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Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski russisch Anatolij Vasilevich Lunacharskij wiss Transliteration Anatolij Vasil evic Lunacarskij 11 jul 23 November 1875greg in Poltawa Russisches Kaiserreich heute Ukraine 26 Dezember 1933 in Menton Frankreich war ab seiner Berufung durch Lenin 1917 bis zu seiner Entlassung durch Josef Stalin 1929 Volkskommissar fur Bildung der RSFSR Er gilt als einer der bedeutendsten marxistischen Kulturpolitiker Anatoli Lunatscharski 1925 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Kunstpolitik 2 2 Philosophische Position 2 3 Asthetik 2 4 Theaterstucke 3 Ehrungen 4 Darstellung in der bildenden Kunst Auswahl 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Lunatscharski Sohn eines hoheren Beamten in Poltawa besuchte das Gymnasium in Kiew und kam dort erstmals mit revolutionarem Gedankengut in Kontakt Wegen politischer Unzuverlassigkeit verweigerte man ihm infolgedessen die Aufnahme in die Moskauer Universitat Deshalb emigrierte er nach der Absolvierung des Gymnasiums in die Schweiz wo er 1895 an der Universitat Zurich Philosophie und Naturwissenschaften studierte 1 In dieser Zeit wird Lunatscharski mit dem philosophischen System des Machisten Richard Avenarius Professor an der Universitat Zurich vertraut Der Einfluss dieses burgerlichen Philosophen und die Freundschaft zu dem machistischen Sozialdemokraten Alexander Bogdanow wirkten sich auf die Anschauungen von Lunatscharski lange Zeit aus Nach zwei Jahren Emigration kehrte Lunatscharski nach Russland zuruck Er nahm als Propagandist Agitator und Organisator die illegale revolutionare Arbeit wieder auf Sein weiteres Wirken wurde durch Verhaftung Einkerkerung und Verbannung oft unterbrochen Seit 1904 erneut in der Emigration arbeitete er in Genf in der Redaktion der Zeitschriften Vorwarts Vpered und Proletarier Proletarij 1905 kehrte er nach Sankt Petersburg zuruck wurde erneut verhaftet und floh nach Stockholm 1908 erregte er Aufmerksamkeit mit einer Schrift die eine Verbindung zwischen Religion und Marxismus herzustellen versuchte 1910 11 organisierte er in Italien eine Schule nach dem Montessori Prinzip spater arbeitete er in Paris wieder als Journalist Lunatscharski war seit 1897 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands Er war gegenuber den Kunsten der Literatur dem Theater und der Musik sehr aufgeschlossen Durch seine Aufenthalte in der Emigration von 1906 bis 1917 wo er wahrend des Ersten Weltkriegs zum engeren Kreis Lenins gehort hatte besass er profunde Kenntnisse der westeuropaischen Kunstszene und vertrat in Kunstfragen eine eher liberale Haltung Lenin dagegen war in Kunstfragen ausgesprochen konservativ Lunatscharski war von November 1917 bis Juli 1929 Volkskommissar fur das Bildungswesen Er wurde seines Amtes enthoben nachdem er im April 1929 gegen den Abriss der Kremlkloster protestiert hatte 2 Lunatscharski sorgte dafur dass auch mit der Neuen Okonomischen Politik die in Russland ab 1921 galt der Avantgarde noch gewisse Freiraume offenstanden Er war ein ausgesprochen geschickter Taktierer der in Kauf nahm dass sich seine Ausserungen widersprachen Lunatscharski verstand sich letztlich als politischer Revolutionar bei dem die Bedurfnisse der Massen von Arbeitern und Bauern Vorrang hatten Den Niedergang der avantgardistischen Kunst der in der Doktrin des Sozialistischen Realismus endete konnte er nicht verhindern 1930 wurde er zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gewahlt 3 Von 1931 bis 1933 war er Direktor des Instituts fur russische Literatur der Akademie der Wissenschaften der UdSSR Im September 1933 wurde Lunatscharski zum Bevollmachtigten Vertreter der UdSSR in Spanien ernannt Auf dem Weg von Genf nach Spanien er weilte als Stellvertretender Leiter der Sowjetdelegation auf der Abrustungskonferenz des Volkerbundes starb er an Herzversagen Werk BearbeitenKunstpolitik Bearbeiten Die Veranderung in der Kunstpolitik Russlands lasst sich an drei von Lunatscharskis Veroffentlichungen gut nachvollziehen Sie sind im Folgenden zitiert 1918 aus einem Artikel fur die Kunst der Kommune Dutzendmal habe ich erklart das Kommissariat fur Volksaufklarung solle in seiner Einstellung zu den einzelnen Richtungen im Kunstleben unparteiisch sein Was Formfragen anbetrifft darf der Geschmack des Volkskommissars und samtlicher Vertreter der Staatsgewalt nicht in Rechnung gestellt werden Allen Personen und Gruppen im Kunstbereich ist eine freie Entwicklung zu gewahren Keiner Richtung darf gestattet werden die andere zu verdrangen sei sie mit erworbenem traditionellem Ruhm oder mit Modeerfolg ausgestattet 1920 Oktober Auf einer Sitzung des Kunstsektors seines Kommissariats und der kommunistischen Fraktion des Zentralkomitees der Gewerkschaft der Kunstschaffenden tragt Lunatscharski seine von ihm als Richtlinien verstandenen Thesen zur Kunstpolitik vor 1 Erhaltung der wirklichen Kunstwerte der Vergangenheit 2 Kritische Aneignung dieser Kunstwerte durch die proletarischen Massen 3 Jede erdenkliche Forderung der Schaffung experimenteller Formen revolutionarer Kunst 4 Einsatz aller Kunstarten zur Propaganda und Verwirklichung der Ideen des Kommunismus dazu Forderung des Einflusses der kommunistischen Ideen auf die Massen der Kunstschaffenden 5 Objektive Einstellung zu allen kunstlerischen Stromungen 6 Demokratisierung aller kunstlerischen Einrichtungen die den Massen auf jede erdenkliche Weise zuganglich gemacht werden mussen 1921 Artikel fur Das Rote Neuland mit der inhaltsleeren Sujetlosigkeit war vor allem der Suprematismus gemeint Die Kunst selbst ist heute in verschiedene Lager gespalten und eine Trennungslinie fallt sofort ins Auge die sogenannte realistische Kunst unter der man jetzt gemeinhin die gesamte vergangene Kunst versteht und die sogenannt futuristische Ich personlich glaube dass der Weg von der Kunst der Vergangenheit zur proletarischen sozialistischen Kunst nicht uber den Futurismus verlauft und wenn sie durch diese oder jene Errungenschaft des Futurismus und seien sie nur technischer Art befruchtet wird so ist dies wahrscheinlich nicht sehr ernst zu nehmen dies gilt nicht fur das Kunstgewerbe Aber das ist meine personliche Meinung die wahrscheinlich ein Grossteil anderer Kommunisten teilt Fur mich unterliegt es keinem Zweifel dass dem Proletariat und dem Bauerntum erheblich mehr von lebensvollen Epochen der Vergangenheit gegeben wird als von einer Kunst die von vornherein erklart dass sie inhaltlich leer dass sie rein formal sei und die schliesslich zu einer absolut inhaltsleeren Sujetlosigkeit kommt Ohne der sogenannten neuen Kunst Privilegien zu gewahren sollte man auch weder ein Kesseltreiben gegen sie veranstalten wodurch wir uns die Sympathie von Hunderten junger Kunstler verscherzen wurden noch aus ihnen Martyrer im Namen ihrer Ideen machen hinter denen sie fest stehen Das ware vollig vergeblich ohne jede Notwendigkeit