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Johann Sebastian Bachs drittes Brandenburgisches Konzert BWV 1048 ist eine Komposition fur neun Streichinstrumente und Basso continuo Bach stellte das Werk mit anderen zu einer Sammlung von sechs Konzerten zusammen die er im Marz 1721 unter dem Titel Six Concerts avec plusieurs instruments in Partitur an den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg Schwedt sandte Wie bereits der Titel nahelegt weisen die einzelnen Werke grosse Unterschiede in Besetzung Umfang und Charakter auf Inhaltsverzeichnis 1 Besetzung 2 Geschichte 2 1 Entstehung 2 1 1 Datierung 2 2 Sinfonia zu Kantate 174 2 3 Besetzung der drei Celli 3 Musik 3 1 Erster Satz 3 2 Uberleitung 3 3 Schlusssatz 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBesetzung BearbeitenDas Werk ist nur fur Streicher geschrieben mit Aufteilung der Geigen Bratschen und Celli in jeweils drei Gruppen oder Einzelinstrumente Violine 1 2 3 Viola 1 2 3 Violoncello 1 2 3 Violone Basso continuo Cembalo Geschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Bachs Kompositionspartitur ist wie beim grossten Teil seiner Konzerte nicht erhalten Nachdem er die daraus kopierte Widmungspartitur 1721 weggegeben hatte griff er 1729 wieder auf sein Handexemplar zuruck um eine zweite Fassung als Einleitungssinfonia zu seiner Kantate BWV 174 Ich liebe den Hochsten von ganzem Gemute zu schreiben Der Vergleich der beiden erhaltenen Versionen zeigt immer wieder Unterschiede im Detail Bach nutzte bei der Abschrift in die Widmungspartitur vor allem die Gelegenheit die Celli im ersten Satz weiter zu individualisieren Da die Sinfoniafassung zum Teil von einem Kopisten geschrieben wurde folgt sie offenbar eng der Kompositionspartitur Datierung Bearbeiten In den vom Kopisten geschriebenen Passagen finden sich Stellen mit einer altertumlichen Schreibweise der Vorzeichen die Bach 1715 aufgab Dies lasst vermuten dass die Komposition vor diesem Datum entstanden ist 1 Die Forschung bringt das Konzert auch in Zusammenhang mit dem Konzert fur drei Violinen BWV 1064 das als eine Art Vorstudie betrachtet wird da viele satztechnische Details und auch die Grossform auffallige Ahnlichkeiten aufweisen 2 Prazise Stilvergleiche mit den datierbaren Kantaten aus Weimarer Zeit lassen auf eine Entstehung 1714 schliessen mit Tendenz zur zweiten Jahreshalfte also an zweiter Stelle des Zyklus 3 Sinfonia zu Kantate 174 Bearbeiten Bach verwendete viele seiner Weimarer Konzertsatze in den ersten Leipziger Jahren als Einleitungen zu seinen Kirchenkantaten Ein Beispiel ist auch die Kantate BWV 174 Ich liebe den Hochsten von ganzem Gemute entstanden 1729 in Leipzig Bach liess durch einen Schreiber den ersten Satz des Konzerts abschreiben und fugte Stimmen fur zwei Horner sowie einen Ripieno Chor von zwei Oboen und einer Oboe da caccia die gemeinsam mit den Streichern gefuhrt werden Diese zusatzlichen Instrumente verdoppeln abschnittsweise die neun Hauptstimmen und verdeutlichen so die Einteilung in Solo und Tuttipassagen An manchen Stellen erscheint jedoch auch neues melodisches Material Besetzung der drei Celli Bearbeiten Parallel zu der bekannten Version ist eine weitere Abschrift des Konzerts uberliefert in der die Cellostimmen nicht an allen Stellen im gleichen Masse individualisiert waren moglicherweise entstanden manche dieser Stellen erst beim Ausschreiben des Widmungsautographs Da auch im letzten Satz die Celli zusammen gefuhrt werden ist eine Fruhfassung mit nur einem oder zwei Celli vermutet worden Hintergrund ist hier die Beobachtung der Praxis dass die drei Celli zumindest fur heutige Ohren das Klangbild etwas sehr dominieren Auf der anderen Seite lasst die ganze Anlage der Komposition mit dreimal drei Streichern eine derartige Entstehung als unwahrscheinlich erscheinen heute wird eher davon ausgegangen dass Bach ursprunglich keinen Violone vorgesehen hatte 1 Da es im Barock durchaus auch am Arm gespielte Streichinstrumente in Violoncellostimmung gab die haufig nicht korrekt als Viola da spalla sondern als Violoncello bezeichnet wurden stellt sich die Frage ob Bach hier nicht ursprunglich an derartige Instrumente gedacht haben konnte 4 Musik BearbeitenSatze G Dur Adagio c e Moll Allegro assai 12 8 