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Die Artikel Artikulation Linguistik Akustische Phonetik Menschliche Stimme und Gesangspadagogik uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch in den anderen Artikeln befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Mit Artikulation lateinisch articulare deutlich aussprechen bezeichnet man im linguistischen bzw phonetischen Sinne die Realisierung der Phoneme und Worter menschlicher Sprachen durch die Artikulationsorgane also die neuro muskularen Vorgange beim Sprechen bei den Lautsprachen bzw beim Gebarden mit Handen bei den Gebardensprachen Im Rahmen der Spracherzeugung bei Lautsprachen ist die Artikulation im engeren Sinn definiert als die Sprechbewegungen der Artikulationsorgane in Abgrenzung von Atmung und Stimmgebung Phonation 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einordnung 2 Phonation und Artikulation 2 1 Entstehung des Phonationsstroms 2 2 Phonation im Artikulationsprozess 2 3 Unterscheidung der Sprechlaute 2 3 1 Artikulationsorgan 2 3 2 Artikulationsort 2 3 3 Artikulationsart 2 4 Darstellung und Beschreibung von Sprachlauten 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEinordnung BearbeitenDie Artikulation ist letztlich die Grundlage fur die Unterscheidung der verschiedenen Sprachlaute auch noch in ihrer abstrakten Beschreibung als Phoneme die Artikulation bildet daher einen wichtigen Begriff der linguistischen Phonetik Die Artikulationsvorgange beruhen auf weitergehenden anatomisch physiologischen Voraussetzungen die in der Linguistik nur am Rande berucksichtigt werden mussen Grundvoraussetzung fur das Sprechen ist das Zusammenwirken der Artikulationsorgane mit der Atmung die beim Ausatmen Exspiration den zum Sprechen benotigten Luftstrom liefert und die Stimmerzeugung Phonation Nur selten kommen in menschlichen Sprachen auch Sprachlaute vor die unabhangig von der Atmung allein durch Druckerzeugung im Mundraum gebildet werden sogenannte nicht pulmonale Konsonanten etwa die Klicklaute der Khoisansprachen Insgesamt werden bei weitem nicht alle Laute die mit den Sprachorganen bzw Resonanzraumen prinzipiell erzeugt werden konnen in einer gegebenen Lautsprache systematisch benutzt und sind somit linguistisch relevant Grundvoraussetzung fur die manuelle Artikulation in Gebardensprachen ist die Fahigkeit der Arme Bewegungen auszufuhren und Korperteile zu beruhren und der Hande mit den Fingern Handkonfigurationen zu bilden Man spricht in der Linguistik der Gebardensprache von den vier Parametern in der Formation von Gebarden Handkonfiguration Handstellung Bewegung und Bewegungsort Nur eine Untermenge der moglichen Bewegungen der Arme und Handformen ist linguistisch relevant in einer gegebenen Gebardensprache Auch wird nur eine beschrankte Anzahl der Korperteile von der gebardenden Hand bzw Handen beruhrt Die folgenden Abschnitte stellen die lautsprachliche Seite der Artikulation naher dar Einige Einzelheiten zur Artikulation in Gebardensprache finden sich unter Deutsche Gebardensprache Phonologie Phonation und Artikulation BearbeitenEntstehung des Phonationsstroms Bearbeiten Durch Volumen vergrosserung des Brustkorbs mittels der Brustmuskulatur der Rippen und des Zwerchfells kann sich die Lunge ausdehnen und es entsteht ein Unterdruck so dass die Atemluft uber die Atemwege in die Lunge stromen kann Durch das Senken der Rippen und Heben des Zwerchfells zieht sich die Lunge andererseits wieder zusammen Der dabei entstehende Uberdruck wird als Exspirationsluftstrom wieder aus der Lunge uber die Bronchien in die Luftrohre gepresst Ventilation Die Luftrohre ist elastisch und endet oben mit dem Kehlkopf Erst dort im Kehlkopf entscheidet sich ob der Exspirationsstrom zum Phonationsstrom wird oder nicht Phonation im Artikulationsprozess Bearbeiten Schematische Darstellung der Stellknorpel in Atmungs stellung A Schildknorpel B Ringknorpel C Stellknorpel D Stimmlippen Wahrend die Luft aus den Lungen ausstromt passiert sie den Kehlkopf und