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Der Armenische Friedhof Culfa armenisch Ջուղաի գերեզման Jughayi gerezman aserbaidschanisch Cuga nekropolu war ein mittelalterlicher Friedhof nahe der Stadt Culfa in Nachitschewan einer Exklave der Republik Aserbaidschan Die Grabsteine bestanden vor allem aus Chatschkaren einheitlich dekorierten Kreuzsteinen die charakteristisch fur die mittelalterliche christlich armenische Kunst sind Der Culfa Friedhof bestand bis 2005 als Aserbaidschan eine systematische Kampagne einleitete die Monumente vollstandig zu zerstoren Der Friedhof bei Culfa auf einem Foto von Aram Vruyr von 1915 Der Friedhof am Anfang des 20 Jahrhunderts Mehrere Appelle sowohl von armenischen als auch von internationalen Organisationen wurden an die aserbaidschanische Regierung eingereicht mit der Bitte solche Aktivitaten zu unterlassen 2006 hinderte Aserbaidschan Mitglieder des Europaparlaments daran den Fall zu untersuchen bezichtigte sie der voreingenommenen und hysterischen Annaherung und behauptete dass man eine Delegation nur dann akzeptieren wurde wenn sie auch armenisch kontrolliertes Gebiet besucht 1 Im Fruhjahr 2006 berichtete ein Journalist des Institute for War and Peace Reporting der das Gebiet besuchte dass keine sichtbaren Spuren des Friedhofs verblieben sind 2 Im gleichen Jahr zeigten Fotografien die vom Iran aus aufgenommen wurden dass der Friedhof in einen Schiessplatz umgewandelt wurde 3 Nachdem zwischen 2003 und 2009 aufgenommene Satellitenfotos von Culfa untersucht wurden kam die American Association for the Advancement of Science im Dezember 2010 zum Schluss dass der Friedhof demoliert und dem Erdboden gleichgemacht wurde 4 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zerstorung 2 1 Hintergrund 2 2 Weitere Zerstorungen ab 2003 3 Reaktionen 4 Verbliebene Chatschkare des Culfa Friedhofs 5 Literatur 6 Filme 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie altesten Chatschkare die am Friedhof von Culfa der sich im westlichen Teil der Stadt befand gefunden wurden datierten auf das 9 bis 10 Jahrhundert doch ihre Erbauung dauerte bis 1605 an dem Jahr als Schah Abbas I des safawidischen Persiens eine Politik der verbrannten Erde einfuhrte und die Zerstorung der Stadt und der Umsiedlung eines Teil ihrer Bewohner anordnete 5 Zusatzlich zu den Tausenden von Chatschkaren errichteten die Armenier auch zahlreiche Grabsteine in Form von Schafen die aufwandig mit christlichen Motiven und Eingravierungen dekoriert wurden 5 Gemass dem franzosischen Reisenden Alexandre de Rhodes hatte der Friedhof weiterhin uber 10 000 gut erhaltene Chatschkare als er Culfa 1648 besuchte 5 Allerdings wurden von dieser Zeit an viele Chatschkare zerstort sodass bis 1903 1904 nur noch gezahlte 5 000 verblieben sind 5 Zerstorung Bearbeiten nbsp Zwei Culfa Chatschkare von 1602 und 1603 die kurz vor der Zerstorung entfernt wurden und sich heute in Etschmiadsin befinden Hintergrund Bearbeiten Armenien stellte 1998 eine Klage gegen die aserbaidschanische Regierung wegen der Zerstorung der Chatschkare in der Stadt Culfa im Bergkarabachkrieg der 1994 mit einem Waffenstillstand endete Seit dem Ende des Krieges baute sich in Aserbaidschan eine Feindseligkeit gegen die armenische Minderheit auf Sarah Pickman schrieb in der Zeitschrift Archaeology dass der Verlust von Bergkarabach an die Armenier eine grosse Rolle in der Absicht die historische armenische Prasenz in Nachitschewan zu beseitigen gespielt hat 6 1998 verwarf Aserbaidschan Armeniens Klage dass die Chatschkare