellidae Gattung Asellus Art Wasserassel Wissenschaftlicher Name Asellus aquaticus Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fortpflanzung 3 Lebensraum 3 1 Verhalten 3 2 Wasserleitungen 4 Verbreitung und Gefahrdung 5 Taxonomie und Systematik 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenMannliche Wasserasseln erreichen eine Korperlange von 12 bis 20 mm die etwas kleineren Weibchen von 8 bis 15 mm Die Tiere sind meist in der Grundfarbe grau bis graubraun mit einer verstreuten weissen Fleckenzeichnung gefarbt Typisch gefarbte Individuen sind am Zeichnungsmuster des Kopfes bis zur Art bestimmbar Dieser ist bei Ansicht von oben grau mit zwei grossen weissen Flecken die durch ein breites dunkleres Langsband getrennt sind Untypisch gefarbte oder sehr helle Tiere oft in unterirdischen Gewassern sind im mannlichen Geschlecht anhand der arttypischen Form der zweiten Pleopoden der Innenlade der Maxillula und der kreisformigen sich gegenseitig uberlappenden zweiten Pleopoden der Weibchen von den anderen europaischen Asseln der Gattung Proasellus zu unterscheiden 1 2 3 Der Korper der Wasserassel ist dorsoventral von oben nach unten abgeplattet und in Aufsicht oval geformt etwa 2 8mal so lang wie breit Der Kopf ist etwas mehr als zweimal so breit wie lang er tragt zwei kleine dunkle Komplexaugen die nur aus drei bis vier Ommatidien bestehen In Aufsicht sind drei Korperregionen Tagmata erkennbar Auf den Kopfabschnitt folgen sieben voneinander getrennte Segmente des Rumpfabschnitts Peraeon auf den ein zu einer einheitlichen abgerundet rechteckigen Platte verschmolzenes Pleotelson aus dem Pleon und Telson folgt Am Kopf sitzen zwei Paar Antennen wie typisch fur Krebstiere deren erstes etwa ein Drittel und zweites beinahe Korperlange erreicht Bei Ansicht von unten ist erkennbar dass das Extremitatenpaar des ersten Rumpfsegments als Maxilliped an den Kopf anschliesst und nicht zur Fortbewegung sondern zur Nahrungsaufnahme dient Die sieben Laufbeinpaare Peraeopoden sind lang sie nehmen von vorn nach hinten an Lange zu Der erste Peraeopod ist als Greifschere Chela ausgebildet bei der ein beweglicher Finger taschenmesser artig gegen ein massives Grundglied eingeklappt werden kann Die ubrigen Beinpaare besitzen am Ende eine kraftige Klaue Die Geschlechter sind unterscheidbar an der Gestalt der Extremitaten des Hinterleibs der Pleopoden die Pleopoden des Mannchens erlauben als einziges Organ eine sicher Bestimmung der Art Bei beiden Geschlechtern ist der Exopodit des dritten Pleopoden vergrossert und bildet einen grossen Deckel Operculum aus der die Kiemen schutzt Davor sitzen beim Mannchen zwei beim Weibchen nur ein Paar kleine Pleopoden hier sind die ersten verloren gegangen Bei der Art ist der erste Pleopod des Mannchens nahezu gleich lang wie der zweite Der Exopodit des ersten ist rundlich bis oval Beim zweiten Pleopoden ist das letzte Segment des Exopoditen breit abgerundet und kurzer als der Endopodit dieser tragt einen deutlichen Fortsatz am Innenrand Die Form der Pleopoden ist nur mit einer starken Lupe oder unter dem Binokular erkennbar Am Korperende stehen zwei Extremitaten die Uropoden weit nach hinten vor sie erreichen fast ein Drittel der Korperlange diese sind als krebstypische zweiastige Spaltbeine ausgebildet 4 nbsp WasserasselFortpflanzung BearbeitenDie Weibchen legen bis zu 100 Eier die im Brutsack mitgetragen werden Die jungen Asseln schwarmen nach 3 bis 6 Wochen aus und sind schon den erwachsenen Tieren ahnlich Lebensraum BearbeitenWasserasseln leben sowohl in stehenden wie auch in Fliessgewassern wobei von Bachen Rhithral bis hin zu grossen Flussen Potamal alle Fliessgewassertypen besiedelt werden Gegenuber Stromung sind sie also in der grossraumigen Verbreitung indifferent bevorzugen aber in Fliessgewassern klar ruhige Buchten oder Bereiche mit langsamer Stromung als Mikrohabitate Sie kommen bevorzugt in Tieflandsgewassern vor wo sie zwischen Wasserpflanzen oder auf organischem Detritus oder Totholz seltener auch auf Schlamm oder Sandgrund leben Es werden kalte und erwarmte Gewasser gleichermassen besiedelt Temperaturindifferenz aber versauerte Gewasser mit niedrigem pH Wert klar gemieden Sie konnen auch in Brackwasser mit moderater Salzbelastung leben Sie ernahren sich von zerfallenden Pflanzenresten daneben schaben sie die organischen Uberzuge Periphyton oder Biofilm aus Algen und Bakterien