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Wolfgang Schmidt 16 Januar 1954 in Berlin ist ein ehemaliger deutscher Diskuswerfer der fur die DDR startend 1976 eine olympische Silbermedaille gewann Ab 1982 machte er Schlagzeilen durch eine zunachst gescheiterte Flucht und die spatere Ubersiedlung aus der DDR in den Westen Deutschlands 1990 wurde er fur die Bundesrepublik Deutschland Europameisterschaftsdritter Wolfgang Schmidt 1977 Inhaltsverzeichnis 1 Karriere in der DDR 2 Flucht aus der DDR und sportpolitische Spannungen 3 Weitere Lebensstationen 4 Erfolge im Einzelnen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKarriere in der DDR BearbeitenDer Sohn von Ernst Schmidt gewann 1973 bei den Junioreneuropameisterschaften den Diskuswurf und belegte im Kugelstossen den zweiten Platz Bei den Europameisterschaften 1974 erreichte Schmidt erstmals ein internationales Finale in der Erwachsenenklasse und belegte den achten Platz 1975 gewann Schmidt seinen ersten DDR Meistertitel im Diskuswurf dem bis 1980 funf weitere folgen sollten 1976 erreichte Schmidt das Olympiafinale im Diskuswurf Mit 66 22 m gewann er die Silbermedaille hinter dem Amerikaner Mac Wilkins der 67 50 m erreichte Fur diesen Erfolg wurde er mit dem Vaterlandischen Verdienstorden in Bronze ausgezeichnet 1 Beim Leichtathletik Weltcup 1977 und 1979 siegte Schmidt jeweils vor Wilkins Am 9 August 1978 verbesserte Schmidt im Berliner Dynamo Sportpark den Weltrekord von Mac Wilkins um dreissig Zentimeter auf 71 16 m Schmidts Wurf wurde 1981 vom Amerikaner Ben Plucknett ubertroffen dessen Leistung als Weltrekord aber wegen Dopings nicht anerkannt wurde Schmidts Weltrekord hielt bis im Mai 1983 der sowjetische Werfer Juri Dumtschew den Diskus siebzig Zentimeter weiter warf Im September 1978 belegte Schmidt bei den Europameisterschaften in Prag den vierten Platz im Kugelstossen nach der Doping Disqualifikation des Zweitplatzierten Jewgeni Mironow ruckte Schmidt auf den dritten Platz vor Zwei Tage nach dem Kugelfinale gewann Schmidt das Finale im Diskuswurf 1978 war das einzige Jahr in dem Wolfgang Schmidt am Ende des Jahres die Weltjahresbestenliste anfuhrte 1979 gewann Schmidt ausser dem Weltcup auch den Titel bei der Universiade in der Weltjahresbestenliste lag aber wieder Mac Wilkins vor ihm Mac Wilkins und John Powell traten wegen des Olympiaboykotts 1980 nicht bei den Olympischen Spielen in Moskau an Wolfgang Schmidt war damit Favorit fur das olympische Finale belegte aber nur den vierten Platz Flucht aus der DDR und sportpolitische Spannungen BearbeitenNach dem fur ihn enttauschenden vierten Platz bei den Olympischen Spielen 1980 und einem durch einen zweiten Platz bei den DDR Meisterschaften verpassten Weltcup Start 1981 in Rom beschloss Wolfgang Schmidt sein Gluck als Sportler in der Bundesrepublik zu machen Als Mitglied eines Polizeisportklubs SV Dynamo im Rang eines Leutnants der Volkspolizei wurde er in der DDR vom Ministerium fur Staatssicherheit uberwacht und er fiel auf eine fingierte Organisation seiner Flucht herein Im Herbst 1982 wurde er wegen versuchten ungesetzlichen Grenzubertritts zu anderthalb Jahren Gefangnis verurteilt Ein Jahr spater wurde er entlassen und als Trainer bei der SG Dynamo Adlershof eingestellt