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Die im Elbe Elster Gebiet gelegene Annaburger Heide fruher auch Annaburgische Heide vor 1573 Lochauer oder Lochauische Heide ist ein die heutigen Landergrenzen von Sachsen Brandenburg und Sachsen Anhalt ubergreifendes Waldgebiet das insbesondere forstwirtschaftlich und fur Jagdzwecke benutzt wurde Weite Teile des Gebietes werden heute als Standortubungsplatz der Bundeswehr genutzt 1 Hauptort der Heide ist die Kleinstadt Annaburg Dort war auch der Sitz des fur die Heide zustandigen kursachsischen Oberforst und Wildmeisters Die Heide befand sich zu grossen Teilen im Besitz des jeweiligen Kurfursten bzw Konigs von Sachsen Annaburger HeideSystematik nach Naturraume und Naturraumpotentiale des Freistaates SachsenNaturregion Sachsisch Niederlausitzer HeidelandMakrogeochore Elbe Elster NiederungMesogeochore Annaburger HeideGeographische LageKoordinaten 51 39 0 N 13 2 0 O 51 65 13 033333333333 Koordinaten 51 39 0 N 13 2 0 OAnnaburger Heide Sachsen Lage Annaburger HeideBundesland Sachsen Brandenburg Sachsen AnhaltStaat Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Naturraum 2 Schutzgebiete 3 Flora und Fauna 4 Geschichte 5 Militarische Nutzung 6 Legenden und Sagen 6 1 Der tote Fischer 6 2 Das Forstmeisterkreuz 6 3 Der Silberdamm 6 4 Zum Toten Mann 6 5 Das Franzosengrab 7 Quellen 8 Einzelnachweise 9 WeblinksNaturraum BearbeitenDer nach physiogeographischen Gesichtspunkten abgegrenzte Naturraum Annaburger Heide ist um einiges ausgedehnter als die Heide im landlaufigen Sinne d h die waldbestockte Flache Es handelt sich um einen Teilraum der Elsterwerda Herzberger Elsterniederung im Verlauf des saalekaltzeitlichen Lausitzer Urstromtales der sich durch eine Haufung meist waldbestandener Dunenkomplexe auszeichnet Obgleich insgesamt ein Niederungsgebiet erreichen die relativen Hohenunterschiede hier im Gegensatz zum sudwestlich angrenzenden etwa drei bis funf Meter tiefer gelegenen Naturraum Torgauer Elbauen noch bis zu 26 m auf einem Hohenniveau zwischen 75 und 102 m u NN Nur wenige Kilometer nordwestlich der Heide gleichen sich die Hohen an und das rezente Elbtal vereinigt sich mit dem Urstromtal Die Naturraumgliederung Sachsens ordnet den auf sachsischem Territorium gelegenen Anteil als Mesogeochore Annaburger Heiden innerhalb der Makrogeochore Elbe Elster Niederung ein Es werden die Teilraume Mikrogeochoren Blumberger Talsand Ebene Talsand Dunen Platte Zwethauer Wald Arzberger Talsand Dunen Platte Dobrichauer Talsand Rinnen Ebene Zullsdorfer Talsand Dunen Platte und Zullsdorfer Talsand Rinnen Ebene unterschieden Eine ahnliche Subgliederung existiert auch fur den brandenburgischen Anteil Die Landschaftsgliederung Sachsen Anhalts verzichtet dagegen auf Feinteilungen und weist eine Landschaftseinheit Annaburger Heide und Schwarze Elster Tal unterhalb der Sammelbezeichnung Landschaften am Sudrand des Tieflandes aus 2 Charakteristische Boden sind die grossflachig auftretenden Sand und Decklehm Gleye Die Dunen sind mit Sand Rankern oder gering entwickelten Sand Braunerden bedeckt 3 Die hochsten Erhebungen sind der Hirschkopf 102 Meter bei Dautschen der Dornberg 102 Meter bei Zullsdorf die Weissen Berge 94 Meter bei Rosenfeld die Bienenberge 94 Meter in der Nahe der Zullsdorfer Pechhutte und die schone Aussicht 85 Meter bei Annaburg Im neunzehnten Jahrhundert wurden zahlreiche Meliorationsarbeiten zur Entwasserung der Heide durchgefuhrt Dabei wurden insgesamt 7 300 ha Flache melioriert Unter anderem wurde dabei der Schwanensee