www.wikidata.de-de.nina.az
Wiktor Platonowitsch Nekrassow russisch Viktor Platonovich Nekrasov wiss Transliteration Viktor Platonovic Nekrasov 4 Junijul 17 Juni 1911greg in Kiew 3 September 1987 in Paris war ein sowjetischer Schriftsteller Wiktor Platonowitsch Nekrassow 1974 Wohnhaus von Nekrassow in Kiew Chreschtschatyk Nr 15 1950 1974 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Stalingrad 2 1 Walega 3 Regimekritik und Emigration 4 Werke 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenDer Vater von Wiktor Nekrassow Platon war Bankangestellter und starb bereits 1917 kurz nachdem er die Familie verlassen hatte Die Mutter Sinaida Nikolajewna Nekrassowa war eine geborene Motowilowa von Ern und entstammte Schweizer Hochadel Sie arbeitete als Arztin und pflegte zeitlebens ein fast schon symbiotisches Verhaltnis zu ihrem Sohn in dessen Wohnung im Haus Nr 15 der Kiewer Prachtstrasse Chreschtschatyk sie bis zu ihrem Tod 1970 wohnte Nekrassows alterer Bruder Nikolai 1902 1919 wurde im Alter von 17 Jahren in Kiew von Rotgardisten zu Tode geprugelt und seine Leiche in den Dnepr geworfen weil er ein franzosisches Buch bei sich trug Der Arztberuf der Mutter sicherte der aristokratischen Familie wahrend des stalinistischen Terrors der 1930er Jahre das Uberleben weil sie unter anderem Tschekisten behandelte die in die Wohnung der Familie einquartiert worden waren Von 1926 bis 1929 besuchte Wiktor Nekrassow die Fachschule fur Eisenbahnbau in Kiew mit dem Abschluss in Kommunikationstechnologie Danach arbeitete er am Bau des Kiewer Bahnhofs mit Anfang der 1930er Jahre bis 1936 studierte er an der Fakultat fur Architektur des Kiewer Bauinstituts Den Beruf eines Architekten ubte er nur kurze Zeit aus weil er sich vor allem fur das Theater interessierte Parallel zum Architekturstudium hatte Nekrassow ein Studium am Kiewer Institut des Russischen Dramas begonnen das er 1937 abschloss Anschliessend war er als Schauspieler Regisseur und Buhnenbildner in verschiedenen Stadten der Sowjetunion tatig Beim Uberfall der Wehrmacht 1941 auf die Sowjetunion war der 30 jahrige Nekrassow gerade beim Theater der Roten Armee in Rostow am Don Im August 1941 wurde er von dort aus zum Militardienst eingezogen Aufgrund seiner Architekturausbildung wurde Wiktor Nekrassow als Fuhrer eines Pionierzuges und spater als Regimentsingenieur eines Schutzenregimentes sowie ab 1943 als stellvertretender Kommandeur eines Pionierbataillons an vorderster Front eingesetzt Die Hauptaufgaben seiner Abteilung bestanden darin Schutzengraben Verteidigungsstellungen und Unterstande zu errichten sowie Minenfelder zu legen bzw zu beraumen und so taktisch Angriffe vorzubereiten Im April 1942 befand er sich mit seinem Pionierbataillon in der Nahe von Charkow Die Kampftruppen mussten sich wegen bestehender Gefahr der Einkesselung in der Schlacht bei Charkow 12 bis 28 Mai in Richtung Don und Wolga zuruckziehen In der Folge nahm er an den Kampfen in Stalingrad Donezk Kiew Odessa Warschau und Lublin teil Wahrend seiner dreijahrigen Militarlaufbahn wurde Nekrassow zweimal verwundet Er wurde mit der Tapferkeitsmedaille dem Rotersternorden und der Medaille fur die Befreiung Stalingrads ausgezeichnet Im Januar 1945 schied er im Range eines Hauptmanns aus dem