einem Sportverein des Wachregiments der Staatssicherheit Wahrend dieser Zeit strebte Wolfgang Schmidt ein Comeback an das ihm in der DDR jedoch verwehrt wurde daraufhin stellte er einen Ausreiseantrag Spater sagte Schmidt er habe sich von der DDR Sportfuhrung als erwachsener Mann und Sportler der Weltklasse reglementieren und bevormunden lassen mussen Des Weiteren habe er nicht auf Kontakte zu Sportlern aus dem westlichen Ausland verzichten wollen was ihm in der DDR Arger eingebracht habe Seine Ausreisegenehmigung wurde durch die DDR Behorden bis in den November 1987 hinausgezogert so dass Bemuhungen fur eine Startberechtigung innerhalb der bundesdeutschen Olympiamannschaft an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul 2 dem NOK fur Deutschland nicht mehr opportun erschienen zumal die DDR bereits eine Sperre dafur erwirkt hatte Beim ersten und letzten Leichtathletik Landerkampf zwischen der DDR und der Bundesrepublik im Juli 1988 kam es zu einem Eklat weil sich der Sieger Jurgen Schult nicht von Wolfgang Schmidt gratulieren lassen wollte und den Handschlag verweigerte 3 Schult gab an von Schmidt beleidigt worden zu sein 2 Spater wurde bekannt dass Schult seitens des DDR Verbandes angewiesen worden war den Handschlag zu verweigern 4 Dass Schmidt fur den Wettkampf ins BRD Aufgebot berufen worden war sorgte im Vorfeld fur sportpolitische Spannungen zwischen den beiden deutschen Staaten Der ostdeutsche DTSB warf dem westdeutschen DLV Provokation Wortbruch und Vertragsverletzung vor der DLV erwiderte es habe keine Vereinbarungen gegeben Auch Auswirkungen auf den innerdeutschen Sportverkehr insgesamt wurden seitens der DDR angedroht 5 Wahrend der Ubertragung des Landerkampfes im DDR Fernsehen ausserte der Kommentator Wolfhard Kupfer der DLV habe mit der Nominierung Schmidts Kraften in der BRD nachgegeben denen provozierendes Gehabe wichtiger ist als die Pflege der gemeinsamen sportlichen Beziehungen 3 wahrend Hans Hansen der damalige Vorsitzende des Deutschen Sportbundes ausserte Schmidts Start sei im Einklang mit den internationalen Regeln erfolgt und die DDR berufe sich in jedem Fall auf internationale Regeln 6 Im Anschluss an den Landerkampf kam es durch die DDR zu Absagen von innerdeutschen Sportveranstaltungen was das Hamburger Abendblatt zu der Schlussfolgerung veranlasste Die Beziehungen im deutsch deutschen Sportverkehr sind frostiger geworden 7 Schmidt wurde die Teilnahme am Wettkampf Olympischer Tag Anfang Juli 1989 in Ost Berlin nicht genehmigt was er als diskriminierende Einreiseverweigerung bezeichnete Der bundesdeutsche Verband hatte ihn fur diese Veranstaltung als Teilnehmer angemeldet 8 Anfang Februar 1990 wurde die von der DDR erwirkte Sperre gegen Schmidt aufgehoben 9 noch im selben Monat war er auch wieder bei internationalen Wettkampfen einsatzberechtigt 10 Im Mai 1990 sprachen sich Schmidt und Schult aus und versohnten sich 11 aber das Verhaltnis der beiden Sportler blieb angespannt wie sich bei der EM im August 1990 zeigte als Schmidt der Dritter und Schult Europameister geworden war nur widerwillig an der Siegerehrung teilnahm 4 Weitere Lebensstationen BearbeitenBei den Europameisterschaften 1990 siegte Jurgen Schult Schmidt gewann die Bronzemedaille 1990 und 1991 