zerstort wurden Der Teheraner Architekt Arpiar Petrossian bzw Arpiayr Petrosyan ein Mitglied der Organisation Armenische Architektur im Iran verlieh den Klagen Nachdruck nachdem er als Augenzeuge die Zerstorung der Monumente gefilmt hat 6 Hasan Zejnalow standiger Vertreter der Autonomen Republik Nachitschewan ARN in Baku bezeichnete den armenischen Vorwurf als weitere schmutzige Luge der Armenier Die Regierung Aserbaidschans antwortete nicht direkt auf die Beschuldigungen sagte jedoch dass Vandalismus nicht im Geiste Aserbaidschans sei 7 Armeniens Klagen fuhrten zu internationalen Prufungen welche gemass dem armenischen Kultusminister Gagik Gyurdjian dabei halfen die Zerstorungen zeitweise aufzuhalten 2 Armenische Archaologen und Experten der Chatschkare in Nachitschewan sagten dass als sie die Region 1987 vor dem Zerfall der Sowjetunion erstmals besuchten die Monumente noch intakt waren und die Region selbst uber 27 000 Kloster Kirchen Chatschkare Grabsteine nebst anderen kulturellen Artefakten enthielt 2 1998 wurde die Zahl der Chatschkare auf 2 700 verringert 8 Der alte Friedhof von Culfa ist unter Spezialisten dafur bekannt mehr als 10 000 eingravierte Chatschkar Grabsteine beherbergt zu haben und bis zu 2 000 waren auch nach einem fruheren Ausbruch von Vandalismus auf der gleichen Statte im Jahr 2002 noch intakt 6 Weitere Zerstorungen ab 2003 Bearbeiten 2003 erneuerten die Armenier ihre Proteste und verurteilten die erneute Einleitung der Zerstorung der Monumente vonseiten Aserbaidschans Am 4 Dezember 2002 einigten sich armenische Geschichtswissenschaftler und Archaologen darauf eine formelle Beschwerde einzureichen und appellierten an internationale Organisationen ihre Klagen zu untersuchen 8 Augenzeugenberichte der anhaltenden Demolierungen beschreiben eine organisierte Vorgehensweise Im Dezember 2005 beobachteten iranische Grenzsoldaten neue Abrissarbeiten auf dem Friedhof und verstandigten den Tabriser Bischof Nshan Topouzian 9 Iranische Armenier darunter Topouzian und andere Vertreter der Tabriser Diozese der Armenischen Apostolischen Kirche eilten herbei und zeichneten weitere Videobeweise entlang des Flusses Arax auf der teilweise die Demarkationsgrenze zwischen Nachitschewan und dem Iran bildet Die Aufnahmen zeigen dass aserbaidschanische Truppen ihre Zerstorungen der verbliebenen Chatschkare durch den Einsatz von Schlaghammern und Axten vollendeten 6 Reaktionen BearbeitenDie Weigerung der UNESCO auf die Meldungen und Beschwerden angesichts der Zerstorung des Friedhofs 2005 zu reagieren wurde von vielen kritisiert insbesondere mit Hinweis auf die heftige Reaktion der UNESCO auf einen vergleichbaren Fall vier Jahre zuvor namlich die Zerstorung der Buddha Statuen von Bamiyan durch die Taliban aber auch im Nachhinein als die UNESCO mit Nachdruck die Zerstorung von Palmyra durch den Daesch in Syrien 2015 verurteilte und es wurde der UNESCO vor diesem Hintergrund Doppelmoral vorgeworfen Der US amerikanische Kunsthistoriker und Experte fur armenisches Kulturerbe in Nachitschewan Simon Maghakyan warf fuhrenden UNESCO Funktionaren vor von den Machthaber Aserbaidschans im Rahmen der Kaviar Diplomatie bestochen worden zu sein Der aserbaidschanische Machthaber Ilham Eliyev wiederum bezeichnete 2006 die Existenz des armenischen Friedhofs und seine Zerstorung als absolut falsch verleumderisch und eine weitere armenische Erfindung 10 Verbliebene Chatschkare des Culfa Friedhofs BearbeitenEinige Chatschkare wurden in der Zeit als der Friedhof noch bestand an andere Orte geschafft