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Das Altorientalische Institut der Universitat Leipzig ist das alteste deutsche Forschungsinstitut fur Altorientalistik Es fand seinen Anfang 1874 mit Friedrich Delitzsch und besteht seit seiner Neugrundung 1993 durch Claus Wilcke bis heute fort Seit 2003 wird das Institut von Professor Michael P Streck gefuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundungsphase 1 2 Zeit des Nationalsozialismus und DDR 1 3 Nach der Wiedervereinigung 2 Bekannte Mitarbeiter und Absolventen 3 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Altorientalistik etablierte sich als Wissenschaft im 19 Jahrhundert nachdem zur Jahrhundertmitte die Entzifferung der Keilschrift gelang Wahrend die Universitaten in Paris und Oxford hierfur ein eigenes Fach einrichteten wurden die altorientalischen Sprachen in Deutschland nur von Eberhard Schrader an der Universitat Jena im Rahmen der alttestamentlichen Theologie gelehrt Grundungsphase Bearbeiten Friedrich Delitzsch ein Schuler Schraders reichte 1874 in Leipzig seine Habilitationsschrift uber assyrische Syllabare ein und schlug vor ein entsprechendes Lehrfach einzurichten Am 5 August desselben Jahres hielt er eine Probevorlesung uber assyrische Literatur und erhielt am Folgetag die venia legendi fur Assyriologie 1877 ernannte die Leipziger Universitat ihn zum ausserordentlichen Professor als der er am 23 Februar 1878 seine Antrittsvorlesung uber Keilschriftforschung und die Bibel hielt Obgleich Delitzsch am 29 Mai 1885 zum ordentlichen Honorarprofessor fur Assyriologie und Semitistik ernannt wurde lehnte die Universitat die Einrichtung einer ordentlichen Professur ab Deshalb wechselte Delitzsch 1893 an die Universitat Breslau und schliesslich 1899 nach Berlin Die Nachfolge Delitzschs in Leipzig trat 1893 sein Schuler Heinrich Zimmern an der ebenfalls planmassiger ausserordentlicher Professur wurde Er hatte zuvor schon bei Delitzschs Vater Franz Delitzsch alttestamentliche Theologie studiert wurde dann aber bei Friedrich Delitzsch 1885 promoviert Nach Aufenthalten zur Habilitation an der Universitat Konigsberg und als Privatdozent an der Universitat Halle nahm er 1894 seine Lehrtatigkeit in Jena auf Er ubernahm 1899 zunachst von Delitzsch die Professur in Breslau kehrte jedoch zum 1 Oktober 1900 nach Leipzig zuruck Er wurde dort auf einen neu geschaffenen Lehrstuhl fur Assyriologie berufen den er bis zu seiner Emeritierung 1929 bekleidete Dieser war an einem in diesem Jahr gegrundeten Institut fur Semitistik angesiedelt das ausserdem aus einem mit August Fischer besetzten Lehrstuhl fur Arabistik bestand Gemeinsam begrundeten sie die Reihe Leipziger Semitistische Studien 1905 trat Franz Heinrich Weissbach als ausseretatmassiger ausserordentlicher Professor an Zimmerns Seite Er war schon seit 1888 an der Universitatsbibliothek in Leipzig tatig und hatte sich 1898 mit einer Arbeit zum Sumerischen habilitiert 1930 wurde er zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt Seine Tatigkeit endete 1935 mit der Vertreibung durch die Nationalsozialisten Weitere Verstarkung erhielt Zimmern durch den Rechtshistoriker Paul Koschaker der ab 1915 den Lehrstuhl fur romisches und deutsches burgerliches Recht innehatte Er konnte 1926 die Grundung eines Seminars fur orientalische Rechtsgeschichte durchsetzen das dem Semitistischen Institut angegliedert war Nach dem Weggang Weissbachs verliess auch Koschaker Leipzig und trat zum 1 April 1936 einen Lehrstuhl in Berlin an Besonders pragend fur die deutsche Altorientalistik wurde Benno Landsberger der ab 1908 in Leipzig studiert hatte und 1915 unter Zimmern mit einer Arbeit zum kultischen Kalender der Babylonier und Assyrer promoviert wurde Nach einer durch den Ersten Weltkrieg bedingten Unterbrechung seiner Tatigkeit habilitierte er sich 1920 mit einer weiteren Arbeit zu Kalendarien 1925 erhielt er eine ausserordentliche Professur in Leipzig Seine Antrittsvorlesung Die Eigenbegrifflichkeit der babylonischen Welt gehort zu den meistzitierten Beitragen der Altorientalistik im 20 Jahrhundert Nach einem Jahr in Marburg trat er 1929 die Nachfolge Heinrich Zimmerns an Wahrend seiner Tatigkeit wurde das Semitistische Institut 1934 in Orientalisches Institut umbenannt Als Jude wurde Landsberger ebenso wie