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Das Mineral Aerinit auch Aerinit ist ein selten vorkommendes Kettensilikat aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate und kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca Na 6 Fe3 Fe2 Mg Al 4 Al Mg 6Si12O36 OH 12 CO3 12H2O 5 AerinitAerinit aus Estopinan del Castillo SpanienAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1988 s p 1 IMA Symbol Aer 2 Andere Namen Aerinit 3 Aerinit 4 Chemische Formel Ca Na 6 Fe3 Fe2 Mg Al 4 Al Mg 6Si12O36 OH 12 CO3 12H2O 5 Ca5 1Na0 5 Fe3 AlFe2 1 7Mg0 3 Al5 1Mg0 7 Si12O36 OH 12H CO3 1 2 H2O 12 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Ketten und BandsilikateSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII F 32 020 9 DB 45 68 01 03 01Kristallographische DatenKristallsystem trigonalKristallklasse Symbol ditrigonal pyramidal 3m 6 Raumgruppe P3c1 Nr 158 Vorlage Raumgruppe 158 7 Gitterparameter a 16 87 A c 5 23 A 7 Formeleinheiten Z 1 7 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3Dichte g cm3 2 48Spaltbarkeit Bitte erganzen Farbe blau himmelblau blaugrunStrichfarbe blaulichweissTransparenz durchscheinendGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 510 8 nb 1 560 8 ng 1 580 8 Doppelbrechung d 0 070 8 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V gemessen 63 berechnet 62 8 Pleochroismus stark X kraftig blau Y Z hell beigeAerinit entwickelt meist massige Mineral Aggregate und krustige Uberzuge seltener kleine faserige Kristalle in himmelblauer bis blaugruner Farbe bei blauweisser Strichfarbe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDas Wort Aerinit ist abgeleitet vom griechischen ἀerinos aerinos fur himmelblau in Anlehnung an seine Farbe Erstmals entdeckt wurde Aerinit bei Caserras del Castillo in der spanischen Gemeinde Estopinan del Castillo und beschrieben 1876 von Arnold von Lasaulx dem das Mineral in der von seinem Vorganger Martin Websky aufgebauten mineralogischen Sammlung der Universitat Breslau aufgrund seiner lebhaften blauen Farbe auffiel Als er das als Vivianit aus Spanien gekennzeichnete Mineral naher untersuchte stellte er fest dass es im Gegensatz zu diesem phosphorsaurefrei war Weitere Untersuchungen stellten schliesslich klar dass es sich bei der Mineralprobe aus Spanien um ein neues bisher unbekanntes Mineral handelte Die ursprunglich von Lasaulx gewahlte Schreibweise Aerinit ist seit 2008 diskreditiert da es sich bei dem Doppelpunkt uber dem e Trema um ein der Wortherkunft nach uberflussiges diakritisches Zeichen handelt 9 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war Aerinit als blauer Ca Leptochlorit Orcel 1922 eingestuft Diese gehorten zur Chlorit Gruppe mit der System Nr VIII E 09 innerhalb der Abteilung Schichtsilikate Phyllosilikate Aerinit wurde dort allerdings nicht als eigenstandige Mineralart aufgefuhrt 4 Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII F 32 20 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Ketten und Bandsilikate wo Aerinit zusammen mit Alamosit die Gruppe der Kettensilikate mit Zwolferketten Si12O36 24 bildet Stand 2018 3 Die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Aerinit ebenfalls in die Abteilung der Ketten und Bandsilikate Inosilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ketten so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Ketten und Bandsilikate mit 2 periodischen Einfachketten Si2O6 mit zusatzlich O OH H2O Pyroxen verwandte Minerale zu finden ist wo als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9 DB 45 bildet Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aerinit ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Kettensilikate Strukturen mit Ketten verschiedener Breite Hier ist das Mineral als einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 68 01 03 innerhalb der Unterabteilung Kettensilikate Strukturen mit Ketten verschiedener Breite zu finden Kristallstruktur BearbeitenAerinit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe P3c1 Raumgruppen Nr 158 Vorlage Raumgruppe 158 mit den Gitterparametern a 16 87 A und c 5 23 A sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle 7 Die Kristallstruktur ist in zweierlei Hinsicht interessant Einerseits ist Aerinit eines der wenigen Kettensilikate die CO3 als festen Bestandteil in ihre Struktur einbauen Caysichit Y Ashcroftin Y Fukalith die anderen 11 Zum anderen enthalt Aerinit flachenverknupfte FeO Oktaeder bei denen sich die Fe Kationen ungewohnlich nahe kommen SiO4 Ketten nbsp Zweier Einfach Silikatkette des Aerinit Blick senkrecht zur c AchseDie Si4 Kationen werden von 4 Sauerstoffen tetraedrisch umgeben Diese SiO4 Tetraeder sind wie bei Pyroxenen uber 2 Sauerstoffe zu Einfach Ketten mit der Periodizitat 2 verbunden Die Ketten verlaufen parallel zur kristallographischen c Achse Al O OH 6 Ketten nbsp Al Oktaederkette des Aerinit Blick senkrecht zur c AchseAl3 und Mg2 sind von 2O2 und 4 OH Gruppen oktaedrisch umgeben Diese Oktaeder sind uber je 2 gemeinsame Kanten zu Zickzack Ketten verknupft die sich in Richtung der kristallographischen c Achse erstrecken FeO6 Ketten nbsp Fe Oktaederkette des Aerinit Blick senkrecht zur c AchseDie Fe2 und Fe3 Kationen sind oktaedrisch von sechs Sauerstoffen umgeben Diese Oktaeder sind uber je zwei Flachen in Richtung der c Achse zu Ketten verbunden In der Kette benachbarte Fe