und jeden Nutzen Philosophische Position Bearbeiten Lunatscharskis philosophische Position wurde vor allem von Karl Marx Friedrich Nietzsche Lenin und Avenarius beeinflusst In seiner Schulzeit wurde Lunatscharski mit den Ideen von Marx vertraut von denen er bis zu seinem Tod uberzeugt war Lunatscharski war ein uberzeugter Marxist und er beteiligte sich schon wahrend seiner Gymnasialzeit bei Schulerzirkeln die unter marxistischem Einfluss standen Wahrend seines Studiums in der Schweiz stand Lunatscharski unter starkem Einfluss von Richard Avenarius Professor an der Universitat Zurich Avenarius versuchte mit einem kritischen Empirismus eine von dogmatischer Metaphysik unabhangige Wirklichkeitslehre zu geben Positivismus Da Lunatscharski eine Empfanglichkeit fur alles Formstarke und kunstlerisch Emotionale besass war er fasziniert von Nietzsche wie auch viele andere Philosophen seiner Zeit Erst spat hat sich die marxistische Kritik mit den Lehren von Nietzsche befasst so auch Lunatscharski Das erste Zusammentreffen Lenins mit Lunatscharski war als er Lunatscharski bat gemeinsam mit ihm und anderen Marxisten fur die Zeitung Wperjod zu arbeiten Lenin sah in Lunatscharski ein wertvolles Mitglied der Partei und wollte ihn von Avenarius Irrlehren befreien Lenin sah in der Philosophie von Avenarius einen subjektivistischen Idealismus und bekampfte dessen starke Wirkung auf die russische Philosophie Die heftige Kritik Lenins in seinem Werk Materialismus und Empiriokritizismus galt den russischen Machisten vor allem aber auch Lunatscharski Lenin und Lunatscharski standen auch spater noch oft in heftiger Kritik zueinander Jedoch konnte dies ihre Zusammenarbeit nie ernsthaft gefahrden Asthetik Bearbeiten Lunatscharskis Theorie der Asthetik ist von Richard Avenarius Herbert Spencer beeinflusst aber auch von Arthur Schopenhauer und Charles Darwin Entwickelt hat er sie in Grundlagen einer positiven Asthetik 1904 Die Frage Was ist Leben ist der Ausgangspunkt seiner asthetischen Uberlegungen Biomechanische und psychologische Uberlegungen stellen fur Lunatscharski das fur die positive Asthetik notwendige Fundament dar da die Asthetik die Wissenschaft von der Wertung zum Teil auch von der schopferischen Tatigkeit ist welche der Wertung entspringt Die Kunst aber auch die Wissenschaft Religion und Philosophie entwickeln sich demnach innerhalb einer bestimmten Gesellschaft Diese Entwicklung ist auch folglich mit der Struktur der Gesellschaft und deren wirtschaftlichen Basis verbunden Die Kunst soll lediglich Freude und Freiheit schenken Dies ist jedoch nur dann moglich wenn die ursprunglichen Bedurfnisse zumindest zeitweilig befriedigt sind Theaterstucke Bearbeiten Lunatscharski war auch als Schriftsteller tatig er schrieb unter anderem die Theaterstucke Faust und die Stadt russisch Faust i gorod und Der befreite Don Quijote russisch Osvobozhdennyj Don Kihot das am 27 November 1925 im Theater Volksbuhne am Bulowplatz Berlin uraufgefuhrt wurde Regie Fritz Holl mit Friedrich Kayssler in der Hauptrolle und 1945 auch am Wiener Volkstheater aufgefuhrt wurde Regie Gunther Haenel mit Max Paulsen in der Titelrolle Der sowjetische Puppenanimationsfilm Oswoboschdenny Don Kichot von Wadim Kurtschewski 1987 basiert auf diesem Werk Ehrungen Bearbeiten nbsp Urnengrab von Anatoli Lunatscharski an der Kremlmauer in MoskauSeine Urne wurde an der Nekropole an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt 4 Das Moskauer Staatliche Institut fur