komplett trockengelegt Schutzgebiete Bearbeiten nbsp FFH Gebiet Annaburger Heide Sachsen Anhalt In der Annaburger Heide gibt es mehrere Schutzgebiete Bei Annaburg in Sachsen Anhalt sind weite Teile der Annaburger Heide v a Standortubungsplatz zusammenhangend als Europaisches Vogelschutzgebiet Annaburger Heide ausgewiesen CDDA Nr 4244 401 Zwei FFH Gebiete Annaburger Heide mit jeweils mehreren Teilflachen bestehen in Sachsen Anhalt CDDA Nr 4344 302 und in Brandenburg CDDA Nr 4344 303 Im Landkreis Wittenberg Sachsen Anhalt im ostlichen Randbereich der Annaburger Heide liegt das Naturschutzgebiet Alte Elster und Rohrbornwiesen Im Landkreis Meissen Sachsen im Sudosten der Annaburger Heide befindet sich das Naturschutzgebiet Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain Ebenfalls zur Heide zahlt das sudlich vom Annaburger Ortskern am Schloss Annaburg liegende Landschaftsschutzgebiet Thiergarten Annaburg Flora und Fauna BearbeitenDa die Annaburger Heide zu grossen Teilen als Sperrgebiet ausgewiesen ist kann sich die Natur weitestgehend ungestort entwickeln Ausgedehnte Kiefern aber auch Mischwalder mit einem teilweise mehrere hundert Jahre alten Eichenbestand sind hier kennzeichnend Die Heide bietet unter anderem Lebensraum fur Rotwild Rehwild Schwarzwild Auerhahn Mufflon Kreuzotter Ringelnatter aber auch dem Biber Seit dem Jahr 2010 wird auch vermehrt von Wolfssichtungen 4 berichtet Geschichte BearbeitenAnfang November 1422 ubernachtete Kurfurst Albrecht III von Sachsen Wittenberg wahrend der Jagd mit seiner Ehefrau in einem Bauernhaus in der Lochauer Heide Doch brach plotzlich Feuer aus welches das gesamte Haus ergriff Die Flammen waren ihm so nah gekommen dass er und seine Frau sich nur im Nachthemd bekleidet durch ein Fenster retten konnten Mehrere seiner Bediensteten kamen im Feuer um Der Kurfurst war uber dieses Ereignis stark schockiert und starb wenige Tage spater in Wittenberg In der Lochauer Heide wurde am 24 April 1547 der Kurfurst Johann Friedrich von Sachsen nach der Schlacht bei Muhlberg gefangen genommen Am 18 Dezember 1749 fand eine grosse kurfurstliche Sau oder Schweinehatz in der Annaburger Heide speziell im Naundorfer Revier statt bei der vom Kurfurst und Kurprinzen mit ihren Ehefrauen sowie Prinz Xaver und Prinz Carl insgesamt 859 Stuck Wild erlegt worden sind Der Herzog Karl von Kurland war mehrmals zur Hirschjagd in der Annaburger Heide so im September 1771 im August und September 1772 und im August 1775 Im Marz 1776 besuchte er hier die Auerhahnbalz Im November 1771 liess der Herzog ein sogenanntes Saustreifen in den Waldern der Amter Annaburg Schweinitz und Seyda durchfuhren Bei der kurfurstlichen Hirschfeistjagd vom 18 bis 21 August 1777 wurden 10 Hirsche und 4 Rehe erlegt Der dabei erlegte Zwolfender wurde dem Herzog Karl von Kurland nach Elsterwerda geschickt Bis Mitte der 1950er Jahre befand sich im Kerngebiet der Annaburger Heide das Dorf Zschernick Die Bewohner diesen Dorfes wurden zwangsenteignet da die frisch gegrundete NVA das vollstandige Gebiet der Annaburger Heide als Ubungsplatz verwendete Ehemalige Bewohner von Zschernick leben noch heute in Mahdel dem verbliebenen Nachbardorf nbsp Annaburger HeideMilitarische Nutzung BearbeitenIm Jahr 1953 begann im ehemaligen Umsiedlerlager Zullsdorf der Aufbau einer Kommandantur fur einen geplanten Truppenubungsplatz in der Annaburger Heide Bereits im selben Jahr fand ein erstes Artillerieschiessen statt und es wurde mit dem Bau eines Truppenlagers innerhalb der Heide begonnen Ab