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Das Alte Komodienhaus war eine von Johann Joseph Couven in den Jahren 1748 bis 1751 zu einem Schauspielhaus umgebaute vormalige Tuchhalle auf dem Katschhof in Aachen Bis zur Eroffnung eines neuen Theatergebaudes am 15 Mai 1825 diente das Komodienhaus als Auffuhrungsort fur Buhnenwerke und Musiktheater und war damit das erste offentliche Theater Aachens Altes Komodienhaus mit linksseitig angeschlossenem Gerichtsgebaude Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErste Plane fur einen Theaterbau datieren bereits aus dem Jahr 1714 Dieses neue Theater sollte die lange Tradition des Theaterspiels in Aachen entscheidend beleben Ein erster Spielort befand sich seit Beginn des 17 Jahrhunderts in den Raumen des Jesuitengymnasiums und spateren Kaiser Karls GymnasiumS 1 Vor dem Hintergrund des internationalen reichsstadtischen Badewesens 2 und auf Initiative der Gesandten des Aachener Friedenskongresses von 1748 und hier speziell durch den Grafen Wenzel Anton Kaunitz wurde der Umbau des im 12 Jahrhundert erbauten Gewandhauses zu einem Haus der Komodie beschlossen Damit war das Alte Schauspielhaus eine der ersten selbstandigen Buhnen die ihre Entstehung der Eigeninitiative von Burgern verdankten 3 Die erste Vorstellung wurde am 19 September 1751 von einer Schauspielergruppe des Prinzen Wilhelm IV von Oranien einen Monat vor seinem Tod dargeboten der zu dieser Zeit in Aachen zur Kur weilte 4 Mit dem neuen Komodienhaus besass Aachen noch vor Frankfurt 1782 und Koln 1783 ein eigenes Theater Bis 1806 wurden die Vorstellungen im Wesentlichen durch die Bohm sche Theatertruppe von Johann Heinrich Bohm die als Wandertruppe auch mit eigenem Orchester anreiste gepragt Im Jahre 1785 boten sie beispielsweise dem Aachener Publikum im Bereich des Musiktheaters die Auffuhrung von Mozarts Oper Die Entfuhrung aus dem Serail und 1794 seine Zauberflote an sowie zwischenzeitlich 1791 als Aachener Erstauffuhrung Schillers Drama Die Rauber und 1792 Don Juan 5 1 Wahrend der Franzosenzeit sollte der Einfluss des deutschen Schauspiels zuruckgedrangt werden Vor Beginn und teilweise auch wahrend der Vorstellungen wurden ab 1796 auf Anweisungen des Pariser Direktoriums republikanische Lieder wie Ah Ca ira und die Marseillaise abgespielt Der Theaterbau befand sich auf der westlichen Platzseite des Katschhofes zwischen dem Aachener Rathaus und dem Gerichtsgebaude genannt die Acht Fur die regularen musikalischen Darbietungen am Komodienhaus waren zunachst Laienmusiker und spater ein im Jahr 1804 reorganisiertes Harmoniekorps zustandig welches unter der Leitung eines Musikdirektors stand und aus dem sich im Jahr 1852 das stadtische Orchester und heutige Sinfonieorchester Aachen entwickelte Die Verwaltung und Nutzung des Hauses war in den Jahren 1802 1818 dem Aachener Wohltatigkeitsburo uberlassen worden 6 Mehrfach konnte jetzt unter anderem die Schauspielergesellschaft von Josef Derossi fur einige Auftritte verpflichtet werden in dessen Ensemble sich auch der noch junge Albert Lortzing sowie seine zukunftige Ehefrau die Schauspielerin Rosina Regina Ahles befand Da das Komodienhaus allseitig umbaut uberwiegend aus Holz und fur Auffuhrungen im Winter unbrauchbar war plante die franzosische Regierung des besetzten Aachens im Jahr 1802 im Zuge der Forderung des Kurwesens langfristig einen Theaterneubau Der amtierende Maire von Aachen Cornelius von Guaita zog hingegen im Jahr 1820 eine Renovierung des Komodienhauses dem geplanten Neubau vor Den Entwurf fur den Um und Ausbau ubernahm der franzosische Architekt Jaques Cellerier 1742 1814 dessen Ausfuhrung aber aufgrund massiven Geldmangels vorerst ebenso wenig wie ein moglicher Neubau realisiert werden konnte 1 Nach Abzug der Franzosen und der Ubernahme Aachens durch Preussen stand im Jahr 1815 das Theaterproblem erneut zur Debatte Im Rahmen eines Besuches von Karl Friedrich Schinkel am 12 September 1816 in Aachen wurden ihm sowohl die Neubauplane als auch die Entwurfe Celleriers zum Umbau des alten Schauspielhauses vorgelegt die eine grossere Tiefe und einen weiteren Rang vorsahen In seinem Gutachten empfahl Schinkel zunachst den Umbau aber nachdem im Juli 1816 Konig Friedrich Wilhelm III das Grundstuck des ehemaligen Kapuzinerklosters am Kapuzinerplatz der Stadt Aachen ubergeben hatte entschied sich der Stadtrat fur den Neubau eines Theaters auf dem Areal des ehemaligen Klosters Der im Herbst 1818 nach Aachen einberufene Monarchenkongress und das damit einhergehende Rahmenprogramm