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Unter Arzneimittelkonservierungversteht man in der Pharmazie den Schutz eines Arzneimittels vor einem mikrobiellen Verderb Eine Verunreinigung mit Mikroorganismen kann zum Auftreten von Schimmel Garung und Geruchsbildung fuhren Mikroorganismen stellen ausserdem eine direkte Infektionsquelle dar und konnen durch toxische Stoffwechselprodukte den Menschen gefahrden Kontaminationen mit Mikroorganismen konnen wahrend der Herstellung Lagerung und bei der Anwendung von Arzneimitteln entstehen wobei als Hauptkontaminationsquellen der Mensch die Umwelt die Arbeitsgerate Wirk und pharmazeutische Hilfsstoffe sowie die primare Verpackung zu nennen sind Manche Arzneimittel benotigen daher wenn sie fur Mikroorganismen gunstige Lebensbedingungen besitzen eine Konservierung um die einwandfreie mikrobiologische Beschaffenheit uber ihre gesamte Haltbarkeitszeit bis zum Verfalldatum zu erhalten Dies trifft vor allem auf wasserhaltige Systeme wie zum Beispiel Emulsionen Safte Cremes und Suspensionen zu Allerdings darf die Konservierung nicht die Einhaltung der guten pharmazeutischen Herstellpraxis ersetzen Unabhangig davon kann eine Konservierung fur die Haltbarkeit nach Anbruch wichtig werden da durch das Offnen einer Arzneimittelverpackung und die Arzneimittelentnahme leicht Keime in ein Medikament eingetragen werden Medikamente zur Anwendung am Auge und fur die parenterale Verabreichung werden durch Sterilisationsverfahren bzw aseptische Fertigung keimfrei und durch anschliessende keimfreie Versiegelung haltbar gemacht eine chemische Konservierung der Arzneimittel ist dann in der Regel nicht notig vorausgesetzt sie werden bei der Anwendung aufgebraucht Bei der Abpackung in Behaltnisse fur die Mehrfachentnahme allerdings ist eine Konservierung durch die meisten Arzneibucher zwingend vorgeschrieben Prufung auf ausreichende Konservierung Konservierungsmittelbelastungstest BearbeitenUm die Effektivitat der Konservierung eines Arzneimittels sicherzustellen schreiben Arzneibucher eine Prufung auf ausreichende Konservierung Konservierungsmittelbelastungstest vor 1 2 Dabei wird gepruft ob die gewahlte Konservierungsmittelkonzentration geeignet ist mikrobielle Kontaminationen wie sie durch die eventuelle Vermehrung von Mikroorganismen wahrend der Lagerung oder durch ein Einbringen von Keimen wahrend des Gebrauchs entstehen konnten zu unterdrucken Die Wirksamkeit der Konservierung muss uber die gesamte Haltbarkeitsdauer d h bis zum Verfalldatum eines Arzneimittels gewahrleistet sein Zur Testdurchfuhrung wird die entsprechende Arzneizubereitung in der Regel in ihrem normalen Aufbewahrungsbehaltnis mit in Art und Menge vorgeschriebenen Testkeimen versetzt und unter Lichtschutz bei 20 bis 25 C gelagert In festgelegten Zeitabstanden werden bis zu 28 Tage lang die Keimzahlen ermittelt Abgestuft nach Anwendungsart des Arzneimittels parenteral und ophthalmologisch topisch peroral greifen verschieden strenge Beurteilungskriterien um anhand des Ausmasses der Keimzahlminderung die aktuelle Konservierungsmittelkonzentration als ausreichend zu beurteilen Einteilung der Konservierungsmittel