www.wikidata.de-de.nina.az
Die Klimaanomalie 536 550 war eine Phase relativ niedriger Temperaturen und anderer klimatischer Abweichungen in weiten Teilen der Nordhemisphare in der ausgehenden Spatantike Sie begann mit schwacher Sonneneinstrahlung und einer markanten Abkuhlung der Wetteranomalie von 535 536 und dauerte bis Ende der 540er Jahre an In einigen Regionen kam es zu Durren Ursache dieser Klimaanomalie waren wahrscheinlich mehrere vulkanische Eruptionen deren erste in das Jahr 535 oder 536 datiert wird 2 3 Das Klimaereignis fallt in einen langeren Zeitraum eher wechselhaften oder kuhlen Klimas vor allem in Europa und im Nordatlantikraum Pessimum der Volkerwanderungszeit und es markiert den Anfang einer Late Antique Little Ice Age kleine Eiszeit der Spatantike genannten Periode von 536 660 4 Die Kalteanomalie 536 550 im Kontext der globalen Temperaturen seit Beginn der Zeitrechnung 1 Inhaltsverzeichnis 1 Zeitgenossische Berichte 2 Wissenschaftliche Nachweise 3 Mogliche Ursachen 3 1 Vulkanausbruche 3 1 1 Nordhemispharische Eruption 536 3 1 2 Tavurvur Papua Neuguinea oder Krakatau Indonesien 3 1 3 Ilopango El Salvador 3 2 Kosmische Kleinkorper 4 Mogliche Folgen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZeitgenossische Berichte BearbeitenIm Jahr 1983 veroffentlichten Richard Stothers und Michael Rampino zwei Wissenschaftler am Goddard Institut fur Weltraumforschung der NASA eine Zusammenfassung antiker Vulkanausbruche die in historischen Quellen des Mittelmeerraumes dokumentiert sind In ihrer Liste war auch ein anhaltender Staubschleier oder trockener Nebel aufgefuhrt von dem antike Autoren berichten und der in den Jahren 536 537 aufgetreten sein musste 5 6 Die Geschichtsschreiber Prokopios Michael der Syrer und Flavius Cassiodorus berichten fur das Jahr 536 von niedrigen Temperaturen mit Schnee im Sommer sowie von Missernten Selbst mittags habe die Sonne nur einen matten Schatten geworfen und die Umstande die gewohnlich eine Sonnenfinsternis begleiteten hatten fast ein Jahr angehalten Die Sonne ohne Strahlkraft leuchtete das ganze Jahr hindurch nur wie der Mond und machte den Eindruck als ob sie fast ganz verfinstert sei Ausserdem war ihr Licht nicht rein und so wie gewohnlich Seitdem aber das Zeichen zu sehen war horte weder Krieg noch Seuche noch sonst ein Ubel auf das den Menschen den Tod bringt Prokopios von Caesarea 7 Der ostromische Beamte Johannes Lydos schrieb aus Konstantinopel dass die Sonne fast ein Jahr lang verdunkelt gewesen und die Ernte vernichtet worden sei Bischof Zacharias von Mytilene der 536 an einer Synode in Konstantinopel teilnahm berichtet dass Sonne und Mond vom Marz 536 bis Juni 537 verdunkelt waren von sturmischem Meer und harten Wintern 8 Auch in zeitgenossischen chinesischen Quellen chinesischen Astronomen gelang es 536 nicht den Canopus zweithellster Stern am Nachthimmel zu beobachten 9 und indonesischen Quellen ist von ungewohnlichen atmospharischen Ereignissen die Rede sodass es sich offenbar um ein globales Phanomen handelte Da eine echte Sonnenfinsternis nie langer als einige Minuten dauern kann muss Prokop in seinem Vergleich eine Verfinsterung der Sonne gemeint haben die andere Ursachen hatte Als wahrscheinlichste Ursache fur eine monate oder jahrelange Abschwachung des Sonnenlichts gelten Staubpartikel oder Aerosole die entweder durch Vulkanismus oder den Einschlag eines kleineren Himmelskorpers auf die Erde in die obere Atmosphare gelangten Mit zwei popularwissenschaftlichen Buchern die 1999 veroffentlicht wurden 10 11 wurden grossere Kreise auf die antiken Berichte aufmerksam 6 Einer neueren These zufolge konnte der vor oder um 800 errichtete Runenstein von Rok an eine mythische Schlacht