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Unter Agamospermie versteht man die Bildung von Samen ohne sexuelle Prozesse Sie ist somit eine Form der Apomixis asexuelle Vermehrung Wird dafur eine Bestaubung als Ausloser benotigt so spricht man von Pseudogamie Die entstehenden Tochterorganismen sind durch die fehlende Befruchtung durch ein anderes Individuum mit der Mutterpflanze genetisch identisch Klone Lowenzahn Taraxacum lockt zwar Bestauber an fur eine Samenbildung ist dies jedoch nicht notigDa bei manchen Formen der Agamospermie keine Befruchtung mehr moglich ist kommt auch das Art Konzept von Ernst Mayr in Probleme denn dieser definierte Arten dadurch dass sie reproduktiv isolierte Populationen sind Wenn es keine Befruchtung mehr gibt dann ist demnach jedes Individuum reproduktiv isoliert also eine eigene Art Ein Ausweichen auf andere Artkonzepte wie die Unterscheidung durch morphologische Merkmale Morphospezies mag ein wenig Ordnung schaffen aber in Fallen wie beim Lowenzahn Taraxacum fuhrt auch dies zu hunderten von Kleinst Arten Agamospezies Im Gegensatz zur Selbstbestaubung fuhrt Agamospermie nicht zu Inzuchtdepression da die dazu fuhrenden genetischen Effekte vor allem ungunstige homozygote Allele fur rezessiv vererbte nachteilige Merkmale bei agamospermen Individuen kaum auftreten werden da die Genkombination des mutterlichen Organismus bei erfolgreichen Individuen vermutlich gunstig war geringe genetische Last bzw Burde Dies entspricht der Ausgangslage auch bei regelmassig selbstbestaubenden Arten Allerdings vermuten viele Forscher trotzdem nachteilige Effekte aufgrund neuer Mutationen wenn es im Zuge der Fortpflanzung nicht mehr zur Rekombination kommt Muller s ratchet diese wirken sich aber ggf erst sehr langfristig aus Bei der Agamospermie im engeren Sinne kann allerdings im Gegensatz zur vegetativen Vermehrung ein Stadium mit Meiose und Rekombination erhalten geblieben sein eingeschlechtliche Fortpflanzung im Gegensatz zur ungeschlechtlichen Fortpflanzung so dass es nicht zwingend zu entsprechenden Folgen kommen muss Da die Variabilitat bei agamospermen Arten geringer ist konnen sie sich bei fur ein bestimmtes Individuum zufallig besonders gunstigen Umweltbedingungen besonders schnell vermehren Sie sind deshalb oft gute Kolonisatoren in neu entstandenen Lebensraumen So finden sich viele agamosperme Arten in Gebieten die wahrend der Eiszeiten vegetationsfrei waren Die Agamospermie ist aus mindestens 34 Pflanzenfamilien bekannt wie den Rosengewachsen Frauenmantel Brombeeren etc den Korbblutlern Habichtskraut Taraxacum uvm und den Sussgrasern Rispengraser Bei den Mechanismen unterscheidet man die sporophytische von der gametophytischen Agamospermie wobei letztere nochmals in Aposporie und Diplosporie unterteilt wird Inhaltsverzeichnis 1 Sporophytische Agamospermie 2 Gametophytische Agamospermie 2 1 Aposporie 2 2 Diplosporie 3 Quellen amp LiteraturSporophytische Agamospermie BearbeitenBei der sporophytischen Agamospermie entsteht der Embryo nicht durch Befruchtung des Embryosacks sondern im sporophytischen mutterlichen Nucellusgewebe das den weiblichen Gameten umgibt und normalerweise meist der Samenernahrung dient Haufig ist zur Bildung eines Nucellusembryos eine Bestaubung als chemischer Reizgeber notig Pseudogamie Die sporophytische Agamospermie ist fakultativ und kann sogar parallel zur sexuellen Samenbildung verlaufen Bei der Gattung Citrus kommt es z B somit zu einer Polyembryonie bei der mehrere Embryonen pro Samen entstehen teils sexuell teils asexuell entstanden Weitere Beispiele fur sporophytische Agamospermie sind die Gattungen der Opuntien Opuntia sowie das Kohlroschen Nigritella Gametophytische Agamospermie BearbeitenBei der gametophytischen Agamospermie unterbleibt in der Embryosackmutterzelle die Meiose sodass der entstehende vielkernige Embryosack insgesamt polyploid ist Aus einem der somit diploiden Embryosackkerne entwickelt sich dann ein diploider Tochterorganismus ohne eine Befruchtung durch einen mannlichen Gameten Entspricht dieser Embryosackkern der Eizelle so liegt Parthenogenese Embryobildung aus einer unreduzierten Eizelle vor andernfalls spricht man von Apogamie Aposporie Bearbeiten nbsp Das Gold Fingerkraut Potentilla aurea kann sich ebenfalls durch Samen vermehren ohne dass dazu eine Eizelle befruchtet werden muss Bei der Aposporie wird der Embryosack im Nucellus gebildet jedoch nicht im eigentlichen sporenbildenden Gewebe Archespor sondern an anderer Stelle Durch den ubriggebliebenen normalen Embryosack kann es ebenfalls zu einer parallelen sexuellen Befruchtung kommen Haufig ist auch eine Bestaubung notig Pseudogamie um ein triploides Endosperm aus einem diploiden Embryosackkern anstatt wie normal aus zwei haploiden Kernen zu erhalten Beim Wiesen Rispengras Poa pratensis sind 5 Gene notig um ohne Befruchtung Samen zu produzieren Diese sind unter anderem fur die Unterdruckung der Meiose zustandig Die Aposporie ist auch bei den Fingerkrautern und in der Habichtskraut Untergattung Pilosella verbreitet Diplosporie Bearbeiten Bei der Diplosporie entsteht der Embryosack wie normal ublich im Archespor Dort wird allerdings keine Reduktionsteilung durchgefuhrt sondern die Embryosackmutterzelle wachst gleich selbst zur nachsten Generation heran Da somit keine sexuelle Fortpflanzung mehr moglich ist ist diese Form obligat Diplosporie findet sich vor allem bei den Korbblutlern wie dem Taraxacum Lowenzahn dem Katzenpfotchen Antennaria oder bei den Echten Habichtskrautern Untergattung Hieracium Quellen amp Literatur BearbeitenPeter Sitte Elmar Weiler Joachim W Kadereit Andreas Bresinsky Christian Korner Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen Begrundet von Eduard Strasburger 35 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1010 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Agamospermie amp oldid 233105104