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Ana Pauker 13 Dezember 1 1893 in Codăești Kreis Vaslui als Hannah Rabinsohn 3 Juni 1 1960 in Bukarest war eine kommunistische Politikerin in Rumanien Sie war von 1947 bis 1952 als erste Frau der Welt Aussenministerin Ana Pauker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Anfange 1 2 Karriere als Kommunistin 1 3 Entmachtung 1 4 Auszeichnungen 2 Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAnfange Bearbeiten Ana Pauker stammte aus einer mittellosen kinderreichen Familie Ihre Eltern waren orthodoxe Juden ihr Vater Hersh Zvi Rabinsohn 2 war Schochet ihre Mutter Sarah war eine einfache Verkauferin Das Paar hatte sechs Kinder von denen vier das Erwachsenenalter erreichten Die hebraische Sprache lernte Ana im Cheder Wahrend ihr jungerer Bruder Zalman sich dem Zionismus widmete nahm sie nach 1915 unter dem Einfluss eines Jugendfreundes den Weg des Sozialismus 1915 1917 war sie in Bukarest Hebraischlehrerin an der Schule wo sie die Sprache selbst erlernt hatte und verdiente sich ein Zusatzbrot mit Naharbeiten Ab 1919 studierte sie ein Jahr Medizin in Genf Bei einem Aufenthalt in Paris lernte sie den Kommunisten Marcel Pauker 1896 1938 3 kennen und heiratete ihn am 1 Juli 1921 Unter seinem Einfluss wandte sie sich dem Kommunismus zu beide wurden zu Grundungsmitgliedern der Rumanischen Kommunistischen Partei RKP 1921 wurde ihre Tochter Tanja geboren die nach sieben Monaten an Dysenterie starb Marcel Pauker wurde 1938 im Rahmen der Stalinschen Sauberungen in Moskau hingerichtet Karriere als Kommunistin Bearbeiten 1922 wurden Ana Pauker und ihr Mann wegen verbotener politischer Tatigkeit ein erstes Mal verhaftet was sich in den Folgejahren noch mehrmals wiederholen sollte Nach ihrer Freilassung bereisten sie die Schweiz und Frankreich 1925 wurde Ana Pauker zu einer zehnjahrigen Gefangnisstrafe verurteilt konnte aber 1926 in die Sowjetunion entkommen Im selben Jahr wurde ihr Sohn Vlad geboren 1928 ihre Tochter Tatanja 1928 zogen sie und ihr Mann nach Moskau um und belegten dort Kurse an der Internationalen Lenin Schule Im selben Jahr trennte sich das Paar die zwei Kinder kamen in ein Kinderheim der MOPR 1930 wurde Ana Pauker zur Leiterin des Komintern ernannt und zog unter dem Decknamen Maria nach Paris 1932 bekam sie eine Tochter Maria Vater war der slowakische Kommunist Eugen Fried Die Tochter wuchs in Frankreich auf hauptsachlich bei der ersten Frau des Kommunisten Maurice Thorez 1934 wurde Pauker nach Rumanien geschickt um dort als Generalsekretarin den Aufbau der Kommunistischen Partei voranzutreiben Am 12 Juli 1935 wurde sie von der rumanischen Regierung aufgrund von Informationen der damaligen Geheimpolizei Siguranța zusammen mit Dimitar Ganew und Șmil Marcovici verhaftet Im sogenannten Craiova Prozess von Juni bis Juli 1936 wurde sie zu 10 Jahren Haft im Gefangnis in Ramnicu Sărat 10 weiteren Jahren Verbot politischer Betatigung und einer Geldbusse von 100 000 Lei verurteilt 1 Nachdem die Sowjetunion 1940 Bessarabien und die Nordbukowina besetzt und dabei u a den nationalistischen Politiker Ion Codreanu festgenommen hatte wurde Pauker im Juli 1941 im Rahmen eines Gefangenenaustausches freigelassen und zog nach Moskau 1 Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs leitete sie die Gruppe Moskau einen Verband rumanischer Kommunisten in der Sowjetunion Zudem produzierte sie fur Radio Moskau in Zusammenarbeit mit Vasile Luca rumanische Rundfunksendungen Von Oktober 1943 bis Juni 1944 half sie als politische Ausbilderin bei der Aufstellung einer aus rumanischen Emigranten und Kriegsgefangenen gebildeten 1 Rumanischen Freiwilligen Infanterie Division Tudor Vladimirescu 1 die schon an sowjetischer Seite kampfte bevor nach dem Umsturz vom 23 August 1944 auch