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49 36038 11 27892 Koordinaten 49 21 37 4 N 11 16 44 1 O Der Weiler Affalterbach war wegen seiner Marienkapelle seit dem Mittelalter ein Wallfahrtsort vor allem fur Nurnberger Burger Seine Lage im Grenzgebiet machte ihn zu einem standigen Zankapfel zwischen der Reichsstadt Nurnberg und den Markgrafen von Ansbach Die eskalierten Streitigkeiten mundeten 1552 in der Zerstorung des Weilers und dem Niederbrennen der Kirche Die Siedlung wurde wieder aufgebaut und war bis zum Dreissigjahrigen Krieg noch bewohnt Die Kapelle jedoch blieb Ruine und behielt trotzdem bis Anfang des 19 Jahrhunderts ihre kultische und politische Bedeutung bis schliesslich die Reste abgetragen wurden Nur eine von der Gemeinde Schwarzenbruck 1999 angebrachte Hinweistafel erinnert an diesen Ort Die Kirche zu Affalterbach am Ende des 18 Jahrhunderts gezeichnet von Georg Adam geazt von Ludwig EbnerInhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft und Lage 2 Geschichte 2 1 Grundung 2 2 Kirchweihschutz im Grenzgebiet 2 3 Schlacht vor den Toren Nurnbergs 2 4 Restaurierung der Kirche 2 5 Erneute Streitigkeiten Zerstorung 2 6 Sinnfrage des Kirchweihschutzes 2 7 Dreissigjahriger Krieg 2 8 Kuriositaten 2 9 Kirchliche Nutzung der Ruine 2 10 Reste Verwertung 3 Hintergrund 4 Quellen 5 WeblinksNamensherkunft und Lage Bearbeiten nbsp Der ehemalige Wallfahrtsort mit Informationstafel 2017An einem Platzchen beim Bach an dem die Apfelbaume stehen das bedeutet der Name Affalterbach im Volksmund Alfalterbach ausgesprochen siehe auch Affalterbach Pfaffenhofen an der Ilm Geschichte wurde einst im Mittelalter eine kleine Kapelle errichtet und der Heiligen Mutter Maria geweiht Der einstige Wallfahrtsort lag etwa 2 5 Kilometer ostlich von Ochenbruck einem Ortsteil Schwarzenbrucks auf einer Terrassenhohe und Sudseite der Schwarzach Da hier kein Bach in die Schwarzach mundet war wohl diese selbst der Namensgeber Heute weist auf die Wallfahrtskirche noch ein Kappelweg bzw Kapellenweg in Ochenbruck an der Mimberger Strasse LAU 34 und in der Verlangerung eine Weg und Flurbezeichnung Auf der Kappel an der Grenze des Schwarzenbrucker Gemeindegebietes hin Eine Kappelwiese und ein Kappelacker gingen 1912 in den Besitz des Landesvereins fur Innere Mission heute Rummelsberger Anstalten uber Von Osten her fuhrt der Weg von Pattenhofen uber die Schwarzachbrucke da hin Geschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Der genaue Zeitpunkt und der Anlass fur den Kirchenbau wie auch fur die Wallfahrten zum Gnadenbild der Muttergottes ist aus den vorliegenden Quellen nicht ersichtlich Sie war der Nurnberger Pfarrei Feucht zugeordnet und gehorte also zum Bistum Eichstatt Pfarrer und Kirche Feucht gehorten bis 1504 zum Kurfurstentum Pfalz Seit Konig Rupprecht von der Pfalz die Einkunfte daraus seiner Universitat Heidelberg vermachte hatte diese mit ausdrucklicher Bestatigung durch Papst Gregor XII fur immer einen Pfarrer fur Feucht zu stellen Der Markt Feucht gehorte indessen seit 1427 zur Freien Reichsstadt Nurnberg Im Zuge der Einfuhrung der Reformation kam Feucht 1526 auch kirchlich Vertrag der Freien Reichsstadt Nurnberg und den pfalzischen Wittelsbachern zu Nurnberg Wann die Ansiedlung gegrundet wurde ist ebenfalls nicht bekannt doch kann ihre Existenz bereits im Jahre 1349 nachgewiesen werden Nach einer Urkunde verpfandete damals Markhard Seitz die Forsthube zu Affalterpach dem Rat der Stadt Nurnberg Eine weitere Urkunde von 1443 lasst uns wissen dass Ulrich Rummel ein Gut zu Affalterbach an Hans Rieter verkauft hat das Reichslehen war und von Fritz Rechenbacher bewirtschaftet wurde In einem Ratserlass zu