dem Jahre 1954 befand sich der Platz in standiger militarischer Nutzung Noch in diesem und den darauffolgenden Jahren wurden die Truppenlager Mollgraben und Rosenfeld ausgebaut und erweitert 1957 begannen die Arbeiten zum Bau eines ersten Panzerschiessplatzes welcher 1958 der Nutzung ubergeben wurde Ein zweiter Panzerschiessplatz wurde bis 1962 fertiggestellt Der Truppenubungsplatz mit seinen Einrichtungen wurde standig erweitert und ausgebaut die technischen Anlagen auf den Schiessbahnen und Platzen sowie die geschaffenen Truppenlager und Unterkunfte modernisiert Auf dem Platz gab es einen eigenen Bahnanschluss mit Verladerampe Dieser war an die Bahnlinie Rosslau Lutherstadt Wittenberg Falkenberg Elster uber den Abzweig Mollgraben angeschlossen 1979 erfolgte die Verleihung des Titels Truppenubungsplatz der ausgezeichneten Qualitat 1981 erhielt der Platz den Titel Bester Truppenubungsplatz der LaSK In der Zeit der intensiven Nutzung wurden auch mehrere grossere Ubungen und Lehrvorstellungen von Land und Luftstreitkraften der Nationalen Volksarmee und Landern des Warschauer Paktes durchgefuhrt Armeegeneral Heinz Hoffmann sowie General Sergei Matwejewitsch Schtemenko zahlten dabei zu den hochrangigen Gasten in der Annaburger Heide Erster Kommandeur des Ubungsplatzes war im Jahr 1953 Oberleutnant Hohlfeld Mit der Umwandlung in einen Standortubungsplatz im Jahr 1994 war Hauptmann Meckert der letzte Kommandeur eines Truppenubungsplatz in der Annaburger Heide Heute nutzt die Bundeswehr den Platz mit insgesamt drei Schiessbahnen hauptsachlich fur Ausbildungszwecke zum Schiessen mit Handwaffen fur Einheiten des Flugplatzes Holzdorf Auch werden angehende Unteroffiziere der Unteroffizierschule des Heeres in Delitzsch hier ausgebildet Fur mehrtagige Ubungsplatzaufenthalte wird das Truppenlager Rosenfeld genutzt In der Nahe des Zschernick wurde eine Lastenabwurfzone eingerichtet auf welcher Luftfahrzeugbesatzungen zukunftig das gezielte Absetzen von Lasten aus der Luft trainieren konnen Legenden und Sagen BearbeitenDer tote Fischer Bearbeiten nbsp Kreuz Toter FischerDie Strasse zwischen Annaburg und Arnsnesta soll der Sage nach ein Fischer haufig begangen haben Eines Tages wurde dieser Fischer an der Strasse tot aufgefunden Es konnte nie ermittelt werden ob der Fischer eines gewaltsamen oder eines naturlichen Todes starb Infolge des Aberglaubens legte jedoch jeder der an der Stelle voruberkam einige Zweige oder Aste dort nieder um den Toten zu ehren und fur sich selbst die Geister des Waldes gutmutig zu stimmen Da das Ablegen derartiger Zweige ausufernde Zustande annahm und selbst die Strasse durch die abgelegten Zweige gelegentlich versperrt war wurde durch den damaligen Forster Schmidt aus Meuselko an der Stelle ein Holzkreuz errichtet um dem Toten ein angemessenes Gedenken zu gewahren Vor der Erneuerung des Kreuzes war auf diesem ein Kahn eingeschnitzt 5 Das Forstmeisterkreuz Bearbeiten nbsp Forstmeisterkreuz nbsp Grabstein Forstmeister Martin Rohrwacher im Annaburger MuseumEtwa 7 Kilometer von Annaburg entfernt steht an der Strasse nach Zullsdorf ein etwa 1 70 Meter hohes Holzkreuz Dieses war vor seiner Erneuerung mit der Inschrift Anno 1659 versehen Vor diesem Kreuz befand sich ein ca 1 60 1 15 Meter grosser Sandstein welcher einst als Grabstein auf dem Annaburger Friedhof als Grabmal diente Die Inschrift auf dem Stein welche heute kaum noch zu erkennen ist erklaren den Standort des Kreuzes Der damalige Forst und Wildmeister Martin Rohrwacher wurde zu einem Waldbrand