die Stimmlippen In entspanntem Zustand befinden sich die Stimmlippen in Atmungsstellung d h die Glottis ist weit geoffnet so dass die Atemluft ungehindert entstromen kann Um die Phonation d h die Stimmerzeugung zu initiieren werden die Stimmlippen in die Phonationsstellung Stimmstellung gebracht das heisst sie liegen locker aneinander an und verschliessen so die Glottis Durch den Luftstrom werden die Stimmlippen in Schwingung versetzt d h sie offnen und schliessen sich sodass die Luft mit jeder Offnung und Schliessung stossweise in den Artikulationsraum entlassen wird Es entstehen komplexe Klange die sich aus periodischen Teiltonen zusammensetzen Die Grundfrequenz moglich sind ca 70 1000 Hz hangt dabei von Lange und Spannung selektive Muskelkontraktionen der Stimmlippen ab die durch Stellung der Stellknorpel bzw die Kippbewegung zwischen Ring und Schildknorpel reguliert werden Schema der verschiedenen Stellungen der Stellknorpel und Stimmlippen A Glottisverschluss B Phonationsstellung C Flusterstellung D Hauchstellung E Atmungsstellung oder Ruhestellung F TiefatmungsstellungSobald in den Stimmlippen ein Primarklang erzeugt wurde stromt dieser in das aus Rachen Nasen und Mundhohle bestehende Ansatzrohr Das Ansatzrohr ist vergleichbar mit einem musikalischen Instrument bei dem die einmal erzeugte Schwingung in einen Ton modifiziert wird Das menschliche Ansatzrohr ist also schwingungsfahig und wirkt damit als sogenannter Resonanzraum Die im Kehlkopf erzeugten Gerausche und Klange werden im Ansatzrohr zu Sprechlauten moduliert Artikulation Unterscheidung der Sprechlaute Bearbeiten Grundsatzlich muss man bei den Sprechlauten zwischen Klanglauten und Gerauschelauten unterscheiden Bei der isolierten Artikulation eines scharfen s wie in Maus beispielsweise handelt es sich um ein Gerausch Es entsteht wenn sich die Stimmritze in Atemstellung siehe Abbildung befindet und zwischen dem Saum der Zunge und dem Alveolenrand eine Enge gebildet wird Um einen Laut zu produzieren ist es also nicht unbedingt notwendig dass die Stimmlippen in Phonationsstellung Stimmstellung siehe Abbildung B gehen Es entsteht also auch bei Atmungsstellung ein stimmloser Konsonant Bei der isolierten Artikulation eines weichen s wie in Sonne befindet sich die Stimmritze dagegen in Phonationsstellung siehe Abbildung Bei dieser sehr engen Annaherung der Stimmlippen entstehen Krafte die den Luftstrom in eine Folge periodischer Schwingungen versetzt Bernoulli Effekt Es entsteht ein stimmhafter Konsonant der Laut wird in diesem Beispiel durch Engebildung zwischen Zungensaum und Alveolenrand erzeugt das stimmhafte weiche s Prinzipiell unterscheidet man in der Phonetik zwischen dem Artikulationsorgan dem Artikulationsort Artikulationsstelle und schliesslich der Artikulationsart 1 exolabial 2 endolabial 3 dental 4 alveolar 5 postalveolar 6 prepalatal 7 palatal 8 velar 9 uvular 10 pharyngal 11 glottal 12 epiglottal 13 radikal 14 posterodorsal 15 anterodorsal 16 laminal 17 apikal 18 sublaminal Lautbezeichnungen nach Artikulationsorgan und ort Bezeichnung Artikulationsorgan Artikulationsort Beispielbilabial Unterlippe Labium inferius Oberlippe Labium superius p b m labiodental Unterlippe obere Schneidezahne f v dental Zungenblatt obere Schneidezahne d alveolar Zungenspitze Apex linguae Zahndamm Alveolus dentalis d postalveolar Zungenblatt harter Gaumen Palatum durum ʃ ʒ retroflex Zungenspitze harter Gaumen ɻ palatal Zungenrucken Dorsum linguae harter Gaumen c velar Zungenrucken weicher Gaumen Gaumensegel Velum k ɡ uvular Zungenrucken Gaumenzapfchen Uvula ʀ pharyngal Zungenwurzel Radix linguae Rachenwand Pharynx ħ glottal Stimmlippen Stimmritze Glottis h Artikulationsorgan Bearbeiten Hauptartikel Artikulationsorgan Das Artikulationsorgan ist der aktive Teil der Artikulation der sich auf die Artikulationsstellen den Artikulationsort hinzubewegt oder ihn beruhrt Unterlippe Zunge Apex Zungenspitze Korona Zungensaum Dorsum Zungenrucken Radix Zungenwurzel StimmbanderArtikulationsort