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Eine algebraische Kurve ist eine eindimensionale algebraische Varietat kann also durch eine Polynomgleichung beschrieben werden Ein wichtiger Spezialfall sind die ebenen algebraischen Kurven also algebraische Kurven die in der affinen oder projektiven Ebene verlaufen Geschichtlich beginnt die Beschaftigung mit algebraischen Kurven schon in der Antike mit der Untersuchung von Geraden und Kegelschnitten Im 17 Jahrhundert wurden sie im Rahmen der analytischen Geometrie Gegenstand der Analysis und Isaac Newton behandelte systematisch Kubiken Die Beschaftigung mit ihnen erreichte im 19 Jahrhundert durch die Behandlung im Rahmen der projektiven Geometrie einen Hohepunkt unter anderem August Ferdinand Mobius Julius Plucker Dabei wird der Punkt im Unendlichen systematisch mit berucksichtigt Die naturliche Betrachtungsweise ist nach dem Fundamentalsatz der Algebra uber den komplexen Zahlen und die klassische Theorie wurde durch die von Bernhard Riemann entdeckte Verbindung zu Riemannschen Flachen die im Komplexen Kurven sind auf eine neue Grundlage gestellt In der Zahlentheorie arithmetische Geometrie werden auch Kurven uber anderen Korpern als den reellen und komplexen Zahlen und uber Ringen betrachtet Algebraische Kurven gehoren zu den einfachsten Objekten der algebraischen Geometrie in der sie mit rein algebraischen Methoden behandelt werden und nicht mit Methoden der Analysis Hoherdimensionale Varietaten der algebraischen Geometrie sind zum Beispiel algebraische Flachen Man kann algebraische Kurven aber auch im Rahmen der komplexen Analysis untersuchen 1 Im Folgenden werden die verwendeten Begriffe am einfachsten Fall ebener algebraischer Kurven erlautert Man kann algebraische Kurven etwa als Schnittkurve algebraischer Flachen auch in mehr als zwei Dimensionen definieren Ihre Klassifikation in drei Dimensionen nach Grad d und Geschlecht g war Gegenstand von zwei grossen Arbeiten zum Steinerpreis in den 1880er Jahren von Max Noether und Georges Henri Halphen deren Beweise und Arbeit aber noch unvollstandig war 2 Gegenstand der Klassifikation ist festzustellen welche Paare d g existieren Algebraische Kurven konnen immer in den dreidimensionalen projektiven Raum eingebettet werden 3 so dass die Betrachtung von zwei und drei Raumdimensionen reicht Inhaltsverzeichnis 1 Definition und wichtige Eigenschaften 1 1 Irreduzibilitat 1 2 Singularitaten 2 Projektive Kurven 3 Schnitte zweier Kurven 4 Beispiele fur algebraische Kurven 4 1 Kurven nach Grad geordnet 4 2 Kurven nach Geschlecht geordnet 5 Duale Kurve 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDefinition und wichtige Eigenschaften BearbeitenEine ebene algebraische Kurve uber einem Korper K displaystyle K nbsp wird durch ein nichtkonstantes Polynom in zwei Variablen x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp definiert dessen Koeffizienten aus K displaystyle K nbsp stammen Dabei werden zwei Polynome miteinander identifiziert wenn das eine durch Multiplikation mit einer von Null verschiedenen Zahl aus K displaystyle K nbsp aus dem anderen hervorgeht Der Grad des Polynoms wird als Grad der Kurve bezeichnet Dieser Definition liegt folgende Motivation zu Grunde Ist f displaystyle f nbsp ein solches Polynom so kann man die Nullstellenmenge V f x y K 2 f x y 0 displaystyle V f x y in K 2 f x y 0 nbsp in der Ebene K 2 displaystyle K 2 nbsp betrachten Diese Menge stellt haufig ein Objekt dar das man auch anschaulich als