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Abraham Adolf Petschek Halevi 21 Mai 1834 in Kolin 29 Mai 1905 in Wien war ein osterreich ungarischer Borsenmakler und Bankier dessen Insolvenz im Jahr 1873 den Wiener Borsenkrach ausloste Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Wirken 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenAbraham Petschek genannt Adolf war das achte Kind von Israel Petschek Halevi 1789 1852 und Alina Petschek geb Raudnitz 1795 1865 Er hatte neun Geschwister Jakob 1817 1822 Salomon 1819 Kindstod nach 6 Wochen Joseph 1820 1835 Moses 1822 1888 Samuel 1825 1890 Amalia 1828 1835 Lucia genannt Leny 1831 1905 Anna 1836 1917 und Emanuel 1839 Kindstod nach 5 Monaten 1 2 Der Geschlechtsname Halevi weist auf Nachkommen vom Stamme der Leviten hin und ist in mannlicher Linie erblich 3 Die Familie lebte in armlichen Verhaltnissen Sein Vater verdiente den Lebensunterhalt als Hausierer Vermutlich leistete Adolf Petschek nach Vollendung des 17 Lebensjahres einen dreijahrigen Militardienst und zog unmittelbar danach nach Wien wo er die geburtige Wienerin Julie Kohn 1838 1885 heiratete Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor die alle in Wien geboren wurden Isidor 1859 1916 verstarb in New York wo er als Rechtsanwalt tatig war ist nicht zu verwechseln mit gleichnamigen Cousin Charlotte 1858 heiratete den Kunsthandler Samuel Kende Armin 1861 1920 gestorben in Wien wo er als Oberbezirksarzt tatig war Johann 1862 Max 1862 1934 verstarb in New York wo er als Juwelier tatig war Sigmund 1863 Kamilla 1877 1922 Adolf Petschek gilt als Begrunder der Wiener Stammlinie der Unternehmerdynastie Petschek 4 5 Wirken Bearbeiten1864 erhielt Adolf Petschek im Alter von 29 Jahren eine Zulassung als freiberuflicher Borsenmakler an der Wiener Borse 6 Zusatzlich erlangte er vier Jahre spater eine Bewilligung zum Betriebe des Geldwechslergewerbes 7 Das Stammhaus der Wiener Petscheks befand sich in der Praterstrasse 25 im Gemeindebezirk Leopoldstadt 8 Sein Maklerburo fur Industrie und Wertpapiere hatte Adolf Petschek in der Strauchgasse 3 damals genau gegenuber der Wiener Borse 9 Innerhalb kurzer Zeit erwarb er ein Vermogen von 3 Millionen Gulden 10 Diese Summe entsprach im Jahr 2010 inflationsbereinigt der Kaufkraft von rund 40 2 Millionen Euro 11 Sein Kommissionshaus galt als solide was sich spater jedoch als nicht zutreffend herausstellte Zur Rekrutierung neuer Klienten schaltete Petschek reichsweit mehrspaltige Anzeigen in sehr vielen Zeitungen Dazu zahlten nahezu taglich beispielsweise das Neue Wiener Tagblatt 12 die Neue Militarzeitung 13 das Wiener Sportblatt das Centralblatt fur die Interessen der Pferdezucht und den Sport 14 die Troppauer Zeitung 15 die Laibacher Zeitung 16 und die Bohemia 17 Wie er vorgab zahlte zu seinen Kommittenten die Creme de la Creme der Wiener Gesellschaft Grafen Fursten bis hin zum Herzog von Modena 18 Seine Kundenkartei soll sich wie der Hofgotha gelesen haben 19 Durch derartige Medienprasenz entstand der Eindruck einer hohen Solvenz Dabei hatte leicht festgestellt werden konnen dass seine Bewertungen umso besser ausfielen je ofter er inserierte So schrieb beispielsweise der Bote fur Tirol und Vorarlberg wo Petschek ebenso regelmassig Annoncen schaltete am 8 April 1871 gleich auf Seite 1 des Anzeigenteils Unsere geehrten Leser machen wir auf das heutige Inserat des Herrn Adolf Petschek Bank amp Borsengeschaft in Wien besonders aufmerksam und