Bearbeiten Hauptartikel Artikulationsort Der Artikulationsort ist der relativ unbewegliche Teil des Ansatzrohrs und Ziel des Artikulators Die Laute benennt man entsprechend Oberlippe obere Schneidezahne Zahndamm halbwegs zwischen Zahndamm und hartem Gaumen harter Gaumen weicher Gaumen Gaumensegel Gaumenzapfchen Rachen StimmlippenArtikulationsart Bearbeiten Hauptartikel Artikulationsart Die Artikulationsart ist schliesslich die Art und Weise wie sich der Kontakt zwischen Artikulator und Artikulationsort darstellt und wie der Luftstrom nach aussen geleitet wird Zum Beispiel konnen die Artikulationsorgane eine Verengung bilden die zu unterschiedlich starkem Rauschen fuhren kann wie bei v in Wein oder starker bei f in fein Der Luftstrom kann auch kurzfristig blockiert werden Obstruktion bei b wie in Bein Die Phonationsluft kann aber auch ohne dass sie ein Hindernis uberwinden muss durch das Ansatzrohr fliessen wie das bei Vokalen und den Halbvokalen einer Untergruppe der Approximanten der Fall ist Bei nasalen Konsonanten bleibt eine Obstruktion im Mundraum die ganze Zeit erhalten wahrend das Velum sich so stellt dass es dem Luftstrom den Weg durch die Nasenhohle freigibt Siehe die nebenstehende Grafik Das Velum ist die weiche Struktur die sich von Position 8 bis 9 erstreckt Der Verschlussort uvular Nr 9 ist somit der am weitesten hinten liegende Verschluss fur den es einen Nasallaut geben kann d h vor dem der Luftstrom durch die Nase abgeleitet werden kann Vokale Halbvokale und stimmhafte Konsonanten sind Klange die wir als Sprechlaute wahrnehmen Losung eines Verschlusses Engebildung oder ungehindertes Ausstromen der Atmungsluft sind die drei einzigen Uberwindungsmodi Wird ein Laut zugleich an unterschiedlichen Artikulationsorten erzeugt so spricht man von komplexer oder zusammengesetzter Artikulation Es werden bei diesen unterschieden die relativ seltene Doppelartikulation mit zwei oder mehr Artikulationsorten aber gleicher Artikulationsart und die haufiger auftretende Sekundarartikulation also eine von der Hauptartikulationsart abweichenden Artikulationsart Als Sekundarartikulation konnen auftreten Palatalisierung Velarisierung Pharyngalisierung Glottalisierung LabialisierungDarstellung und Beschreibung von Sprachlauten Bearbeiten Laute lassen sich durch Angabe der artikulierenden Organe und die Art wie der Luftstrom beeinflusst wird beschreiben Mit Hilfe einer Lautschrift wie dem Internationalen Phonetischen Alphabet kann man die Sprachlaute der menschlichen Sprachen der Welt darstellen Literatur BearbeitenJohn Cunnison Catford Fundamental Problems in Phonetics Edinburgh University Press Edinburgh 1977 ISBN 0 85224 437 1 John Cunnison Catford The articulatory possibilities of man In B Malmberg Hrsg Manual of Phonetics North Holland Amsterdam 1968 ISBN 0 7204 6029 8 S 309 333 William J Hardcastle Physiology of Speech Production An introduction for speech scientists Academic Press London u a 1976 ISBN 0 12 324950 3 Bernd Pompino Marschall Einfuhrung in die Phonetik De Gruyter Berlin u a 1995 ISBN 3 11 014763 7 De Gruyter Studienbuch George A Miller Worter Streifzuge durch die Psycholinguistik Herausgegeben und aus dem Amerikanischen ubersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1993 Lizenzausgabe Zweitausendeins Frankfurt am Main 1995 2 Auflage ebenda 1996 ISBN 3 86150 115 5 S 83 108 Das gesprochene Wort Hans Heinrich Wangler Physiologische Phonetik Eine Einfuhrung Elwert Marburg 1972 ISBN 3 7708 0435 X Video Manfred Spitzer Sprechen und Singen BR alpha Reihe Geist und Gehirn Folge 46 ca 15 Minuten Weblinks Bearbeiten Wiktionary Artikulation Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Pompino Marschall 1995 S 17 Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 17 26 min 10 1 MB Text der gesprochenen Version 21 Juni 2008 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Normdaten Sachbegriff GND 4123616 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Artikulation Linguistik amp oldid 232915072