Kurve bezeichnen wurde so ist beispielsweise x y R 2 x 2 y 2 1 0 displaystyle x y in mathbb R 2 x 2 y 2 1 0 nbsp ein Kreis Auch bei der Definition von V f displaystyle V f nbsp spielt ein konstanter Faktor keine Rolle Ist der Korper K displaystyle K nbsp algebraisch abgeschlossen so kann man nach dem hilbertschen Nullstellensatz aus der Menge V f displaystyle V f nbsp das Polynom f displaystyle f nbsp wiedergewinnen falls dieses in lauter verschiedene irreduzible Faktoren zerfallt In diesem Fall muss also nicht streng zwischen dem definierenden Polynom und dessen Nullstellenmenge unterschieden werden Ist der Korper K displaystyle K nbsp dagegen nicht algebraisch abgeschlossen so stellt V f displaystyle V f nbsp nicht immer eine Kurve in der Ebene dar So werden durch x y R 2 x 2 y 2 1 0 displaystyle x y in mathbb R 2 x 2 y 2 1 0 nbsp und x y R 2 x 2 y 2 0 displaystyle x y in mathbb R 2 x 2 y 2 0 nbsp im Reellen die leere Menge beziehungsweise ein Punkt definiert beides keine eindimensionalen Objekte Erst im Komplexen erzeugen diese Polynome Kurven ein Kreis und ein sich schneidendes Geradenpaar Man sagt daher eine Kurve habe eine Eigenschaft geometrisch falls die Menge V f displaystyle V f nbsp diese Eigenschaft uber dem algebraischen Abschluss von K displaystyle K nbsp besitzt Abstrakter kann man eine algebraische Kurve auch als ein eindimensionales separiertes algebraisches Schema uber einem Korper definieren Haufig werden noch weitere Voraussetzungen wie geometrische Reduziertheit oder Irreduzibilitat in die Definition mit aufgenommen Irreduzibilitat Bearbeiten Ist das definierende Polynom reduzibel falls es also in zwei nichttriviale Faktoren zerlegt werden kann so kann auch die Kurve in zwei unabhangige Komponenten zerlegt werden Zum Beispiel ist das Polynom f x y x y displaystyle f x y xy nbsp reduzibel da es in die Faktoren x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp zerlegt werden kann Die durch f displaystyle f nbsp definierte Kurve besteht daher aus zwei Geraden Bei einem irreduziblen Polynom kann die Kurve nicht zerlegt werden welche dann ebenfalls irreduzibel genannt wird Singularitaten Bearbeiten nbsp Neilsche Parabel mit Spitze im Nullpunkt nbsp Kartesisches Blatt mit einfachem Doppelpunkt im NullpunktIm Normalfall lasst sich in jedem Punkt der algebraischen Kurve genau eine Tangente an die Kurve zeichnen In diesem Fall nennt man den Punkt glatt oder nichtsingular Es kann aber auch der Fall auftreten dass die Kurve in einem oder mehreren Punkten einen Selbstschnitt oder eine Spitze besitzt Im ersten Fall besitzt die Kurve in diesem Punkt zwei oder mehr Tangenten im zweiten fallen diese Tangenten zu einer mehrfachen Tangente zusammen Beispiele fur solche singularen Punkte finden sich bei der Neilschen Parabel mit der Gleichung y 2 x 3 displaystyle y 2 x 3 nbsp diese hat eine Spitze im Nullpunkt Einen Doppelpunkt also einen Punkt der zwei Mal in verschiedenen Richtungen durchlaufen wird findet man beim kartesischen Blatt das durch x 3 y 3 3 x y 0 displaystyle x 3 y 3 3xy 0 nbsp gegeben ist Projektive Kurven BearbeitenHaufig ist es von Vorteil algebraische Kurven nicht im Affinen sondern in der projektiven Ebene zu betrachten Diese kann durch sogenannte homogene Koordinaten x y z displaystyle x y z nbsp beschrieben werden wobei x y displaystyle x y nbsp und z displaystyle z nbsp nicht gleichzeitig 0 displaystyle 0 nbsp werden durfen und zwei Punkte als gleich aufgefasst werden wenn sie durch Multiplikation mit