Theaterkunst trug von 1934 bis 1991 zu Ehren Lunatscharskis dessen Namen ebenso das Weissrussische Staatliche Konservatorium in Minsk von 1934 bis 1992 Der 1971 entdeckte Asteroid des inneren Hauptgurtels 2446 Lunacharsky wurde nach ihm benannt 5 Darstellung in der bildenden Kunst Auswahl BearbeitenEmil Stumpp Anatoli Lunatscharski Kreide Lithographie 1932 6 Werke BearbeitenDrehbuch fur Uplotnenie Stummfilm der Regisseure Anatoli Dolinow Donat Paschkowski und Alexander Pantelejew von 1918 Die Revolution und die Kunst Essays Reden Notizen Verlag der Kunst Dresden 1962 Fundus Reihe 6 Das Erbe Essays Reden Notizen Verlag der Kunst Dresden 1965 Fundus Reihe 14 Der befreite Don Quichote Schauspiel in 9 Bildern und einem Epilog In Revolutionsstucke Henschelverlag Berlin 1967 Faust und die Stadt Ein Lesedrama Verlag Philipp Reclam jun Leipzig 1973 Philosophie Kunst Literatur Ausgewahlte Schriften 1904 1933 Verlag der Kunst Dresden 1986 Fundus Reihe 103 104 105 Schlaglichter Erlebnisse und Gestalten auf meinem Wege Verlag Dietz Berlin 1986 ISBN 3 320 00620 7 Saljapin in gt Don Quichotte lt In Wolfgang Jacobsen Hrsg G W Pabst Argon Berlin 1997 ISBN 3 87024 364 3 Katalog ISBN 3 87024 365 1 Buchhandel Literatur BearbeitenOskar Blum Russische Kopfe Kerenski Plechanow Martow Tschernow Sawinkow Ropschin Lenin Trotzki Radek Lunatscharsky Dzerschinsky Tschitscherin Sinowjew Kamenew Mit 9 Portratswiedergaben Schneider Berlin 1923 N A Lunacarskaja Rozenel Pamjatʹ serdca Gedachtnis des Herzens Autobiografie Moskau 1975 Heinrich Riggenbach Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski In Historisches Lexikon der Schweiz Heiner Stachelhaus Kasimir Malewitsch ein tragischer Konflikt Claasen Verlag Dusseldorf 1989 ISBN 3 546 48681 1 S 62ff Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski Quellen und Volltexte nbsp Commons Anatoli Lunatscharski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski in den Historischen Pressearchiven der ZBW Anatoli Lunacharsky in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten Lunatscharskiy Lunacarskij Anatole Anatoli Vasil evic In Matrikeledition der Universitat Zurich Abgerufen am 4 Oktober 2019 Catherine Merridale Der Kreml eine neue Geschichte Russlands Fischer Frankfurt am Main 2014 ISBN 978 3 10 048451 2 Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Lunacharskij Anatolij Vasilevich Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 16 Oktober 2021 russisch knerger de Das Grab von Anatoli Lunatscharski Lutz D Schmadel Dictionary of Minor Planet Names Fifth Revised and Enlarged Edition Hrsg Lutz D Schmadel 5 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2003 ISBN 3 540 29925 4 S 186 doi 10 1007 978 3 540 29925 7 2447 englisch 992 S Originaltitel Dictionary of Minor Planet Names Erstausgabe Springer Verlag Berlin Heidelberg 1992 1971 TS2 Discovered 1971 Oct 14 by L I Chernykh at Nauchnyj Emil Stumpp Uber meine Kopfe Hrsg Kurt Schwaen Buchverlag der Morgen Berlin 1983 S 29 210Normdaten Person GND 118818694 lobid OGND AKS LCCN n50043006 VIAF 74003029 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lunatscharski Anatoli WassiljewitschALTERNATIVNAMEN Lunacharsky Anatoly Vasilyevich Lunacharskij Anatolij VasilevichKURZBESCHREIBUNG russischer Volkskommissar fur das Bildungswesen NARKOMPROS GEBURTSDATUM 23 November 1875GEBURTSORT PoltawaSTERBEDATUM 28 Dezember 1933STERBEORT Menton Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski amp oldid 236433493