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Anton Toni Dorfmeister 21 Januar 1912 in Henndorf Komitat Eisenburg Vas 3 Februar 1945 in Cilli Untersteiermark war ein osterreichischer Politiker NSDAP Als Landrat des Landkreises Cilli Celje und Kreisfuhrer des Steirischen Heimatbundes war er massgeblich beteiligt an der NS Rassen und Volkstumspolitik in dieser untersteirischen Region Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Nach dem Anschluss 1 3 In der Untersteiermark 1 4 Widerstand und Vergeltungsmassnahmen 1 5 Tod 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Dorfmeister wurde in Henndorf Ercsenye im westungarischen Bezirk St Gotthard Szentgotthard geboren und wuchs im benachbarten Wallendorf Lapincsolaszi auf wo sein Vater als Oberlehrer tatig war Diese Region zwischen Lafnitz und Raab an der deutsch ungarisch slowenischen Sprachgrenze gelegen wurde im Dezember 1921 dem Jennersdorfer Bezirk des neugeschaffenen Burgenlandes angegliedert Dorfmeister verschrieb sich fruhzeitig der NS Bewegung und war Mitbegrunder der ersten Hitlerjugend Gruppe im Burgenland Vom Juni 1932 an war er Presse und Propagandaleiter der NSDAP im Bezirk Jennersdorf Zum 10 Juli 1932 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 207 404 1 Wahrend seines Studiums an der Universitat Wien gehorte er dem NSD Studentenbund an und betatigte sich fur diesen als Schulungsleiter Nach dem Parteiverbot vom 19 Juni 1933 arbeitete Dorfmeister in der Illegalitat weiter und nahm 1934 aktiv am Juli Putsch teil Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen fluchtete er ins Deutsche Reich und ubernahm dort bei der Reichsjugendfuhrung ab 1935 die Leitung der Grenz und Auslandsabteilung Nach dem Anschluss Bearbeiten Nach dem Anschluss Osterreichs folgte Dorfmeister dem Ruf des steirischen Gauleiters Sigfried Uiberreither und wurde von ihm mit der Zusammenfassung und Gleichschaltung der gesamten Volkstumsarbeit im Gau Steiermark und der Leitung des Sudostdeutschen Instituts in Graz beauftragt Zusatzlich fuhrte er die Dienststelle Ribbentrop im Gau Steiermark war Gauverbandsleiter im Volksbund fur das Deutschtum im Ausland VDA und wirkte als Volkstumsreferent im Reichspropagandaamt Steiermark Im Jahre 1939 wurde er Fuhrer des neu geschaffenen Gaugrenzlandamtes und leitete spater die Volksdeutsche Mittelstelle VoMi in Graz Nachdem Dorfmeister 1940 bei einer Waffen SS Division seinen Militardienst absolviert hatte und als SS Rottenfuhrer wieder nach Graz zuruckgekehrt war ubernahm er zu Beginn des Jahres 1941 im Auftrag des Auswartigen Amtes als Volkstumsreferent bei der deutschen Gesandtschaft Aufgaben in der ungarischen Hauptstadt Budapest In der Untersteiermark Bearbeiten Nach der Okkupation der Untersteiermark im April 1941 stellte der steirische Gauleiter Uiberreither als Chef der Zivilverwaltung CdZ seinen Einsatzstab zusammen Dazu setzte er fur die Verwaltung und Neuordnung der bestehenden zwolf Land und drei Stadtbezirke je einen politischen Kommissar ein Dorfmeister bekam am 14 April 1941 als politischer Kommissar den Stadtbezirk Cilli Celje zugewiesen und wurde am 10 Mai 1941 zusatzlich zum Kreisfuhrer des Steirischen Heimatbundes ernannt Nach der Neugliederung der untersteirischen Verwaltungsbezirke wurde dann sein Amtsbereich am 1 Juli 1941 auf den neu geschaffenen Landkreis Cilli erweitert Der Landkreis Cilli war flachen und bevolkerungsmassig der grosste untersteirische Verwaltungsbezirk und hatte zum 31 Oktober 1941 bei einer Bodenflache von 1812 km 143 410 Einwohner die sich auf 32 276 Haushalte in 33 Gemeinden verteilten Davon entfielen auf die Stadtgemeinde Cilli 18 190 Einwohner und 4598 Haushalte Der Aufgabenbereich Dorfmeisters der den Kreises Cilli zunachst als politischer Kommissar dann ab Januar 1942 als Landrat fuhrte war sehr umfangreich und komplex Sein Zustandigkeitsbereich erstreckte sich insbesondere auf die beiden Amter Reichsverwaltung mit den sechs Teilbereichen 1 politische allgemein innere und Polizeiangelegenheiten sowie Aufsicht uber die Gemeinden 2 wirtschaftliche Angelegenheiten 