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Wolfgang Johann Paul Arnold Leydhecker 3 Mai 1919 in Darmstadt 10 Juni 1995 in Wurzburg war ein deutscher Augenarzt Glaukomforscher und Hochschullehrer an der Julius Maximilians Universitat Wurzburg Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Studium 3 Weiterbildung zum Augenarzt 4 Wirken als Augenarzt und Hochschullehrer 5 Schriften Auswahl 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKindheit und Jugend BearbeitenWolfgang Leydhecker war einer der Sohne seiner 1888 geborenen aus Berlin Zehlendorf stammenden Mutter Adoptionstochter des Historikers Richard Sternfeld und Hausfrau und eines mit dieser seit etwa 1900 verheirateten 1869 geborenen Arztes dessen Vater Mitbegrunder und arztlicher Leiter des Elisabethenstifts in Darmstadt war mit im evangelischen Elternhaus von Wolfgang Leydhecker befindlicher Praxis in der Heinrichstrasse 23 in Darmstadt Seine Bruder waren zehn bzw acht Jahre alter Gemeinsam mit seinem acht Jahre alteren Bruder Friedrich Karl genannt Fritz begann Wolfgang Leydhecker 1930 oder 1931 mit dem Boxsport Im Mai 1932 erhielt er in Dieburg den II Preis bei den Gaumeisterschaften des Odenwald Gaues im Jugendboxen Im Jahr 1933 verbrachte er die Sommerferien als Austauschschuler in England 1935 war er Austauschschuler in Brussel und im Sommer 1936 in Paris Leydhecker erhielt im Februar 1937 sein Abiturzeugnis am humanistischen Ludwig Georgs Gymnasium zu Darmstadt wo er an mehreren Auffuhrungen des Schultheaters mitgewirkt hat 1 Studium BearbeitenNach Ableistung des fur ein Studium erforderlichen sechsmonatigen Arbeitsdienstes im Reichsarbeitsdienst ab Fruhjahr 1937 in Lampertheim und einmonatiger unfreiwilliger Verlangerung Gross Gumpen und des gleich darauf im November 1937 begonnenen und bis Fruhjahr 1939 andauernden Militardienstes studierte er ab dem Sommersemester 1939 Medizin in Munchen Wahrend seiner Zeit in Munchen gehorte er einer Studentenverbindung an Im Jahr 1938 liess er sich in der NSDAP einschreiben Er bewarb sich nachdem er in den NS Studentenbund eingetreten war um ein Auslandsstudium ab dem vierten Semester in Lausanne oder Budapest Nach einer im Fruhjahr 1940 erfolgten Einberufung wurde er wieder entlassen da er zuvor einer geheimen Tatigkeit fur die Abwehr in Budapest zugestimmt hatte Anschliessend erhielt er ein Visum fur Budapest wo er im Eotvos Kollegium wohnte und neben seinem Studium fur ungarische Damen als Hauslehrer fur Deutsch tatig war Sein Spionageauftrag beschrankte sich nach eigenen Angaben auf die Auskunft uber eine Person 2 Nach dem ersten Studiensemester dort setzte er sein Studium im Januar 1941 in Innsbruck wo er auch Vorlesungen der Psychologischen Fakultat horte und sein Physikum absolvierte und im Fruhling 1941 in Prag fort wo er als Sanitatsunteroffizier zur Studentenkompanie der Mediziner gehorte und von dort Ende des Semesters im Sommer nach Estland in Kriegslazarette in Pernau am Ostseestrand und in Narwa verlegt wurde Im selben Jahr erhielt er den Befehl zur Ruckkehr nach Deutschland und wurde seinem Antrag entsprechend nach Berlin entlassen wo seine Freundin die er in Prag kennengelernt hatte nun wohnte und er das in Innsbruck begonnene Psychologiestudium als Nebenfach fortsetzen konnte An der Berliner Universitat besuchte er Vorlesungen bedeutender Mediziner wie Ferdinand Sauerbruch Ernst von Bergmann Max de Crinis und Johannes Heinrich Schultz In Berlin lernte er den 82 jahrigen Maler Philipp Franck kennen woraus sich spater eine Freundschaft entwickelte Gemeinsam mit der ihm bekannten Psychologin die er aus Prag Innsbruck und spater auch Frankfurt kannte bewahrte er 1944 einige Aquarelle Francks die ihm dessen Witwe Martha Franck zugeschickt hatte in Darmstadt auf 3 Danach setzte er sein Studium in Frankfurt am Main fort das im Marz 1942 bewilligt worden war und wohnte dort zunachst uber einem Kindergarten in der nicht weit von den Kliniken entfernten Heimatsiedlung spater in einem nahe der Klinik gelegenen Einfamilienhaus bei zwei Lehrerinnen und nach der Ausbombung bei Fliegerangriffen 1944 in Sachsenhausen bei einem Rechtsanwalt und dessen Frau wo er die Medizinstudentin Gertrud Neugebauer