konnen nur noch beifugen dass das Haus Petschek seit seinem mehrjahrigen Bestehen sich des besten Rufes erfreut 20 Im Februar 1873 grundete Adolf Petschek die Osterreichische allgemeine Maklerbank als Aktiengesellschaft 21 Der Wirtschaftsoptimismus dieser Zeit und die Aussicht auf rasche Gewinne vermischten sich zu einem verhangnisvollen Grundungsfieber Dies traf auch auf Finanzdienstleistungen zu Wahrend im Jahr 1867 in der osterreichischen Reichshalfte lediglich elf Aktienbanken einschliesslich der Nationalbank existierten stieg die Zahl bis Mai 1873 auf 141 an Bei den sogenannten Maklerbanken handelte es sich zumeist um Spekulations und Schwindelbanken die Eduard Marz als ureigenste Kinder der neuen Grundungsperiode bezeichnete 22 Zur Finanzierung von Bauprojekten gaben die Maklerbanken leichtfertig Pfandbriefe heraus denen als Sicherheit oft nur halbfertige Hauser spater gar nur geplante Hauser dienten Ebenso brachten sie Aktien in Umlauf bei denen wenn uberhaupt nur Teilsummen gesichert waren Die spater falligen Nachzahlungsbetrage sollten einfach aus Kursgewinnen beglichen werden 23 Adolf Petschek galt dabei als Konig der Maklergeschafte 24 Seine Bank gab 16 000 solcher Aktien heraus 25 Daruber hinaus hatte er Bargeldzertifikate im Wert von 8 Millionen Gulden in Umlauf gebracht denen gemass seinen Angaben ein ausgewiesenes Eigenkapital in Hohe von 2 Millionen Gulden gegenuberstand 26 In den Morgenstunden des 9 Mai 1873 platzte die Spekulationsblase Adolf Petschek musste Insolvenz anmelden und gab damit das Signal zum allgemeinen Zusammenbruch 27 Damit war der Damm gebrochen Der Konkurs seines Unternehmens erzwang die zeitweilige Aussetzung des Borsenverkehrs und loste den Wiener Borsenkrach aus 28 Noch am gleichen Vormittag folgten 120 weitere Bankeninsolvenzen Innerhalb weniger Wochen fielen die Wertpapierkurse ins Bodenlose Die Krise weitete sich auf Frankreich sowie die USA aus und erreichte im Herbst Deutschland Die sich daran anschliessende Grosse Depression dauerte bis zum Jahr 1896 29 Das Ereignis welches die weltweite Wirtschaftskrise ausloste wurde in damaligen Zeitungen zunachst als Petschek Affare bezeichnet 30 Erst spater setzte sich der Begriff Wiener Borsenkrach durch Bis heute findet sich in der Berichterstattung uber den Crash der Hinweis dass Adolf Petscheks Bank und Kommissionshaus als sehr solide galt 31 Zu dieser Legende trug massgeblich die Wiener Handelspresse bei wo Petschek durchgehend grosse Anzeigen inseriert hatte Einen Tag nach der Pleite veroffentlichte das Blatt auf der Titelseite folgendes An der gestrigen Borse gelangte die Insolvenz des Borsen Comptoirs Petschek zur Kenntnis Da dieses Borse Comptoir unter den anderen gleichartigen Instituten eine hervorragende Rolle spielte bot wohl dieser Umstand den ersten Anlass zur Sistierung des Borsengeschaftes an der gestrigen Vorborse Das genannte Haus richtete an viele Banken und Hauser bei denen es Effekten im Depot hatte ein Circular des Inhalts dass es gezwungen sei die erforderlichen Zuschusse von den betreffenden Kommittenten zu erhalten Wir erwahnen noch dass das genannte Borsen Comptoir in der Geschaftswelt sich eines besonderen Rufes und Credites erfreute und zwar sowohl wegen der Vermogensverhaltnisse des Besitzers als auch wegen der bedeutenden Stellung welche einzelne Kommittenten dieses Borsen Comptoirs in der Geschaftswelt einnehmen 32 Diese Darstellung ubernahmen nahezu wortlich verschiedene in und