3 Kreisgendarmerieleitung 4 Gesundheitsabteilung 5 Veterinarwesen 6 Kreisschulbehorde Kreisverwaltung mit den zwei Teilbereichen 1 allgemeine und finanzielle Fragen sowie Versorgungsaufgaben 2 Kriegswirtschaftsfragen Von Anbeginn an wurde jedoch Dorfmeisters gesamtes Wirken durch die vorgegebene Volkstumspolitik bestimmt deren Endziel es war eine vollstandige Eindeutschung und Nazifizierung der Bevolkerung in den besetzten Gebieten durchzusetzen Dazu gehorten vordringlich Deportation der nationalbewussten Slowenen und Regimegegner Aussiedlung aller seit 1918 Zugewanderten Auflosung aller slowenischen Organisationen und Einziehung ihres Vermogens sowie die Entfernung slowenischer Aufschriften Bereits am 16 April 1941 kam es zu den ersten massenhaften Verhaftungen und am 29 April 1941 berichtete Dorfmeister bei einer Arbeitsbesprechung 2 Von der Verhaftungsaktion wurden in Cilli Stadt rund 300 in Cilli Land ca 250 Personen erfasst Von 33 festgesetzten Geistlichen wurde einer zur Aufrechterhaltung der notwendigsten seelsorgerischen Tatigkeiten wieder entlassen trifft fur Cilli Stadt zu Auf dem Lande wurde ungefahr die gleiche Zahl Geistlicher festgenommen und nur die Betagten in Freiheit belassen Erfasst wurden rund 3 700 sogenannte Tschitschen 3 Im Mai 1941 waren schon mehr als 700 Personen in Cilli eingekerkert und warteten auf ihre Abschiebung Interniert wurden sie hauptsachlich im konfiszierten und umfunktionierten Kapuzinerkloster sowie im altn Hafn alter Topf slowenisch Stari pisker dem Stadtgefangnis Am 7 Juni 1941 rollte bereits der erste Deportationszug mit 300 Vertriebenen uber Cilli nach Arandjelovac in Serbien Zwei Tage spater am 9 Juni 1941 wurden 357 Patienten aus der Nervenklinik von Neucilli Novo Celje abgeholt und nach Feldhof bei Graz uberstellt Von dort wurden die meisten Patienten dann zur Spezialbehandlung nach Hartheim bei Linz weitertransportiert Widerstand und Vergeltungsmassnahmen Bearbeiten Mit der Grundung des Kreis und Stadtkomitees der Osvobodilna Fronta Befreiungsfront der OF Celje am 6 Juli 1941 formierte sich der slowenische Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht Vierzehn Tage spater am 20 Juli 1941 entstand dann mit der Celjska ceta Cillier Truppe der erste Partisanenverband im Landkreis Nun erfolgten die ersten Sabotageanschlage Uberfalle und Versorgungsdiebstahle ausserdem wurden die Bauern gezwungen die Untergrundkampfer zu unterstutzen taten sie das nicht drohte Erschiessen oder das Niederbrennen ihre Hofe Ebenso brutal waren aber auch die deutschen Vergeltungsmassnahmen Die Spirale der Gewalt begann sich zu drehen Am 4 September 1941 fand im Cillier Gefangnishof die erste Gruppenhinrichtung statt dabei wurden zehn Geiseln als Vergeltung fur einen Partisanenuberfall erschossen 4 Am 26 Oktober 1941 verubte ein Partisanentrupp auf das Landschloss Straussenegg Strovsenek bei Frasslau Braslovce einen Uberfall dabei wurden der Gutsbesitzer Ivan Cmak seine Gattin Stefanij sowie der Gartner Johan Bobek als Geiseln verschleppt und im angrenzenden Waldgebirge des Tschrett Cret liquidiert 5 Aus den erhaltenen Aktenvermerken der Stabsbesprechungen der NS Zivilverwaltung die damals im vierzehntaglichen bis dreiwochentlichen Turnus stattfanden ist ersichtlich dass Dorfmeister uber alle Vorgange in seinem Landkreis stets gut informiert und an den Repressalien und Verbrechen gegenuber der Widerstandsbewegung und der Bevolkerung massgeblich beteiligt war Bei der Stabsbesprechung am 29 Juni 1942 erstattete Dorfmeister folgenden Lagebericht 6 Im Kreis Cilli haben im Berichtszeitraum 105 Erschiessungen und 362 Verhaftungen stattgefunden Im Kampf fielen 16 Banditen auf unserer Seite gab es glucklicherweise nur Verletzte Der Kommandeur der Sicherheitspolizei 7 wird im Laufe der nachsten 14 Tage das Gefangnis in Cilli raumen Es werden die Insassen teils in andere Gefangnisse uberstellt teils erschossen Damit wird der notige Raum geschaffen sein um eine neuerliche Grossaktion durchzufuhren Es sind Unterlagen vorhanden um zur Verhaftung von weiteren 300 500 Personen schreiten zu