wurde Schmidt Deutscher Meister im Diskuswurf und besiegte dabei 1991 auch Jurgen Schult Bei den Weltmeisterschaften 1991 siegte Lars Riedel Schmidt belegte den vierten Platz An den Deutschen Meisterschaften 1992 in Munchen nahm er wegen Ruckenbeschwerden nicht teil Da Schmidt zudem bei den vorgeschriebenen Qualifikationswettkampfen fur die Olympischen Spiele in Barcelona 1992 nicht antrat wurde er trotz Jahresbestweite von 65 48 m nicht fur die Olympiamannschaft berucksichtigt Schmidt bezeichnete das als Politikum und ausserte an ihm habe man ein Exempel statuiert wollen Willi Daume damaliger Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees fur Deutschland warf Schmidt vor die Ausscheidungswettkampfe unter fadenscheinigen Argumenten abgesagt zu haben 12 Eine Intervention beim damaligen IOC Prasidenten Samaranch brachte kein Ergebnis in seinem Sinne Ein Jahr spater beendete er seine Karriere Spater zog er nach San Francisco und wurde Borsenmakler und Unternehmensberater danach 1994 war er in Boca Raton Florida als Fitness Trainer tatig 13 Fur den Verrat der Fluchtplane von Wolfgang Schmidt an die Stasi im Jahre 1982 verurteilte das Berliner Landgericht einen Westberliner Stasi Spitzel im November 1994 zu einer Bewahrungsstrafe von 18 Monaten wegen Freiheitsberaubung in einem besonders schweren Fall Der Schuldige musste ausserdem 7200 Mark an Schmidt bezahlen 14 Wolfgang Schmidt startete in der DDR fur den SC Dynamo Berlin und trainierte bei Joachim Spenke spater trat er fur die Stuttgarter Kickers und die Startgemeinschaft LG VfB Kickers Stuttgart an Seine Bestleistung im Diskuswurf blieb sein Weltrekord von 1978 im Kugelstossen erreichte er am 31 Mai 1978 20 76 m Er ist 1 99 m gross und wog in seiner aktiven Zeit 115 kg Erfolge im Einzelnen Bearbeiten1973 Junioreneuropameisterschaften Platz 1 im Diskuswurf 61 30 m und Platz 2 im Kugelstossen 18 45 m 1974 Europameisterschaften Platz 8 im Diskuswurf 59 56 m ungultig 57 44 59 06 58 88 58 52 1976 Olympische Spiele in Montreal Platz 2 im Diskuswurf 63 68 ungultig 65 16 ungultig 63 96 66 22 m 1978 Europameisterschaften Platz 1 im Diskuswurf 64 04 61 68 64 52 62 08 65 94 66 82 m Platz 4 im Kugelstossen 19 86 19 63 19 92 19 62 20 30 m 19 49 spater aufgeruckt auf Platz 3 1979 Universiade Platz 1 im Diskuswurf 60 78 m 1980 Olympische Spiele in Moskau Platz 4 im Diskuswurf ungultig 61 60 65 30 65 64 m 65 34 ungultig 1990 Europameisterschaften Platz 3 61 28 60 84 ungultig 64 08 64 10 m ungultig fur die Bundesrepublik startend 1991 Weltmeisterschaften Platz 4 63 66 61 84 60 58 64 48 64 76 60 72 Literatur BearbeitenKlaus Amrhein Biographisches Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik 1898 2005 2 Bande Darmstadt 2005 publiziert uber Deutsche Leichtathletik Promotion und Projektgesellschaft S 1061 Manfred Holzhausen Weltrekorde und Weltrekordler Kugelstossen Diskuswurf Grevenbroich 2001 William O Johnson amp Anita Verschoth Freigeworfen Wolfgang Schmidt Glanz und Elend einer deutschen Sportkarriere Sportverlag Berlin 1992 ISBN 3 328 00510 2 Ullstein Frankfurt Berlin 1994 ISBN 3 548 23212 4 Kurzbiografie zu Schmidt Wolfgang In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Karl Heinz Keldungs Wolfgang Schmidt In ders Die deutsche