einer von 0 displaystyle 0 nbsp verschiedenen Zahl auseinander hervorgehen Fur l 0 displaystyle lambda neq 0 nbsp gilt also x y z l x l y l z displaystyle x y z lambda cdot x lambda cdot y lambda cdot z nbsp Um im Projektiven algebraische Kurven zu definieren benotigt man also Polynome in drei Variablen x y displaystyle x y nbsp und z displaystyle z nbsp Wurde man hier beliebige Polynome verwenden so ergaben sich grosse Probleme auf Grund der Tatsache dass die Darstellung der Punkte nicht eindeutig ist So sind die Punkte 1 1 1 displaystyle left 1 1 1 right nbsp und 2 2 2 displaystyle left 2 2 2 right nbsp gleich aber das Polynom f x y z x 2 y displaystyle f x y z x 2 y nbsp verschwindet bei der ersten Darstellung nicht aber bei der zweiten Dieses Problem tritt nicht auf wenn man sich auf homogene Polynome beschrankt Zwar konnen sich auch hier die Werte die das Polynom bei verschiedenen Darstellungen annimmt unterscheiden aber die Eigenschaft ob das Polynom eine Nullstelle hat ist von der Wahl der Darstellung des Punktes unabhangig Um zu einer affinen Kurve die zugehorige projektive Kurve zu finden homogenisiert man das definierende Polynom In jedem Term fugt man eine so grosse z displaystyle z nbsp Potenz ein dass sich ein homogenes Polynom ergibt Aus der Gleichung x 2 y 1 0 displaystyle x 2 y 1 0 nbsp wird also x 2 y z z 2 0 displaystyle x 2 yz z 2 0 nbsp Der umgekehrte Vorgang wird als Dehomogenisieren bezeichnet Hier setzt man in das homogene Polynom fur z displaystyle z nbsp oder eine Variable falls man nach einer anderen Variablen dehomogenisieren mochte den Wert 1 displaystyle 1 nbsp ein Schnitte zweier Kurven BearbeitenBetrachtet man beispielsweise eine Gerade und eine Parabel so erwartet man im Allgemeinen zwei gemeinsame Punkte Durch verschiedene Umstande konnen auch weniger gemeinsame Punkte auftreten diese Falle kann man jedoch alle durch spezielle Voraussetzungen oder Definitionen umgehen Die Gerade und die Parabel konnen gar keinen Schnittpunkt besitzen dies umgeht man indem man voraussetzt dass der zu Grunde liegende Korper algebraisch abgeschlossen ist Die Gerade kann durch den Scheitel der Parabel senkrecht nach oben verlaufen und somit nur einen Punkt mit ihr gemeinsam haben Dies tritt nicht auf wenn man sich in der projektiven Ebene befindet hier haben Gerade und Parabel in diesem Fall einen weiteren Schnittpunkt im Unendlichen Die Gerade kann eine Tangente an die Parabel sein Auch in diesem Fall existiert nur ein gemeinsamer Punkt Mit einer geeigneten Definition von Schnittmultiplizitat kann dieser Schnittpunkt jedoch doppelt gezahlt werden Unter den obigen Voraussetzungen gilt der Satz von Bezout Die Anzahl der gemeinsamen Punkte zweier projektiver ebener algebraischer Kurven von Grad n und m ohne gemeinsame Komponenten betragt nm Beispiele fur algebraische Kurven BearbeitenKurven nach Grad geordnet Bearbeiten Die ebenen algebraischen Kurven von Grad 1 sind genau die Geraden Die Gleichungen x 0 displaystyle x 0 nbsp und y 0 displaystyle y 0 nbsp beispielsweise beschreiben die Koordinatenachsen die Gleichung x y displaystyle x y nbsp oder aquivalent x y 0 displaystyle x y 0 nbsp die erste Winkelhalbierende Die ebenen algebraischen Kurven von Grad 2 Quadriken sind genau die Kegelschnitte darunter der durch x 2 y 2 1 displaystyle x 2 y 2 1 nbsp beschriebene Einheitskreis und die Normalparabel mit der Formel y x 2 displaystyle y x 2 nbsp Die reduziblen Kurven sind dabei die entarteten Kegelschnitte Bei Grad 3 