Kriegsdienst aus Das Pionierbataillon das er zuletzt befehligte wurde nach Kriegsende in der DDR stationiert Stalingrad BearbeitenSeine Kriegserlebnisse ab dem 20 Mai 1942 beschreibt Wiktor Nekrassow in seinem Roman In den Schutzengraben von Stalingrad V okopach Stalingrada Die Schlacht um Stalingrad und deren personliches Erleben nehmen darin eine zentrale Rolle ein nbsp Nekrassow In den Schutzengraben von Stalingrad Erstausgabe in Deutsch 1954 In Stalingrad nimmt Nekrassow an der Abwehrschlacht gegen die bis dahin vorruckenden deutschen Truppen teil und wird Zeuge der deutschen Luftangriffe sowie der blutigen Kampfe um jeden Abschnitt und Hauserblock In seinem Buch beschreibt er seine Kampfeinsatze im Kraftwerk und im Traktorenwerk Im Traktorenwerk wurden im Juli und August taglich noch 30 bis 50 Panzer gebaut und repariert und ein Teil der Ausrustungen wurde bereits nach dem Ural verlegt Um die noch vorhandenen Produktionsanlagen abtransportieren zu konnen brauchten die Traktorenwerker freien Zugang zu den Anlegestellen an der Wolga Hier kampfte Wiktor Nekrassow im Buch bezeichnet er sich als Leutnant Jurij Kerzhenzew in der 62 Armee unter anderem Seite an Seite mit dem beruhmten Scharfschutzen Wassili Saizew gegen den Nekrassow nach Kriegsende allerdings aufgrund dessen bourgoisen Lebensstils eine personliche Abneigung hegte aus der er nie ein Hehl machte Mit seiner Einheit befand er sich in einem sehr schwierigen Abschnitt in dem erbittert um den strategisch wichtigen Mamajew Hugel gerungen wurde Er berichtet sehr anschaulich von seinen Einsatzen in Nachtgefechten Das Buch endet mit der Bildung des Kessels um Stalingrad dem Nachlassen der deutschen Angriffe und dem Sieg der Roten Armee in Stalingrad In den Schutzengraben von Stalingrad entstand noch wahrend des Krieges in einem Kiewer Lazarett nachdem Wiktor Nekrassow im Juli 1944 im polnischen Lublin durch einen deutschen Scharfschutzen schwer verwundet worden war Der Arbeitstitel lautete damals Am Rande der Erde Die Verletzung ein Durchschuss der rechten Schulter fuhrte zu einer vorubergehenden Lahmung der rechten Hand und damit zu seiner Ausmusterung als Kriegsinvalide 2 Stufe im Januar 1945 Ab August 1946 erschien Am Rande der Erde erstmals in ungekurzter Fassung als dreiteiliger Serienroman unter dem Titel Stalingrad in einem Kiewer Monatsmagazin Noch im gleichen Jahr wurde es unter dem Titel In den Schutzengraben von Stalingrad und nach Angaben Nekrassows in erheblich gekurzter und zensierter Fassung in geringer Auflage in Buchform gedruckt Nekrassow war zu dieser Zeit 1945 47 Abteilungsleiter einer Kiewer Zeitung 1947 erschien es unter dem bekannten Titel In den Schutzengraben von Stalingrad V okopach Stalingrada in grosser Auflage und wurde in 36 Sprachen ubersetzt Wiktor Nekrassow erhielt dafur noch im selben Jahr den Stalinpreis Nadeshda Ludwig ubersetzte den Roman ins Deutsche der 1954 im Aufbau Verlag Berlin erstmals in Deutschland erschien In jungeren deutschen Neuauflagen erschien es unter dem gekurzten Titel Stalingrad In den Schutzengraben von Stalingrad gehort zu den ersten literarischen Verarbeitungen dieser Schlacht 1 1956 wurde es in den Leningrader LenFilm Studios nach einem Drehbuch von Alexander Iwanow mit Wsewolod Safonow