Weissbach jedoch am 1 April 1935 entlassen und zur Emigration gezwungen Er wirkte fortan am Aufbau der Universitat in Ankara mit Zeit des Nationalsozialismus und DDR Bearbeiten Mit dem Weggang Landsbergers Weissbachs und Koschakers vollzog sich eine Zasur in der Geschichte des Altorientalischen Instituts Es bestand gleichwohl fort Schon am 30 April 1936 wurde Landsbergers Stelle mit dem studierten Indogermanisten klassischen Philologen Semitisten und ehemaligen Lehrer Johannes Friedrich neu besetzt Er hatte sich 1924 bei Zimmern in der damals jungen Teildisziplin der Hethitologie habilitiert und bekleidete schon ab 1929 eine ausserordentliche Professur in Leipzig Er konnte die Lehrtatigkeit in Leipzig wahrend der gesamten NS und Besatzungszeit aufrechterhalten mit einer kurzen Unterbrechung 1944 45 wegen seiner Einberufung in die Wehrmacht Sein Wirken in Leipzig endete erst 1950 mit seiner Abberufung an die Freie Universitat Berlin Vor allem beim Wiederaufbau der Institutsbibliothek wurde Friedrich von Hans Siegfried Schuster unterstutzt der schon am 4 Dezember 1943 einen Teil der von Zimmern angelegten Tontafelsammlung des Instituts aus einem Bombenhagel rettete Er konnte hierbei vor allem auf den Nachlass des am 20 Februar 1944 bei Markkleeberg zu Tode gekommenen Weissbach zuruckgreifen Schuster wurde 1960 zum Dozenten befand sich jedoch beim Mauerbau am 13 August 1961 ausserhalb der DDR und kehrte daher auch nie zuruck sondern wirkte danach an der Universitat zu Koln Ab 1954 wurde mit Herbert Petschow die Abteilung fur orientalische Rechtsgeschichte am Orientalischen Institut wieder ins Leben gerufen und mit der Abteilung fur Assyriologie zur Abteilung fur Sprachen Archaologie und Rechtsgeschichte des Alten Orients zusammengefasst Petschow wurde 1956 ausserdem auf den Lehrstuhl fur Antike Rechtsgeschichte an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen berufen Fortan wirkte er zweimal jahrlich fur 6 Wochen als Gastdozent in Leipzig Seinen Assistentenstuhl ubernahm Joachim Oelsner der bis 1966 am Institut blieb und dann die Betreuung der Hilprecht Sammlung Vorderasiatischer Altertumer der Universitat Jena ubernahm Ab 1960 wirkte in Leipzig ausserdem Manfred Muller der 1968 bei Petschow promoviert wurde Unter dem SED Regime war das Institut erheblichen Repressalien ausgesetzt und diente letztlich nur der Erweiterung des Lehrangebots der Alten Geschichte Nach der Wiedervereinigung Bearbeiten Nach dem Mauerfall gelang infolge des Todes Petschows zunachst kein Wiederaufbau des Faches Die Universitat Leipzig schrieb jedoch 1992 eine Professur aus auf die dann 1993 Claus Wilcke berufen wurde Er war in Heidelberg bei Adam Falkenstein einem Schuler Landsbergers promoviert worden und hatte ab dann in Munchen gewirkt Mit ihm wurde das Altorientalische Institut am 1 Oktober 1993 neu gegrundet Manfred Muller erhielt ab 1994 eine ausserplanmassige Professur die er bis zu seinem Tod 2000 innehatte 2006 wurde Suzanne Herbordt auf eine ausserplanmassige Professur fur Vorderasiatische Archaologie in Leipzig berufen Sie hatte zuvor schon regelmassig Lehrveranstaltungen angeboten Am 1 August 2003 trat Michael P Streck die Nachfolge Wilckes an die er bis heute innehat Bekannte Mitarbeiter und Absolventen BearbeitenNeben den genannten Professoren wirkten am Altorientalischen Seminar auch Adam Falkenstein Professor fur Assyriologie in Gottingen 1930 1940 und fur Semitische Sprachen in Heidelberg ab 1940 Hans Gustav Guterbock Professor fur Hethitologie in Ankara Uppsala und Chicago Fritz Rudolf Kraus Professor fur Assyriologie in Wien und Leiden Wolfram von Soden Professor fur Assyriologie und Arabistik in Gottingen 1936 1945 Wien bis 1954 und Munster bis 1976 Subhi Anwar ar Raschid ehemaliger Leiter des Irakischen Nationalmuseums 1993 1998 Konrad Volk Professor fur Altorientalistik in Tubingen 1993 1998 Walther Sallaberger Professor fur Altorientalistik in Munchen 1994 1996 Doris Prechel Professorin fur Altorientalistik in Mainz 1996 2007 Joost Hazenbos Professor fur Hethitologie in Amsterdam 1999 2008 Annette Zgoll Professorin fur Altorientalistik in GottingenWeblinks BearbeitenHomepage des Instituts Youtube Kanal des Instituts Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altorientalisches Institut amp oldid 239335822