die konigliche rumanische Armee ihre Waffen gegen Nazi Deutschland kehrte Im Sommer 1944 kehrte sie mit der Roten Armee nach Rumanien zuruck und beteiligte sich am Zustandekommen einer kommunistisch dominierten Koalitionsregierung unter Leitung von Petru Groza Nach dem Sturz des liberalen Aussenministers und Vizepremiers Gheorghe Tătărescu im November 1947 ubernahm Pauker dessen Posten und war somit die erste Aussenministerin Rumaniens unter kommunistischer Herrschaft Sie leitete zusammen mit Vasile Luca und Teohari Georgescu die sogenannte Gruppe Moskau innerhalb der RKP deren Ideologie von Stalin personlich unterstutzt wurde Zwischen dieser Gruppe und der sogenannten Gefangnisgruppe mit Gheorghe Gheorghiu Dej Iosif Chișinevschi und Nicolae Ceaușescu als fuhrenden Mitgliedern entbrannte ein jahrelanger Machtkampf wobei sich die Gefangnisgruppe schliesslich als siegreich erwies und in den Funfzigerjahren die Macht ubernahm Ein Grossteil ihrer Mitglieder war im Zweiten Weltkrieg hauptsachlich im Gefangnis Doftana inhaftiert gewesen In einem Geheimprotokoll vom 23 Mai 1948 dessen Existenz jahrzehntelang unbekannt blieb unterzeichnete Pauker den Verzicht Rumaniens auf die Schlangeninsel zugunsten der Sowjetunion Am 11 Juni 1948 sandte sie ein Telegramm an den israelischen Aussenminister Mosche Scharet mit einer offiziellen Anerkennung des Staates Israel Am 15 April 1949 ubernahm sie zusatzlich zur Leitung des Aussenministeriums das Amt der stellvertretenden Ministerprasidentin 4 Ana Pauker beteiligte sich in hohem Masse an der Umwandlung Rumaniens zu einem sowjetischen Vasallenstaat mit einem distanzierten Verhaltnis zum Westen wobei auch gewalttatige Mittel und Terror auf verschiedenen Ebenen eingesetzt wurden Sie tragt auch Verantwortung fur die Deportation in die Bărăgan Steppe die Ermordung von Gegnern des kommunistischen Regimes und die Umerziehungsmassnahmen des Pitești Experiments Zudem wurde ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl von 1927 das den Katholiken in Rumanien Kultusfreiheit zusicherte von rumanischer Seite einseitig aufgehoben Angaben des Dissidenten William Totok zufolge soll Pauker 1949 die Securitate aufgefordert haben Scheingrunde zu konstruieren um Geistliche offentlich blosszustellen die eine Kollaboration mit den kommunistischen Behorden verweigerten Ihr Kompromittierungsplan sah vor Priester wegen krimineller Handlungen zu verurteilen und ihnen sexuelle Fallen zu stellen Die politischen Schauprozesse gegen die Spione des Vatikans im September 1951 sollten der Einschuchterung des niederen Klerus und der Glaubigen dienen 5 Zu Paukers Unterstutzern in der Sowjetunion gehorte auch Molotow Trotzdem widersetzte sie sich der Kollektivierung der Landwirtschaft in Rumanien und war gegen die Einfuhrung des sowjetischen Systems von Kolchosen wobei sie moglicherweise die Hinrichtung von Chiaburi der rumanischen Entsprechung fur Kulaken Tito Anhangern und verschiedener Regimegegner verhinderte Ende 1945 hatten Ana Pauker und Teohari Georgescu Kontakte mit der Fraktion von Horia Sima von der Legionarsbewegung Eiserne Garde in die Wege geleitet wobei die Freilassung von Legionaren aus Konzentrationslagern ausgehandelt wurde und die Verfolgung von Legionaren die sich in den Untergrund abgesetzt hatten sich freiwillig ergaben und ihre Waffen ablieferten eingestellt werden sollte Aufgrund dieser Vereinbarung wurden Pauker und Georgescu spater als Rechtsabweichler angeklagt und ihrer Funktionen enthoben nbsp Gheorghe Gheorghiu Dej links aussen neben ihm Ana Pauker bei einer Regierungssitzung 1951Entmachtung Bearbeiten Ana Pauker erkrankte an Brustkrebs der 1950 erstmals behandelt wurde Sie fiel in dieser Zeit in Ungnade und wurde wohl mit Stalins Einverstandnis von Gheorghiu Dej auf dem Plenum des