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Arthur Lewis ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Arthur Lewis Begriffsklarung aufgefuhrt Sir William Arthur Lewis 23 Januar 1915 in Castries St Lucia 15 Juni 1991 in Saint Michael Barbados war ein britischer Okonom und ist gemeinsam mit Theodore W Schultz Trager des Alfred Nobel Gedachtnispreises fur Wirtschaftswissenschaften des Jahres 1979 Er ist Entwickler des nach ihm benannten Lewis Modells Er versuchte aufzuzeigen wie die Not in den Landern der Dritten Welt durch geeignete wirtschaftliche Massnahmen durch ein grosseres Wirtschaftswachstum zu lindern ware Hierbei betrachtete er insbesondere die Industrie und Landwirtschaft in den Dritte Welt Staaten und ihre Abhangigkeiten von den Industriestaaten Arthur Lewis auf einer Banknote 100 Ostkaribische Dollar Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Kritik 4 Rezeption 5 Veroffentlichungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr war von 1938 bis 1948 Dozent an der London School of Economics and Political Science anschliessend war er bis 1958 Professor fur Wirtschaftspolitik an der Universitat Manchester Von 1959 bis 1962 war er Rektor des University College of West Indies Er war seit 1957 Berater der Vereinten Nationen und 1970 bis 1973 Prasident der Karibischen Entwicklungsbank Von 1963 bis 1983 war er Professor fur Internationale Politik an der Universitat Princeton 1962 wurde Lewis in die American Academy of Arts and Sciences 1966 in die American Philosophical Society 1 und 1974 in die British Academy 2 gewahlt Er wurde 1963 zum Knight Bachelor geschlagen und erhielt 1979 zusammen mit Theodore W Schultz den Alfred Nobel Gedachtnispreis fur Wirtschaftswissenschaften Im Jahr 1983 stand Lewis der American Economic Association als gewahlter Prasident vor 3 Forschung BearbeitenW Arthur Lewis beschrieb sein Modell der dualen Wirtschaft das spater ihm zu Ehren auch Lewis Modell genannt wurde erstmals in dem 1954 erschienenen Artikel Economic Development with Unlimited Supplies of Labour Mit dieser Veroffentlichung legte er nicht nur den Grundstein fur die Entwicklung der Disziplin der Entwicklungsokonomie sondern man kann sogar so weit gehen zu sagen dass ein Grossteil der darauf folgenden Literatur Erlauterungen der 1954 von Lewis formulierten Ideen sind 4 Auch die Verleihung des Alfred Nobel Gedachtnispreises fur Wirtschaftswissenschaften 1979 steht im engen Zusammenhang mit der Entwicklung seines Modells der dualen Wirtschaft 5 Im Zuge seines Dualismusmodells gehort Lewis zu einer uberschaubaren Gruppe die die Frage nach der Entwicklung armer Lander schon in den 50er Jahren in den Mittelpunkt ihres wissenschaftlichen Arbeitens gestellt haben 6 Als Vorarbeit fur sein Modell diente Lewis das Studium der heute industrialisierten Lander wobei er ein besonderes Augenmerk auf Grossbritannien legt Besonders beeinflusst wurde er dabei von den Arbeiten von Wirtschaftshistorikern wie Barbara und John Hammond oder T S Ashton die sich mit der industriellen Revolution in Grossbritannien beschaftigten 7 Lewis kam zu dem Schluss dass auch die britische Industrialisierung und die darauf folgenden in Europa das System der uberschussigen Arbeitskrafte angewandt hatten 8 Lewis wollte dabei aber nicht wie viele Kritiker glauben dass die Industrialisierung wie sie in Grossbritannien vonstattengegangen ist in den Entwicklungslandern wiederholt werde da diese unkontrollierte Art von Industrialisierung im England des 19 Jahrhunderts zu Slumbildung und Elend eines grossen