Nurnberg vom 26 Februar 1488 heisst es Die Kapelle zu Affalterbach soll unverruckt bleiben und weder abgebrochen noch an einen anderen Ort versetzt werden als zu Eichstatt verabredet worden sei was darauf hindeutet dass das Kirchlein schon betagt und sanierungsbedurftig war Eine Weihe durch den Eichstatter Bischof lasst sich allerdings nicht datieren Ein weiterer Ratserlass von 1495 lasst dem Mazen Seibolt Schurstab freie Hand das Kirchlein zu bauen oder nicht Kirchweihschutz im Grenzgebiet Bearbeiten Anlass des nun beginnenden Streits war der Kirchweihschutz den die Nurnberger Rate fur sich beanspruchten Zum Kirchweihfest das jeweils zum Sonntag nach St Veit 15 Juni gefeiert wurde schickten sie zum Schutz der Wallfahrer zunachst Stadtknechte im Jahr darauf 1499 dann 50 Reisige Fur den markgraflichen Amtmann zu Burgthann lag der Weiler jedoch auf seinem Hoheitsgebiet da er die Schwarzach als Grenze ansah und er beanspruchte die Fraiss Gerichtsbarkeit wozu auch der Kirchweihschutz gehorte fur sich Die Nurnberger beanspruchten den Ort weil er eine zum Reichswald Lorenzi gehorige halbe Forsthube war die zusammen mit der halben zu Ochenbruck eine ganze bildete Schliesslich gehorte ja die Kapelle zur Nurnberger Pfarrei Feucht Beide glaubten sich also im Recht Schlacht vor den Toren Nurnbergs Bearbeiten Der Kirchweihschutz hier war nicht der einzige strittige Punkt zwischen Nurnberg und Ansbach bis zum Jahre 1502 hatte sich bereits eine Menge von solchen Streitfallen angehauft Nach vielen fruchtlosen Versuchen diese beizulegen wurde schliesslich ein Treffen in Erfurt dazu bestimmt eine Einigung zu erzielen Verschiedene Fursten wie die Churfursten von Sachsen und Brandenburg die Herzoge von Sachsen der Landgraf von Hessen waren als Vermittler dazu vorgesehen Doch der Markgraf steigerte seine feindseligen Handlungen je naher der Tag ruckte und so blieb dem Rat nichts ubrig als auch zu rusten insbesondere gegen etwaige Angriffe anlasslich des bevorstehenden Kirchweihfestes zu Affalterbach Am Samstag nach St Veit 18 Juni 1502 kommandierte der Rat die Hauptleute Hans von Weichsdorf und Wolf Haller mit 2000 Mann und einer Wagenburg nebst 12 Geschutzen zum Kirchweihschutz nach Affalterbach Zum Schutz der Stadt wurde Hauptmann Ulmann Stromer das Kommando uber das Stadtvolk 800 Burger und 50 Reisige ubertragen als Ruckendeckung fur die nach Affalterbach Ausmarschierenden Als Markgraf Casimir zu der Zeit noch nicht Markgraf er fuhrte nur das markgrafliche Aufgebot gegen die Nurnberger durch seine Kundschafter davon erfuhr anderte er seinen ursprunglichen Plan zum Angriff auf Affalterbach und liess stattdessen seine Truppen 7000 Fussknechte und 450 Reisige am Sonntag nach Nurnberg ziehen Sie uberfielen den Vorort Lichtenhof und trieben den Bauern das Vieh weg Diese Herausforderung veranlasste den Rat zum Handeln Also erhielt Stromer den Befehl mit seinem Haufen 6 Feldschlanglein und einigen Wagen die Feinde zu vertreiben Entgegen dem ausdrucklichen Befehl drang er in den Wald ein und stiess dort unerwartet auf die Hauptmacht des Feindes der ihn mit seiner Ubermacht schlug Daran konnten auch die von Affalterbach zuruckgerufenen Verbande nichts mehr andern Nach 5 stundigem Fussmarsch waren die Krieger sehr ermudet und fluchteten selbst auch den schutzenden Stadtmauern zu Bei der Panik am Tor wurde eine Menge auch neugierige Zuschauer erdruckt oder in den Graben gestossen Den Ansbachern gelang es die Nurnberger Fahne zu erobern sie wurde in der Kirche zu Schwabach aufgehangt und sollte so von den Verlusten ablenken Die waren beiderseits betrachtlich die Nurnberger verloren etwa 300 die Markgraflichen aber 600 700 Mann darunter