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Johann Sebastian Bachs viertes Brandenburgisches Konzert BWV 1049 ist ein Konzert fur Solovioline zwei Blockfloten und Streichorchester Das Werk ist Teil einer Sammlung von sechs Konzerten die Bach im Marz 1721 unter dem Titel Six Concerts avec plusieurs instruments in Partitur an den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg Schwedt sandte Die Einzelwerke dieser Sammlung weisen in Besetzung Umfang und Charakter grosse Unterschiede auf Inhaltsverzeichnis 1 Besetzung 2 Entstehung und spatere Fassung 3 Musik 3 1 Erster Satz 3 2 Zweiter Satz 3 3 Dritter Satz 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBesetzung BearbeitenVioline solo Zwei Blockfloten Fiauti d echo solo Stimmumfang f1 g3 Violine 1 tutti Violine 2 tutti Viola tutti Violoncello tutti Violone tutti Basso continuo meist Cembalo Verschiedene Hypothesen wurden in der Fachwelt diskutiert was Bach mit der Bezeichnung Fiauti d Echo Echofloten gemeint haben konnte 1 2 Vermutlich handelte es sich um Doppelfloten etwa der Art die auf einem Bild in dem 1698 erschienenen Standebuch von Christoph Weigel zu sehen ist zwei in einem gemeinsamen Instrumentenkorper gebaute Blockfloten die sich in Lautstarke und Klang unterschieden und so eine Terrassendynamik ermoglichten 3 Zwei Echofloten sind in den Inventarlisten des Kothener Hofs verzeichnet und konnen durchaus aus Bachs Zeit stammen 4 Getrenntrohrige Doppelblockfloten der Art wie man sie im Leipziger Musikinstrumentenmuseum sehen kann 5 eignen sich dagegen spieltechnisch kaum zur Ausfuhrung dieser anspruchsvollen Flotenstimmen 1 3 6 Das Vierte Brandenburgische Konzert ist das einzige heute bekannte Werk das diese Instrumente einsetzt Entstehung und spatere Fassung BearbeitenDie hochentwickelte motivische Arbeit in allen drei Satzen die bruchlose Geschlossenheit des ganzen Konzerts und die Intention des Komponisten eine absolut regelmassige Periodik und Proportionierung zu durchbrechen 7 lassen vermuten dass es zusammen mit dem zweiten Konzert als letztes der Sammlung wohl 1720 entstanden ist Darauf deutet auch die geringe Zahl von Korrekturen in der Widmungspartitur hin Das Konzert steht in der Tonart G Dur In den Flotenstimmen wird an mehreren Stellen der Ton fis3 verlangt Dieser Ton ist auf den hier notigen Alt Blockfloten gerade solchen in der Bauweise des Hochbarock schwierig bis gar nicht spielbar und wurde von den Komponisten im Allgemeinen umgangen Es gab und gibt daher Spekulationen uber eine ursprunglich andere Tonart 2 Eine Kompositionspartitur oder Fruhfassung des Konzerts ist nicht erhalten wohl aber eine spatere Umarbeitung aus Bachs Leipziger Zeit zum Cembalokonzert in F Dur BWV 1057 Auch dort setzt Bach die beiden Blockfloten ein gibt deren Partien im Mittelsatz aber dem Cembalo wohl weil Echofloten hier nicht zur Verfugung standen So wirken die Floten dort schon eher wie eine Blasergruppe innerhalb des Orchesters und das Solocembalo solistischer als die Violine in der Originalfassung Musik BearbeitenDas Werk folgt der in der Barockzeit ublichen dreisatzigen Folge schnell langsam schnell Allegro 3 8 G Dur Andante 3 4 e Moll Presto G DurErster Satz Bearbeiten source source Erster Satz des 4 Brandenburgischen KonzertsDer erste Satz 8 besteht aus funf Abschnitten etwa gleicher Lange die alle mit einer charakteristischen Kadenz in Hemiolen abschliessen Der Satz ist durchweg im 3 8 Takt notiert bringt aber in allen Instrumenten immer wieder Verschiebungen der Betonung gegen den Grundtakt so entstehen haufig kurze Sequenzen im 3 4 Takt auch in mehreren Instrumentalgruppen gegeneinander verschoben Dieses Charakteristikum durchzieht den gesamten Satz so dass er als virtuose grossangelegte rhythmische Studie angesehen werden kann Die Floten sind uber weite Strecken wie eine Orchestergruppe neben den Streichern eingesetzt zum Beispiel exponieren sie gleich zu Beginn das Ritornellthema vom Streichorchester nur durch Akkordschlage gestutzt Die Solovioline ebenfalls unterstutzt durch das Orchester bringt dann den Themenabschluss mit repetierenden Sechzehnteln Die Floten fuhren nun eine Art zweites Thema ein das im 3 4 Takt beginnt und in Sequenzen in 3 8 endet das Anfangsritornell kehrt wieder und die erwahnte deutliche Kadenz mit Hemiole schliesst diesen ersten Teil in der Grundtonart G Dur ab Der zweite Abschnitt fuhrt die Violine als Soloinstrument ein und mundet