BearbeitenDie Anzahl der zur Konservierung von Arzneimitteln verwendeten Stoffe ist uberschaubar Sie lassen sich auf Grund ihrer chemischen Struktur im Wesentlichen in folgende Kategorien unterteilen Phenol und seine Derivate Beispiel Kresol Parabene Methyl 4 hydroxybenzoat etc Chlorkresol Gehoren zu den altesten antimikrobiell eingesetzten Substanzen Ihre Wirkung ist auf ihre allgemeine Wirkung als Zellgift zuruckzufuhren Aliphatische und aromatische Alkohole Beispiel Ethanol Propylenglycol Chlorbutanol Benzylalkohol Ihre Wirkung ist ebenfalls auf die allgemeine Toxizitat zuruckzufuhren Ethanol und Propylenglycol wirken ab einer Konzentration von etwa 20 konservierend Quecksilberorganische Verbindungen Beispiel Thiomersal Wirken bereits ab einer Konzentration von 0 001 bis 0 002 Quartare Ammoniumverbindungen Beispiel Benzalkoniumchlorid Cetylpyridiniumchlorid Sind kationenaktive Tenside Wirken indem sie sich aufgrund ihrer Oberflachenaktivitat in Plasmamembranen einlagern und deren Permeabilitat in toxischem Ausmass verandern Carbonsauren Beispiel Sorbinsaure Benzoesaure Wirkung ist insbesondere auf ihr Eingreifen in die primaren Stoffwechselvorgange zuruckzufuhren Vom Vorteil sind die Geruchs und Geschmackslosigkeit Sonstige ChlorhexidinUbersicht BearbeitenAntimikrobikum Konzentration optimaler ph Bereich Wirksamkeit gegengrampositive Bakterien gramnegative Bakterien Hefen PilzePhenol 0 3 2 4 8 gut wirksam gut wirksam schwach wirksam schwach wirksamKresol 0 3 2 4 8 gut wirksam gut wirksam gut wirksam gut wirksamp Chlor m kresol 0 2 2 4 8 gut wirksam gut wirksam gut wirksam gut wirksamPhenylethylalkohol 1 2 4 7 gut wirksam gut wirksam schwach wirksam schwach wirksamChlorbutanol 0 5 2 4 gut wirksam gut wirksam schwach wirksam schwach wirksamBenzylalkohol 1 2 4 7 gut wirksam schwach wirksam schwach wirksam schwach wirksamPHB Methylester 0 18 2 4 9 gut wirksam gut wirksam unwirksam unwirksamPHB Propylester 0 02 2 4 9 gut wirksam gut wirksam schwach wirksam unwirksamSorbinsaure 0 2 2 3 5 gut wirksam gut wirksam gut wirksam gut wirksamBenzoesaure 0 1 2 3 5 gut wirksam gut wirksam gut wirksam gut wirksamPhenylquecksilbernitrat 0 001 7 10 gut wirksam gut wirksam gut wirksam gut wirksamThiomersal 0 002 2 7 9 gut wirksam gut wirksam gut wirksam gut wirksamBenzalkoniumchlorid 0 01 3 5 8 10 gut wirksam gut wirksam gut wirksam gut wirksamnach Wallhausser Pharm Ind 36 716 1974 3 Quellen BearbeitenRudolf Voigt und Alfred Fahr Pharmazeutische Technologie Kurt H Bauer Karl Heinz Fromming Claus Fuhrer Bernhardt C Lippold Lehrbuch der pharmazeutischen TechnologieEinzelnachweise Bearbeiten Europaisches Arzneibuch in der jeweils gultigen Fassung Abschnitt 5 1 3 U S Pharmacopeia General Chapters lt 51 gt Antimicrobial Effectiveness Testing Hans Mollet Arnold Grubenmann Formulierungstechnik Emulsionen Suspensionen feste Formen Wiley VCH Weinheim 1999 ISBN 978 3 527 62571 0 S 380 Literatur BearbeitenDietlinde Goltz Die Konservierung von Arzneimitteln und Arzneiformen in historischer Sicht In Pharmazeutische Zeitschrift 117 1972 S 428 435 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arzneimittelkonservierung amp oldid 229849534