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Die Artillerieschule in Hannover war eine 1782 von der hannoverschen Armee eingerichtete Schule fur die Artillerie 1 und gilt als Vorlauferin der preussischen Vereinigten Artillerie und Ingenieurschule 2 Standort der Artillerieschule die mit ihrer Bibliothek schnell zur bedeutendsten militarischen Bildungsanstalt im Kurfurstentum Hannover aufstieg war der Pavillon am Calenberger Tor 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1766 bis 1803 1 2 Artillerie und Ingenieurschule 1814 bis 1834 1 3 Die Marieninsel 2 Personlichkeiten 2 1 Direktion 2 2 Lehrer 2 3 Schuler 3 Erhaltene Bucher 4 Literatur 5 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte Bearbeiten1766 bis 1803 Bearbeiten nbsp Stadtplan Hannover 1834 auf dem westlichsten Ravelin in der Verlangerung der Calenberger Strasse die Militarschule Verlag Hahn sche HofbuchhandlungSchon 1766 wenige Jahre dem Siebenjahrigen Krieg richtete Oberst von Estorff fur die Offiziere des 8 Kavallerie Regiments Dragoner eine erste Offizierschule ein an der ab 1778 auch der spatere preussische General Scharnhorst lehrte 1782 erhielt General von Trew die Genehmigung fur eine Artillerieschule die noch im September desselben Jahres ihren Unterricht aufnahm 2 Auf eigenen Wunsch wurde der zuvor im Dragonerregiment Estorff Garnison Northeim 4 zum Artillerieleutnant ernannte Scharnhorst an die Kriegsschule Hannover berufen 5 nachdem Konig Georg III von Grossbritannien und Irland unter dem 17 Mai 1782 die Anlegung und Einrichtung einer Artillerie Schule zu Hannover befohlen hatte die finanziell dem Artillerie Regiment zugeordnet werden sollte 6 Unterstutzend wirkte das Vermachtnis des Generalleutnants Anton Ulrich Braun 7 der seine private Sammlung wissenschaftlicher und militarwissenschaftlicher Literatur dem hannoverschen Offizierskorps vermachte und so die Grundlage schuf fur eine eigene Artillerie Bibliothek 1782 wurde Scharnhorst leitender Bibliothekar an der neugegrundeten Artillerieschule 8 Scharnhorst der spatere Reformator der Preussischen Armee gehorte der Artillerieschule als zweiter Lehrer 9 bis 1801 an 1 10 Nachdem der Generalmajor Georg Josua du Plat durch die negativen Erfahrungen im Siebenjahrigen Krieg bereits seit 1763 in mehreren Denkschriften die Einrichtung einer Ingenieurschule gefordert hatte brachten die positiven Erfahrungen mit der neugegrundeten Artillerieschule und eine weitere Denkschrift du Plats an den kommandierenden General von der Decken vom 10 Januar 1783 schliesslich den Durchbruch 2 1784 Scharnhorst wurde zum Leutnant befordert 9 wurde der Artillerieschule eine den Offizieren vorbehaltene Ingenieurschule angegliedert bis 1831 1 1789 wurde durch konigliches Reskript das Verhaltnis der beiden Militarschulen neu geregelt Ein neugeschaffenes gemeinsames Direktorium fuhrte nun die Oberaufsicht uber das Militarbildungswesen Wilhelm von Freytag und Ernst Franz Carl von Hake wurden zu Direktoren berufen 3 In den 1790er Jahren unterstand die Artillerieschule von Trew und die Ingenieurschule Oberst Friedrich Christoph Kunze Kriegsrat von Hake gehorte der Direktion beider Institutionen an berichtete und legte die Rechnung gemeinsam mit den jeweiligen Direktoren jeweils am gleichen Tag Eine Schenkungsnotiz in der Artilleriebibliothek deutet zudem auf eine auch bibliothekarische Tatigkeit von Hakes 3 nbsp Rund 100 Jahre nach Knigges Schreiben Kanoniere mit preussischen Pickelhauben Ansichtskarte 406 von Karl F Wunder um 