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Die Ahlatschahs DMG Aḫlaṭ Sahs auch Armanschahs Arman Sahs oder Schah Armens waren in erster Linie eine Reihe von muslimischen Herrschern turkischer Herkunft die von 1100 bis 1207 uber ein ostanatolisch armenisches Furstentum Beylik mit dem bedeutenden und wohlhabenden Zentrum Ahlat gebot Sie wurden daher als Konige von Armenien bezeichnet Wahrend die ersten vier Ahlatschahs noch der Lokaldynastie der Sokmeniden entstammten handelte es sich bei den Herrschern nach 1185 um deren ehemalige Mamlukengenerale die meist nicht miteinander verwandt waren und Ahlat schliesslich an die Ayyubiden verloren Das Reich der Shah Armen Ahlatschahs und einige seiner Nachbarn um 1190Das Reich der Ahlatschahs und einige seiner Nachbarn um 1206 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Hinterlassenschaften 3 Herrscherliste 4 Quellen und Literatur 5 Anmerkungen und EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Furstentum an den Ufern des Vansees entstand nach der Schlacht von Manzikert 1071 in deren Folge die siegreichen Seldschuken den Byzantinern grosse Teile Anatoliens entrissen Sokmen 1 I al Qutbi der Grunder und Namensgeber der Sokmeniden Dynastie war ein turkischer Mamluk des seldschukischen Gouverneurs von Azarbaydschan Qutb ad Din Ismail ibn Yaquti daher seine Nisba al Qutbi Er ubernahm im Jahre 1100 die Stadt Ahlat wo bis dahin die Marwaniden geherrscht hatten und als Nachfolger der armenischen also einheimischen Fursten den lokalen Herrschertitel Schah i Arman شاه أرمن Schah der Armenier welcher spater auch noch von einigen Ayyubiden 2 gefuhrt wurde Die Ahlatschahs waren zunachst fest in das grossseldschukische Reich eingebunden Sie pflegten enge Kontakte zu anderen islamischen Furstentumern der Region und gingen wiederholt Bundnisse mit den Artuqiden von Mardin den Zengiden 3 den Saltuqiden von Erzurum und den Ahmadili Atabegs von Maragha 4 ein vor allem um gemeinsam lukrative Feldzuge gegen die christlichen Georgier im Norden unternehmen 5 Die Beziehungen zu den Artuqiden intensivierten sich dabei erst in der Mitte des 12 Jahrhunderts Zuvor im Jahre 1121 hatte Il Ghazi I die Stadt Mayyafariqin eingenommen welche 1108 von Sokmen I erobert worden war Ausserdem fallt auf dass Schah Ibrahim sich nicht an dem von Il Ghazi im selben Jahr angefuhrten Georgien Feldzug beteiligte Den Zenit ihrer Macht erreichten die Ahlatschahs unter Nasir ad Din Sokmen II ibn Ibrahim der 1128 als Kind auf den Thron kam und dann ganze 57 Jahre lang herrschte Sein Reich zeitweise das machtigste der Region erstreckte sich im Osten bis nach Choy und Salamas im Norden uber Surmeli bei Igdir nach Kars und umfasste im Westen die Regionen von Musch Sasun und Bitlis wo als Vasallen die Dilmatschiden regierten Sokmen war mit Schah Banwar der Schwester Saltuqs II verheiratet 6 seine eigene Schwester wurde 1146 die Frau Nadschm ad Din Alpis I was zur Folge hatte dass die Artuqiden von Mardin gegen jene von Hisn Kayfa unterstutzt wurden 1161 schickte er Aq Sunqur II ein grosses Heer mit dessen Hilfe der Atabeg von Maragha einen wichtigen Sieg uber die machtigen Eldiguziden erringen konnte Dass Sokmen sich damals nicht in persona in die Machtkampfe in Aserbaidschan einmischte lag daran dass er und andere muslimische Fursten der Region 7 im Juli August dieses Jahres versuchten die kurz vorher an die Georgier gefallene Schaddadiden Hauptstadt Ani zuruckzuerobern Die auf die Belagerung folgende Schlacht endete jedoch mit einem Sieg Konig Giorgis III der zum Ruckzug gezwungene Schah hatte sehr hohe Verluste erlitten viele seiner Manner darunter auch einige Mitglieder der Herrscherfamilie wie der Bruder Schah Banwars waren in Gefangenschaft geraten sein Lager hatten die Georgier