die Tochter eines Chemikers der Firma Kalle in Wiesbaden kennenlernte die er funf Jahre spater heiratete Neben medizinischen etwa bei Bernhard de Rudder Max Gansslen Wilhelm Nonnenbruch Karl Kleist und dem Augenarzt Rudolf Thiel horte er auch in Frankfurt psychologische und philosophische Vorlesungen besuchte ein Oberseminar bei dem Gestaltanalytiker Ferdinand Weinhandl und betatigte sich als Vorpraparator in der Anatomie Wahrend der oft am Wochenende erfolgenden Aufenthalte bei seinen Eltern in Darmstadt verfasste Leydhecker ab 1942 einen Zeitspiegel eine Art politisches Tagebuch bzw Zeitgeschichte aus personlicher Sicht die kritisch und teils satirisch die Zeit des Nationalsozialismus und danach bis September 1947 schildert Kurze Zeit war auch als an der Front in Russland tatig Er beendete noch als Sanitatsfeldwebel sein Studium 1944 mit Staatsexamen im August 1944 und Promotion bei Kleist mit der anhand von Krankengeschichten erarbeiteten Dissertation Reaktive Depressionen bei Soldaten Sein Elternhaus in Darmstadt war bei Luftangriffen auf Darmstadt im August 1944 zerstort worden 4 Weiterbildung zum Augenarzt BearbeitenNach dem Staatsexamen wurde Leydhecker nachdem ihn sowohl der Neurologe Kleist als auch der Ophthalmologe Oberfeldarzt und Kommandeur des Augenlazaretts der Universitatsklinik Thiel angefordert hatten eingedenk seines Bruders Fritz Assistenzarzt bei Thiel an der Universitats Augenklinik in Frankfurt am Main In Hofgeismar musste er als Sanitatsfeldwebel im November 1944 an einem Lehrgang zum Feldunterarzt teilnehmen Im Februar 1945 war er nachmittags als Sanitatsunterarzt im Lazarett Philantropin chirurgisch tatig Die letzten sechs Kriegsmonate arbeitete er an der Wehrmachtsambulanz der Augenklinik unter Thiel 5 Nach dem Krieg war er neben seiner Arbeit an der Klinik auch als Ubersetzer fur die amerikanischen Soldaten an den Universitatskliniken in Frankfurt tatig Im ersten Jahr seiner Ausbildung zum Augenarzt war er 1945 1946 unbezahlter Voluntarassistent bei Rudolf Thiel Im Fruhjahr 1946 wurde Leydhecker von der Militarregierung vernommen und wegen falscher Angaben in einem Fragebogen zu einer sechsmonatigen Haftstrafe und 2000 Mark Geldstrafe verurteilt Nach einer eintagigen Inhaftierung Zahlung der Geldstrafe durch Leydheckers Eltern und nachdem der Anklager Berufung gegen den Richterspruch eingelegt hatte wurde das Urteil wieder aufgehoben 6 Zur Erlangung einer Facharztanerkennung als Augenarzt musste er noch ein Jahr als Assistenzarzt in der Inneren Medizin arbeiten was er von Mai 1946 bis Mai 1947 in Darmstadt im Elisabethenstift tat 7 Wirken als Augenarzt und Hochschullehrer BearbeitenAb Oktober 1947 arbeitete Leydhecker als unbezahlter Volontarassistent an der Augenklinik in Essen Seinen Chef dort schatzte er als Lehrer ebenso wenig wie zuvor seinen ebenso wie dieser jahzornigen Vorgesetzten Rudolf Thiel in Frankfurt Im nachsten Jahr erhielt er von seinem fruheren Austauschpartner nun Mitglied im Worcester College eine Einladung fur zwei Wochen nach Oxford Am 29 Oktober 1948 reiste er dazu zunachst nach London wo er der inzwischen nach England emigrierten Witwe des Malers Franck und ihrem Sohn die fur sie aufbewahrten Mappen mit Aquarellen wieder unversehrt ubergeben konnte In London bewarb sich Leydhecker dann erfolglos als Assistenzarzt bei der Professorin fur Augenheilkunde Ida Man und beim Dean von Moorfields letzterer empfahl eine Stellensuche bei Sir Stewart Duke Elder der ihm schliesslich eine Stelle als Gastarzt in Oxford verschaffte Am 24 Dezember heiratete Leydhecker wahrend des Wartens auf eine Stelle am Institute of Ophthalmology in London wo sie zunachst bei der Familie Franck unterkamen seine Verlobte Gertrud Neugebauer so dass auch deren Aufenthaltsvisum fur England verlangert werden konnte Anschliessend wohnten sie in einem Boardinghouse und Leydhecker erhielt die Londoner Stelle 8 Von 1950 bis 1953 war Leydhecker als Assistent an der Universitats Augenklinik Mainz tatig an der er sich 1952 mit einer Arbeit uber das Glaukom habilitierte Danach war er 1953 bis 1964 an der Universitats Augenklinik Bonn wo er Oberarzt und 1958 ausserplanmassiger Professor wurde 9 Im Jahr 1964 wurde