1898Uber die Artillerieschule schrieb Adolph Freiherr von Knigge in seinen 1792 veroffentlichten Briefe n auf einer Reise von Lothringen nach Niedersachsen geschrieben schone Leute sehr vorteilhaft gekleidet Das Corps der Offiziere besteht aus gebildeten geschickten feinen gesitteten und bescheidnen Mannern und Junglingen Bey diesen beiden Militar Schulen muss ich Ihnen den Hauptmann Scharnhorst nennen den ich seiner grundlichen Kenntnisse seiner edlen Bescheidenheit und seines sanften Charakters wegen gleich hoch schatze 11 An den Napoleonischen Kriegen nahm Scharnhorst 1793 94 teil als Adjutant des Generals von Hammerstein 1801 wurde Hannover vom April bis Oktober durch preussische Truppen besetzt die so einer franzosischen Besetzung zuvorkamen 12 Schon am 19 Mai desselben Jahres wechselte Scharnhorst vom hannoverschen Dienst in den preussischen und verliess damit die Artillerieschule in Hannover Er blieb jedoch Mitglied der Calenberg Grubenhagenschen Landschaft und hat seine Verbindungen zu H annover offenbar nie ganz abreissen lassen 13 1803 wurde die kurhannoversche Armee ganzlich aufgelost Teile davon kampften jedoch in der King s German Legion und fur die Stadt Hannover begann eine beinahe zehnjahrige Fremdherrschaft 12 wahrend der weder an der Artillerie noch an der angegliederten Ingenieurschule unterrichtet wurde 3 Artillerie und Ingenieurschule 1814 bis 1834 Bearbeiten Noch vor der Schlacht bei Waterloo 12 wurde 1813 die koniglich hannoversche Armee neu gebildet und 1814 der Unterricht in der neueingerichteten Artillerie und Ingenieurschule wiederaufgenommen 14 Die Schulung der Unteroffiziere und Unteroffiziersanwarter dauerte lediglich ein Jahr und umfasste die Facher Mathematik Arithmetik und Geometrie Artillerie und Mechanik sowie Zeichnen erganzt durch praktische Ubungen Davon getrennt wurden in der zweiten und dritten Klasse die Offiziersanwarter ausgebildet sowie diejenigen Offiziere die noch keine ausreichenden Qualifikationen fur ihren Beruf erlangt hatten Im Mittelpunkt der zweiten einjahrigen Klasse stand wiederum Mathematik mit den Gliederungen Algebra Arithmetik Geo und Trigonometrie Erst in der dritten Klasse die zwei Jahre dauerte wurden die sogenannten angewandten Wissenschaften gelehrt also Artillerie Mechanik besonders Ballistik Taktik Befestigungskunde und die grossen Feldoperationen 11 Wahrend in den Winterhalbjahren die theoretische Unterweisung der Kadetten und Offiziere im Horsaal stattfand wurden alle Schuler in den Sommerhalbjahren grundlich in der Praxis unterrichtet Nach dem damaligen Verstandnis wurden die Auszubildenden wahrenddessen sehr anspruchsvoll praktisch ausgebildet in Geschutzkunde dem Einsatz der Geschutze dem Schatzen von Entfernungen der Gelandeaufnahme sowie der Losung konkreter militarischer Probleme Anders als in vergleichbaren zeitgenossischen Militareinrichtungen wurden die Offizierschuler und Offiziere in Hannover jedoch uber die mit ihrem Dienstgrad verbundenen Funktionen hinaus aus gebildet Unterstutzung fand diese erweiterte Ausbildung durch die Unterrichtung von von Scharnhorst der die Schuler wahrend seines Unterrichtes auch zu selbstandigen Entscheidungen anleitete 11 Weitere Lehrer an der Artillerieschule in Hannover waren die ehemalige Mitarbeiter von Carl Friedrich Gauss Stabskapitan Georg Wilhelm Muller 1785 1835 und der Leutnant Johann Georg Friedrich Hartmann 1796 1834 Hartmann wechselte nach seiner Lehrtatigkeit an der Artillerieschule 1831 an die neugegrundete Hohere