auch viele Ritter und sonstige Adelige Restaurierung der Kirche Bearbeiten Nun liess Anna Schurstab die aus dem Patriziergeschlecht der Gross stammende Gattin des Ratsherrn Sebald Schurstab im Jahre 1503 die baufallige holzerne Kirche restaurieren und zwar der dauerhaften Erhaltung wegen aus Stein aufbauen Es war rotlicher Burgsandstein die Kirche mass dann 80 54 Fuss das sind ca 24 16 m mit einer Hohe von ca 5 m Sie veranlasste dass der Fruhmesser von Feucht alle Frauentage Marienfeste eine Messe lesen und an hohen Festtagen ein Hochamt dort halten sollte Dies missfiel dem Kirchenpfleger der Kapelle Hans Seidenschuster aus Affalterbach und es kam wegen der Einkunfte aus dem Kirchlein zu Spannungen mit dem Feuchter Pfarrer Heinrich Nagel Durch eine schriftliche Festlegung wer was erhalten soll wurden 1509 die Differenzen gutlich beigelegt Auf dieser Basis war wohl kein Kirchweihschutz seitens der Nurnberger notig Erneute Streitigkeiten Zerstorung Bearbeiten Ab 1536 jedoch beanspruchte der Amtmann Jorg von Ems seinerseits den Kirchweihschutz und verlangte dass die Markgraflichen Kramer ihre Waren darunter Lebkuchen und Branntwein am Kirchweihtag dort feilbieten durften Die Nurnberger rugten dass dort allerlei Spiele wie Wurfeln uber das Kreislein und Kegeln betrieben wurden die Markgraflichen erwiderten die Herren wollten aus dem Kirchlein einen Stall machen So eskalierten die gegenseitigen Schikanen bis es schliesslich 1552 erneut zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Nurnbergern und Markgraf Albrecht Alcibiades kam Dabei wurde der Weiler vollstandig die Kapelle zum grossten Teil niedergebrannt Kriegfuhren in jener Zeit war ja hauptsachlich das Niederbrennen der gegnerischen Dorfer und Verwusten feindlichen Landes Sinnfrage des Kirchweihschutzes Bearbeiten 1560 brannte die Kapelle dann durch eigenes Feuer Blitzschlag oder Unachtsamkeit ab und wurde nicht wieder aufgebaut In der Folgezeit wurde die Ruine durch die Bewohner des Weilers als Scheune und Viehstall genutzt Da er den Kirchweihschutz nun fur unsinnig hielt machte 1563 der Burgthanner Amtmann Sebastian von Muslohe den Vorschlag diesen aufzuheben doch die Nurnberger lehnten dies mit Hinweis auf ein beim Reichskammergericht anhangiges Verfahren ab Um die Jahrhundertwende beabsichtigten die Nurnberger Rate die Kapelle ganzlich niederzureissen und das Bestanderhauschen nach Ochenbruck zu versetzen um die Streitereien zu beenden Doch erst 1616 liess man das in die Kapelle hineingebaute Mesnerhauschen einreissen womit das vom Feuchter Pfarrer ausgeubte actus parochialis aufhorte Nun 1617 wenige Monate vor Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges vereinigte man die Grundstucke mit denen der anderen halben Forsthube zu Ochenbruck Dreissigjahriger Krieg Bearbeiten Auf dem Hohepunkt des Dreissigjahrigen Krieges kam es am 30 Juli 1632 nach einem Bericht von Franz Freiherr von Soden 1841 zur Schlacht im Schwarzachtal zwischen den Truppen Gustav Adolfs und denen des Wallenstein schen Generals Sparr Nach seinem Sieg hielt Gustav Adolf in der Schwarzachklamm einen Dankgottesdienst ab anschliessend verfolgte er Sparr der vermutlich einen Angriff auf Altdorf plante Die Affalterbacher Bauern wollten das Kriegsgeschehen von sich fernhalten und entfernten den Belag ihrer Schwarzachbrucke so dass die schwedischen Reiter nach Pattenhofen ausweichen mussten um den Fluss zu uberqueren Das liessen die Schweden nicht ungestraft und auch die Kapellruine wurde dabei wohl in Mitleidenschaft gezogen Auch im folgenden Jahr wurden in der Gegend Bauernhofe von fremden Truppen niedergebrannt und geplundert Kuriositaten Bearbeiten Die Streitereien um