www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Aguntum Begriffsklarung aufgefuhrt Aguntum war eine romische Siedlung die unter Kaiser Claudius im 1 Jh n Chr zur autonomen Stadt zum Municipium Claudium Aguntum erhoben wurde Die Ruinen von Aguntum liegen in Osttirol Osterreich etwa vier Kilometer ostlich von Lienz in der Gemeinde Dolsach Die Ausgrabungsflache betragt 30 000 m 1 Die Ausgrabungen in Aguntum im August 2006 zu sehen sind auch Bauarbeiten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausgrabungen 2 1 Macellum 2 2 Stadtmauer 2 3 Tempel 2 4 Therme 2 5 Versammlungssaal 3 Aussichtsturm 4 Museum 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Ursprunge der Stadt sind noch nicht eindeutig geklart Das norische Volk der Laiancer hatte hier seinen Wohnsitz ihr Name ist noch heute in dem der Stadt Lienz erkennbar Einer Theorie zufolge hatte sich die Siedlung aus einer Strassenstation mansio an der Via Julia Augusta entwickelt Sie liegt an der antiken Strassenabzweigung ins Molltal von wo wertvolles Tauerngold geliefert wurde Das Fundmaterial spricht fur eine intensive Bautatigkeit und Stadtentwicklung unter Kaiser Claudius Als ratselhaft wird die nur ostseitig vorhandene Stadtmauer bezeichnet Diese im zweiten oder dritten Jahrhundert zum Reprasentativbau umgestaltete Mauer wurde zuletzt mit der Ersterrichtung als fruhaugusteische Sperrmauer an der Via Julia Augusta erklart Da allerdings archaologische Beweise fur eine Besiedelung des spateren Stadtgebietes bereits in augusteischer Zeit fehlen kann dies beim momentanen Forschungsstand nur als Hypothese betrachtet werden Die Stiefsohne Kaiser Augustus eroberten 15 v Chr die Alpenlander Diese Gebiete wurden daraufhin als die romischen Provinzen Noricum und Ratien eingegliedert Die Eroberung Noricums durfte nach der heute vorhandenen Quellenlage recht friedlich vor sich gegangen sein Beziehungen Roms zu den Volkern nordlich der Alpen bzw an deren Sudrand sind ab dem 2 Jh v Chr uberliefert Mit der romischen Eroberung der Alpenlander wurde auch das befreundete Noricum starker an Rom gebunden und schliesslich als Provinz dem romischen Reich einverleibt Als Endpunkt dieses Prozesses wurden unter Kaiser Claudius funf Municipia und zwar Iuvavum Teurnia Virunum Celeia und Aguntum eingerichtet Nach der Erhebung zum Municipium erlebte Aguntum eine zumindest zwei Jahrhunderte andauernde Blutezeit die sich in der Errichtung zahlreicher offentlicher und privater Gebaude widerspiegelt So wurden noch im ersten Jahrhundert die Stadtmauer das Atriumhaus beide in der zweiten Halfte 1 Jh n Chr sowie die grosse Thermenanlage mehrphasig mit Beginn noch in der ersten Halfte des 1 Jh n Chr errichtet Teil des vom Municipium Claudium Aguntum verwalteten Stadtgebiets war sowohl der Bereich des heutigen Osttirols als auch das Pustertal mitsamt seinen Nebentalern Der Einflussbereich von Aguntum erstreckte sich bis zum Felbertauern im Norden zum Karntner Tor im Osten vermutlich Muhlbach im Pustertal im Westen und zu den Ubergangen ins Gailtal zum Kreuzbergsattel und vermutlich ins Enneberg im Suden Die Stadt blieb zumindest bis in das 5 Jh n Chr hinein bewohnt allerdings wurde bereits ab dem 3 Jh n Chr das nahegelegene Lavant starker besiedelt Die dortigen topographischen Voraussetzungen