von Steinen und anderen Hartsubstraten ab 5 Sie konnen bei hoher Sauerstoffzehrung im Wasser einige Zeit bei sehr geringen Sauerstoffkonzentrationen oder sogar unter anaeroben Bedingungen uberleben 6 Die Wasserassel ist mit einem Indexwert im Saprobiensystem von 2 8 ein Leitorganismus fur stark verschmutzte Gewasser der Gewasserguteklasse III 5 Trocknen ihre Wohngewasser aus graben sie sich in den Schlamm ein Man kann die Asseln das ganze Jahr uber finden auch am Grunde vereister Gewasser Verhalten Bearbeiten Wasserasseln bewegen sich durch Laufen fort konnen auf starke mechanische Reize aber auch schwimmen 3 Sie leben auf dem Boden oder klettern auf Wasserpflanzen Die Tiere wirken trage doch konnen sie bei Gefahr sehr flink sein Sie konnen einer starkeren Stromung widerstehen und gegen die Stromungsrichtung wandern In Gewassern mit Stromungsgeschwindigkeiten von mehr als 5 Zentimetern pro Sekunde siedeln sie sich nicht dauerhaft an 7 Dies liegt aber hauptsachlich daran dass die Stromungsverhaltnisse hier keine ausreichenden Ablagerungen abgestorbener Pflanzenteile als Nahrungsquelle fur die Wasserasseln erlauben Wie andere Bewohner des Makrozoobenthos dienen sie in der Nahrungskette oft als Futter fur grossere Fische Dabei konnen sie die Kratzerkrankheit an die Fische ubertragen wenn sie selbst Kratzwurmer Acanthocephala beherbergen Wasserleitungen Bearbeiten Wasserasseln gehoren zu den Lebewesen die besonders in Gegenden in denen nahrstoffreiches Oberflachenwasser als Trinkwasserquelle dient das Leitungsnetz besiedeln konnen Sie ernahren sich von eingeschwemmtem organischen Material und bauen die Biofilme ab die sich an den Wanden der Rohrleitungen bilden konnen Eine verstarkte Vermehrung der Wasserasseln ist daher ein Indikator fur eine erhohte Verschmutzung des Wassers Durch die Asseln selbst entsteht kein gesundheitliches Risiko insbesondere verschleppen sie auch keine coliformen Bakterien in das Leitungsnetz 8 Bei Bekampfungsmassnahmen muss darauf geachtet werden dass sich die Bakterien Pilze und Einzeller in den Biofilmen nach Ausschwemmung der Wasserasseln nicht rascher vermehren als zuvor 9 10 Neben den Asseln selbst wird auch ihr Kot ins Trinkwasser ausgeschwemmt Die Bekampfung erfolgt durch Spulen der Leitungen wobei es normalerweise unmoglich ist alle Asseln auszuschwemmen da sie sich bei verstarkter Stromung in Schlupfwinkel zuruckziehen 11 Wasserasseln sind vor allem in norddeutschen Trinkwassernetzen ein Problem Die in Suddeutschland stattdessen verstarkt auftretenden Hohlenasseln der Gattung Proasellus vor allem Proasellus cavaticus sind weitaus weniger problematisch da sie als typische Grundwassertiere eine viel geringere Vermehrungsrate besitzen und keine Massenvorkommen ausbilden konnen 12 Verbreitung und Gefahrdung BearbeitenUrsprunglich stammt die Wasserassel aus Sibirien Nach der Eiszeit breitete sie sich nach Westen aus und besiedelte nach und nach den grossten Teil Europas Asellus aquaticus scheint Proasellus meridianus und P coxalis zu verdrangen 3 In Deutschland ist die Wasserassel mit Abstand der haufigste Vertreter der Asellidae Die Art ist ungefahrdet 13 Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Art wurde von Linne als Oniscus aquaticus erstbeschrieben die Originaldiagnose Oniscus cauda rotundata stilis bifurcis ist unklar und konnte sich auf eine beliebige im Wasser lebende Asselart beziehen Aufgrund des Verbreitungsgebiets es wird angenommen dass sich Linnes Beschreibung auf Tiere aus Schweden bezogen hat und der Neubeschreibung durch Emil Racoviță im Jahr 1919 wurde der Name allgemein auf diese Art bezogen Da das Typmaterial beider Forscher verloren ist und zahlreiche Formen und Morphen von anderen Forschern beschrieben worden sind wurde im Jahr 2009 ein Neotypus festgelegt und die Art neubeschrieben 4 Wahrend die Zugehorigkeit der in Oberflachengewassern lebenden Formen zur Art eindeutig ist wurden aus Hohlengewassern im dinarischen Karst zahlreiche hohlenlebende troglobionte oder im Grundwasser lebende stygobionte Formen mit etwas abweichender Morphologie beschrieben bei denen die Pigmentierung teilweise auch die Augen ruckgebildet sind darunter die Unterarten Asellus aquaticus cavernicolus Racovitza 1925 und Asellus aquaticus cyclobranchialis Sket 1965 Da die unterirdisch lebenden Formen der Art von verschiedenen Autoren nach verschiedener Systematik behandelt worden