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In der Mathematik versteht man unter einer Zahl en bereichserweiterung die Konstruktion einer neuen Zahlenmenge aus einer gegebenen Zahlenmenge meist um gewisse algebraische aber auch wie im Fall der reellen Zahlen um topologische Operationen zu verallgemeinern Ublicherweise werden Zahlenbereichserweiterungen nur unvollstandig gelehrt da sie weder besonders interessant noch besonders schwierig sind aber viele Wiederholungen und Detailarbeit erfordern Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Vorgehensweise bei Zahlbereichserweiterungen 2 1 Definition des neuen Zahlenbereichs 2 2 Definition der Operationen im neuen Zahlenbereich 2 3 Einbettung des alten in den neuen Zahlenbereich 3 Verallgemeinerungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 Siehe auchUberblick BearbeitenDie ubliche Reihenfolge der Zahlenbereichserweiterung ist dass die naturlichen Zahlen zu den ganzen Zahlen die ganzen Zahlen zu den rationalen Zahlen die rationalen Zahlen zu den reellen Zahlen und die reellen Zahlen zu den komplexen Zahlen erweitert werden siehe beispielsweise Lit Landau 1948 Moglich waren aber auch andere Vorgangsweisen so konnte man beispielsweise statt der ganzen Zahlen zuerst die positiven rationalen Zahlen und die positiven reellen Zahlen konstruieren und erst danach negative Zahlen einfuhren Daruber hinaus gibt es noch andere Zahlenbereichserweiterungen wie die Quaternionen die hyperreellen Zahlen und die surrealen Zahlen Vorgehensweise bei Zahlbereichserweiterungen BearbeitenDefinition des neuen Zahlenbereichs Bearbeiten Der erste Schritt bei einer Zahlenbereichserweiterung besteht darin eine neue Menge aus der bestehenden Zahlenmenge zu konstruieren Meist handelt es sich um geordnete Paare so werden die ganzen Zahlen als Paare naturlicher Zahlen die rationalen Zahlen als Paare ganzer Zahlen und die komplexen Zahlen als Paare reeller Zahlen definiert Eine Ausnahme sind die reellen Zahlen die meist als Cauchyfolgen rationaler Zahlen oder als Dedekindsche Schnitte definiert werden In einem zweiten Schritt wird dann auf dieser neuen Menge eine Aquivalenzrelation eingefuhrt und die neuen Zahlen als jeweils eine Aquivalenzklasse definiert Die Auswahl der Aquivalenzrelation hangt wesentlich von der Operation ab die erweitert werden soll so werden bei der Konstruktion der ganzen Zahlen zwei Paare m 1 n 1 displaystyle m 1 n 1 nbsp und m 2 n 2 displaystyle m 2 n 2 nbsp als aquivalent definiert wenn sie die gleiche Differenz darstellen m 1 n 1 m 2 n 2 m 1 n 2 m 2 n 1 displaystyle m 1 n 1 sim m 2 n 2 iff m 1 n 2 m 2 n 1 nbsp bei der Konstruktion der rationalen Zahlen werden zwei Paare p 1 q 1 displaystyle p 1 q 1 nbsp und p 2 q 2 displaystyle p 2 q 2 nbsp als aquivalent definiert wenn sie den gleichen Quotient darstellen p 1 q 1 p 2 q 2 p 1 q 2 p 2 q 1 displaystyle p 1 q 1 sim p 2 q 2 iff p 1 q 2 p 2 q 1 nbsp und bei der Konstruktion der komplexen Zahlen werden zwei Paare u 1 v 1 displaystyle u 1 v 1 nbsp und u 2 v 2 displaystyle u 2 v 2 nbsp als aquivalent definiert wenn sie komponentenweise ubereinstimmen u 1 v 1 u 2 v 2 u 1 u 2 und v 1 v 2 displaystyle u 1 v 1 sim u 2 v 2 iff u 1 u 2 mbox und v 1 v 2 nbsp Bei der Konstruktion der reellen Zahlen werden zwei Cauchyfolgen x n n N displaystyle x n n in mathbb N nbsp und y n n N displaystyle y n n in mathbb N nbsp als aquivalent definiert wenn deren Differenz eine Nullfolge ist x n n N y n n N lim n x n y n 0 displaystyle x n n in mathbb N sim y n n in mathbb N iff lim n to infty x n y n 0 nbsp Nach der Definition der jeweiligen Relation muss noch gezeigt werden dass diese Relation tatsachlich eine Aquivalenzrelation ist dass sie also reflexiv symmetrisch und transitiv ist Definition der Operationen im neuen Zahlenbereich Bearbeiten Der nachste Schritt bei einer Zahlenbereichserweiterung besteht darin die auf der Ausgangsmenge definierten algebraischen Operationen auf die neue Zahlenmenge zu ubertragen Dabei wird die Operation zunachst