er ordentlicher Professor an der Universitat Wurzburg als Nachfolger von Walther Reichling und blieb dort bis zur Emeritierung 1987 Nachfolger wurde Anselm Kampik Wolfgang Leydheckers Bruder Friedrich Karl Leydhecker war ebenfalls publizierender 10 Augenarzt Er war Oberarzt der Hallenser Augenklinik habilitierte sich 1940 in Halle arbeitete unter Wilhelm Clausen wurde 1941 eingezogen und starb 1944 in Russland 11 im Zweiten Weltkrieg 12 Wolfgang Leydhecker verfasste ein im deutschsprachigen Raum weitverbreitetes Lehrbuch der Augenheilkunde haufig kurz nach seinem Namen benannt zunachst 1968 als Bearbeitung des alteren verbreiteten Lehrbuchs von Ernst Engelking und eine Monographie uber das Glaukom fur das er als der Experte uber Deutschland hinaus galt so dass er auch als Glaukom Papst bezeichnet wurde Zudem verfasste er uber 350 weitere wissenschaftliche Arbeiten Er war Grundungsprasident und spater Ehrenmitglied der Glaucoma Society of the International Congress of Ophthalmology einer internationalen Vereinigung prominenter Glaukomforscher und Ehrenmitglied der European Glaucoma Society In Wurzburg grundete er die erste Augenbank in Europa 13 Leydhecker war medizinischer Ehrendoktor der Universitat in Ascuncion 1975 erhielt die Goldmedaille der Universitats Augenklinik Asuncion Paraguay 1975 den Sir Stewart Duke Elder Award 1983 den Bayerischen Verdienstorden 1987 und das Bundesverdienstkreuz 1 Klasse 1981 Er war Ehrenmitglied der augenarztlichen Gesellschaften in Griechenland Paraguay Japan Korea und Taiwan Zudem war er Vorstandsvorsitzender 14 und spater Ehrenmitglied des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur Verhutung der Blindheit Er gab 1989 die Vorlesungen uber Augenheilkunde von Albrecht von Graefe in Berlin 1854 55 heraus Verlag Sud Druck Munchen Schriften Auswahl BearbeitenAugenheilkunde 21 Auflage Springer Berlin 1982 25 Auflage mit Franz Grehn ebenda 1993 Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen Eduard Roether Verlag Darmstadt 1992 ISBN 3 7929 0198 6 Der Beginn der wissenschaftlichen Chirurgie und Augenheilkunde in Wurzburg durch Carl Caspar von Siebold 1736 1807 In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen Band 10 1992 S 101 106 London Mainz Bonn Wurzburg Lebensreise eines Augenarztes Verlag ad manum medici Braz amp Hoc Munchen 1993 Glaukom Ein Handbuch 1960 2 vollig neubearbeitete Auflage Springer Verlag 1973 Die Glaukome in der Praxis Ein Leitfaden Springer Verlag 1962 5 Auflage ebenda 1991 Weblinks BearbeitenWurzburg Wiki Biographien Menschen aus BayernEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 14 22 27 40 43 49 51 53 101 127 129 und 133 Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 53 70 73 80 und 152 Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 80 84 87 94 96 98 129 f und 132 f Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 99 104 124 128 130 135 140 142 155 171 177 f und Klappentext Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 135 137 140 f und 150 Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 148 153 Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 154 und 166 f Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 171 und 173 180 Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 Klappentext Vgl etwa Friedrich Karl Leydhecker Beitrag zur Frage der Bilder von A von Graefe In von Graefes Archiv fur Ophthalmologie Band 142 Heft 4 Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 S 127 f Mein Bruder Carl Hans Sasse Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle Bucherei des Augenarztes Heft 18 Ferdinand Enke Stuttgart 1947 S 4 Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 Klappentext Wolfgang Leydhecker Eine Jugend im Dritten Reich Nicht wie die anderen 1992 Klappentext Normdaten Person GND 119055929 lobid OGND AKS LCCN n50051471 VIAF 74654731 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leydhecker WolfgangALTERNATIVNAMEN Leydhecker Wolfgang Johann Paul Arnold vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher AugenarztGEBURTSDATUM 3 Mai 1919GEBURTSORT DarmstadtSTERBEDATUM 10 Juni 1995STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Leydhecker amp oldid 236563479