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Sir William Henry Mahoney Christie 1 Oktober 1845 in Woolwich 1 22 Januar 1922 auf See Seebestattung vor der Kuste Portugals war ein britischer Astronom William Henry Mahoney Christie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Mitgliedschaften und Ehrungen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenChristie war der dritte und jungste Sohn des Mathematikers und Naturforschers Samuel Hunter Christie und gleichzeitig das alteste Kind aus dessen zweiter Ehe 1 mit Margaret Ellen der Tochter von James Malcolm of Killarney 2 Er besuchte die King s College School in London und anschliessend das Trinity College in Cambridge wo er 1868 graduierte wobei er beim renommierten Mathematik Tripos als Viertbester fourth wrangler seines Jahrganges abschnitt 1 Christie blieb zunachst in Cambridge wo er einige Privatschuler unterrichtete 3 Im Oktober 1869 wurde er zum Fellow des College gewahlt 1 Bereits 1866 hatte sich Christie um ein Sheepshanks Stipendium beworben es jedoch nicht erhalten Der Kandidat war George Biddell Airy einem von drei Juroren die uber die Vergabe entschieden allerdings aufgefallen und in seiner Beurteilung als methodisch klar und pragmatisch methodical clear and practical beschrieben worden 1 Airy war zu dieser Zeit bereits Astronomer Royal eine Stellung die damals sowohl die Position eines Direktors des Royal Greenwich Observatory in Greenwich als auch den Status eines Hofastronomen des englischen Konigshauses umfasste 4 Als 1870 Airys Oberassistent Chief Assistant die Leitung des Royal Observatory at the Cape of Good Hope in Kapstadt ubernahm stellte er Christie als dessen Nachfolger ein und uberging dabei mehrere altere Assistenten 3 Christie trat seinen neuen Posten am 9 September 1870 an Seine ersten eigenen Beobachtungsdaten am Greenwich Observatorium sind mit dem 22 September 1870 datiert 3 1871 erhielt er seinen Master 3 und wurde im gleichen Jahr Mitglied der Royal Astronomical Society 1 Wahrend seiner Zeit als Chief Assistant wohnte er uberwiegend in Blackheath zunachst gemeinsam mit seiner jungeren Schwester Julia spater gemeinsam mit den beiden jungeren Geschwistern Faraday und Mary die sich beide als Kunstler betatigten 3 Als sich Airy 1881 in den Ruhestand versetzen liess kontaktierte der amtierende Premierminister William Gladstone zunachst John Couch Adams als moglichen neuen Astronomer Royal Erst nachdem Adams die Stellung dankend abgelehnt hatte wurde Christie als Nachfolger in Betracht gezogen der die Herausforderung annahm Er trat seine neue Stelle am 15 August 1881 an und eine seiner ersten Amtshandlungen war die Beforderung des dienstaltesten Assistenten Edwin Dunkin zum neuen Chief Assistant 3 Dass Christies Wahl ausgerechnet auf Dunkin fiel war wohl eher pragmatischen Uberlegungen geschuldet Seine eigene Beforderung zum Astronomer Royal hatte ihn unvorbereitet getroffen und er brauchte so rasch wie moglich einen erfahrenen Chief Assistant Zudem war Dunkins Pensionierung drei Jahre spater bereits absehbar und die Wahl verschaffte Christie ausreichend Zeit um sich nach einem geeigneten Kandidaten umzusehen 3 5 6 Dass sich nach zwei Hausberufungen innerhalb kurzester Zeit auch andere verdiente Angestellte des Greenwich Observatoriums Hoffnungen auf einen Karrieresprung machen wurden war ihm zu diesem Zeitpunkt moglicherweise nicht in voller Konsequenz klar 5 Um seinen neuen Chief Assistant zu finden wandte Christie dieselben Methoden an wie zuvor bereits Airy und war als Juror bei der Vergabe von Sheepshanks Stipendien aktiv 5 Nach Dunkins Pensionierung fiel seine Wahl 1884 auf den jungen Herbert Hall Turner 3 eine Entscheidung die vor allem bei den anderen Angestellte des Greenwich Observatoriums auf Ablehnung stiess 6 Vier Monate nach seiner Ernennung zum Astronomer Royal heiratete Christie am 13 Dezember 1881 Violette Mary Hickman die dritte Tochter des wohlhabenden Industriellen Alfred Hickman Das Paar hatte zwei Sohne Christies Ehefrau verstarb im Dezember 1888 wenige Wochen nach der Geburt des jungeren Sohnes der wenige Jahre spater noch als Kleinkind verstarb