ZK der PMR vom 27 Mai 1952 entmachtet Als hochrangige Parteifunktionarin und Aussenministerin wurde sie zusammen mit den ubrigen Leitern der Gruppe Moskau aus der Rumanischen Arbeiterpartei PMR ausgeschlossen Die Leitung des Aussenministeriums ubernahm Simion Bughici Am 19 Februar 1953 wurde sie verhaftet nach Stalins Tod wurde sie am 20 April 1953 aus der Haft entlassen und unter Hausarrest gestellt Ein gegen sie wegen rechtsabweichlerischer Tatigkeiten und zionistischer Verbindungen geplanter Prozess wurde nach einer Intervention Molotows ausgesetzt Ihr Bruder Solomon Rabinsohn befand sich zu der Zeit wegen zionistischer Aktivitaten in Haft In den Jahren als sie an der Spitze der Regierung gestanden hatte beteiligte sie sich am Prozedere das uber 100 000 rumanischen Juden die Auswanderung nach Israel ermoglichte sehr wahrscheinlich mit Billigung der Sowjetunion Nach dem Slansky Prozess in der Tschechoslowakei und der stalinistischen Desinformationskampagne zur Arzteverschworung wurde ihre Verhaftung von einer Kampagne und neuen Verfahren gegen zionistische Aktivitaten in Rumanien begleitet Pauker lebte nach ihrer Freilassung unter standiger Bewachung Nachdem sie sich geweigert hatte die gegen sie vorgebrachten Vorwurfe von Kosmopolitismus und parteifeindlichen Aktivitaten anzuerkennen wurde sie 1954 aus der Partei ausgeschlossen In ihren letzten Lebensjahren ubersetzte sie Bucher aus dem Deutschen und Franzosischen ins Rumanische ohne dass dabei ihr Name publiziert wurde Sie starb 1960 in Bukarest an Brustkrebs 6 Bei ihrer Bestattung im Krematorium waren fuhrende rumanische Kommunisten anwesend Nach dem Machtaufstieg Ceaușescus wurde sie politisch rehabilitiert 1968 wurde ihre Asche ins Mausoleum im Carol Park uberfuhrt Nachdem das Mausoleum 1991 abgebrochen worden war brachte ihre Familie ihre Asche nach Israel 7 Bei der Erziehung des jungen Ion Iliescu der spater rumanischer Staatsprasident werden sollte spielte Pauker eine wichtige Rolle Einigen Publizisten und Historikern zufolge unter anderem Robert Conquest Victor Frunza Jaques de Launay und Arkadi Waksberg soll sie ihren Mann an den NKWD verraten haben Dies wurde als Vermutung auch von Prinzessin Ileana angedeutet 8 Anderen Quellen zufolge erfuhr sie uber die 1938 erfolgte Hinrichtung von Marcel Pauker als westlicher Agent erst 1959 Den meisten Angaben zufolge befand sie sich zum Zeitpunkt der Verhaftung und Hinrichtung ihres Mannes in rumanischer Haft und reiste erst nach ihrer Freilassung 1941 in die UdSSR aus 9 Auszeichnungen Bearbeiten 1947 Orden der Krone von Rumanien 1949 Orden der ArbeitRezeption BearbeitenPauker erhielt vielfaltige Bezeichnungen Stalin mit Rock 7 Herrscherin Rumaniens oder Pasionaria Balcanilor d h La Pasionaria des Balkans Das Time Magazine beschrieb sie 1948 als the most powerful woman alive 10 Sowohl in der rumanischen wie in der westlichen Geschichtsschreibung wurde Ana Pauker noch Jahrzehnte nach ihrem Tod hauptsachlich als machtgierige Stalinistin rote Zarin dargestellt wobei auch antisemitische Untertone Rabbinertochter nicht fehlten 11 Schon 1949 war in einer von judenfeindlichen Klischees gepragten Pressemitteilung kolportiert worden wie Paukers Vater Zwi Rabinsohn in Israel zum ersten Mal in seinem 85jahrigen Leben von einem Bildreporter geschnappt wurde 12 Uber 40 Jahre lang wurde Ana Pauker von der kommunistischen Propaganda in Rumanien als extreme stalinistische Dogmatikerin dargestellt die zu Beginn des kommunistischen Regimes in Rumanien eine Hauptrolle in der Implementierung sowjetischer Richtlinien gespielt habe Diese Sichtweise wurde von westlichen Historikern die lange Zeit keinen Einblick in Archive der Kommunistischen Partei hatten im Wesentlichen ubernommen 13 Verzerrt dargestellt wurde beispielsweise auch ihre Rolle