auslandische Zeitungen 33 Kurze Zeit spater stellte sich jedoch heraus dass ihm uberwiegend kleine Leute ihre Ersparnisse anvertraut hatten 34 Die Wiener Borsenkammer setzte eine Kommission ein und erhob nach Abschluss der Prufung im Dezember 1873 Strafanzeige gegen Adolf Petschek Seine Bank verfugte nicht uber das von ihm ausgewiesene Eigenkapital in Hohe von 2 Millionen Gulden Die Kommission konnte lediglich einen Kassenbestand von 42 000 Gulden feststellten der aber auch nicht mehr da war da Petschek angab nach der Insolvenzeroffnung damit noch offene Handwerksrechnung beglichen zu haben 35 Daruber hinaus ermittelten die Prufer dass bei der Bank gar kein Effektenkonto existierte und uberhaupt keine Buchfuhrung stattgefunden hatte Gemass dem Kommissionsbericht fuhrte Petschek Glaubiger hinters Licht indem er unter anderem Wertpapiere von Immobilien in Ungarn verkaufte die es nicht gab Wortlich wurde er als Placht des Grosskapitals bezeichnet Die Ermittler waren davon uberzeugt dass Adolf Petschek noch uber ein hohes Privatvermogen verfugte was jedoch zu damaliger Zeit nicht nachgewiesen werden konnte Tatsachlich hatte er nach dem Zusammenbruch noch eine bedeutende Anzahl von Effekten angekauft und teure Wertsachen erworben darunter Teppiche fur mehrere Tausend Gulden 36 37 Schliesslich ging es noch um den Tatbestand der Steuerhinterziehung woraufhin er Selbstanzeige erstattete um nicht bestraft zu werden 38 Das Verfahren musste im April 1874 eingestellt werden da zu dieser Zeit fundamentale Rechtsgrundlagen fur den Wertpapierhandel fehlten 39 Erst das am 4 April 1875 in Osterreich Ungarn erlassene Borse Gesetz betreffend die Handelsmakler und Sensale und die Ministerial Verordnung fur die Borsen in Wien Triest und Prag vom 19 April 1875 schufen eine Rechtsnorm 40 In der Folgezeit betatigte sich Adolf Petschek nicht mehr im Borsengeschaft und lebte als Privatier Seine Sohne Isidor und Max wanderten nach Nordamerika aus Sein Bruder Moses Petschek der uber ihn ebenfalls Aktien erworben hatte gab seinen Sohnen mit auf den Weg dass man im Geschaftsleben nicht einmal dem eigenen Bruder trauen durfe 41 Im Jahr 1875 erwarb Adolf Petschek ein 6200 m grosses Anwesen in Matzleinsdorf 42 Zudem besass er seit 1872 ein Stadthaus in der Borsegasse 12 welches er bis zu seinem Tod als Eigentumer bewohnte 43 44 Am 30 Marz 1885 verstarb im Alter von 47 Jahren seine Ehefrau Julie Petschek an Diabetes Kurz danach ging er eine zweite Ehe ein und heiratete die aus Jaroslau Galizien stammende Sabine Blume Adolf Petschek verstarb im 72 Lebensjahr nach einem langen Leiden 45 Sein Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 5b Reihe 14 Grabnummer 23 46 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Familie Petschek Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Cesta od lichvaru po uhlobarony skoncila pro Petschky za oceanem Mlada fronta Dnes vom 6 Februar 2018 abgerufen am 24 Mai 2020 Weitere Angaben und Recherchen von Mark Petschek uber Moses Petschek Halevi unter www geni com Klaus Grunwaldt Levi In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 4 Bautz Herzberg 1992 Sp 1565 1572 Petschek Julius Deutsche Biographie abgerufen am 24 Juni 2020 Weitere Angaben und Recherchen von Mark Petschek uber Abraham Petschek Halevi unter www geni com Petr Sterba Rodina Petschku Cesti Rothschildove 1 cast Univerzity Karlovy 15 November 2017 finmag vom 9 Juni 2008 abgerufen am 18 Juni 2020 Wiener Kaufmannschaft