Kubiken treten zum ersten Mal irreduzible Kurven mit Singularitaten auf zum Beispiel die Neilsche Parabel mit der Gleichung y 3 x 2 displaystyle y 3 x 2 nbsp und das kartesische Blatt das durch x 3 y 3 3 x y 0 displaystyle x 3 y 3 3xy 0 nbsp gegeben ist Die elliptischen Kurven sind ebenfalls wichtige Beispiele ebener algebraischer Kurven von Grad 3 Eine Spirische Kurve ist eine algebraische Kurve vom Grad 4 Quartik Sonderfalle davon sind die Cassinische Kurve Lemniskate von Bernoulli und Lemniskate von Booth Kurven vom Grad 5 werden als Quintiken bezeichnet Kurven vom Grad 6 als Sextiken Kurven nach Geschlecht geordnet Bearbeiten Kurven vom Geschlecht 0 sind rationale Kurven Kurven vom Geschlecht 1 sind elliptische Kurven Zu den Kurven vom Geschlecht mindestens 2 gehoren hyperelliptische Kurven die Kleinsche Quartik x 3 y y 3 z z 3 x 0 displaystyle x 3 y y 3 z z 3 x 0 nbsp und die Fermat Kurve x n y n z n 0 displaystyle x n y n z n 0 nbsp Duale Kurve BearbeitenEine Kurve kann statt durch ihre Punkte auch durch ihre Tangenten beschrieben werden Ein in diesem Zusammenhang wichtiges Problem ist die Frage wie viele Tangenten sich in der Regel von einem nicht auf der Kurve liegenden Punkt aus an eine Kurve n ter Ordnung legen lassen Diese Anzahl heisst die Klasse der Kurve Fur eine solche Kurve ohne singulare Punkte wie etwa Doppelpunkte oder Spitzen ist diese Klasse gleich n n 1 displaystyle n n 1 nbsp Jeder Doppelpunkt verkleinert die Klasse um 2 und jede Spitze um 3 Das ist eine Hauptaussage der Pluckerschen Formeln die sich ausserdem noch mit der Anzahl der Wendepunkte und Doppeltangenten befassen Hierfur muss der Grundkorper algebraisch abgeschlossen sein So ist zum Beispiel eine singularitatenfreie Kurve dritter Ordnung von 6 Klasse besitzt sie einen Doppelpunkt ist sie von vierter und wenn sie eine Spitze hat von dritter Klasse Im homogenen Fall haben Geraden also auch Tangenten eine Gleichung der Form a x b y c z 0 displaystyle ax by cz 0 nbsp wobei a b displaystyle a b nbsp und c displaystyle c nbsp nicht alle verschwinden durfen und mit einer beliebigen von 0 verschiedenen Zahl multipliziert werden durfen Damit kann man dieser Geraden den Punkt a b c displaystyle a b c nbsp zuordnen Aus der Menge der Tangenten an eine gegebene Kurve erhalt man somit eine Punktemenge in der projektiven Ebene Es stellt sich heraus dass diese Menge selbst wieder eine algebraische Kurve ist die sogenannte duale Kurve Dual zueinander sind folgende Begriffe Kurvenpunkt und Kurventangente Doppelpunkt und Doppeltangente Wendepunkt und Spitze Ordnung und KlasseDie duale Kurve der dualen Kurve ist wieder die ursprungliche Kurve Siehe auch BearbeitenImplizite KurveLiteratur BearbeitenEgbert Brieskorn Horst Knorrer Ebene Algebraische Kurven Birkhauser 1981 Gerd Fischer Ebene algebraische Kurven Vieweg 1994 William Fulton Algebraic Curves an introduction to algebraic geometry Benjamin 1969 online PDF 691 kB Klaus Hulek Elementare Algebraische Geometrie Vieweg Braunschweig Wiesbaden 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiversity Eine Vorlesung uber algebraische Kurven Kursmaterialien Barth Ebene Algebraische Kurven Skript Universitat Marburg pdfEinzelnachweise Bearbeiten zum Beispiel dargestellt in Griffiths Harris Principles of Algebraic Geometry Wiley 1978 Hartshorne Algebraic Geometry Springer 1977 S 349ff Hartshorne Algebraic Geometry Springer S 307 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Algebraische Kurve amp oldid 231825689