Teil der Bevolkerung gefuhrt hatte 9 Die Grunduberlegung seines Modells liegt in der Verwerfung der neoklassischen Annahme der Produktionsfaktor Arbeit sei limitiert Lewis nimmt dieser Ansicht entgegengesetzt an dass eine unlimitierte Anzahl von Arbeitskraften vorhanden ist 10 Dieser Grundannahme liegt Lewis Suche nach der Losung fur zwei Probleme zu Grunde erstens die Frage was die relativen Preise fur Stahl und Kaffee festlegt und zweitens die Frage wieso die Lohne wahrend der industriellen Revolution obwohl die Gewinne stiegen dennoch konstant geblieben sind Den Moment der Erkenntnis und somit die Geburtsstunde des Modells der dualen Wirtschaft beschreibt Lewis in einer selbst verfassten Biographie wie folgt One day in August 1952 walking down the road in Bangkok it came to me suddenly that both problems have the same solution Throw away the neoclassical assumption that the quantity of labour is fixed 11 Des Weiteren nimmt Lewis eine Dualitat des Marktes an und differenziert zwischen einem traditionellen Agrarsektor und einem modernen Industriesektor Der Agrarsektor dient dabei dem Industriesektor als andauernde und unlimitierte Versorgung mit Arbeitskraften 12 Definition der beiden Sektoren traditioneller Agrarsektor niedrige Lohne niedrige Produktivitat wenig Kapital keine Modernisierung moderner Industriesektor hohe Lohne kapitalintensiv Investitionen Modernisierung 13 Grundsatzlich geht es um einen Arbeitskrafteubergang zwischen den beiden genannten Wirtschaftssektoren Die uberschussigen Arbeitskrafte des Agrarsektors sollen in den Industriesektor wechseln und dort die Produktivitat steigern und somit Wachstum Industrialisierung und Modernisierung anregen 14 Da der industrielle Sektor stark wachst kann dieser alle uberschussigen Arbeitskrafte aufnehmen Dabei gilt jedoch zu beachten dass durch die Arbeitskrafte die dem Agrarsektor verloren gehen die Produktivitat und somit der Output desselben nicht negativ beeinflusst wird Grundlage dieser Theorie ist die Annahme dass der Agrarsektor einen limitierten Input und zwar Land besitzt und es daher eine Anzahl an Arbeitern gibt die nicht essentiell am Output beteiligt sind und deren Produktivitat vernachlassigbar und somit gleich 0 ist Wenn diese uberschussigen Arbeiter nun in den Industriesektor wechseln erhalten sie die Produktivitat 1 ohne dabei den Output des Agrarsektors zu beeintrachtigen Der Output des Agrarsektors bleibt also gleich wobei die Produktion im Industriesektor steigt 15 Einhergehend mit diesem Arbeitskrafteubergang kommt es auch zu steigenden Lohnen Da wie schon erwahnt die abwandernden Arbeitskrafte des Agrarsektors dessen Produktivitat nicht senken erhalten diejenigen die im traditionellen Sektor verblieben sind hohere Lohne Im modernen Sektor sind die Lohne dahingehend in der fruhen Phase der Industrialisierung eher niedrig Die steigenden Lohne im Agrarsektor fuhren uber kurz oder lang zu einem Stopp des Arbeitskrafteuberganges und wenn dieser Wendepunkt erreicht ist wenn also das Arbeitskrafteangebot erschopft ist fuhrt das wirtschaftliche Wachstum zu einem allgemeinen Anstieg des Lohnniveaus 16 Die wichtigsten Akteure dabei stellen die Unternehmer des modernen Sektors dar denn nur wenn sie ihre Profite reinvestieren kann es zu weiterem Wachstum kommen Treibende Kraft der Industrialisierung ist also eine kapitalistische Klasse die Unternehmer 17 Kritik BearbeitenTheodore W Schultz der gemeinsam mit Lewis den Alfred Nobel Gedachtnispreis erhielt argumentiert gegen das Lewis Modell mit zahlreichen Studien des Agrarsektors