sorgte jedoch fur eine notdurftige Instandsetzung des Komodienhauses ohne Berucksichtigung der alten Plane Celleriers Stattdessen kam es nur zu notwendigen Reparaturen Einrichtung einer Gasbeleuchtung frischen Anstrich und Erstellung neuer Dekorationen fur das Proszenium Damit verschob sich das Neubauvorhaben des Theaters wiederum auf unbestimmte Zeit Erst im Jahre 1822 wurde endgultig der Verkauf des alten Komodienhauses zur Finanzierung des Theaterneubaus beschlossen dennoch sollte es bis zu dessen Fertigstellung erhalten bleiben 7 In dieser Zeit ubernahm Friedrich Sebald Ringelhardt die Direktion und blieb es auch noch die ersten drei Jahre nach dem Umzug in das neue Theater im Jahr 1825 Nunmehr stellte sich jedoch heraus dass das alte Komodienhaus doch nicht verkauft werden konnte da ein Keller im Gebaude Eigentum eines Hauseigentumers aus der Kramerstrasse war der diesen nicht aufgeben wollte Daraufhin wurden zwei Schulhauser in der Ursulinerstrasse verkauft und am 7 Dezember 1829 in das alte Komodienhaus verlegt welches fortan als Elementarschule diente 8 Schliesslich musste das ehemalige Komodienhaus im Jahr 1902 doch noch fur den Bau eines neuen Verwaltungsgebaudes endgultig abgerissen werden Architektur BearbeitenDas Komodienhaus gehorte zu Couvens Umgestaltung des ehemaligen Kernbereichs der karolingischen Residenz in einen Platz barocken Stils Gemass seinen Planen fur den Umbau der Tuchhalle wurden nur neue Fensterachsen mit Keilstein im Stichbogen angebracht und das Mansarddach an der Aussenfront verandert Das hohe Mansarddach verband das nordlich anschliessende Gerichtsgebaude mit dem Komodienhaus in welches von der Theatergalerie aus eine Treppe hineinfuhrte da im Obergeschoss der alten Acht die Garderoben eingerichtet worden waren Das zweigeschossige Gebaude vom Typus eines italienischen Logentheaters des 17 Jahrhunderts 9 bestand aus dem Parterre den Parterre und Balkonlogen und den Galerien mit insgesamt etwa 560 Platzen Das Untergeschoss offnete sich in eine Bogenhalle uber dessen Gewolben der Zuschauerraum der ersten Etage angeordnet war Der Einbau einer tonnenformigen Decke war in das Mansarddach erfolgt welches von einem Tambour gekront wurde Eine korinthische Ordnung gliederte den Buhnenprospekt Zwei allegorische Figuren wurden auf das Gebalk platziert Uber der Buhne schwebte im Scheitel das Granuswappen der Stadt Aachen Girlanden Kartuschen und Vasen zierten die Brustungsfelder Mit der malerischen Ausgestaltung des Vorhangs wurde Johann Baptist Joseph Bastine betraut dessen Wohnung sich im Erdgeschoss direkt neben dem Saal in dem die Dekorationen bemalt wurden befand Auf dem Katschhof durften zu jener Zeit keine Wagen fahren und sie hielten daher jeweils auf dem Marktplatz Der Zugang zum Komodienhaus fuhrte von dort in Form eines bedeckten Ganges durch den Marktturm 10 Literatur BearbeitenAlfons Fritz Zur Baugeschichte des Aachener Stadttheaters In Zeitschrift des Aachener Geschichtsverein 22 1900 Kaatzer Aachen 1900 ZAGV XXII google onlineAlfons Fritz Theater und Musik in Aachen zur Zeit der franzosischen Herrschaft In Zeitschrift des Aachener Geschichtsverein 23 1901 S 31 170 Richard Pick Das Aachener Theater in reichsstadtischer Zeit in Aus Aachens Vergangenheit Beitrage zur Geschichte der alten Kaiserstadt Creutzer Aachen 1895 S 447 495 digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten a b c T R Kraus Auf dem Weg in die Moderne Aachen in franzosischer Zeit 1792 93 1794 1814 Aachen 1994 S 610 Paul Schoenen Johann Joseph Couven Schwan Dusseldorf 1964 S 77ff Klaus Schulte Peter Sardoc 150 Jahre Stadttheater Aachen in Fotos und Dokumenten Stippak Aachen 1975 S 17 Heinrich Gandelheid Blick in die Vergangenheit der Kaiserstadt Bd 1 Zeitungsverlag Aachen Aachen 1989 S 106 Lutz Felbick Daten der Musikgeschichte Stadtverwaltung Aachen 1993 Alfons Fritz Zur Baugeschichte des Aachener Stadttheaters in Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 22 1900 Kaatzer Aachen 1900 Fritz ZAGV XXII S 10f Fritz ZAGV XXII S 53 66 Fritz ZAGV XXII S 102 Marcel Bauer Frank Hovens Anke Kappler Belinda Petri Christine Vogt amp Anke Volkmer Unterwegs auf Couvens Spuren Grenzecho Verlag ISBN 90 5433 187 9 S 19 20 Fritz S 11f Anm 2Theater in Aachen Aachener Heimattheater Das Da Theater Grenzlandtheater Aachen Ocher Schangche Theater AachenEhemalige TheaterAltes Komodienhaus Bernarts Theater 50 775365 6 083886 Koordinaten 50 46 31 3 N 6 5 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altes Komodienhaus Aachen amp oldid 218895986