in der Annaburger Heide gerufen Die Flammen des Brandes haben ihn umschlossen und aufgrund seiner Leibesfulle war es ihm wohl unmoglich dem Brand zu entkommen Der Sandstein befindet sich heute im Amtshaus Annaburg Seine Inschrift lautet Allhier ruhet sanft in Gott der Eldle wohle Ehrenfeste und Gross achtbare Herr Martin Rohrwacher Churfurstlichen Durchlaucht zu Sachsen uber deren Aemter Annaburg Schweinitz Seida und Schlieben in die 30 Jahre her wohlverdienter Forst und Wildmeister Danach folgen Aufzahlungen uber Herkunft Heirat Kinder und der Ursache des Todes 6 Der Silberdamm Bearbeiten Etwa 5 Kilometer von Annaburg entfernt liegt an der Bahnstrecke Annaburg Fermerswalde der Silberdamm An dieser Stelle sollen am 24 April 1547 nach der Schlacht bei Muhlberg die Wagen des Kurfursten Johann Friedrich von Sachsen in die Hande der Truppen von Kaiser Karls V gefallen sein Diese waren mit kostbarem Silberzeug und Munzen beladen 7 Zum Toten Mann Bearbeiten nbsp Toter MannAuf einem Holzkreuz in der Nahe des Bahndammes an der Herzberger Strasse befindet sich ein etwa 1 Meter hohes Holzkreuz mit der Inschrift Toter Mann Der Sage nach soll an dieser Stelle ein Mann erschlagen worden sein Die Umstande seines Todes konnten jedoch nie ermittelt werden Da man jedoch von einem Raubmord ausging setzte sich in den umliegenden Orten folgender Spruch in Erinnerung an dieses Ereignis durch Fur siebzehn Pfenn g und etwas Brot schlug man hier einen Menschen tot Auch an diesem Kreuz wurden in fruheren Zeiten von den Vorubergehenden grune Baumzweige zur Ehrung des Toten abgelegt 8 Das Franzosengrab Bearbeiten nbsp FranzosengrabNach der Schlacht bei Dennewitz am 6 September 1813 fluchteten die Truppen von Michel Ney welche durch die preussischen und russischen Truppen bis nach Torgau verfolgt wurden auch durch die Annaburger Heide Jahrzehnte spater fand man beim Fallen einer hohlen Eiche ein noch in einer franzosischen Uniform steckendes Skelett An der Strasse von Zwethau nach Zullsdorf erinnert ein Grabmal mit der Inschrift Franzosengrab 1813 1913 an dieses Ereignis 9 Quellen BearbeitenKarl Mannsfeld Ralf Uwe Syrbe Hrsg Naturraume in Sachsen mit Kartenbeilage Naturraumliche Gliederung Sachsens Deutsche Akademie fur Landeskunde Leipzig 2008 ISBN 978 3 88143 078 4 Forschungen zur deutschen Landeskunde Band 257 Einzelnachweise Bearbeiten Naturschutz und Forstwirtschaft auf Truppenubungsplatzen in Deutschland abgerufen am 11 Dezember 2013 Die Landschaftsgliederung Sachsen Anhalts PDF 2 7 MB Landschaftssteckbrief 88101 Annaburger Heide Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive auf der Webseite des Bundesamtes fur Naturschutz Wolf in Annaburger Heide gesichtet auf torgauerzeitung com 12 Marz 2011 Otto Heintze E Grundler Die Annaburger Heide 1938 S 25 Otto Heintze E Grundler Die Annaburger Heide 1938 S 27 Otto Heintze E Grundler Die Annaburger Heide 1938 S 29 Otto Heintze E Grundler Die Annaburger Heide 1938 S 31 Otto Heintze E Grundler Die Annaburger Heide 1938 S 40 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Annaburger Heide Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Annaburger Heide Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Recherche der Naturraume und Naturraumpotentiale des Freistaates Sachsen bei Landschaftsforschungszentrum e V Dresden www lfz dresden de abgerufen am 10 Juni 2012Normdaten Geografikum GND 1117065685 lobid OGND AKS VIAF 832147786741368220005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Annaburger Heide amp oldid 237432935