die beweisen dass die vom Agrarsektor abgezogenen Arbeitskrafte durchaus den Output des traditionellen Sektors negativ beeinflussen Er bezweifelte also Lewis Annahme dass viele Arbeitskrafte im Agrarsektors eine Produktivitat von 0 besitzen und somit nicht am Output beteiligt sind 18 Lewis legt den Schwerpunkt auf eine geschlossene Okonomie in der es nur marginal zu Austausch zwischen den zwei Wirtschaftssektoren kommt Eine grosse Ausnahme stellt hier jedoch der Ubergang von Arbeitskraften dar Jedoch war dieser Punkt seiner Dualismustheorie haufiger Angriffspunkt fur Kritiker und auch er selbst erkannte dass der Grossteil der weltweiten Okonomien nicht geschlossen war Aus diesem Grund begann er sich spater verstarkt den offenen Wirtschaften zuzuwenden womit er auch Erklarungen fur den schleppenden okonomischen Wandel in vielen unterentwickelten Landern fand 19 Ein Hauptkritikpunkt an Lewis Theorie wird seine reine Konzentration auf wirtschaftliches Wachstum und der Vernachlassigung von Faktoren wie Armut und ungleiche Verteilung gesehen die bei einer heutigen Auseinandersetzung wohl im Mittelpunkt stehen wurden 20 In einem modifizierten Lewis Modell mussten Lander also zusatzlich Investitionen im Bereich der sozialen Sicherheit sowie zur Minimierung von Ungleichheiten tatigen um soziale Spannungen und politische Instabilitat zu vermeiden 21 Kritik wird ausserdem an der Vernachlassigung der Entwicklung des Agrarsektors geubt die einhergehend mit der Forderung der Industrialisierung vonstattengeht Auch die ubermassige Arbeitsmigration zum modernen Sektor wird beanstandet vor allem im Licht der steigenden stadtischen Arbeitslosigkeit in vielen Entwicklungslandern 22 Rezeption BearbeitenNach Ansicht des Entwicklungsokonomen Hans Heinrich Bass kann die Theory of Economic Growth als eine Blaupause fur staatliches Engagement in der Wirtschaft nahezu aller Entwicklungslander bis Mitte der 1970er Jahre angesehen werden Der vordringende Staatspessimismus habe die weitere Rezeption beendet Zudem werde heute das dualistische Denken als inadaquat angesehen sowohl im globalen Massstab v a durch die Differenzierung der Entwicklungslander in Newly Industrializing und Least Developed Countries als auch im Rahmen der Entwicklungslander selbst etwa durch die Anerkennung des informellen Sektors als eigener Produktionsweise jenseits von traditionellem und modernem Sektor 23 Veroffentlichungen BearbeitenThe Theory of Economic Growth R D Irwin 1955 Die Theorie des wirtschaftlichen Wachstums Mohr Siebeck Tubingen 1956Literatur BearbeitenHans Heinrich Bass Lewis William Arthur The Theory of Economic Growth In Dietmar Herz amp Veronika Weinberger Hrsg Lexikon okonomischer Werke 650 wegweisende Schriften von der Antike bis ins 20 Jahrhundert Verlag Wirtschaft und Finanzen im Schaffer Poeschel Verlag Stuttgart Dusseldorf 2006 ISBN 978 3 87881 158 9 S 281 282 Fields Gary S Dualism in the Labor Market A Perspective on the Lewis Model after half a Century In The Manchester School Band 72 Nr 6 2004 S 724 735 doi 10 1111 j 1467 9957 2004 00432 x Ghosh Dipak A Lewisian Model of Dual Economy with Rural Urban Migration In The Scottish Journal of Political Economy Band 32 Nr 1 1985 S 95 106 doi 10 1111 j 1467 9485 1985 tb00790 x Kirkpatrick Colin und Armando Barrientos The Lewis Model after 50 years In The Manchester School Band 72 Nr 6 2004 S 679 690 doi 10 1111 j 1467 9957 2004 00429 x Mosley Paul Institutions and politics in a Lewis type growth model In The Manchester School Band 72 Nr 6 2004 S 751 774 doi 10 1111 j 