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Willy Schluter voller Name Friedrich Wilhelm Martin Schluter Pseudonyme Pico und Samitasa 18 Juli 1873 in der Hamburger Neustadt 5 November 1935 in Mengerskirchen war ein deutscher Autor und Vortragsredner Ab 1903 wirkte er fur mehrere Jahre als Amanuensis bei Ferdinand Tonnies in Eutin Spatestens ab 1933 zeigten Schluters Schriften deutlich antisemitische Zuge Leben BearbeitenSchluter wurde als siebtes Kind von Friedrich Heinrich Schluter und dessen Ehefrau Anna Schluter geb Albers in der Hamburger Neustadt geboren 1 Sein Vater ein Bauernsohn aus der Luneburger Heide war in Hamburg anfangs Lasttrager gewesen und hatte es zum Betrieb eines eigenen Fuhrwerks gebracht Die Mutter war Tochter eines Elbschiffers Nach dem Umzug der Eltern wuchs Schluter in Hamburg Rothenburgsort auf und besuchte von 1884 bis 1889 eine Hohere Burgerschule die er mit dem Einjahrigen abschloss Seinen Wunsch nach weiterer schulischer Ausbildung und Studium erfullten die Eltern nicht Stattdessen wurde er Postgehilfe im Fernsprechvermittlungsamt Hamburg Hammerbrook Nach sechs Jahren am 1 September 1895 schied er auf eigenen Wunsch aus dem Postdienst aus Ein alterer Bruder verschaffte ihm bald darauf eine Stelle als Kaufmannsvolontar bei einer Weinhandlung in der Hamburger Altstadt Da Schluter wahrend des Hamburger Hafenarbeiterstreiks vierzehn Tage im Geschaft fehlte weil er agitiert und Streikposten gestanden hatte wurde er entlassen 1897 arbeitete er dann noch wenige Monate als Hilfskraft in Buros und konzentrierte sich danach ausschliesslich auf sein publizistisches und philosophischen Werk Schluter war zweimal verheiratet beide Ehen litten unter den prekaren okonomischen Bedingungen die sein Lebensstil seit 1897 mit sich brachte Gleich nach seiner Anstellung bei der Post hatte sich Schluter bei einem Bucherkarren preiswerte Ausgaben antiker Philosophen und Dichter sowie einiger Dramen Shakespeares beschafft und ein autodidaktisches Studium begonnen Besonders vom griechischen Skepktiker Lukian zeigte er sich beeindruckt Ab 1897 wagte er sich mit Vortragen an die Offentlichkeit seine ersten Artikel erschienen bereits 1895 unter Pseudonym im Hamburger Echo Seinen Vortrag Nietzsche als Mystiker den er am 22 September 1897 in der Hamburger Theosophischen Gesellschaft gehalten hatte veroffentlichte Gustav Landauer in der literarischen Beilage der Zeitung Der Sozialist Bis zum April 1898 erschienen dort mindestens zehn weitere Artikel Schluters bezeichnende Titel seiner Texte waren Die Erlosung von der Rachsucht Seelenadel neben Geistesadel Jesus und Zarathustra nbsp Hermann Graf Keyserling er nannte Schluter erst ein Genie dann einen Sakralstrolch Seither bis zum Ende seines Lebens war Schluter fast immer kurzfristig und haufig ohne Bezahlung als Vortragsredner Autor und Redakteur fur diverse lebensreformerische neureligiose und volkische Sekten und Verbande tatig Dabei kam es beispielsweise zur Zusammenarbeit mit Walther Wilhelm Reichspartei des deutschen Mittelstandes Othmar Spann Theoretiker des Standestaates und Hermann Graf Keyserling Keyserling nannte Schluter in einem Artikel der Vossischen Zeitung zweifellos ein Genie 2 1925 anderte Keyserling seine Meinung und bezeichnete Schluter der ihn wie auch andere unverblumt angebettelt hatte einen Sakralstrolch 3 Ferdinand Tonnies dagegen unterstutzte Schluter durchgehend und reagierte bis zu dessen Tod mit finanziellen Zuwendungen auf die Bettelbriefe nbsp Ferdinand Tonnies ihm diente Schluter einige Jahre als Amanuensis Der personliche Kontakt mit Tonnies begann 1899 als Schluter ihn in seiner Altonaer Wohnung besuchte 1900 folgten mehrere Besuche bei denen sich Schluter als Schuler verstand Doch bereits zu diesem Zeitpunkt wird deutlich dass Schluter Tonnies typologische Analyse Gemeinschaft und Gesellschaft fur eine neue Metaphysik popularisieren wollte Nachdem Tonnies 1901 nach Eutin umgezogen war intensivierte sich der Kontakt Tonnies berichtete 1922 ruckblickend Als Amanuensis war mir hier mehrere Jahre lang Willy Schluter ein treuer Gefahrte 4 Auch nach dem Ende der Zusammenarbeit schrieb Schluter regelmassig Briefe an den Kieler Soziologen 5 in denen er seine Projekte beschrieb und in denen sich narzisstischer Grossenwahn 6 zeigte er sah sich mit Tonnies langst auf Augenhohe 1933 besuchte Schluter seinen Freund