www.wikidata.de-de.nina.az
Die Wiener Neustadter Grundlinie war eine Basislinie fur die osterreichische Landesvermessung im flachen Steinfeld zwischen den Stadten Wiener Neustadt und Neunkirchen in Niederosterreich Durch die Translozierungen Versetzungen an andere Orte des ersten und des zweiten Basis Endpunkts Nord sind die Entfernungen mit 6410 und 5000 Klafter entsprechend rund 12 15 bzw 9 48 km nur noch annahernd feststellbar 1 Basis Endpunkt Nord in Wiener Neustadt Liesganigstein Standort 47 806 16 239 Noch auf heutigen Strassenkarten spiegelt sich die Basislinie wider Die rund 15 km lange Neunkirchner Allee von Wiener Neustadt Richtung Sudwest bis Neunkirchen ist das langste geradlinige Strassenstuck Osterreichs Errichtet wurde die Strasse in jener Schneise die zum Visieren und Errichten der Basislinie in den Fohrenwald geschlagen wurde Um die auf guter Fahrbahn gefahrliche Monotonie fur Kfz Lenker zu unterbrechen wurde um 2000 2005 eine Ampelkreuzung durch einen Kreisverkehr ersetzt Inhaltsverzeichnis 1 1 Messung 1762 2 Osterreichische Landesaufnahmen 3 2 Messung 1806 4 3 Messung 1857 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise1 Messung 1762 Bearbeiten nbsp Rechts das Jesuitenkloster samt Stocklgebaude und Sternwarteturm Gemalde von Bernardo Bellotto um 1760 nbsp 2 Basis Endpunkt Nord in Wiener Neustadt Standort 47 79112 16 21141 nbsp Basis Endpunkt Sud in Neunkirchen Standort 47 73839 16 11111 1759 beauftragte die Kaiserin Maria Theresia 1717 1780 den Jesuitenpater und Astronomen Joseph Liesganig 1719 1799 mit der Triangulierung der osterr ungarischen Monarchie fur die Josephinische Landesaufnahme Er sollte die Lange des Meridianbogens zwischen den beiden Stadten Brunn und Varazdin deren Winkeldifferenz in der geographischen Breite durch astronomische Messungen bekannt war bestimmen und damit einen Beitrag zur Bestimmung der Erdfigur und der Abplattung an den Polen leisten Um die Lange des Meridianbogens zwischen den beiden Endpunkten bestimmen zu konnen wurde eine Dreieckskette zwischen Brunn und Varazdin angelegt Zur Bestimmung des Massstabes in den Dreiecken war es notwendig die Lange zumindest einer Dreiecksseite zu kennen Liesganig begann 1762 im flachen Steinfeld von Niederosterreich die notwendige Basismessung die Wiener Neustadter Grundlinie Liesganig verwendete bei der Messung vier Stuck je sechs Wiener Klafter also rund 11 4 Meter lange holzerne Messstangen Durch Aneinanderreihen dieser Messstangen wurde eine Lange von circa zwolf Kilometer gemessen Um moglichst trockenes Holz zu verwenden entnahm Liesganig dasselbe der Dachkonstruktion seines Ordenshauses in der Postgasse in Wien Innere Stadt und versah die Stangen mit einem dreimaligen Olfarbenanstrich und Endbeschlagen aus Messing Eine funfte Stange wurde als Komparator Normal fur die Messstangen verwendet Eigens errichtete Hutten dienten als Schutz der Stangen vor Regen Die Linie verlief von Wiener Neustadt bis Neunkirchen und liegt heute parallel zur spater errichteten schnurgeraden Neunkirchner Allee Das Monument des nordlichen Endpunktes dieser Grundlinie in Wiener Neustadt das 1954 aus Verkehrsrucksichten in eine Grunanlage versetzt wurde ist als Denkmal Liesganigstein erhalten Ein zweites nordliches Denkmal wurde 1857 vom K u k Militargeographischen Institut errichtet und in den Jahren 1928 und 1967 vom Bundesamt fur Eich und Vermessungswesen instand gesetzt Der sudliche Endpunkt der Basismessung bei Neunkirchen war bis 1856 mit einer Gedenksaule bezeichnet welche dann entfernt und durch eine steinerne Pyramide ersetzt wurde die dem ursprunglichen Aussehen des geodatischen Festpunkts nahekommen durfte 1 Die Wiener Neustadter Grundlinie hat also drei Denkmaler zwei in Wiener Neustadt und ein Denkmal in Neunkirchen Liesganig vermass 1763 eine weitere Basis im Marchfeld Uber ein Basisentwicklungsnetz wurde die Lange der Basis auf die