in die Wiederaufnahme des Flotenthemas in der Abschlusskadenz wird die parallele Molltonart erreicht Der dritte Abschnitt beginnt mit einem imitatorischen Spiel der beiden Floten und des Continuo Nach einiger Zeit setzt die Solovioline virtuose Zweiunddreissigstellaufe dagegen wahrend nun Floten und Orchesterviolinen einander dramatisch gegenubergestellt werden Schliesslich etabliert sich die Solovioline mit Doppelgriffen als drittes Element hier ist die Subdominante erreicht Der vierte Abschnitt beginnt mit Pianissimolaufen der Geigen und geht dann wieder in die Solopassagen des zweiten Teils uber Ein Grossteil des thematischen Materials wird hier noch einmal aufgegriffen und harmonisch intensiviert Ziel der umfangreichen Modulationspassage ist die Dominantparallele Bach markiert diese Stelle mit einem kurzen Unisono der Streicher und lasst eine vollstandige Reprise des ersten Abschnitts folgen Zweiter Satz Bearbeiten Der langsame Satz ist eine Sarabande bei der die beiden Floten die Motive der Streicher echoartig wiederholen und die Solovioline nur als deren Bass fungiert Auch hier werden funf Formabschnitte jeweils durch eine Hemiole abgeschlossen dahinter folgt noch eine kleine Solokadenz der ersten Flote und abschliessende phrygische Kadenz des Orchesters Der Satz endet auf der Dominante Dritter Satz Bearbeiten Der Schlusssatz ist eine gross angelegte konzertierende funfstimmige Fuge mit umfangreichen Solopassagen besonders der Violine Die Integration der beiden Formmodelle Ritornellform und Fuge ist einzigartig Beispielsweise wird das Fugenthema selbst sehr variabel gehandhabt die Anfangsquart wird im Verlauf immer wieder durch eine Oktav ersetzt oder Bach verwendet auch nur den zweiten Teil des Themas eine auftaktige Kette von Vierteln und entwickelt daraus einen Kontrapunkt und Begleitfiguren fur die Solopassagen Die erste Soloepisode beginnt mit Laufwerk der Violine in dem die Floten aus dem Thema ein motivisches Spiel entwickeln bis das Orchester wieder nun in der Tonart der Dominanten einsetzt Das zweite Solo beginnt in der parallelen Molltonart und konzentriert sich ganz auf die Violine die in Laufen und Bariolage Effekten ihre Virtuositat zeigt Das Tutti moduliert zuruck zur Dominante die dritte Soloepisode fuhrt das Blockflotenduo allein vor und nimmt nach einem kurzen Tutti das Material des ersten Solos wieder auf Der Schluss wird durch einen Orgelpunkt angekundigt dann lasst Bach die laufende Bewegung dreimal unerwartet stocken ehe er den Weg zu einer strettaartigen angedeuteten Engfuhrung freigibt und den Satz beschliesst Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Brandenburgisches Konzert Nr 4 in G Dur Album mit Bildern Videos und Audiodateien 4 Brandenburgisches Konzert Informationen im Portal Bach digital des Bach Archivs Leipzig Originalpartitur Staatsbibliothek zu Berlin RISM Quellenbeschreibung der Originalpartitur 4 Brandenburgisches Konzert Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten a b Josef Wagner Die Fiauti d Echo in Johann Sebastian Bachs viertem Brandenburgischen Konzert BWV 1049 In TIBIA Magazin fur Holzblaser Celle 34 Jahrgang Heft 4 2009 a b Klaus Hofmann Alte und neue Uberlegungen zu Bachs Brandenburgischen Konzerten und besonders zu den Flotenpartien des vierten Konzerts In Peter Wollny Hrsg Bach Jahrbuch 2019 Evang Verlagsanstalt Leipzig 2019 ISBN 978 3 374 06339 0 Seite 99 122 hier Seite 104 122 a b Lorenzo Alpert Die Echoflote Auch der Weigelsche Stich Der Pfeiffenmacher mit der Echoflote ist dort abgebildet Michael Zapf Echoflote In Siegbert Rampe Dominik Sackmann Bachs Orchestermusik Kassel 2000 ISBN 3 7618 1345 7 S 279 Bild Musikinstrumentenmuseum der Universitat Leipzig Sjur Haga Bringeland Bachs ratselhafte Echofloten In Bach Magazin Heft 32 2018 2019 Seite 26 27 ISSN 1611 5724 Siegbert Rampe Dominik Sackmann Bachs Orchestermusik Kassel 2000 ISBN 3 7618 1345 7 S 244 Gerd Rienacker Kurven Widerspiele Zum ersten Satz des vierten Brandenburgischen Konzerts In Martin Geck Hrsg Bachs Orchesterwerke Bericht uber das 1 Dortmunder Bach Symposion 1996 Witten 1997 ISBN 3 932676 04 1Brandenburgische Konzerte Bach 1 F Dur BWV 1046 2 F Dur BWV 1047 3 G Dur BWV 1048 4 G Dur BWV 1049 5 D Dur BWV 1050 6 B Dur BWV 1051 Normdaten Werk GND 300005407 lobid OGND AKS LCCN no97082366 VIAF 184094361 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 4 Brandenburgisches Konzert amp oldid 235563624