konnen Diese Ankundigung wurde alsbald brutal umgesetzt Ohne irgendwelche Gerichtsurteile verloren am 7 Juli 1942 bei einer Gruppenexekution im Gefangnishof des Stari pisker 37 Inhaftierte ihr Leben kurz darauf am 22 Juli weitere 100 Personen darunter etliche Frauen und am 30 Juli wurden abermals 70 Geiseln erschossen Bei den Erschiessungen am 22 Juli fotografierte einer der Gestapoleute heimlich den Ablauf Tod Bearbeiten Auf der Heimfahrt von einer Dienstbesprechung schloss sich Dorfmeister am Morgen des 2 Februar 1945 in Gonobitz Slovenske Konjice einer Lastkraftwagenkolonne des 14 SS Polizeiregiments an die ebenfalls auf dem Weg nach Cilli unterwegs war Dorfmeisters Wagen der von seinem Chauffeur gelenkt wurde fuhr in der Mitte der mit Kriegsmaterial und Munition beladenen Wagenkolonne In einer einsamen Talenge etwa 3 km nordostlich von Sternstein Strazica seit 1955 Frankolovo wurde der Konvoi von Partisanen angegriffen und beschossen Dabei wurde auch Dorfmeister von Kugeln getroffen und schwer verwundet Seinem nur leicht verletzten Fahrer gelang es mit dem Wagen zu fliehen und Dorfmeister ins Cillier Krankenhaus zu bringen Dort verstarb er am Samstag den 3 Februar 1945 an seiner schweren Kopfverletzung Am 5 Februar 1945 wurde Dorfmeister auf dem Friedhof der Stadt Cilli bestattet An den pomposen Trauerfeierlichkeiten nahm neben der Bevolkerung und Abordnungen von Militar Polizei und Wehrmannschaft auch ein Grossteil der ortlichen NS Prominenz teil Gauleiter und Reichsstatthalter Sigfried Uiberreither beendete seine markige Rede mit den Worten Er hat ein Leben aller Ehren wert gelebt 8 Der ebenfalls an der Beerdigung teilnehmende Hohere SS und Polizeifuhrer im Wehrkreis XVIII SS Obergruppenfuhrer und General der Waffen SS Erwin Rosener veranlasste dann dass als Vergeltung fur Dorfmeisters Tod am 12 Februar 1945 am Ort des Attentats einhundert Geiseln erhangt wurden Dieses brutale Verbrechen knapp drei Monate vor Kriegsende ging als Massaker von Frankolovo in die Geschichte ein Auszeichnungen BearbeitenKriegsverdienstkreuz 1939 I Klasse mit Schwertern Goldenes Ehrenzeichen der Hitler Jugend Silberne Ehrennadel des NSD StudentenbundesLiteratur BearbeitenMilan Zevart Geiselerschiessungen im Besatzungsgebiet Untersteiermark Spodnja Stajerska in Gerhard Jochem Georg Seiderer Hg Entrechtung Vertreibung Mord Metropol Berlin 2005 ISBN 3 936411 65 4 Tone Ferenc Nemsko okupacijo Celja in okolice Deutsche Besatzung von Celje und Umgebung in Iz zgodovine Celja 1941 1945 Celje 2004 Tone Kregar Okupacijsko nasilje na Celjskem Nazigewalt im Gebiet von Celje in Iz zgodovine Celja 1941 1945 Celje 2004 Stefan Karner Hg Die Stabsbesprechungen der NS Zivilverwaltung in der Untersteiermark 1941 1944 in G Schopfer St Karner Hg Unsere Zeit Geschichte Bd 3 Leykam Graz 1996 ISBN 3 7011 7302 8 Ivan Stopar Grajske stavbe v vzhodni Sloveniji Bd 3 Spodnja Savinjska dolina Zalozba Park Ljubljana 1992 Zeitungsartikel Nachruf fur Anton Dorfmeister in Marburger Zeitung Nr 39 85 Jg Marburg Drau 8 Februar 1945 Wilhelm Sattler Die Untersteiermark Eine Darstellung der bevolkerungspolitischen und wirtschaftlichen Grundlagen in Helmut Carstanjen Hg Schriften des Sudostdeutschen Institutes Graz Steirische Verlagsanstalt Graz 1942 Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 6741685 Karner Stabsbesprechungen S 19 Tschitschen war damals eine abfallige Bezeichnung fur zugewanderte Slowenen aus dem an Italien gefallenen Kustenland siehe Cicarija Zevart Geiselerschiessungen S 198 Stopar Grajske stavbe Bd 3 S 143 Karner Stabsbesprechungen S 78 Kommandeur der Sicherheitspolizei war damals SS Standartenfuhrer Otto Lurker Zeitungsartikel Marburger Zeitung 8 Febr 1945 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 29 Januar 2023 PersonendatenNAME Dorfmeister AntonALTERNATIVNAMEN Dorfmeister ToniKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Politiker NSDAP GEBURTSDATUM 21 Januar 1912GEBURTSORT HenndorfSTERBEDATUM 3 Februar 1945STERBEORT Cilli Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anton Dorfmeister amp oldid 232919187