fur einzelne Reprasentanten der Aquivalenzklasse definiert das Ergebnis ist dann ebenfalls die entsprechende Aquivalenzklasse So wird beispielsweise die Addition ganzer Zahlen als m 1 n 1 m 2 n 2 m 1 m 2 n 1 n 2 displaystyle m 1 n 1 m 2 n 2 m 1 m 2 n 1 n 2 nbsp und die Addition rationaler Zahlen als p 1 q 1 p 2 q 2 p 1 q 2 p 2 q 1 q 1 q 2 displaystyle p 1 q 1 p 2 q 2 p 1 q 2 p 2 q 1 q 1 q 2 nbsp definiert Ausfuhrlich formuliert bedeutet dass das Ergebnis der Addition der durch m 1 n 1 displaystyle m 1 n 1 nbsp reprasentierten Aquivalenzklasse plus der durch m 2 n 2 displaystyle m 2 n 2 nbsp reprasentierten Aquivalenzklasse die durch m 1 n 1 m 2 n 2 displaystyle m 1 n 1 m 2 n 2 nbsp reprasentierte Aquivalenzklasse ist also m 1 n 1 m 2 n 2 m 1 m 2 n 1 n 2 displaystyle m 1 n 1 sim m 2 n 2 sim m 1 m 2 n 1 n 2 sim nbsp wobei die eckigen Klammern die Aquivalenzklassen bezeichnen Damit diese Definition tatsachlich sinnvoll ist muss gezeigt werden dass die so definierten Operationen unabhangig vom jeweiligen Reprasentanten der Aquivalenzklasse sind dass also beispielsweise aus m 1 n 1 j 1 k 1 displaystyle m 1 n 1 sim j 1 k 1 nbsp und m 2 n 2 j 2 k 2 displaystyle m 2 n 2 sim j 2 k 2 nbsp folgt dass m 1 n 1 m 2 n 2 j 1 k 1 j 2 k 2 displaystyle m 1 n 1 m 2 n 2 sim j 1 k 1 j 2 k 2 nbsp Danach werden die jeweiligen Rechengesetze der jeweiligen mathematischen Struktur wie z B das Assoziativgesetz und das Kommutativgesetz fur die neu definierten Operationen gezeigt In einem weiteren Schritt lasst sich nun zeigen dass der neue Zahlenbereich Eigenschaften hat die beim alten gefehlt haben So bilden beispielsweise die ganzen Zahlen im Gegensatz zu den naturlichen Zahlen eine additive Gruppe insbesondere besitzt jede ganze Zahl ein inverses Element bezuglich der Addition das sich folgendermassen definieren lasst m 1 n 1 n 1 m 1 displaystyle m 1 n 1 sim n 1 m 1 sim nbsp Bei der Zahlenbereichserweiterung zu den reellen Zahlen lasst sich beispielsweise zeigen dass im Gegensatz zu den rationalen Zahlen jede Cauchyfolge konvergent ist und dass jede beschrankte Menge ein Infimum und ein Supremum hat Einbettung des alten in den neuen Zahlenbereich Bearbeiten Der letzte Schritt besteht nun darin dass man zeigt dass der alte Zahlenbereich isomorph zu einer Teilmenge des neuen Zahlenbereichs ist Dazu wird eine injektive Funktion f displaystyle f nbsp vom alten in den neuen Zahlenbereich definiert beispielsweise wird bei der Einbettung der naturlichen Zahlen in die ganzen Zahlen der naturlichen Zahl n displaystyle n nbsp die Aquivalenzklasse des Paares n 0 displaystyle n 0 nbsp zugeordnet Nun ist zu zeigen dass diese Funktion tatsachlich ein Isomorphismus ist dass also beispielsweise f m n f m f n displaystyle f m n f m f n nbsp gilt also m n 0 m 0 n 0 displaystyle m n 0 sim m 0 n 0 nbsp Zu beachten ist dass der alte Zahlenbereich nicht einfach eine Teilmenge seiner Erweiterung ist sondern lediglich zu einer Teilmenge der Erweiterung isomorph ist Beispielsweise sind die naturlichen Zahlen streng genommen keine Teilmenge der ganzen Zahlen sondern lediglich zu einer Teilmenge der ganzen Zahlen isomorph Diese Unterscheidung spielt aber in den meisten Fallen keine Rolle sodass Aussagen der Art dass eine Zahlenmenge Teilmenge einer anderen Zahlenmenge sei zulassige Vereinfachungen sind Verallgemeinerungen BearbeitenDie prinzipielle Vorgangsweise bei Zahlenbereichserweiterungen findet sich auch in allgemeineren Fallen wieder so ist die Erweiterung der ganzen zu den rationalen Zahlen eine Konstruktion eines Quotientenkorpers die Erweiterung der rationalen Zahlen zu den reellen Zahlen entspricht einer Vervollstandigung eines metrischen oder allgemeiner eines uniformen Raums Literatur BearbeitenEdmund Landau Grundlagen der Analysis Chelsea Publ New York 1948Weblinks BearbeitenZahlenmengen Skript zum Aufbau der Zahlbereiche PDF deutsch 285 kB Siehe auch BearbeitenErweiterte reelle Zahl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zahlbereichserweiterung amp oldid 192850269