erhohte Lage sogenannte Hohensiedlung boten der Bevolkerung in der Spatantike besseren Schutz vor feindlichen Ubergriffen als die Flachlandsiedlung Aguntum Nach der Schlacht bei Aguntum 610 zwischen Baiern und Slawen drangen die Slawen in die Taler Osttirols vor und Aguntum wurde vollig zerstort Ausgrabungen Bearbeiten nbsp Ruine der Therme nbsp Der Aussichtsturm im nordlichen Teil von AguntumNoch im 16 Jahrhundert waren Ruinen der Stadt sichtbar deshalb kam damals die Sage von der Zwergenstadt auf Der Grund dafur war dass von den Gebauden nur noch die niedrigen Gewolbe und Gange des Zwischenbodens der Hypokaustheizung erhalten waren So war man davon uberzeugt dass die Raume nur von Zwergen bewohnt worden sein konnten 2 Erste Ausgrabungen fanden im 18 Jahrhundert statt Seit Beginn des 20 Jahrhunderts wurden von der Universitat Wien und dem Osterreichischen Archaologischen Institut in Wien Ausgrabungen durchgefuhrt Im Jahre 1991 wurde ein Vertrag zwischen dem Land Tirol und dem Institut fur Klassische und Provinzialromische Archaologie der Universitat Innsbruck geschlossen wodurch das Institut nun die Verantwortung fur die Grabungen tragt Heute kann man neben dem Museum die Stadtmauer das Atriumhaus die Therme das so genannte Handwerkerviertel und das Macellum besichtigen Macellum Bearbeiten Das Macellum wurde bei Grabungen im Jahre 2006 am westlichen Rand des Grabungsgelandes freigelegt Das kreisrunde Gebaude gab anfangs Anlass zu Spekulationen uber dessen Funktion damals war von einem Versammlungsort oder einem Kultbau die Rede Solche Rundbauten wurden zwar im italienischen Mutterland des Romischen Reiches und in den afrikanischen und orientalischen Provinzen haufig gefunden sind aber in den nordlichen Provinzen selten Es gilt aber heute als wahrscheinlich dass es sich bei dem Gebaude ebenso wie bei den meisten anderen kleinen Rundbauten in den sudlichen Provinzen des Reiches um ein Macellum handelt eine kleine Markthalle in der Lebensmittel wie Fleisch Fisch und Austern verkauft wurden Lebende Austern wurden damals mit Eis gekuhlt und mit Stroh isoliert von Wagen bis nach Koln und Mainz sowie in andere Provinzstadte gebracht Stadtmauer Bearbeiten Die Stadt wurde einst von einer Mauer umgeben die etwa 400 m lang 2 45 m dick und 7 m hoch und aus Bachsteinen und Mortel errichtet war Derzeit wird sie bis zu einer Hohe von 5 6 m rekonstruiert Durch ein 9 50 m breites Haupttor dessen Erbauungszeit noch nicht geklart ist fand man Einlass in die Stadt Das Haupttor hatte zwei Durchlasse und wurde von Turmen flankiert die an ihrer Aussenseite Turen besassen was zeigt dass sie keinen oder nur geringen verteidigungstechnischen Zweck erfullten Tempel Bearbeiten Im Jahr 2019 wurden genau in der Mitte des Forums eine Steinmauer mit den Abmessungen 6 m 5 m 1 m gefunden Vermutlich handelt es sich dabei um die Reste eines Tempels aus dem ersten Jahrhundert Fur 2020 sind Grabungen geplant bei denen der mutmassliche Tempel genauer untersucht werden soll 3 Therme Bearbeiten Die Therme befindet sich im Nordwesten des Grabungsgelandes Die grosse Therme war ein offentliches Gebaude nicht nur zur Korperreinigung sondern auch soziales und kulturelles Zentrum Die reprasentative Thermenanlage wurde seit dem 1 Jh n Chr mehrmals umgebaut