geplundert Nach dieser Niederlage unternahmen Sokmen Aq Sunqur II Eldiguz und der Dilmatschide Fachr ad Din 1163 gemeinsam einen grossen Rachefeldzug gegen die Georgier welche zuvor auch Dvin und Gandscha uberfallen hatten Das uber 50 000 Mann starke Herr der Muslime drang im Januar Februar plundern auf georgisches Territorium vor und besiegte die Truppen Giorgis in einer Entscheidungsschlacht am 13 Juli Die uberreiche Beute die der Schah i Arman bei diesem Feldzug machte entschadigte ihn fur die Verluste des Jahres 1161 zu den wichtigsten Stucken gehorten laut al Fariqi drei Truhen von denen die erste feinste Gold und Silbergefasse die zweite die konigliche Kapelle mit Juwelen besetzte Gold und Silberkreuze sowie Evangelien und die dritte den koniglichen Schatz Gold Silber Edelsteine enthielt Sokmens Ruckkehr nach Ahlat im Zuge derer die einzigartigen Schatze bewertet und ausgestellt wurden war der Anlass eines grossen Festes bei dem man 300 Ochsen schlachtete und ihr Fleisch an Bedurftige verteilte 8 Ein weiteres Mal wurde Konig Giorgi in die Flucht geschlagen als der Schah i Arman und Eldiguz im Sommer 1174 von Nachtschiwan aus 9 gegen die Stadt Aq Schahr zogen sie plunderten und niederbrannten Nach 1175 wurde Sokmens Aufmerksamkeit vor allem von den politischen Entwicklungen im Suden gefordert Ab 1184 kontrollierte der Schah i Arman hier auch das Artuqiden Beylik seines jungen Neffen Husam ad Din Yuluk Arslan doch verstarb der letzte Sokmenide im Jahr darauf ohne einen mannlichen Erben zu hinterlassen Dies hatte zur Folge dass sich nun Dschahan Pahlavan Muhammad ibn Eldiguz der eine seiner Tochter mit dem Schah verheiratet hatte und der Ayyubide Saladin um das Furstentum stritten Wahrend letzterer gegen den sich Sokmen 1183 mit dem Zengiden Izz ad Din Masud I verbundet hatte den Artuqiden von Mardin Mayyafariqin entriss geriet Ahlat nun unter die Herrschaft schnell wechselnder Militarfuhrer Deren erster Saif ad Din Beg Temur spielte Dschahan Pahlavan geschickt gegen Saladin aus 10 Wahrend sich die ehemaligen Mamluken Sokmens II in internen Kampfen schwachten schwand die Macht der Ahlatschahs mehr und mehr Im Rahmen neuer aggressiver Kampagnen die Konigin Tamar zu Beginn des 13 Jahrhunderts gegen ihre muslimischen Nachbarn fuhrte besetzten georgische Truppen Schirak eroberten Ani zuruck noch 1199 und drangen sogar bis in die Gegend um Ahlat nach Ardschisch und Malazgirt vor Sie nahmen Gefangene und plunderten die Gebiete nordlich des Van Sees ohne dass die Ahlatschahs in der Lage gewesen waren ihnen Widerstand zu leisten Erst nachdem eine Festung nahe Erzurum angegriffen wurde schlugen der dort mittlerweile herrschende Seldschuke Mughith ad Din Toghril Schah und der Herrscher von Ahlat die Georgier welche allerdings schon im Jahr darauf wieder aus dem Umland von Ahlat vertrieben werden mussten Im Jahre 1207 als die Macht in Ahlat gerade wieder umstritten war geriet schliesslich auch Kars unter die Herrschaft Tamars Die Gefahr welche die vom heutigen Nordirak und Syrien aus in Richtung Anatolien expandierenden Ayyubiden nicht nur fur die Ahlatschahs darstellten war indes langst nicht gebannt Als die Bewohner Ahlats den Artuqidenherrscher von Mardin auf Grund dessen Verwandtschaft mit den Sokmeniden dazu einluden die Regierung ihrer Stadt zu ubernehmen wurde der Ayyubide al Malik al Aschraf Musa auf einen solchen Machtzuwachs neidisch und versuchte von Harran aus Mardin zu erobern Diese Entwicklung nutzte ein ehemaliger Mamluk Sokmens namens Balaban um als neuer Schah i Arman 1207 in Ahlat die Macht zu ubernehmen Als daraufhin al Malik al Auhad Nadschm ad Din Ayyub von Maiyafariqin ein anderer Ayyubide der seine Besitzungen bereits auf Kosten der Ahlatschahs erweitert hatte 11 gegen Izz