Gewerbeschule der spateren Technischen Hochschule Hannover und unterrichtete dort praktische Geometrie und praktisches Zeichnen 15 Die Marieninsel Bearbeiten Ab 1843 wurde auf dem Gelande der Artillerieschule die Marieninsel eingerichtet eine Restauration mit Park Kegelbahn und Freilichttheater 16 Nach der Schlacht bei Langensalza im Deutschen Krieg und dem Ende des Konigreichs Hannover 17 wurden ab 1866 auch die letzten Gebaude der Artillerieschule auf dem Artilleriehof abgebrochen 18 Personlichkeiten BearbeitenDirektion Bearbeiten Ernst Franz Carl von Hake zuvor Landdrost im Herzogtum Sachsen LauenburgLehrer Bearbeiten Gerhard Johann David von Scharnhorst leitender Bibliothekar 8 und zweiter Lehrer 9 1800 1803 Christian Ziehen ordentlicher Lehrer 19 Stabskapitan Georg Wilhelm Muller 1785 1835 15 1821 1831 20 Leutnant Johann Georg Friedrich Hartmann 15 1796 1834 ab 1831 Lehrer fur praktische Geometrie und geometrisches Zeichnen an der Hoheren Gewerbeschule nebenamtlich Lehrer der mathematischen Geographie an der Generalstabs Akademie 20 Schuler Bearbeiten Georg Julius von Hartmann 1774 1856 21 Georg Wilhelm Glunder 1799 1848 Offizier Autor und Mathematiklehrer sowie zweiter Direktor der Hoheren Gewerbeschule 22 Arnold Heinrich Deichmann 23 1800 1870 unter anderem Lehrer Offizier Autor Geodat und erster wissenschaftlicher Kartograf der Stadt Hannover 24 Erhaltene Bucher BearbeitenAls Archivalien haben sich von der Bibliothek der Archivschule insgesamt 731 Titel ohne Zeitschriften im Bestand der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek erhalten zumeist mit einem Exlibris der Archivschule 3 Literatur BearbeitenGeorg Ruppelt Hrsg Von der Buchersammlung zur Bibliothek Regimentsbibliotheken im 18 und 19 Jahrhundert In Zeitschrift fur Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderbande Sonderband 93 Frankfurt am Main Vittorio Klostermann GmbH 2008 ISBN 978 3 465 03580 0 insbesondere S 49 grossteils online Heinz Stubig Gerhard von Scharnhorst preussischer General und Heeresreformer Studien zu seiner Biographie und Rezeption Beitrage teilweise in deutsch und lateinisch in der Reihe Geschichte Forschung und Wissenschaft Bd 34 Berlin Munster Lit 2009 ISBN 978 3 643 10255 3 S 97 u o onlineEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b c Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg Geschichte der Stadt Hannover Band 1 Von den Anfangen bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts S 199 246 online uber Google Bucher a b c Lars Ulrich Scholl Ingenieurschule 1786 bis 1803 In Ingenieure in der Fruhindustrialisierung Staatliche und private Techniker im Konigreich Hannover und an der Ruhr 1815 1873 zugleich Dissertation von 1977 an der Technischen Universitat Hannover Fakultat fur Geistes und Sozialwissenschaften in der Reihe Studien zu Naturwissenschaft Technik und Wirtschaft im neunzehnten Jahrhundert Bd 10 S 52ff online uber Google Bucher a b c d e Georg Ruppelt Hrsg Von der Buchersammlung zur Bibliothek siehe Literatur Dietmar Schossler Clausewitz Engels Mahan Grundriss einer Ideengeschichte militarischen Denkens in der Reihe Politik Forschung und Wissenschaft Bd 27 Berlin Munster Lit 2009 ISBN 978 3 8258 0220 2 S 44 online Karl Gustav von Berneck Ein Lebensbild Scharnhorsts In Blatter fur literarische Unterhaltung Jahrgang 1861 Erster Band Januar bis Juni enthaltend Nr 1 26 Leipzig F A Brockhaus S 112 online Louis Heinrich Friedrich von Sichart Geschichte der koniglich hannoverschen Armee vierter Band