Hrsg Gremialblatt der Wiener Kaufmannschaft Sommer 13 Mai 1868 S 20 Emanuel Pernold Firmenbuch Enthaltend nach alphabetischer Ordnung alle bei dem hohen k k Handelsgerichte in Wien protokollierten Handels Fabrik und Gewerbe Firmen mit Angabe ihrer Domicile Leopold Sommer 1865 S 166 Friedrich von Geitler Neue Militar Zeitung Band 23 Wien 1870 S 247 Amts und Anzeigenblatt fur die Stadt Rotenburg o d T Frankischer Anzeiger Tagblatt der Stadt Rothenburg und Umgebung Band 7 Schneider 15 Mai 1873 S 2 Die Kaufkraftparitat des Gulden und der Krone zum Euro Gemeinde Ober Sankt Veit abgerufen am 21 Juni 2020 Moritz Szeps Neues Wiener Tagblatt Beispiel Tagesausgaben Marz 1871 Ostmarkischer Zeitungsverlags Gesellschaft 1871 Friedrich von Geitler Hrsg Neue Militar Zeitung Band 23 Wien 1870 Francis Cavaliero Carl Leidesdorf Hrsg Sportblatt Centralblatt fur die Interessen der Pferdezucht und des Sports Officielles Organ des Osterreichischen Jockey Club 1 Jahrgang 1870 Kohler 1870 Adolph Trassler Hrsg Troppauer Zeitung Ausgaben Juli bis August 1868 Troppau 1868 Ignaz von Kleinmayr Hrsg Troppauer Zeitung Ausgaben Juli bis September 1868 Kleinmayr 1868 Gottlieb Haase Hrsg Bohemia Ausgaben Juli bis September 1868 Haase 1868 Susanne Kalss Christina Burger Georg Eckert Die Entwicklung des osterreichischen Aktienrechts Linde 2003 S 131 Fussnote Erwin Christian Lessner The Danube The Dramatic History of the Great River and the People Touched by Its Flow Doubleday 1961 S 466 Amt Tirol Hrsg Bote fur Tirol und Vorarlberg Jahrgang 1871 Wagner 1871 Wilhelm Jacobi Hrsg Wiener Borsen Courier Verlag W Jacobi 3 Februar 1873 S 2 Peter Eigner Helmut Falschlehner Andreas Resch Geschichte der osterreichischen Privatbanken Springer Verlag 2017 S 66 Heinz Duthel Diskutiere nicht mit Zombies II BoD Norderstedt 2020 S 204 205 Erwin Christian Lessner The Danube The Dramatic History of the Great River and the People Touched by Its Flow Doubleday 1961 S 466 J B E Fortsch Hrsg Auswartiges in Wurzburger Abendblatt Band 33 Ausgabe vom 12 Mai 1873 Steib 1873 S 3 Kilian Rieder A Historic al Run on Repo Causes of Bank Distress during the Austro Hungarian Grunderkrach of 1873 Dissertation University of Oxford 2016 S 55 56 Siegfried Pressburger Das Osterreichische Noteninstitut 1816 1966 Osterreichische Nationalbank Wien 1966 S 1131 Die privilegierte oesterreichische National Bank Die Bankakte von 1862 und der Grosse Krach von 1873 Oesterreichische Nationalbank abgerufen am 22 Juni 2020 Claudio Franzetti Investmentbanken Geschaftsfelder Akteure und Mechanismen Springer Verlag 2018 S 20 f Moritz Szeps Hrsg Zur Affaire Petschek in Morgen Post 4 Dezember 1873 S 5 sowie Neues Wiener Tagblatt 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Verleger Der Cataster Wien 1875 S 155 Joseph Schlessinger Hrsg und Verleger Der Cataster Wien 1875 S 4 Friedrich Manz Hrsg Wiener Kommunal Kalender Wien 1877 S 282 Weitere Angaben und Recherchen von Mark Petschek uber Abraham Petschek Halevi unter www geni com Grabstelle Adolf Petschek Grave pictures abgerufen am 23 Juni 2020 Normdaten Person GND 1259295176 lobid OGND AKS VIAF 4077165573956437800001 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Petschek AdolfALTERNATIVNAMEN Petschek AbrahamKURZBESCHREIBUNG osterreich ungarischer Borsenmakler und BankierGEBURTSDATUM 21 Mai 1834GEBURTSORT KolinSTERBEDATUM 29 Mai 1905STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolf Petschek amp oldid 239210014