zwischen Warme und Kalte oder Leben und Tod neun Generationen vor dieser Zeit erinnern in dem der Fenriswolf die Sonne verschlingt die anschliessend neu geboren wird Ein solches Ereignis konnte die Wetteranomalie von 535 536 mit ihrer extremen Kalte ein sog fimbulvetr Fimbulwinter gewesen sein Durch die Extremkalte und Missernten kamen damals etwa die Halfte der Einwohner Skandinaviens ums Leben Auch die Region um Rok war betroffen Hier verwandelten sich fruchtbare Ackerflachen wieder in Wald Die Errichtung des Runensteins um 800 konnte dann in einem zeitlichen Zusammenhang mit ungewohnlicher Himmelsrote infolge eines Magnetsturms oder Gammastrahlenausbruchs 775 oder der Sonnenfinsternis 810 gestanden haben 12 Wissenschaftliche Nachweise BearbeitenEine Analyse von Baumringen durch den Dendrochronologen Mike Baillie von der Queen s University Belfast zeigt ein abnormal geringes Wachstum der Irischen Eiche fur 536 und nach einer nicht vollstandigen Erholung einen weiteren starken Ruckgang im Jahre 542 Ahnliche Muster sind auch durch Jahresringe verschiedener Baumarten in Schweden Finnland und Kaliforniens Sierra Nevada sowie bei der Alerce im Suden von Chile bekannt In einem 2015 vorgenommenen Vergleich von Kalteereignissen der letzten 1500 Jahre auf der Nordhalbkugel anhand von Baumringdaten folgte auf die Eruption 535 536 eine Kalteanomalie von um die 1 4 C die zweitgrosste in der Rekonstruktion 3 In Europa fielen die Sommertemperaturen 536 und 541 gegenuber dem vorhergehenden 30 Jahreszeitraum um 1 5 2 7 C kalter aus die Sommer der Dekade 536 545 waren im Mittel moglicherweise die kaltesten der letzten 1500 Jahre 13 Eine Analyse palaoklimatologischer globaler Rekonstruktionen die 50 Jahres Zeitraume betrachtet zeigt in vielen aber nicht allen Regionen um die Mitte der 550er Jahre kuhlere Temperaturen als im Mittel der letzten zweitausend Jahre Insgesamt war wahrscheinlich mehr als die Halfte der Erdoberflache betroffen 14 An subfossilen Resten nordskandinavischer Waldkiefern deren Wachstum wahrscheinlich nicht durch Feuchtigkeitsmangel oder Temperaturen limitiert war wurde anhand von Untersuchungen des d13C Isotopenverhaltnisses die sommerlichen Sonneneinstrahlung im 6 Jahrhundert rekonstruiert Die Rekonstruktion deutet auf eine starke Trubung der Atmosphare und mit 50 W m erheblich reduzierte Einstrahlung in den Jahren 536 und 541 544 hin 15 2016 schlug eine interdisziplinare Gruppe um den Klimahistoriker Ulf Buntgen vor die 536 einsetzende Kalteperiode die in Teilen der Nordhemisphare infolge von Ozean und Meereis Ruckkopplungen bis in die Mitte des 7 Jahrhunderts angedauert habe als Late Antique Little Ice Age LALIA zu bezeichnen 16 Mogliche Ursachen BearbeitenDie Klimaanomalie ab 536 wurde wahrscheinlich durch Sulfataerosole Asche und Staubmengen hervorgerufen die die Atmosphare trubten und Sonneneinstrahlung verminderten Mit einiger Sicherheit stammten diese Schwebstoffe aus zwei Vulkanausbruchen wobei verschiedene Thesen bestehen welche Ereignisse einen vulkanischen Winter herbeifuhrten Auch andere Vulkaneruptionen und ein Impaktwinter nach Einschlag eines Kometen wurden als mogliche Ursache diskutiert Zeitgenossische Berichte die auf die tatsachliche Ursache verweisen sind nicht bekannt Es ist daher zu vermuten dass das auslosende Ereignis in einer von den eurasischen und afrikanischen Schriftkulturen der damaligen Zeit abgelegenen jedoch vor dem Ereignis nicht zwangslaufig unbewohnten Region der Welt stattgefunden hat und daher nicht in die uberlieferten Aufzeichnungen dieser Zeit einfloss Vulkanausbruche Bearbeiten nbsp Vulkanischer Strahlungsantrieb der letzten 2500 Jahre 13 Die Eruptionen 536 und 540 gelten mittlerweile als