benachbarten Dreiecksseiten durch Winkelmessungen ubertragen Damit konnten weitere Punkte uber Dreiecke angeschlossen werden Zur Lagerung des Netzes wurde eine astronomische Ortsbestimmung die Messung der geographischen Breite und Lange der Sternwarte des Jesuitenkollegiums im Komplex der Alten Universitat in der Postgasse in Wien vorgenommen Die Orientierung des Netzes erfolgte uber die Messung des astronomischen Azimuts zum Leopoldsberg nbsp Titelblatt des Buches von Liesganig 1770 nbsp Ergebnisse der Ortsbestimmung nbsp Instrumente fur die Vermessung nbsp Triangulation in der Bildmitte die Grundlinie Osterreichische Landesaufnahmen BearbeitenIm Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 hatte sich das Fehlen von verlasslichen Karten als militarischer Nachteil erwiesen Nachdem die Kaiserin Maria Theresia vorher die Genehmigung erteilt hatte ergingen am 13 Mai 1764 vom Hofkriegsrat die entsprechenden Befehle fur die 1 Landesaufnahme Die 1 Landesaufnahme 1764 1787 war eine Erstlingsarbeit Die fur die Messtischaufnahmen der einzelnen Kartenblatter benotigten Standpunkte wurden ohne einheitliche geodatische Grundlagen erstellt Die 1 Landesaufnahme erfolgte ohne einheitliches Dreiecksnetz bestand nur aus Teilnetzen ohne Zusammenhang mit Hilfe der Bussole Von den Teilbereichen machte man eine graphische Triangulierung mittels Messtisch vom Kleinen ins Grosse statt umgekehrt Fur ein umfassendes einheitliches Kartenwerk ordnete Kaiser Franz II die 2 Landesaufnahme 1806 1869 an Es wurde mit einer Triangulierung zur Schaffung von Punkten in einem einheitlichen System begonnen Mit den Arbeiten wurde das Astronomisch trigonometrische Departement im Generalquartiermeisterstab beauftragt Neben dem Mappierungs Corps und der Topographischen Anstalt wurde auch eine Triangulierungs Direktion unter der Leitung von Oberst Franz Xaver Richter von Binnenthal 1768 1840 und spater mit Oberst Ludwig August von Fallon 1776 1828 eingerichtet Die dabei angesetzte 1 Militartriangulierung 1806 1839 war jedoch wiederum nur ein erster Versuch weil das vorhandene Instrumentarium und das eingesetzte Verfahren nicht die erwartete Genauigkeit erbrachten Bei der 2 Militartriangulierung 1839 1863 wurde deshalb ein neuer Anfang mit genaueren Vermessungsinstrumenten gemacht Die Mitteleuropaische Gradmessung 1863 1901 fuhrte zu einer bedeutenden Ausweitung der Arbeiten und zu einer regen internationalen Zusammenarbeit Nach dem Weltkrieg 1914 1918 wurde das Gradmessungsnetz der Mitteleuropaischen Gradmessung bei der Neutriangulierung 1910 1958 ubernommen neu gestaltet und weiter verdichtet 2 Messung 1806 BearbeitenDie Basis bei Wiener Neustadt wurde bei den 1806 beginnenden Triangulierungsarbeiten der 1 Militartriangulierung mit der von Liesganig bestimmten Lange unverandert ubernommen Zwei weitere Basislinien wurden bei der Stadt Wels in Oberosterreich und bei Raab Gyor vermessen Diese Messungen wurden mit einem vom Wiener Mechaniker Sadtler angefertigten Basismessapparat vorgenommen Mit den besten damals verfugbaren Instrumenten wurde eine Dreieckskette von Salzburg bis Suczawa in der Bukowina in Ost West und zwei Dreiecksketten in Nord Sud durch den Wiener und den Tokayer Ungarn Meridian gemessen An mehreren Stellen des Netzes wurden auch astronomische Messungen getatigt um die geodatischen Arbeiten hinsichtlich Lagerung und Orientierung zu uberprufen Durch die Koalitionskriege 1792 1815 war Osterreich ab 1792 als Bundnispartner betroffen Die Arbeiten waren dadurch sehr beeintrachtigt und die Messungen gingen nur sehr schleppend voran da die zu den Arbeiten vorgesehenen Offiziere Kriegsdienst leisten mussten 1806 wurde von Napoleon eine Wirtschaftsblockade uber die britischen Inseln Kontinentalsperre verfugt die bis 1814 in Kraft blieb wodurch dringend benotigte ausgezeichnete britische Messinstrumente z B von der Firma Troughton nicht eingefuhrt