Leichtathletik in 100 Portrats von Hanns Braun bis Malaika Mihambo Arete Verlag Christian Becker Hildesheim 2022 ISBN 978 3 96423 081 2 S 143f Kurzbiografie zu Schmidt Wolfgang In Volker Kluge Das grosse Lexikon der DDR Sportler 2 aktualisierte Auflage Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2004 S 498f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wolfgang Schmidt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wolfgang Schmidt in der Datenbank von World Athletics englisch Wolfgang Schmidt in der Datenbank von Olympedia org englisch Literatur von und uber Wolfgang Schmidt im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Von der Ehrung fur die Olympiamannschaft der DDR Hohe staatliche Auszeichnungen verliehen Vaterlandischer Verdienstorden in Bronze Nicht mehr online verfugbar In Neues Deutschland 10 September 1976 S 4 archiviert vom Original am 26 Juli 2018 abgerufen am 10 April 2018 online bei ZEFYS Zeitungsportal der Staatsbibliothek zu Berlin kostenfreie Anmeldung erforderlich nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot zefys staatsbibliothek berlin de a b Die Sperre soll fallen In Hamburger Abendblatt 10 Januar 1990 abgerufen am 12 Oktober 2022 a b TV Reporter Kupfer und der Fall Schmidt In Hamburger Abendblatt 21 Juni 1988 abgerufen am 25 Mai 2022 a b Eine deutsche Diskusfeindschaft In Hamburger Abendblatt 3 September 1990 abgerufen am 16 November 2022 Scharfer DDR Protest In Hamburger Abendblatt 16 Juni 1988 abgerufen am 25 Mai 2022 Wie gross sind die Spannungen In Hamburger Abendblatt 19 Juli 1988 abgerufen am 26 Mai 2022 Neue Eiszeit im deutsch deutschen Sportverkehr In Hamburger Abendblatt 14 Juli 1988 abgerufen am 25 Mai 2022 Schmidt ubte Kritik In Hamburger Abendblatt 21 Juni 1989 abgerufen am 1 August 2022 Kurz notiert In Hamburger Abendblatt 27 Januar 1990 abgerufen am 17 Oktober 2022 Kurz notiert In Hamburger Abendblatt 13 Februar 1990 abgerufen am 18 Oktober 2022 Die Versohnung In Hamburger Abendblatt 26 Mai 1990 abgerufen am 5 November 2022 Exempel Schmidt In Hamburger Abendblatt 2 Juli 1992 abgerufen am 9 Marz 2023 Volker Kluge Das grosse Lexikon der DDR Sportler 2 aktualisierte Auflage Schwarzkopf und Schwarzkopf Berlin 2004 ISBN 3 89602 538 4 S 498 f Ralf Jarkowski und Ulrike John Ex Weltrekordler Schmidt Kein Hass auf die DDR In Magdeburger Volksstimme dpa 10 September 2019 abgerufen am 9 Februar 2023 Europameister im Diskuswurf 1934 Harald Andersson 1938 Willy Schroder 1946 Adolfo Consolini 1950 Adolfo Consolini 1954 Adolfo Consolini 1958 Edmund Piatkowski 1962 Wladimir Trussenjow 1966 Detlef Thorith 1969 Hartmut Losch 1971 Ludvik Danek 1974 Pentti Kahma 1978 Wolfgang Schmidt 1982 Imrich Bugar 1986 Romas Ubartas 1990 Jurgen Schult 1994 Uladsimir Dubrouschtschyk 1998 Lars Riedel 2002 Robert Fazekas 2006 Virgilijus Alekna 2010 Piotr Malachowski 2012 Robert Harting 2014 Robert Harting 2016 Piotr Malachowski 2018 Andrius Gudzius 2022 Mykolas Alekna Normdaten Person GND 119003244 lobid OGND AKS LCCN n90712995 VIAF 4100953 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmidt WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher DiskuswerferGEBURTSDATUM 16 Januar 1954GEBURTSORT Berlin 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