und in der zweiten Bauphase um 180 gedreht Somit lag der Eingang seitdem im Westen nahe dem Debantbach Der Wohlstand der Aguntum Bewohner zeigt sich an den geborgenen wertvollen Fundstucken und in den Abwasserkanalen gefundenen Schmuckstucken sowie an der architektonischen Ausstattung der Therme Turschwellen aus Marmor marmorverkleidete Wande und Warmwasserbecken Wandmalereien und Mosaikboden Versammlungssaal Bearbeiten Im Jahr 2018 wurde bei Ausgrabungen ein Versammlungssaal entdeckt welcher ersten Befunden nach auf einen Saal zur Rechtsprechung schliessen lasst Der Saal hat eine Gesamtflache von 360 Quadratmeter war mit Marmor verziert und einer Fussbodenheizung ausgestattet 4 Aussichtsturm BearbeitenIm nordlichen Teil des Ausgrabungsgelandes steht seit 1997 ein 18 9 Meter hoher stahlerner Aussichtsturm Der Aufgang erfolgt uber insgesamt 91 Stufen und funf Zwischenpodeste bis zur 15 Meter hoch liegenden Aussichtsplattform 5 Von hier hat man einen sehr guten Blick auf die Ausgrabungen und die eindrucksvolle Landschaft des Lienzer Beckens Museum Bearbeiten nbsp Museum links und Schutzbau im Vordergrund im Hintergrund die Brucke der Bundesstrasse die das Ausgrabungsgelande uberspanntWegen der Gefahr von Uberschwemmungen und Vermurungen durch den nahe gelegenen Debantbach wurde ab 1999 ein Schutzbau direkt uber einem Bereich des Atriumhauses errichtet der in der Folgezeit zum Museum ausgebaut wurde Dieser Schutzbau wurde ab dem Jahr 2006 erneuert und erstreckt sich heute uber den Zentralbereich des Atriumhauses Seit Juni 2005 ist das neu gebaute Museum Aguntum zuganglich Das Museum hat eine Ausstellungsflache von 1250 m und befindet sich auf der der Grabung gegenuber liegenden Seite der Bundesstrasse auf Strassenniveau Im Rahmen des 32 Osterreichischen Museumstages in Graz wurde dem Museum Aguntum 2021 das Osterreichische Museumsgutesiegel verliehen 6 Literatur BearbeitenWilhelm Alzinger Aguntum und Lavant Dolsach 1958 M Tschurtschenthaler Aguntum Museum und archaologischer Park Historischer Uberblick in L Gomig Hrsg Dolsach 2007 S 165 169 Martin Auer Municipium Claudium Aguntum Zur Datierungsfrage der Stadtmauer In Jahreshefte des Osterreichischen Archaologischen Instituts 77 2008 S 7 38 Maximilian Ihm Aguontum In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band I 1 Stuttgart 1893 Sp 909 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aguntum Album mit Bildern Videos und Audiodateien Museum Aguntum Aguntum Spuren in die Vergangenheit 19 August 2010 von dolomitenstadt at Forschungsbereich Aguntum der Universitat InnsbruckAnmerkungen Bearbeiten Hausprospekt Tirol Infos Ausgrabung Aguntum Vermutlich romischer Tempel entdeckt In tirol orf at 7 August 2019 abgerufen am 7 August 2019 Saal bei Ausgrabungen in Dolsach entdeckt In tirol orf at 9 August 2018 abgerufen am 13 August 2018 Angaben nach Auskunft des Ingenieurburos in Lienz das mit dem Bau des Aussichtsturms betraut war Dolsach Museum Aguntum erhielt das Osterreichische Museumsgutesiegel In osttirol heute at 7 Oktober 2021 abgerufen am 7 Oktober 2021 46 827222222222 12 823055555556 Koordinaten 46 49 38 N 12 49 23 O Normdaten Geografikum GND 4084802 4 lobid OGND AKS VIAF 239901633 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aguntum amp oldid 237570050