G DurErster Satz Bearbeiten Der erste Satz zieht seine Spannung vor allem aus der Gegenuberstellung der dreistimmigen Violinen gegen die ebenfalls dreistimmigen Violen Die Celli werden erst im weiteren Verlauf und nur stellenweise geteilt Etwa ab der Mitte stellen sich Instrumente auch solistisch vor dies betrifft vor allem die erste und zweite Violine sowie die erste Bratsche Uberleitung Bearbeiten In der Tradition Giuseppe Torellis und Tomaso Albinonis hat das Konzert keinen ausgefuhrten langsamen Satz sondern nur zwei gehaltene uberleitende Akkorde einer phrygischen Kadenz die deutliche Schreibweise des Autographs lasst nicht vermuten dass Bach hier beim Abschreiben etwas vergessen hat Man geht meist davon aus dass hier ein kleines improvisiertes Solo etwa von Cembalo oder erster Violine zu den Akkorden hinfuhrte oder diese verband Ulrich Siegele 5 halt aus Proportionsgrunden die Lange dieser Improvisation mit drei Takten fur richtig Nachdem Bach aber am Schluss der Mittelsatze des ersten und vierten Konzerts derartige Soli ausschrieb und keine zeitgenossische Beschreibung einer derartigen improvisierenden Praxis existiert 6 verzichten inzwischen viele Interpreten darauf Wegen des dominantischen Schlussakkords sollte der nachste Satz dann jedenfalls unmittelbar anschliessen Schlusssatz Bearbeiten Dieser Satz stellt eine stark stilisierte Gigue dar er teilt die Geigen und Bratschen wieder bis zu sechsstimmig auf lasst die Cellogruppe aber ungeteilt Typisch fur einen Tanz besteht der Satz aus zwei Teilen die in sich wiederholt werden Der ganze Satz ist praktisch von vorne bis hinten von endlosen Sechzehntelketten durchzogen Wie die meisten Gigues von Bach beginnt der erste Teil mit imitatorisch einsetzenden Instrumentengruppen und moduliert zur Dominante Das Thema ist ein auf und abwarts gefuhrter Tonleiterlauf die zweite Halfte des Abschnitts fuhrt dann noch eine kaum gegensatzliche Figur aus gebrochenen Akkorden ein Wie ebenfalls haufig in Bachs Giguen beginnt nach der Wiederholung das Thema in Umkehrung in tiefer Lage in den Celli die Bratschen greifen es auf und ein kurzes Solo der ersten Violine fuhrt sofort in eine vollstandige Wiederaufnahme des ersten Teils diesmal in der parallelen Molltonart nun modulierend zur Mollparallele der Dominante Eine Variante des Tonleitermotivs und der tosenden Akkordbrechung stellen die Bratschen und Geigen dramatisch gegeneinander dann fuhrt das gleiche kurze Solo diesmal von der ersten Bratsche gespielt in die Reprise des ersten Teils mit vertauschten Geigen und Bratschen hier beginnt es auf der Subdominante und moduliert so zuruck in die Tonika Weblinks Bearbeiten3 Brandenburgisches Konzert Informationen im Portal Bach digital des Bach Archivs Leipzig Originalpartitur Staatsbibliothek zu Berlin RISM Quellenbeschreibung der Originalpartitur 3 Brandenburgisches Konzert Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten a b Michael Marissen Penzels Manuscripts of Bach Concertos In Martin Geck Hrsg Bachs Orchesterwerke Bericht uber das 1 Dortmunder Bach Symposion 1996 Witten 1997 ISBN 3 932676 04 1 Gregory Butler Toward a More Precise Chronology for Bach s Concerto for Three Violins and Strings BWV 1064a The Case for Formal Analysis In Martin Geck Hrsg Bachs Orchesterwerke Bericht uber das 1 Dortmunder Bach Symposion 1996 Witten 1997 ISBN 3 932676 04 1 Siegbert Rampe Dominik Sackmann Bachs Orchestermusik Kassel 2000 ISBN 3 7618 1345 7 S 206 Dominik Sackmann Triumph des Geistes uber die Materie Mutmassungen uber Johann Sebastian Bachs Sei Solo a Violino senza Basso accompagnato Stuttgart 2008 ISBN 978 3 89948 109 9 S 77 Ulrich Siegele Proportionierung als kompositorisches Arbeitsinstrument in Konzerten J S Bachs In Martin Geck Hrsg Bachs Orchesterwerke Bericht uber das 1 Dortmunder Bach Symposion 1996 Witten 1997 ISBN 3 932676 04 1 Siegbert Rampe Dominik Sackmann Bachs Orchestermusik Kassel 2000 ISBN 3 7618 1345 7 S 233 Brandenburgische Konzerte Bach 1 F Dur BWV 1046 2 F Dur BWV 1047 3 G Dur BWV 1048 4 G Dur BWV 1049 5 D Dur BWV 1050 6 B Dur BWV 1051 Normdaten Werk GND 300005393 lobid OGND AKS LCCN no98010917 VIAF 190417753 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 3 Brandenburgisches Konzert amp oldid 235563538