und sind deshalb erhalten Mehrere Chatschkare darunter auch solche in Schafform sind im Hof der Kathedrale von Etschmiadsin in Armenien ausgestellt Andere Catschkare von Dschugha stehen unter anderem an der armenischen Marienkirche in Tabris Iran der armenischen Kirche von Genf Schweiz und im Museum Ermitage in Sankt Petersburg Russland 11 nbsp Chatschkar des Culfa Friedhofs in Etschmiadsin Armenien ca 1576 nbsp Chatschkar des Culfa Friedhofs in Etschmiadsin Armenien ca 1602 nbsp Chatschkar des Culfa Friedhofs 16 Jhdt nbsp Chatschkar des Culfa Friedhofs 16 Jhdt nbsp Chatschkar des Culfa Friedhofs ca 1602 nbsp Commons Armenischer Friedhof Culfa Sammlung von Bildern Partial Views of Jugha Cemetery eine Fotogalerie des Research on Armenian ArchitectureLiteratur Bearbeitenarmenisch Ayvazyan Argam Ջուղա Jugha Jerewan Sovetakan Grogh 1984 Robert Bevan The Destruction of Memory Architecture at War London Reaktion 2006 Jurgis Baltrusaitis Dickran Kouymjian Julfa on the Arax and its Funerary Monuments in Etudes Armeniennes Armenian Studies In Memoriam Haig Berberian Lissabon Galouste Gulbenkian Foundation 1986 S Simon Maghakyan Sacred Stones Silenced in Azerbaijan Memento vom 24 Marz 2008 im Internet Archive In History Today Bd 57 November 2007 Filme BearbeitenCulfa WMV 64 6 MB von der Research on Armenian Architecture The New Tears of Araxes Teil 1 der Zerstorung auf VideobandWeblinks BearbeitenThe Annihilation of the Armenian Cemetery in Jugha PDF 946 kB eine Broschure des Research on Armenian Architecture Culfa Gedenkstatte und Museum Zerstorung des armenischen Friedhofs bei Culfa des International Council on Monuments and Sites Evidence of destruction in Turkey des Armenian National Committee of Australia Satellite Images Show Disappearance of Armenian Artifacts in Azerbaijan AAAS press release Einzelnachweise Bearbeiten Castle Stephen Azerbaijan flattened sacred Armenian site The Independent 16 April 2006 Abgerufen 15 April 2007 a b c Azerbaijan Famous Medieval Cemetery Vanishes Memento vom 24 Mai 2006 im Internet Archive Institute for War and Peace Reporting 19 April 2006 Maghakyan Simon Sacred Stones Silenced in Azerbaijan History Today Vol 57 November 2007 Seiten 4 5 High Resolution Satellite Imagery and the Destruction of Cultural Artifacts in Nakhchivan Azerbaijan AAAS 8 Dezember 2010 a b c d armenisch Ayvazyan Argam Ջուղաի գերեզման Der Friedhof von Jugha Armenische Sowjet Enzyklopadie vol ix Jerewan Armenische Akademie der Wissenschaften 1983 S 550 a b c d Pickman Sarah Tragedy on the Araxes Archaeology 30 Juni 2006 Abgerufen am 16 April 2007 Azeris dismiss Iran s concern over Armenian monuments in Nakhchivan BBC News in BBC Monitoring Central Asia 11 Dezember 1998 a b Armenian intellectuals blast barbaric destruction of Nakhchivan monuments BBC News in BBC Monitoring Central Asia 13 Februar 2003 Simon Maghakyan Sarah Pickman A Regime Conceals Its Erasure of Indigenous Armenian Culture A groundbreaking forensic report tracks Azerbaijan s recent destruction of 89 medieval churches 5 840 intricate cross stones and 22 000 tombstones Hyperallergic 18 Februar 2019 Amos Chapple When The World Looked Away The Destruction Of Julfa Cemetery Radio Free Europe Radio Liberty 10 Dezember 2020 Djulfa Sacred Stones Reduced to Dust In Pictures Surviving Khachkars from Djulfa Djulfa Virtual Memorial and Museum 2012 Abgerufen am 16 Dezember 2017 38 974172 45 564803 Koordinaten 38 58 27 N 45 33 53 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Armenischer Friedhof Culfa amp oldid 238699914