Christie ging nach der relativ kurzen Ehe keine weitere eheliche Verbindung ein 3 1883 war er Teilnehmer der siebten Konferenz der International Geodetic Association heute International Association of Geodesy in Rom bei der unter anderem auch die technischen Voraussetzungen fur die Festlegung eines international gultigen Nullmeridians besprochen wurden Das Greenwich Observatorium galt damals bereits als aussichtsreicher Kandidat Christie nahm an der eigentlichen Abstimmung wahrend der Internationalen Meridian Konferenz in Washington D C ein Jahr spater nicht teil da er sich als Direktor eines der vorgeschlagenen Observatorien fur zu befangen hielt sondern unterstutzte lediglich die britische Delegation 1 6 Christie amtierte von 1881 bis 1910 als Astronomer Royal Am 1 Oktober 1910 an seinem 65 Geburtstag liess er sich in den Ruhestand versetzen und zog sich aufs Land zuruck 1 blieb aber in regelmassigem Kontakt mit der Royal Astronomical Society 5 Die Wintermonate verbrachte er gerne in warmeren Regionen So besuchte er noch im Februar 1921 William Henry Pickering auf Jamaika wo er Gelegenheit hatte an dessen Observatorium Beobachtungen am Mond durchzufuhren uber die er im April 1921 in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society berichtete 1 7 Am 22 Januar 1922 befand sich Christie an Bord der Morea auf der Uberfahrt nach Marokko wo er seinen Winterurlaub verbringen wollte als er trotz seines hohen Alters unerwartet verstarb Als Todesursache wurde vom Schiffsarzt im Logbuch der Morea eine Magenblutung verzeichnet Seine sterblichen Uberreste wurden am folgenden Tag bei den Koordinaten 40 3 5 N 9 20 W vor der Kuste Portugals der See ubergeben 1 Wirken BearbeitenWahrend sein Mentor Airy sich bevorzugt allerdings nicht ausschliesslich mit Problemen der Himmelsmechanik beschaftigte wandte sich Christie schon kurz nach seiner Anstellung als Chief Assistant moderneren Teilgebieten der Astronomie zu Airy der Neuerungen gegenuber nicht unaufgeschlossen war legte ihm diesbezuglich keine Steine in den Weg und bereits 1873 hatte Christie die systematische Erforschung von Sonnenflecken durch regelmassige fotografische Aufnahmen als neuen regularen Forschungszweig des Greenwich Observatoriums durchgesetzt 6 Neben der Routinearbeit am Observatorium beschaftigte sich Christie unter anderem mit der Bestimmung der Farbe und Helligkeit von Fixsternen 8 oder mit dem Charakter des von der Venus reflektierten Sonnenlichts 9 10 1876 veroffentlichte er seine Erfahrungen mit von ihm neu entwickelten Okularen zur Sonnenbeobachtung 11 Ein Jahr spater wurde er auf Drangen von Freunden zum Begrunder und ersten Herausgeber der noch heute existierenden Fachzeitschrift The Observatory 6 In seine Zeit als Chief Assistant fallt auch Christies einziger Versuch sich als popularwissenschaftlicher Autor zu betatigen Das Buch mit dem schlichten Titel Astronomy erschien erstmals 1875 in der Reihe Manuals of Elementary Science 12 und wurde bis 1892 in insgesamt vier Auflagen herausgegeben Das Werk fand beim angesprochenen Laienpublikum jedoch kaum Zuspruch Das lag moglicherweise auch daran dass Christie bereits im ersten Satz des Vorworts darauf hinwies dass das Buch mehr auf Exaktheit und weniger auf Popularitat abzielte und dementsprechend von Anfangern als schwierig empfunden werden konnte precise rather than popular in its language which will probably present some difficulty to the beginner 12 3 Airy hielt die Forschungszweige mit denen sich Christie bevorzugt beschaftigte zwar nicht fur unbedeutend oder unpassend fur das Greenwich Observatorium nach seinem Verstandnis hatten sie jedoch nur am Rande mit der ursprunglichen Aufgabenstellung des Observatoriums zu tun 3 Airys Beharren darauf dass das Greenwich Observatorium in erster Linie dazu diente die Admiralitat der es finanziell unterstand in Fragen der Navigation zu unterstutzen hatte das Observatorium 46 Jahre lang in weitgehender Stagnation gehalten Eine Mehrheit im wissenschaftlichen Aufsichtsrat Board of Visitors insbesondere Warren De La Rue und William Huggins waren diesbezuglich jedoch anderer Ansicht und obwohl Christie nicht die