1467 9957 2004 00434 x Tignor Robert Unlimited Supplies of Labor In The Manchester School Band 72 Nr 6 2004 S 691 711 doi 10 1111 j 1467 9957 2004 00430 x Ranis Gustav Arthur Lewis Contribution to Development Thinking and Policy In The Manchester School Band 72 Nr 6 2004 S 712 723 doi 10 1111 j 1467 9957 2004 00431 x Weblinks BearbeitenInformationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1979 an Arthur Lewis englisch Sir W Arthur Lewis 1915 1990 Bibliografie und Weblinks The History of Economic Thought Website von Goncalo L Fonseca an der New SchoolEinzelnachweise Bearbeiten Member History Sir Arthur Lewis American Philosophical Society abgerufen am 14 Dezember 2018 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 29 Juni 2020 Past and Present Officers aeaweb org American Economic Association abgerufen am 27 Oktober 2015 englisch Kirkpatrick und Barrientos 2004 679 Tignor 2004 691 Tignor 2004 708 Tignor 2004 698 Tignor 2004 692 Tignor 2004 699 Tignor 2004 697 Zitiert nach Tignor 2004 697 Fields 2004 724f Fields 2004 727ff Gosh 1985 95 Ghosh 1985 95f Fields 2004 729f Tignor 2004 700f Ranis 2004 717 Tignor 2004 706f Fields 2004 733 Mosley 2004 760 Kirkpatrick und Barrientos 2004 684 Bass 2006 281fTrager des Alfred Nobel Gedachtnispreises fur Wirtschaftswissenschaften 1969 Ragnar A K Frisch Jan Tinbergen 1970 Paul A Samuelson 1971 Simon S Kuznets 1972 John R Hicks Kenneth J Arrow 1973 Wassily Leontief 1974 Gunnar Myrdal Friedrich August von Hayek 1975 Leonid W Kantorowitsch Tjalling C Koopmans 1976 Milton Friedman 1977 Bertil Ohlin James E Meade 1978 Herbert A Simon 1979 Theodore W Schultz Sir Arthur Lewis 1980 Lawrence R Klein 1981 James Tobin 1982 George J Stigler 1983 Gerard Debreu 1984 Richard Stone 1985 Franco Modigliani 1986 James M Buchanan Jr 1987 Robert M Solow 1988 Maurice Allais 1989 Trygve Haavelmo 1990 Harry M Markowitz Merton H Miller William F Sharpe 1991 Ronald H Coase 1992 Gary S Becker 1993 Robert W Fogel Douglass C North 1994 John C Harsanyi John F Nash Jr Reinhard Selten 1995 Robert E Lucas 1996 James A Mirrlees William Vickrey 1997 Robert C Merton Myron S Scholes 1998 Amartya Sen 1999 Robert A Mundell 2000 James J Heckman Daniel L McFadden 2001 George A Akerlof A Michael Spence Joseph E Stiglitz 2002 Daniel Kahneman Vernon L Smith 2003 Robert F Engle III Clive W J Granger 2004 Finn E Kydland Edward C Prescott 2005 Robert J Aumann Thomas C Schelling 2006 Edmund S Phelps 2007 Leonid Hurwicz Eric S Maskin Roger B Myerson 2008 Paul Krugman 2009 Elinor Ostrom Oliver E Williamson 2010 Peter A Diamond Dale T Mortensen Christopher A Pissarides 2011 Thomas J Sargent Christopher A Sims 2012 Alvin E Roth Lloyd S Shapley 2013 Eugene F Fama Lars Peter Hansen Robert J Shiller 2014 Jean Tirole 2015 Angus Deaton 2016 Oliver Hart Bengt Holmstrom 2017 Richard H Thaler 2018 William D Nordhaus Paul Romer 2019 Abhijit Banerjee Esther Duflo Michael Kremer 2020 Paul Milgrom Robert B Wilson 2021 David Card Joshua Angrist Guido Imbens 2022 Ben Bernanke Douglas W Diamond Philip Dybvig 2023 Claudia Goldin Normdaten Person GND 118640542 lobid OGND AKS LCCN n50049603 NDL 00447613 VIAF 46880825 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lewis W ArthurALTERNATIVNAMEN Lewis William Arthur vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG britischer Nobelpreistrager und OkonomGEBURTSDATUM 23 Januar 1915GEBURTSORT Castries St LuciaSTERBEDATUM 15 Juni 1991STERBEORT Saint Michael Barbados Abgerufen von https de wikipedia org w index php title W Arthur Lewis amp oldid 227255640