den Kirchweihschutz waren durch den Religionskrieg nicht verdrangt sie gingen wenige Jahre nach Kriegsende von neuem los Schliesslich kam es im Mai 1660 zu einem Vergleich zwischen Ansbach und Nurnberg wonach beide Teile den Kirchweihschutz ausuben sollten Zum nachsten Kirchweihtag wurde seitens der Nurnberger Leutnant Wittich mit 40 Pferden und Musketieren abgeordnet der markgrafliche Kastner von Oberferrieden erschien mit 50 Bauern Man rief sich vor der Ruine gegenseitig das Friedensgebot zu und trennte sich wieder Kirchliche Nutzung der Ruine Bearbeiten Laut Eintragungen in Kirchenbuchern wurden zwischen 1556 und 1611 sieben Affalterbacher Kinder getauft und funf Paare getraut Obgleich die Kapelle ruiniert war und seit 1694 auch keine Tur mehr hatte wurde am Kirchweihtag 1710 dort noch eine Predigt gehalten Der Weiler und seine letzten Bewohner wurden Opfer des Dreissigjahrigen Krieges er wurde nicht wieder aufgebaut Reste Verwertung Bearbeiten Im Jahre 1782 schlug der Nurnberger Waldamtmann Kress seinem Kontrahenten Justizrat Cella zu Oberferrieden vor den Kirchweihschutz beiderseits zu unterlassen Doch seine Herrschaft der Nurnberger Rat zogerte und konnte sich erst am 27 Mai 1786 dazu durchringen unter der Voraussetzung dass Ansbach keine Vorteile daraus ziehen durfe Mit dieser Entscheidung hatte die Kapelle jeden politischen Wert verloren doch nun stritt man sich uber die Verwertung der Steine In Nurnberg hatte man erfahren dass Ansbach die Steine dem Richter Georg Leuchs aus Feucht geschenkt hatte und dieser bereits mit dem Abtransport begonnen hatte Im Februar 1803 wurde dieser durch den Waldamtmann von Haller vorgeladen und ihm der weitere Abtransport zunachst verboten Nurnberg bestellte einen Baumeister die Ruine zu schatzen Dieser stellte fest dass noch 140 Steinquader vorhanden seien die sich gut fur eine Brucke in Ochenbruck eignen wurden und legte den Wert mit 24 Kreuzer pro Stuck fest Als Leuchs weiterhin auf der Schenkung bestand bot man die Ruine 1806 dem Senator von Scheuerl zum Kauf an doch dieser wollte einschliesslich Grund und Boden nur 125 Gulden bezahlen Obwohl ein Verkauf auch in der Folgezeit nicht zustande kam verschwanden die Steine nach und nach Es waren Bauern aus benachbarten Dorfern die den Abbruch vornahmen und sich die besten Exemplare sicherten Den Rest brachte man 1848 nach Ochenbruck zum Bau einer Scheune So ist Affalterbach endgultig verschwunden und nur noch eine Hinweistafel erinnert den vorbeiziehenden Wanderer an den einst hart umkampften frankischen Wallfahrtsort Hintergrund BearbeitenDie Reformation und damit das evangelische Bekenntnis wurde in Nurnberg und Feucht 1525 eingefuhrt in dem fur das markgrafliche Amt Burgthann zustandigen Kirchensprengel Oberferrieden 1 und in Ansbach selbst 1528 Das tat offenbar der Marienverehrung keinen Abbruch Die Religion spielte also bei den Streitigkeiten um den Kirchweihschutz keine Rolle es waren rein politische Grunde der Zustandigkeit 1 In Unterferrieden hatten sich die Burger am langsten der Reformation widersetzt mussten dann aber doch dem Befehl der Obrigkeit gehorchen die katholische Religion ablegen und die Wallfahrten abschaffen Wer da hat den Thron der bestimmt die Religion Quellen BearbeitenHans Wedel Burgthann Hessel Verlag Feucht 1982 Raimund Derks in der Festschrift 800 Jahre Kirche in Feucht 1990 Homepage der Gemeinde Burgthann 2007 Stadtarchiv Ansbach 2007 Gerhard Deininger in der Jubilaumsschrift Funfzig Jahre Landesdiakonenanstalt Rummelsberg 1945 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Affalterbach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Affalterbach Schwarzachtal amp oldid 236675638