erste Wahl als Airys Nachfolger gewesen war hielt man ihn fur den der am geeignetsten Mann um die notwendigen Veranderungen herbeizufuhren 6 13 Nach seiner Ernennung zum Astronomer Royal stellte Christie seine eigenen Beobachtungstatigkeiten nahezu vollstandig ein und er widmete sich fast ausschliesslich der Verwaltung dem Ausbau und der Modernisierung des Greenwich Observatoriums Die wenigen Ausnahmen bei denen sich Christie nach 1881 noch selbst als Beobachter betatigte betrafen meist Kampagnen zur Beobachtung von totalen Sonnenfinsternis Ereignissen 1896 in Japan im Januar 1898 in Indien 1900 in Portugal und 1905 in Tunesien 1 Mit der von Christie fur die erfolglose Kampagne von 1896 zusammengestellten Ausrustung gelangen dem Observatorium 1898 1900 1901 1905 und auch noch 1914 vier Jahre nach Christies Pensionierung grossformatige Aufnahmen der Sonnenkorona 14 nbsp Die von Christie entworfene zwiebelformige Beobachtungskuppel ist heute eine Nachbildung aus Fiberglas Wahrend Christies Amtszeit als Astronomer Royal erfuhr das Greenwich Observatorium seine umfassendsten Erweiterungen und Erganzungen sowohl in Bezug auf Gebaude als auch an Messinstrumenten 5 Christie wird ein Talent fur subtile Uberzeugungsarbeit nachgesagt das es ihm ermoglichte die notwendigen Finanzmittel fur seine Projekte zu erhalten 6 In der Umsetzung seiner Plane war er zuweilen jedoch weniger erfolgreich Seine erste Neuerwerbung war 1883 ein Geschenk aus dem Nachlass von William Lassell das Teleskop mit dem jener 1848 den Saturnmond Hyperion entdeckt hatte Christie hielt das Instrument als geeignet fur die Beobachtung leuchtschwacher Monde und Kometen und erhielt von der Admiralitat die Genehmigung auf dem Gelande des Observatoriums ein neues Beobachtungsgebaude dafur errichten zu lassen Die neue Montierung fur das Teleskop erwies sich jedoch als zu instabil und seine Verwendung wurde schon bald wieder aufgegeben 1 Die Episode mit dem Lassell Teleskop gilt als symptomatisch fur Christies gesamtes Wirken am Greenwich Observatorium 3 Der Bedarf an einem grossen Teleskop fur das Observatorium blieb aus Christies Sicht indes bestehen und er beantragte die Anschaffung eines Refraktors mit einer Apertur von 28 Zoll die ihm 1885 von der Admiralitat bewilligt wurde Das neue Instrument sollte den alten 12 8 Zoll Merz Refraktor in der tonnenformigen Beobachtungskuppel am Great Equatorial Building des Observatoriums ersetzen und auch dessen Montierung verwenden 3 Christie beteiligte sich selbst an den Entwurfen des neuen Teleskops das sowohl fur optische als auch photographische Zwecke geeignet sein sollte 1 Im Verlauf der Arbeiten stellte sich heraus dass das neue Teleskop zu gross fur die alte Beobachtungskuppel war und Christie entwarf eine neue zwiebelformige Kuppelkonstruktion aus einem Eisenfachwerk mit einer Abdeckung aus Pappmache 15 die 1893 fertiggestellt wurde Das neue Teleskop ging 1894 in Betrieb Astrofotographische Arbeiten damit kamen jedoch nie uber die Testphase hinaus und wurden bereits 1896 wieder eingestellt 3 Neben weiteren Anbauten erhielt Christie 1888 die Bewilligung zur Anschaffung eines rein fur astrofotographische Zwecke ausgerichteten Teleskops das es dem Observatorium ermoglichte sich an dem internationalen Projekt Carte du Ciel zu beteiligen In diesem Zusammenhang entwickelte Christie eine empirische Formel mit der vom Durchmesser einer fotografischen Sternabbildung Ruckschlusse auf dessen Magnitude gezogen werden konnten 14 16 Mitgliedschaften und Ehrungen BearbeitenChristie war ab 1871 Fellow der Royal Astronomical Society RAS und wurde im Jahr darauf in das Fuhrungsgremium Council der Gesellschaft gewahlt Mit Ausnahme der Jahre 1879 und 1880 war er 40 Jahre lang in diesem Gremium tatig Von 1888 bis 1890 war er Prasident der RAS 3 1881 wurde er Mitglied Fellow der Royal Society bei der er ebenfalls im Council tatig war 3 1892 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg 17 und 1896 in die Academie des sciences 18 in Paris aufgenommen 1902 erhielt er von der University of Oxford die Ehrendoktorwurde verliehen 3 1897 wurde er als Companion in den Order of the Bath CB