Kationen unterschiedlicher Ladung tauschen durch die geteilte Oktaederflache ihrer Koordinationspolyeder Elektronen aus und bilden ein delokalisiertes Elektronensystem uber die Fe Kationen einer Oktaederkette Dies absorbiert Licht im gelben Wellenlangenbereich und farbt so den Aerinit blau Die Ausrichtung der flachenverknupften Fe Oktaederketten und somit des delokalisierten Fe Elektronensystems parallel zur c Achse ist verantwortlich fur die starke Richtungsabhangigkeit der Farbe des Aerinit Pleochroismus nbsp Fe Oktaederkette umgeben von Si Tetraederketten Blick entlang der c AchseJede Fe Oktaederkette ist mit drei Si Tetraederketten verbunden wobei die Sauerstoffe an den Ecken der Fe Oktaeder auch zu den Spitzen der Koordinationstetraeder der Silikatketten gehoren Kanale mit H2O und CO3 nbsp H2O und CO3 in Kanalen des Aerinit Blick entlang der c AchseJeweils 6 Silikattetraederketten sind uber 6 Al Oktaederketten zu grossen 12 seitigen Kanalen verbunden die die Aerinitstruktur parallel zur c Achse durchziehen An den Al Oktaedern auf der Innenseite der Kanale sitzen die Ca2 Kationen die zur Kanalmitte hin schwache ionische Bindungen mit den Sauerstoffen von zwei H2O Molekulen ausbilden Im Zentrum der Kanale liegen die planaren CO3 Gruppen mit ihrer Ebene senkrecht zur c Achse Die Sauerstoffe der CO3 Gruppen sind uber starke Wasserstoffbruckenbindungen mit drei H2O Molekulen verbunden die ihrerseits uber die Ca2 Ionen mit der Innenwand der Kanale verbunden sind nbsp Struktur des Aerinit Blick entlang der c AchseJeder der H2O CO3 Kanale ist uber die Al Oktaederketten mit 6 weiteren H2O CO3 Kanalen und uber die Silikattetraederketten mit 6 Fe Oktaederketten verbunden Eigenschaften Bearbeiten nbsp Quarz durch Aerinit Einschlusse blaulich gefarbt aus Andalusien SpanienAerinit zahlt zu den Pigmenten 12 und ist z B in der Lage als Inklusion Einschluss in Quarz diesen blaulich zu farben Bildung und Fundorte BearbeitenAerinit bildet sich hydrothermal bei relativ niedriger Temperatur unter anderem in Zeolith Fazies Begleitminerale sind unter anderem Prehnit Skolezit und Mesolith Weltweit konnte Aerinit bisher Stand 2011 an weniger als 20 Fundorten nachgewiesen werden Neben seiner Typlokalitat Estopinan del Castillo Aragon konnte das Mineral in Spanien noch in Olvera und Antequera in Andalusien bei Tartareu in der katalanischen Gemeinde Les Avellanes i Santa Linya Provinz Lleida sowie bei Albatera Los Serranos Los Vives nahe Orihuela Provinz Alicante und Los Arenales Provinz Castellon in Valencia gefunden werden Weitere Fundorte sind Saint Pandelon im franzosischen Departement Landes und Millington im US amerikanischen Township Bernards New Jersey 8 Verwendung BearbeitenAerinit fand wegen seiner intensiven Farbe regional begrenzt Verwendung als blaues Pigment fur Wandmalereien Typisch ist die Verwendung von Aerinit fur sakrale Fresken in Nordspanien Katalonien Aragonien und Albanien wahrend des Mittelalters 11 bis 16 Jahrhundert 13 14 Er verleiht den Wandmalereien der katalanischen Romanik ihre charakteristischen Blau und Grun Tone Ausserhalb von Nordspanien konnte die Verwendung von Aerinit nur fur mittelalterliche Fresken an zwei Orten in Frankreich nachgewiesen werden Kloster von Moissac 12 Jahrhundert und Stiftskirche Saint Nicolas Nogaro 11 Jahrhundert Dies wird als Indiz fur den Austausch von Kunstlern und Material uber die Pyrenaen hinweg wahrend des Mittelalters gewertet 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenA von Lasaulx Mineralogisch krystallographische Notizen XI Aerinit ein neues Mineral In Neues Jahrbuch fur Mineralogie Band 175 1876 S 352 358 rruff info PDF 289 kB abgerufen am 1 Februar 2020 Jordi Rius Erik Elkaim Xavier Torrelles Structure determination of the blue mineral pigment aerinite from synchrotron powder diffraction data The solution of an old riddle In European Journal of Mineralogy Band 16 Nr 1 2004 S 127 134 doi 10 1127 0935 1221 2004 0016 0127 englisch Jordi Rius Anna Crespi Anna Roig Joan Carles Melgarejo Crystal structure refinement of Fe3 rich aerinite from synchrotron powder diffraction and Mossbauer data In European Journal 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diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 1 Februar 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Aerinite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 1 Februar 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b Karl Hugo Strunz Christel Tennyson Mineralogische Tabellen 8 Auflage Akademische Verlagsgesellschaft Geest amp Portig KG Leipzig 1982 S 449 501 a b Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2020 PDF 1729 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2020 abgerufen am 1 Februar 2020 englisch David Barthelmy Aerinite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 2 Februar 2020 englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 623 englisch a b c d e f Aerinite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 2 Februar 2020 englisch Ernst A J Burke Tidying up Mineral Names an IMA CNMNC Scheme for Suffixes Hyphens and Diacritical mark In Mineralogical Record Band 39 Nr 2 2008 englisch cnmnc main jp PDF 2 4 MB abgerufen am 1 Februar 2020 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1816 kB In cnmnc main jp IMA 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