ad Din Balaban zog konnte dieser den Angriff abwehren und auch ein zweiter Vorstoss al Auhads blieb erfolglos da Balaban Mughith ad Din Toghril Schah von Erzurum zu Hilfe gerufen hatte Spater jedoch hinterging Toghril Schah Balaban totete ihn und versuchte selbst Ahlat zu besetzen Die Bevolkerung rief daraufhin al Auhad zu Hilfe welcher die strategisch sehr wichtige Stadt 1207 doch noch einnahm und der Herrschaft der Ahlatschahs ein Ende setzte 12 Hinterlassenschaften BearbeitenDie Ahlatschahs haben Ahlat als ihre Hauptstadt gepragt Einige imposante und zum Teil reich verzierte Grabsteine stellen dabei ihre wichtigsten Hinterlassenschaften dar 13 14 Einige Gedichte die der persische Poet Chaqani gegen Ende seines Lebens schrieb sind Schams ad Din Mahmud ibn Ali gewidmet welcher dem Schah i Arman als Statthalter in Ardschisch diente 15 Herrscherliste BearbeitenDie Sokmeniden Sokmen I al Qutbi al Quṭbi reg 1100 1112 Zahir ad Din Ibrahim ibn Sokmen Ẓahir ad Din Ibrahim reg 1112 1126 27 Ahmad ibn Sokmen oder Yaqub ibn Sokmen Aḥmad oder Yaʿqub reg 1126 27 1128 Nasir ad Din Sokmen II ibn Ibrahim Naṣir ad Din reg 1128 1185Nichtdynastische Mamlukenherrscher Saif ad Din Beg Temur reg 1185 1193 Badr ad Din Aq Sunqur Hazardinari Hazardinari reg 1193 1197 Schudscha ad Din Qutlugh Suǧaʿ ad Din Qutluġ reg 1197 al Malik al Mansur Muhammad ibn Beg Temur al Malik al Manṣur Muḥammad reg 1197 1207 Izz ad Din Balaban ʿIzz ad Din reg 1207Quellen und Literatur BearbeitenIbn al Aṯir Al Kamil fi ʼt taʾriḫ ed von Carolus Johannes Tornberg Chronicon quod perfectissimum inscribitur Lugdunum Batavorum Leiden 1867 1874 Ibn al Azraq al Fariqi Taʾriḫ al Fariqi ad Daula al Marwaniya ed B ʿA ʿAwaḍ Beirut 1984 Wladimir Fjodorowitsch Minorski Studies in Caucasian History London 1953 Osman Turan Dogu Anadolu Turk Devletleri Tarihi Istanbul 1973 A C S Peacock Artikel Georgia and the Anatolian Turks in the 12th and 13th Centuries in Anatolian Studies 56 2006 S 127 146 Clifford Edmund Bosworth The new Islamic dynasties A chronological and genealogical manual Edinburgh 2004 ISBN 0 7486 0684 X S 197 M C Lyons und D E P Jackson Saladin the Politics of the Holy War Cambridge 1982 Claude Cahen Pre Ottoman Turkey A General Survey of the Material and Spiritual Culture and History c 1071 1330 London 1968Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten mit arabischen Buchstaben meist س كمان geschrieben er ist nicht mit dem gleichnamigen Grunder der zur selben Zeit in unmittelbarer Nachbarschaft herrschenden Artuqiden Dynastie zu verwechseln z B ab 1210 von al Malik al Aschraf Musa Zengi heiratete eine Tochter Sokmens II Der erste Ahmadili war noch dafur bekannt gewesen dass er die Besitzungen des Schah i Arman begehrte Ein erster Zusammenstoss zwischen den Sokmeniden und Bagratiden ereignete sich 1125 1130 oder 1137 38 und endete wohl mit einem georgischen Sieg Cahen Pre Ottoman Turkey S 107 darunter Saltuq II und der Dilmatschiden Furst Alpi war mit seinem Heer nur bis Malazgirt gekommen als er von der Niederlage der Muslime erfuhr Minorsky Studies S 93 f Hier wartete der erkrankte Seldschukensultan Arslan auf die Ruckkehr der beiden Beg Temur ist der einzige Ahlatschah in dessen Namen gepragte Munzen bekannt sind Z B war Musch an ihn gefallen Die Bagratiden versuchten danach weiterhin Ahlat zu erobern bis nach dem Feldzug von 1210 11 schliesslich ein ayyubidisch georgisches Friedensabkommen geschlossen wurde On the Roads of Anatolia Van von Yuksel Oktay Erschienen in der Los Angeles Chronicle Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Tentative World Heritage Sites der UNESCO ḴAQANI SERVANI i Life Encyclopaedia Iranica Abgerufen am 29 Juli 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ahlatschahs amp oldid 238829056