in der Hauptrolle des Jurij Kerzhenzew unter dem Titel Soldaty Soldaten verfilmt und kam 1957 in die sowjetischen Kinos Walega Bearbeiten Eine besondere Rolle spielt in dem Werk der Charakter des jungen Walega der Ordonanz von Oberleutnant Jurij Kerzhenzew Hinter Walega verbarg sich im wirklichen Leben Michail Iwanowitsch Wolegow 1924 1999 ein junger Russe aus dem Altai der etwa ab Ende 1943 die Ordonanz Wiktor Nekrassows wurde und zu dem Nekrassow im weiteren Verlauf der Krieges ein besonderes Verhaltnis entwickelte Immer wieder ist Walega nach dem Krieg Gegenstand von Veroffentlichungen Nekrassows in denen er den Menschen Wolegow und die gemeinsame Zeit mit ihm an der Front ausfuhrlich beschreibt Beide hatten sich durch die Verletzung Nekrassows im Juli 1944 aus den Augen verloren Michail Iwanowitsch Wolegow wurde seinerseits im August 1944 schwer verwundet und schied ebenfalls im Januar 1945 aus dem Militardienst aus 1966 macht Wolegow seinen ehemaligen Kommandeur uber die Kiewer Miliz ausfindig Es entwickelt sich ein reger gut dokumentierter Briefkontakt Im Juli 1971 lost Wiktor Nekrassow das an der Front gegebene Versprechen das auch im Buch beschrieben wird ein Walega im Altai zu besuchen Selbst aus dem spater erzwungenen Exil heraus halt Nekrassow den Briefkontakt zu seinem Freund bis zuletzt aufrecht Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs konstatiert Michail Wolegow dass staatliche Stellen nach der Emigration Nekrassows Druck auf ihn und seine Familie ausgeubt hatten den Kontakt einzustellen dem er schliesslich nachgab Wiktor Nekrassow schrieb hauptsachlich Bucher uber den Grossen Vaterlandischen Krieg konzentrierte sich in seinen Werken aber nicht auf die kriegsstrategischen Aspekte der Ereignisse oder das Heroische sondern auf die Tragik des individuellen Menschen und dessen Reaktion auf den Krieg Regimekritik und Emigration BearbeitenWahrend der Chruschtschow und der Breschnew Ara setzte sich Wiktor Nekrassow entschieden gegen den grassierenden Antisemitismus des Sowjet Regimes ein und fiel damit zusehends in Ungnade Unter anderem kampfte er mit weiteren Intellektuellen fur die Errichtung eines Denkmals in der Kiewer Babyn Jar Schlucht wo 1941 mehr als 30 000 judische Menschen einem Massaker der Wehrmacht zum Opfer gefallen waren Nikita Chruschtschow wollte die Schlucht stattdessen mit einem Sportstadion uberbauen lassen Die Plane scheiterten am Widerstand der von Nekrassow angefuhrten Burgerbewegung 1976 wurde schliesslich ein Denkmal im Bereich der Schlucht eingeweiht wie Nekrassow es sich gewunscht hatte Wegen seiner offenen Regimekritik geriet Nekrassow ab Mitte der 1960er Jahre zusehends unter Druck Reisen ins westliche Ausland unter anderen nach Italien in die Schweiz und in die USA hatten seinen Blick auf das System nachhaltig verandert auch wenn er im Herzen von der kommunistischen Sache uberzeugt blieb Sein 1963 erschienenes Buch Zu beiden Seiten des Ozeans wurde von der sowjetischen Kritik verrissen Chruschtschow forderte erstmals seinen Ausschluss aus der Kommunistischen Partei Zehn Jahre spater im Mai 1973 wurde er nach mehreren scharfen Rugen wegen liberaler Standpunkte sowie antisowjetischen und gesellschaftsschadlichen Verhaltens aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen Im Mai 1974 folgte der Ausschluss aus dem ukrainischen Schriftstellerverband nachdem er u a mit Dissidenten wie Alexander Issajewitsch Solschenizyn in Kontakt gekommen war Im September des gleichen Jahres emigrierte er schliesslich nach Festsetzung durch den KGB und stundenlanger Durchsuchung seiner Wohnung nach Frankreich Mit Galina Nekrassowa geb Basij die er 1972 geheiratet hatte sowie deren Sohn Wiktor Kondyrew liess er sich in Vanves bei Paris nieder und arbeitete als Redakteur bei der Emigrantenzeitschrift Kontinent Hier entstanden zudem seine Autobiografie und der Exil Roman Drei Musketiere aus Leningrad Nach seiner heimlichen Emigration wurde Nekrassow von der sowjetischen Propaganda zur unerwunschten Person erklart Seine Werke verschwanden aus den Bibliotheken und durften nicht mehr gedruckt oder verkauft werden und die offentliche Erwahnung seines Namens wurde verboten 1975 wurde ihm per Erlass die Kiewer Burgerschaft entzogen nachdem er sich abfallig uber die just erschienene Autobiografie Leonid Breschnews geaussert hatte Nachdem ihm im April 1981 schliesslich auch die sowjetische Staatsburgerschaft entzogen wurde nahm Nekrassow 1983 die franzosische Staatsburgerschaft an Am 3 September 1987 starb Nekrassow der zeit seines Lebens leidenschaftlicher Raucher war in Gentilly bei Paris an Lungenkrebs Sein Grab befindet sich auf dem Russischen Friedhof von Sainte Genevieve des Bois bei Paris Werke BearbeitenIn den Schutzengraben von Stalingrad 1946 deutsch 1954 Aufbau Verlag Berlin ursprunglicher Titel Stalingrad 1956 als Die Soldaten verfilmt ISBN 3 7466 0191 6 Das Buch ist unter books google de books digitalisiert und es ist als E Book erhaltlich In der Heimatstadt 1954 deutsch Ein Mann kehrt zuruck 1955 Zu beiden Seiten des Ozeans Reiseskizzen dt 1964 Kyra Georgijewna 1961 deutsch 1962 Zu beiden Seiten der Mauer Erfahrungen und Erlebnisse deutsche EA 1980 ISBN 3 548 38005 0 Eine kleine traurige Geschichte 1989 deutsch Drei Musketiere aus Leningrad 1993 ISBN 3 7466 1004 4 Einzelnachweise Bearbeiten Emmanuel Waegemans Geschichte der russischen Literatur Von Peter dem Grossen bis zur Gegenwart UVK Universitatsverlag Konstanz Konstanz 1998 S 327 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wiktor Nekrassow Sammlung von Bildern Eine umfassende Multimedia Site in russischer Sprache mit biografischen Informationen Texten zu Nekrassows Werken Tonaufnahmen seiner Radio Liberty Sendungen seinen Kunstwerken Fotografien und Videos sowie Informationen zu seinem Freundesnetzwerk Viktor Nekrasov Sajt pamyati pisatelya Literatur von und uber Wiktor Platonowitsch Nekrassow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Oleg Jurjew Die Sonne eines reinen Herzens In Der Tagesspiegel 7 Mai 2011 BiografieNormdaten Person GND 118586904 lobid OGND AKS LCCN n83150824 VIAF 24605760 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nekrassow Wiktor PlatonowitschALTERNATIVNAMEN Nekrassow Viktor Nekrasov Viktor Platonovich russisch Nekrasov Viktor PlatonovicKURZBESCHREIBUNG sowjetischer KriegsschriftstellerGEBURTSDATUM 17 Juni 1911GEBURTSORT KiewSTERBEDATUM 3 September 1987STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiktor Platonowitsch Nekrassow amp oldid 237766926