bei der Kollektivierung der rumanischen Landwirtschaft Gheorghe Gheorghiu Dej der anlasslich eines Besuchs bei Stalin Paukers Entmachtung in die Wege geleitet hatte beschuldigte sie anschliessend bei der Kollektivierung provokative Massnahmen angestiftet und auf dem freien Willen der Bauern herumgetrampelt zu haben obwohl sich Pauker zu ihrer Zeit als Aussenministerin den Kollektivierungsmassnahmen entgegengestellt hatte 14 Literatur BearbeitenWilliam Totok Erhard Roy Wiehn Hrsg Marcel Pauker Ein Lebenslauf Judisches Schicksal in Rumanien 1896 1938 Mit einer Dokumentation zu Ana Pauker Hartung Gorre Konstanz 1999 ISBN 3 89649 371 X Robert Levy Ana Pauker The Rise and Fall of a Jewish Communist University of California Press Berkeley 2001 ISBN 0 520 22395 0 Online pdf Richard S Levy Antisemitism A Historical Encyclopedia of Prejudice and Persecution Band 1 ABC CLIO 2005 ISBN 1 85109 439 3 S 537 Online Teilansicht Mariana Hausleitner Pauker Ana In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart Bd 2 2 Personen L Z De Gruyter Saur Berlin 2009 ISBN 978 3 598 24072 0 S 616f Jorg Zagel Vergangenheitsdiskurse in der Ostseeregion Die Sicht auf Krieg Diktatur Volkermord und Vertreibung in Russland Polen und den baltischen Staaten LIT Verlag Munster 2007 ISBN 3 82580 203 5 S 54 Online Teilansicht Viorel S Roman Hannes Hofbauer Transilvania romanii la incrucișarea intereselor imperiale Brennpunkt Osteuropa Editura Europa Nova 1996 ISBN 3 85371 115 4 S 137 Wolfgang J Ruf Wer war Ana Pauker In Zs MUT Nr 516 Oktober 2010 ISSN 0027 5093 S 68 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ana Pauker Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zeitungsartikel uber Ana Pauker in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Florica Dobre Membrii C C al P C R 1945 1989 Editura Enciclopedică Bukarest 2004 S 453ff PDF Robert Levy Ana Pauker The Rise and Fall of a Jewish Communist University of California Press 2001 ISBN 0 52092 508 4 S 402 William Totok Genosse Stalin wie wir Ihnen glaubten so haben wir nicht mal uns selbst geglaubt Marcel Pauker 1896 1938 ein Verfemter Halbjahresschrift fur sudosteuropaische Geschichte Literatur und Politik 1996 2 S 35 38 abgerufen am 1 Februar 2018 Romania Viața politică in documente 1950 București 2002 William Totok Securitate und Vatikan Horch und Guck Heft 76 02 2012 S 52 56 abgerufen am 21 April 2013 Georgeta Daniela Oancea Mythen und Vergangenheit Rumanien nach der Wende Dissertation an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen 2005 S 37 pdf 1 8 MB a b Andreea Tuzu Ana Pauker Stalin cu fustă Robert Levy Ana Pauker Vorwort William Totok Genosse Stalin wie wir Ihnen glaubten so haben wir nicht mal uns selbst geglaubt Marcel Pauker 1896 1938 ein Verfemter In Halbjahresschrift fur sudosteuropaische Geschichte Literatur und Politik 17 Dezember 2004 abgerufen am 25 April 2019 Robert Levy Ana Pauker The Rise and Fall of a Jewish Communist syndetics com archiviert vom Original am 14 Juli 2012 abgerufen am 1 Februar 2018 englisch Kurzrezension Viorel S Roman Hannes Hofbauer Transilvania romanii la incrucișarea intereselor imperiale Brennpunkt Osteuropa Aus der Pressemappe der ZBW Nr 00015 Robert Levy Ana Pauker S 3 Kenneth Jowitt Revolutionary Breakthroughs and National Development the Case of Romania 1944 1965 University of California Press 1971 ISBN 0 520 01762 5 S 99 Normdaten Person GND 119407205 lobid OGND AKS LCCN n93040236 VIAF 59893565 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pauker AnaALTERNATIVNAMEN Rabinsohn Hannah Pauker AnnaKURZBESCHREIBUNG rumanische PolitikerinGEBURTSDATUM 13 Dezember 1893GEBURTSORT Codăești Kreis VasluiSTERBEDATUM 3 Juni 1960STERBEORT Bukarest Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ana Pauker amp oldid 239132086