Funfter Zeitraum 1789 bis 1803 Hannover Hahn sche Hofbuchhandlung 1871 S 134ff online uber Google Bucher 60 von ursprunglich 489 Buchern der Stiftung sind erhalten laut Thomas Fuchs Ulrich Kandolf Die Wehrbereichsbibliothek II und ihre Vorgangerinstitutionen In Die Wehrbereichsbibliothek II Hannover in der Niedersachsischen Landesbibliothek S 171 PDF Dokument online a b Iris Becker Funktion und Stellenwert von Militarbibliotheken im 18 und 19 Jahrhundert In Jutta Nowosadtko Matthias Rogg Hrsg Mars und die Musen Das Wechselspiel von Militar Krieg und Kunst in der Fruhen Neuzeit in der Reihe Herrschaft und soziale Systeme in der fruhen Neuzeit Bd 5 Berlin Munster Lit 2008 ISBN 978 3 8258 9809 0 S 92 nach Joachim Kiefert Militarbibliotheken in Hannover In Hannoversche Geschichtsblatter Neue Folge 17 1963 S 292 online uber Google Bucher a b c Heinz Stubig Gerhard von Scharnhorst siehe Literatur Davon abweichend wird eine Lehrtatigkeit von 1782 bis lediglich 1793 aufgefuhrt in Klaus Mlynek Scharnhorst Gerhard Johann David von In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 537 a b c Heinz Stubig Gerhard von Scharnhorst S 31f siehe Literatur a b c Klaus Mlynek Napoleonische Kriege In Stadtlexikon Hannover S 459 f Klaus Mlynek Scharnhorst Gerhard Johann David von In Stadtlexikon Hannover S 537 Lars Ulrich Scholl Artillerie und Ingenieurschule 1814 bis 1834 In Ingenieure in der Fruhindustrialisierung S 58f online a b c Wolfgang Torge Geschichte der Geodasie in Deutschland Berlin New York de Gruyter 2007 ISBN 978 3 11 019056 4 S 134 online uber Google Bucher Helmut Knocke Marieninsel In Stadtlexikon Hannover S 425 Klaus Mlynek Deutscher Krieg 1866 In Stadtlexikon Hannover S 130 Arnold Noldeke Militarakademie und Generalstabsakademie In Stadt Hannover Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover Teil 1 Denkmaler des alten Stadtgebietes Hannover Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd 1 H 2 Teil 1 Hannover Selbstverlag der Provinzialverwaltung Schulzes Buchhandlung 1932 Neudruck Verlag Wenner Osnabruck 1979 ISBN 3 87898 151 1 Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover hrsg von der Provinzial Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmaler der Provinz Hannover S 392 Johannes Kunisch Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften in der Reihe Veroffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz hrsg von der Stiftung Preussischer Kulturbesitz Bd 52 Koln Weimar Wien Bohlau S 7 online a b Harald Vennegeerts Johann Georg Friedrich Hartmann Memento vom 6 Januar 2013 im Webarchiv archive today in Professoren am GIH auf der Seite des Geodatischen Instituts Hannover der Gottfried Wilhelm Leibniz Universitat Hannover Georg Waitz Hartmann Julius von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 10 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 688 691 Karl Karmarsch Georg Wilhelm Glunder In Die polytechnische Schule zu Hannover zweite sehr erweiterte Auflage Mit drei Blattern Abbildungen des Gebaudes der Anstalt Hannover Hahnsche Hofbuchhandlung 1856 S 154 u o online uber Google Bucher Karl Karmarsch Arnold Heinrich Deichmann In Die polytechnische Schule zu Hannover 2 sehr erweiterte Auflage Hannover Hahn sche Hofbuchhandlung 1856 S 149 u o online uber Google Bucher Dirk Bottcher DEICHMANN Ludewig Wilhelm Arnold Heinrich In Hannoversches Biographisches Lexikon S 91f 52 369779 9 722739 Koordinaten 52 22 11 2 N 9 43 21 9 O 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