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Alternation lateinisch alternare wechseln bezeichnet in der Verslehre allgemein den regelmassigen Wechsel eines zweiwertigen metrischen Merkmals in einem Gedicht Speziell bezieht es sich auf den regelmassigen Wechsel langer und kurzer Silben beim quantitierenden bzw dem von betonten und unbetonten Silben beim akzentuierenden Versprinzip Man spricht dann bei den sich so ergebenden Versmassen von alternierenden Versmassen bzw bei Versen in alternierendem Versmass von alternierenden Versen und bei Dichtung bei der Alternation durchgangig beachtet wird von alternierender Dichtung Ausserdem kann Alternation auch beim regelmassigen Wechsel des Reimgeschlechts also abwechselnd mannlichen und weiblichen Reimen gesehen werden was als Reimalternanz franzosisch Alternance des rimes bezeichnet wird Beginnt ein alternierender Vers mit einer langen oder betonten Silbe so ergibt sich ein trochaisches Schema 1 Beispiel 2 Fe st gema uert i n der E rdenBeginnt er dagegen mit einer kurzen oder unbetonten Silbe so ergibt sich ein jambisches Schema Beispiel 3 Es schlu g mein He rz geschwi nd zu Pfe rdeDemnach sind die einzigen alternierenden Versmasse der Jambus und der Trochaus und jambische bzw trochaische Verse die einzigen alternierenden Versformen Diese sind im Deutschen allerdings schon aufgrund der naturlichen trochaischen Betonung der zweisilbigen deutschen Erbworter wie E rde Va ter oder So nne sehr verbreitet Alternation als Versprinzip stammt ursprunglich aus den romanischen Sprachen wurde beginnend mit Otfrid von Weissenburg ab der Karolingerzeit in die deutsche Dichtung ubernommen und tritt dann in der hofischen Dichtung des Mittelalters etwa bei Friedrich von Hausen Heinrich von Veldeke Hartmann von Aue und Gottfried von Strassburg deutlicher auf Doch auch Abweichungen in Form von Hebungsspaltung Senkungsspaltung und beschwerter Hebung sind haufig Im 16 und fruhen 17 Jahrhundert setzte sich dann zeitweise im Meistersang und in der sich an franzosischem Vorbild orientierenden Gelehrtendichtung z B bei Weckherlin ein silbenzahlendes Versprinzip mit strenger Alternation durch wobei der naturliche Wortakzent nicht massgeblich war was zu haufigen Tonbeugungen fuhrte Im 17 Jahrhundert wurde eine akzentuierende strikte Alternation bei der samtliche Verse eines Gedichtes in ihrer Betonung alternieren von Martin Opitz verbindlich zu machen versucht Nachmals iſt auch ein jeder verss entweder ein iambicus oder trochaicus 4 Diese strikte Alternation konnte sich allerdings nicht durchsetzen da sie der traditionellen Fullungsfreiheit der germanischen Dichtungstradition widersprach Sie wurde von Weckherlin und im 18 Jahrhundert von Breitinger abgelehnt Bereits die Zulassung des Daktylus durch August Buchner den Zeitgenossen und Erben von Opitz durchbrach das strikte Prinzip Die nichtalternierenden Versmasse wie Daktylus und Anapast wurden dann ab Ende des 18 Jahrhunderts vor allem bei der Nachbildung antiker Versformen wie dem Hexameter durch Dichter wie Klopstock und Holderlin sehr wichtig und die Alternation als poetisches Prinzip verlor stark an Bedeutung und wurde als ubermassig regelmassig abgelehnt Bereits Herder meint 1793 dass die deutsche Sprache bei diesem modernen Versbau im Besitz und Gebrauch aller ihrer schonen vielsylbigen und zusammengesetzten Worte bleibt die zerfetzt und zerschnitten oder zusammengedrangt und aufgeopfert werden mussen wenn das Muhlengeklapper des Jambischen Rhythmus ein Erstes und das Hauptgesetz bleibet 5 Literatur BearbeitenOtto Knorrich Lexikon lyrischer Formen Kroners Taschenausgabe Band 479 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2005 ISBN 3 520 47902 8 S 9 Dieter Burdorf Christoph Fasbender Burkhard Moennighoff Hrsg Metzler Lexikon Literatur Begriffe und Definitionen Metzler Stuttgart 2007 ISBN 978 3 476 01612 6 S 16f Gero von Wilpert Sachworterbuch der Literatur 8 Auflage Kroner Stuttgart 2013 ISBN 978 3 520 84601 3 S 21 Einzelnachweise Bearbeiten Zur symbolischen Darstellung des Versschemas metrische Notation werden die Symbole lang bzw betont und kurz bzw unbetont verwendet bezeichnet die Grenze des Versfusses zeigt eine Hebung im Beispieltext an Friedrich Schiller Das Lied von der Glocke v 1 Johann Wolfgang Goethe Willkommen und Abschied v 1 Martin Opitz Buch von der Deutschen Poeterey Breslau u a 1624 online Johann Gottfried Herder Zerstreute Blatter Funfte Sammlung Carl Wilhelm Ettinger Gotha 1793 S 281f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alternation Verslehre amp oldid 232504582