aufgenommen 3 und am 9 November 1904 als Knight Commander des Order of the Bath KCB geadelt 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons William Christie Astronom Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Veroffentlichungen von W H M Christie im Astrophysics Data System Eintrag zu Christie Sir William Henry Mahoney 1845 1922 im Archiv der Royal Society LondonEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m H P Hollis Sir W H M Christie K C B F R S In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 83 Nummer 4 1923 S 233 241 doi 10 1093 mnras 83 4 233 adsabs harvard edu G C Boase Christie Samuel Hunter In Leslie Stephen Hrsg Dictionary of National Biography Band 10 Chamber Clarkson MacMillan amp Co Smith Elder amp Co New York City London 1887 S 284 285 englisch Hier sind nur die Daten zur zweiten Ehefrau 16 Oktober 1844 belegt a b c d e f g h i j k l m n o p q r G Dolan William Christie Astronomer Royal In People The Royal Observatory Greenwich abgerufen am 23 November 2020 G Dolan The Head of the Observatory the Astronomer Royal Director In People The Royal Observatory Greenwich abgerufen am 23 November 2020 a b c d e H H Turner Sir William Henry Mahoney Christie K C B F R S In The Observatory Band 45 Nummer 574 1922 S 77 81 Digitalisat a b c d e f g D W Dewhirst Christie William Henry Mahoney In T Hockey V Trimble T R Williams K Bracher R A Jarrell J D Marche II F J Ragep J A Palmeri amp M Bolt Hrsg Biographical Encyclopedia of Astronomers Band 1 A L Springer Science amp Business Media 2007 ISBN 978 0 387 33628 2 S 232 f books google at Leseprobe W H M Christie Moon Changes in the lunar craters Aristillus and Eratosthenes observed at the Harvard College Observatory Mandeville Jamaica In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 81 1921 S 451 453 Digitalisat W H M Christie On the Colour and Brightness of Stars as measured with a new Photometer In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 34 1874 S 111 119 Digitalisat W H M Christie Note on the Gradation of Light on the Disk of Venus In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 37 Nummer 2 1876 S 90 91 Digitalisat W H M Christie Note on Specular Reflexion from Venus In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 38 Nummer 3 1878 S 108 110 Digitalisat W H M Christie On a New Form of Solar Eyepiece In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 36 Nummer 3 1876 S 117 120 Digitalisat a b W H M Christie Astronomy Society for Promoting Christian Knowledge London 1875 126 S Digitalisat R Higgitt A British national observatory the building of the New Physical Observatory at Greenwich 1889 1898 In The British Journal for the History of Science Band 47 Nummer 4 2014 S 609 635 doi 10 1017 S0007087413000678 a b F W Dyson Sir William Christie K C B In Nature Band 109 1922 S 145 146 nature com W H M Christie On a New Dome to be erected at the Royal Observatory Greenwich In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 51 Nummer 7 1891 S 436 438 Textarchiv Internet Archive W H M Christie On the Relation between Diameter of Image Duration of Exposure and Brightness of Objects in Photographs of Stars taken at the Royal Observatory Greenwich In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society Band 52 1892 S 125 146 Digitalisat Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 William Henry Mahoney Christie Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 24 September 2015 englisch Verzeichnis der Mitglieder seit 1666 Buchstabe C Academie des sciences abgerufen am 30 Oktober 2019 franzosisch William Arthur Shaw The Knights of England Band 1 Sherratt and Hughes London 1906 S 301 Normdaten Person GND 116509724 lobid OGND AKS VIAF 765836 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Christie WilliamALTERNATIVNAMEN Christie Sir William Henry Mahoney vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG britischer AstronomGEBURTSDATUM 1 Oktober 1845GEBURTSORT WoolwichSTERBEDATUM 22 Januar 1922STERBEORT auf See bei Gibraltar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title William Christie Astronom amp oldid 228284644