sind und die morphologisch und genetisch definierten Einheiten nicht ubereinstimmen 14 ist die Gliederung der Art und die Anzahl der Unterarten derzeit unklar 2009 wurde eine weitere troglobionte Form aus dem Grenzfluss Reka Timavo die bisher in die Art einbezogen worden war als neue Art Asellus kosswigi neu beschrieben 4 Von der Wasserassel sind auch aus weiteren Regionen so auch aus Mitteleuropa in Grundwasser oder Hohlengewassern lebende Populationen bekannt die sich meist morphologisch nicht von denen aus Oberflachengewassern unterscheiden lassen Die Gattung Asellus ist mit knapp 20 Arten im Wesentlichen in Ostasien und in Japan verbreitet 15 darunter zahlreiche in unterirdischen Gewassern lebende Arten Die Wasserassel ist die einzige in oberirdischen Gewassern lebende Art der Gattung in Europa und der Westpalaarktis Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Asellus aquaticus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikel mit Farbfotos und Animation zu WasserasselnEinzelnachweise Bearbeiten Herbert Zucchi amp Karin Zucchi 2005 Zur Okologie und Bestimmung der drei in Deutschland vorkommenden Assel Arten Isopoda Asellidae von Fliessgewassern Mikrokosmos 94 2 89 91 Karel Wouters amp Thierry Vercauteren 2009 Proasellus coxalis sensu auct Crustacea Isopoda in a lowland brook in Heist op den Berg first record in Belgium Lauterbornia 67 53 61 a b c Hans Eckhard Gruner Krebstiere oder Crustacea V Isopoda In Maria Dahl Fritz Peus Hrsg Die Tierwelt Deutsehlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise Band 51 1 Lieferung VEB Gustav Fischer Verlag Jena 1965 S 149 a b c Rudi Verovnik Simona Prevorcnik Jure Jugovic 2009 Description of a neotype for Asellus aquaticus Linne 1758 Crustacea Isopoda Asellidae with description of a new subterranean Asellus species from Europe Zoologischer Anzeiger 248 101 118 doi 10 1016 j jcz 2009 03 001 a b Schmidt Kloiber A amp Hering D editors www freshwaterecology info the taxa and autecology database for freshwater organisms version 7 0 abgerufen am 12 November 2016 login erforderlich Frederic Hervant J Mathieu D Garin und A Freminet Behavioral ventilatory and metabolic responses of the hypogean Niphargus virei Crustacea Amphipoda and the epigean Asellus aquaticus Crustacea Isopoda to severe hypoxia and subsequent recovery Physiological Zoology 69 6 S 1277 1300 1996 Susanne Mommertz Untersuchungen zum Sexualverhalten von Asellus aquaticus L Dissertation der Fakultat fur Biologie der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Shaker Verlag Aachen 1993 ISBN 3 86111 778 9 Sarah C B Christensen Erik Arvin Erling Nissen Hans Jorgen Albrechtsen 2013 Asellus aquaticus as a Potential Carrier of Escherichia coli and Other Coliform Bacteria into Drinking Water Distribution Systems International Journal of Environmental Research and Public Health 10 3 845 855 doi 10 3390 ijerph10030845 Grenzwerte werden sicherlich uberschritten Archivierte Kopie Memento des Originals vom 16 September 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sueddeutsche de Wenn Assel Kadaver aus dem Hahn sprudeln Archivierte Kopie Memento des Originals vom 28 August 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sueddeutsche de Ute Michels Jessica Polak Michael Scheideler Gunter Gunkel Reprasentative Beprobung von Trinkwasserverteilungssystemen In U Michels G Gunkel M Scheideler amp K Ripl Herausgeber Invertebraten im Trinkwasser Probenahme Analytik und Bewertung Universitatsverlag der Technischen Universitat Berlin 2013 ISBN 978 3 7983 2575 3 Hans Jurgen Hahn amp Norbert Klein Tiere in der Trinkwasserverteilung altes Thema neue Sichtweise Der Hygieneinspektor 8 2013 Sonderheft Trinkwasserhygiene 20 24 Redaktion BMBF LS5 Internetredaktion Binnenasseln Isopoda Oniscidea amp Asellota Rote Liste Rote Liste Abgerufen am 1 Juli 2020 Simona Prevorcnik Jure Jugovic Boris Sket 2009 Geography of morphological differentiation in Asellus aquaticus Crustacea Isopoda Asellidae Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 47 2 124 131 doi 10 1111 j 1439 0469 2008 00493 x Dmitry A Sidorov Simona Prevorcnik 2016 A review of the genus Asellus E L Geoffroy 1762 Crustacea Isopoda Asellidae from the Asian part of Russia with description of plesiomorphic A turanaicus sp n Arthropoda Selecta 25 2 157 169 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserassel amp oldid 244217279