werden durften Im Jahr 1828 mit dem Tod von Generalmajor August von Fallon dem Leiter der Triangulierungsdirektion kam es zu einem Stillstand der Arbeiten der 1 Militartriangulierung 3 Messung 1857 Bearbeiten1839 nach der Vereinigung der topographischen Anstalten von Mailand und Wien zum Militargeographischen Institut begannen unter der Leitung von Generalmajor Campana Ritter von Splugenberg 1776 1841 die Arbeiten zur 2 Militartriangulierung Nachdem die alteren Arbeiten als mangelhaft angesehen wurden kam es zu einer Neumessung und Neugestaltung des Netzes 1 Ordnung Es wurden sechs Basislinien 1851 die Basis bei Hall in Tirol und 1857 2 die verkurzte Basis bei Wiener Neustadt und zehn astronomische Orientierungen gemessen 1851 am Lanserkopf bei Innsbruck 1852 am Kummenberg in Vorarlberg 1857 in Innsbruck 1859 in Klagenfurt Neben den Triangulierungsarbeiten in Tirol und Vorarlberg und von Klagenfurt bis Fiume wurden vor allem Arbeiten ausserhalb Osterreichs im Kirchenstaat und in der Toskana in Siebenburgen und Ungarn und die Verbindungstriangulierung von Osterreich nach Russland durchgefuhrt siehe dazu auch den Struve Bogen 1816 1852 welcher von Wilhelm von Struve 1793 1864 und Carl Tenner 1783 1859 mit einer doppelten Dreieckskette vermessen wurde Die 2 Militartriangulierung wurde nicht abgeschlossen da ab 1862 im Zusammenhang mit den Gradmessungsarbeiten im Rahmen der Mitteleuropaischen Gradmessung wesentlich strengere Richtlinien und Genauigkeitsanforderungen geschaffen wurden Die Basislinie bei Wiener Neustadt von Liesganig mit 6410 Wiener Klafter festgesetzt wurde 1857 vermutlich auf 5000 Wiener Klafter verkurzt weil durch die stadtische Bebauung die Sichtverbindung von und nach Osten beim ersten Basisendpunkt Nord Liesganigstein verstellt war Es wurde daher ein zweiter Basisendpunkt Nord mit einer verkurzten Basis festgelegt Dieser zweite Basisendpunkt Nord an der Wiener Neustadter Strasse B 17 nordlich vom Knoten Wiener Neustadt Sud Autobahn A 2 zur Mattersburger Schnellstrasse S 4 wurde bei der Errichtung der Autobahn im 20 Jahrhundert versetzt bzw verschoben Der Basisendpunkt Sud in Neunkirchen blieb erhalten und befindet sich noch an der ursprunglichen von Liesganig festgelegten Stelle Literatur BearbeitenJoseph Liesganig Dimensio Graduum Meridiani Viennensis Et Hungarici Universitat Wien 1770 Josef Zeger Die historische Entwicklung der staatlichen Vermessungsarbeiten Grundlagenvermessungen in Osterreich Band 1 Verschiedene Arbeiten vom Altertum bis zum Ersten Weltkrieg Wien 1992 Band 2 Triangulierungen fur Katasterzwecke Wien 1991 Band 3 Gradmessung Wien 1992 Band 4 Neutriangulierung Teil 1 Abschnitte 1 12 Wien 1993 Band 4 Neutriangulierung Teil 2 Abschnitte 13 46 Wien 1993 Band 5 Prazisionsnivellement Gerhard Geissl Joseph Liesganig Die Wiener Meridianmessung und seine Arbeiten im Gebiet von Wiener Neustadt Dokumentation Broschure Industrieviertel Museum Wiener Neustadt 2001 Die Kunstdenkmaler Osterreichs Dehio Niederosterreich sudlich der Donau 2003 Wiener Neustadt Kleindenkmaler Liesganigstein Seite 2681 Hans Frohlich Von Berg zu Berg Wie Europa vermessen wurde Selbstverlag 2012 Meridian oder Liesgangigsaule 1 Basis Endpunkt Nord Monolith nahe Autobahn 2 Basis Endpunkt Nord Sudlicher Monolith bei Neunkirchen Basis Endpunkt Sud S 124 126 In Gerhard Geissl Denkmaler in Wiener Neustadt Orte des Erinnerns Kral Verlag Berndorf 2013 ISBN 978 3 99024 167 7 Erich Imrek Geodatische Grundlagen als Voraussetzung fur die Landesaufnahmen Bundesamt fur Eich und Vermessungswesen Wien 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wiener Neustadter Grundlinie Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Wiener Neustadter Basis von Harald Hartmann Jahresangabe am zweiten Basisendpunkt Nord Wiener Neustadt mit 1857 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener Neustadter Grundlinie amp oldid 222399132