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Als Reimgeschlecht wird in der Verslehre die Unterscheidung nach ein bzw mehrsilbigem Reim bezeichnet Dabei wird der einsilbige Reim als mannlich und der zweisilbige Reim als weiblich bezeichnet In der akzentuierenden Metrik entspricht dem der mannliche bzw weibliche Versschluss also der Abschluss des Verses mit einer betonten Silbe Hebung mannliche Kadenz bzw einer unbetonten Silbe Senkung weibliche Kadenz Besondere Bedeutung hat das Reimgeschlecht in der Metrik der romanischen Sprachen wo die Alternance des rimes franzosisch Reimwechsel den regelmassigen Wechsel des Reimgeschlechts in der Strophe bezeichnet Schliesslich sind zum Beispiel im Deutschen auch dreisilbige Reime moglich Diese werden als gleitend oder reich bezeichnet Daruber hinaus gehende Mehrsilbigkeit wird als erweiterte Reim oder auch Doppel Mehrfach bzw Combo Reim bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Beispiele 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDie Bezeichnung der Reime als mannlich bzw weiblich stammt aus der Terminologie der franzosischen Dichtung weil bei der Entwicklung vom Vulgarlateinischen zum Altfranzosischen in den beiden wichtigsten Deklinationstypen der mannlichen o Deklination Typ servus und der meist weiblichen a Deklination Typ rosa die Vokale der Endsilben der o Deklination fruh verstummt sind wahrend die der a Deklination als unbetontes im Alt und Mittelfranzosischen noch gesprochenes e fortgesetzt wurden besitzen grammatisch weibliche Formen im Franzosischen in der Regel wenn auch nicht immer und nicht ausschliesslich eine unbetonte und erst im Neufranzosischen ebenfalls verstummte Endsilbe Zwar lasst sich schon im Franzosischen nicht vom Reimgeschlecht auf das grammatische Genus schliessen bereits das Maskulinum homme Mensch Mann ist dem Reimgeschlecht nach weiblich und auch Verbindungen ohne Genus wie parle parlent reimen weiblich aber trotzdem hat es sich in Frankreich seit dem 16 Jahrhundert dort gelegentlich mit der charmanten Begrundung dass das e so schwach so imbezil und doch fur den Dichter so schwer zu beherrschen sei wie eine Frau Thomas Sebillet 1512 1589 und in Deutschland seit Opitz weithin eingeburgert endungsbetonte Reime und ebenso Halbverskadenzen vor der Zasur als mannlich und nicht endungsbetonte als weiblich zu bezeichnen wobei im Deutschen wegen der ganzlich fehlenden Beziehung zwischen grammatischem Genus und Silbenbetonung seit dem 19 Jahrhundert auch die alternativen Bezeichnungen stumpf mannlich und klingend weiblich eingefuhrt wurden Gemass der allgemeinen Definition von End und Voll Reim als Gleichklang zweier Worter ab dem letzten betonten Vokal bei Ungleichklang des vorhergehenden Silbenanlauts sind weibliche Reime mindestens zweisilbig mit einer betonten und einer nachfolgenden unbetonten Silbe die im modernen Franzosischen sprachlich verstummt ist dort aber noch die Aussprache des nachfolgenden Versanlauts beeinflussen kann Da im Deutschen die letzte betonte Silbe nicht notwendig haupttonig ist kann der weibliche Reim hier auch proparoxytonal auf zwei unbetonte bzw eine unbetonte und eine nebentonige Silben ausklingen Beispiel schuttelte ruttelte ebenso im Italienischen die rima sdrucciola und im Spanischen die rima esdrujula Die der Herkunft nach franzosische Unterscheidung von mannlichen stumpfen und weiblichen klingenden Reimen oder Kadenzen ist nicht gleichzusetzen mit den komplizierteren in der Altgermanistik entwickelten Klassifikationssystemen wo in Anknupfung an Andreas Heusler unter rhythmischen Gesichtspunkten und unter Einbeziehung der Silben und Pausenlangen mannliche Kadenzen als stumpf oder voll und dann jeweils einsilbig oder zweisilbig weibliche Kadenzen wiederum als zweisilbig voll und zwei oder dreisilbig klingend unterschieden werden Beispiele BearbeitenMannlich oder stumpf einsilbig 1 Es stand vor eines Hauses Tor Ein Esel mit gespitztem Ohr Weiblich oder klingend zweisilbig 1 Womit man denn bezwecken wollte dass sich der Esel argern sollte Gleitend oder reich dreisilbig 2 Hinfort genu gt nicht mehr anmuthig Klingendes Nur Himmelringendes Geschickbezwingendes Erweitert vielsilbig 3 Den Strassenfeger mit Geselle Plagt die Szenerie Jedoch ein Neger mit Gazelle Zagt im Regen nie Literatur BearbeitenOtto Knorrich Lexikon lyrischer Formen Kroners Taschenausgabe Band 479 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2005 ISBN 3 520 47902 8 S 181 Einzelnachweise Bearbeiten a b Wilhelm Busch Es stand vor eines Hauses Tor In Kritik des Herzens In Historisch kritische Gesamtausgabe in vier Banden Band 2 S 506 Friedrich Ruckert Die Weisheit des Brahmanen Bd 6 Leipzig 1839 XIX 6 S 233 online Georg Kreisler Zwei alte Tanten tanzen Tango 1958 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reimgeschlecht amp oldid 228075825