Karl Brunner der in der Weimarer Republik mit einer uberzogenen Kampagne gegen Schund und Schmutzliteratur gescheitert war und auf Anerkennung durch die nun regierenden Nationalsozialisten hoffte Bei diesem Besuch verfasste Schluter eine biografische Wurdigung Brunners die erst 1937 erschien 7 In dieser Schrift wird deutlich dass Schluter den neuen Staat begrusste Ganz in nationalsozialistischer Diktion brandmarkt er das judische Schund und Schmutzkapital Judische Juristen und Journalisten hatten die hehren Bestrebungen Brunners verunglimpft Namentlich die Juden und Judengenossen Stefan Grossmann Wolfgang Heine Siegfried Jacobsohn Alfred Kerr Hans Kyser Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky wurden von Schluter angegriffen 8 Christoph Knuppel fragt in der Einleitung seiner ausfuhrlichen biografischen Darstellung was Tonnies bewogen haben mag Schluters publizistische Karriere erst zu fordern ihn spater finanziell zu unterstutzen und die Beziehung bis zu dessen Lebensende aufrechtzuerhalten Er vermutet dass Tonnies bis in die Zeit der Weimarer Republik hinein eine volkisch lebensreformerische Ausdeutung seiner soziologisch fundierten Geschichtsphilosophie zumindest geduldet hat 9 Schriften Auswahl BearbeitenPsychosophisches Skizzenbuch Hermann Walther Berlin 1901 OCLC 253137948 Zweite Auflage als Der Sonne entgegen Psychosophie oder evolutive Theosophie Karl Rohm Lorch 1904 OCLC 953317774 Warum denn sterben Eine Kritik der Todeslehre Excelsior Verlag Leipzig 1911 OCLC 66541912 Deutsches Tat Denken Anregungen zu einer neuen Forschung und Denkweise O Laube Dresden 1919 OCLC 906510959 mit Walther Wilhelm Die Mission des Mittelstandes 99 Thesen fur das schaffende Volk Laube Dresden 1925 OCLC 247072841 Fuhrung Die Fundamente des Tuns und Fuhrens 2 Bande Meiner Leipzig 1927 OCLC 1995383 mit Walther Wilhelm Vom Geist der deutschen Stande List Leipzig 1936 OCLC 72389748 Lebensfragen Deutscher Artung im Spiegel des Lebenswerkes Karl Brunners Haus Seefried Prien am Chiemsee 1937 OCLC 72103802 Willy Schluters deutscher Glaube Ein Willy Schluter Brevier Herausgegeben von Ewalt Kliemke Wernitz Berlin 1937 OCLC 72103800 Einzelnachweise Bearbeiten Biografische Angaben beruhen auf Christoph Knuppel Vom Anarchisten zum deutschen Tatdenker Der Lebensweg Willy Schluters und seine Freundschaft mit Ferdinand Tonnies In Tonnies Forum Heft 2 1998 S 3 103 und Heft 1 1999 Fortsetzung S 36 75 Hermann Graf Keyserling Zwei bedeutende Kopfe In Vossische Zeitung 23 Mai 1920 zitiert nach Christoph Knuppel Vom Anarchisten zum deutschen Tatdenker Der Lebensweg Willy Schluters und seine Freundschaft mit Ferdinand Tonnies Teil 2 In Tonnies Forum Heft 1 1999 S 36 75 hier S 55 Christoph Knuppel Vom Anarchisten zum deutschen Tatdenker Der Lebensweg Willy Schluters und seine Freundschaft mit Ferdinand Tonnies Teil 2 In Tonnies Forum Heft 1 1999 S 36 75 hier S 56 Arno Bamme Rolf Fechner Hrsg Ferdinand Tonnies Gesamtausgabe Band 7 1905 1906 Schiller als Zeitburger und Politiker Strafrechtsreform Philosophische Terminologie in psychologisch soziologischer Ansicht Schriften Rezensionen Berlin New York 2009 S 557 Schluter ist der Korrespondent von dem im Tonnies Nachlass am meisten Briefe und Postkarten erhalten sind Christoph Knuppel Vom Anarchisten zum deutschen Tatdenker Der Lebensweg Willy Schluters und seine Freundschaft mit Ferdinand Tonnies Teil 2 In Tonnies Forum Heft 1 1999 S 36 75 hier S 58 Willy Schluter Lebensfragen Deutscher Artung im Spiegel des Lebenswerkes Karl Brunners Haus Seefried Prien am Chiemsee 1937 Christoph Knuppel Vom Anarchisten zum deutschen Tatdenker Der Lebensweg Willy Schluters und seine Freundschaft mit Ferdinand Tonnies Teil 2 In Tonnies Forum Heft 1 1999 S 36 75 hier S 65 Christoph Knuppel Vom Anarchisten zum deutschen Tatdenker Der Lebensweg Willy Schluters und seine Freundschaft mit Ferdinand Tonnies In Tonnies Forum Heft 2 1998 S 3 103 hier S 8 Normdaten Person GND 117518042 lobid OGND AKS VIAF 59863618 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schluter WillyALTERNATIVNAMEN Schluter Friedrich Wilhelm Martin Pico SamitasaKURZBESCHREIBUNG deutscher Autor und VortragsrednerGEBURTSDATUM 18 Juli 1873GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 5 November 1935STERBEORT Mengerskirchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willy Schluter amp oldid 238180317