wahrscheinliche Ursache der Wetteranomalie ab 535 536 Schon 1857 deutete der Philologe Valentin Seibel den Staubschleier von dem Prokop berichtet hatte als eine durch Vulkaneruptionen verursachte atmospharische Trubung 17 Stothers und Rampinos Arbeiten die Anfang der 1980er Jahre die moderne Erforschung der Klimaanomalie begrundeten sahen in den antiken Berichten und in saurehaltigen Schichten arktischer Eisbohrkerne Belege fur eine vulkanische Ursache 18 Ende der 2000er Jahre durchgefuhrte Analysen von Eisbohrkernen der Antarktis belegen Sulfat Maxima bei 542 was recht gut zum Maximum bei 536 n Chr in Gronland passt und fur einen gewaltigen Vulkanausbruch in Aquatornahe spricht 19 Im Jahr 2015 gelang eine genaue Synchronisierung der Eisbohrkerne die anhand der Sulfat Konzentrationen Vulkaneruptionen anzeigen mit Baumringarchiven die fur Temperaturrekonstruktionen verwendet werden Auch eine Rekonstruktion des Strahlungsantriebs der Vulkaneruptionen wurde moglich Die Autoren der Arbeit kamen zu dem Schluss dass die Kalteanomalie hauptsachlich durch zwei Vulkanausbruche verursacht worden sein muss einen in hohen Breiten der Nordhemisphare und vier Jahre spater einen in den Tropen 13 Nordhemispharische Eruption 536 Bearbeiten In einem Eisbohrkern der in den Schweizer Alpen am Colle Gnifetti gewonnen wurde fand eine Gruppe von Wissenschaftlern Spuren rhyolithischer Tephra und vulkanischem Glas die auf einen islandischen Vulkan als wahrscheinlichste Quelle hindeuten Diese im Gletschereis verzeichnete Eruption passt zu der des Jahres 536 20 Der Vulkanologe Michael Sigl vermutet dagegen dass die Eruption des Jahres 536 sich in Nordamerika ereignete 21 13 Tavurvur Papua Neuguinea oder Krakatau Indonesien Bearbeiten Bereits 1984 fuhrte der Astronom und Klimaforscher Richard Stothers 1939 2011 die Klimaveranderung von 536 auf einen Ausbruch des Vulkans Tavurvur bei Rabaul in Papua Neuguinea zuruck 22 1999 schlug der Wissenschaftsjournalist David Keys gestutzt durch die Arbeit des amerikanischen Vulkanologen Ken Wohletz vor dass die Klimastorungen durch den Ausbruch des zwischen Sumatra und Java liegenden Vulkans Proto Krakatau eines Vorlaufers des heutigen Krakatau verursacht worden sein konnten Nach einer umstrittenen Theorie konnte der Krakatau vor 535 ein hoher Berg ca 2000 m gewesen sein der bei einem Super Ausbruch weitgehend im Meer verschwand und Sumatra und Java voneinander trennte deren gemeinsamer Teil er vorher gewesen war 11 Geochemische vulkanologische und auf der Radiokarbonmethode basierende Indizien sprechen jedoch klar gegen einen Proto Krakatau oder den Tavurvur als Ausloser 23 Ilopango El Salvador Bearbeiten Der Vulkanologe Robert Dull veroffentlichte 2001 Forschungsergebnisse nach denen er den letzten gewaltigen Ausbruch die Tierra Blanca Joven Eruption des Ilopango in El Salvador mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf eine Zeit zwischen 408 und 536 n Chr datieren konnte Aufgrund der zeitlichen und geographischen Lage sowie der Grosse dieses Ausbruchs hielt er ihn als Verursacher der Wetteranomalie von 535 536 fur wahrscheinlich 24 25 Eine Simulation aus dem Jahr 2016 stellte die Wirkung zweier Vulkanausbruche der vermuteten Starke in den Jahren 536 und 540 nach Die simulierten Klimawirkungen stimmten sehr gut mit der Annahme einer Eruption des Ilopango als zweitem vulkanischem Ereignis im Jahr 540 uberein 26 Im Jahr 2019 gelang es anhand dreier in den Pyroklasten des Ilopangos gefundener Baumstamme den Zeitraum der Eruption auf 500 540 einzugrenzen Die Magnitude von 7 0 und ein Schwefelausstoss von 9 90 Millionen Tonnen machen die Eruption wahrscheinlich zur grossten der letzten 84 000 Jahre in Zentralamerika In diesem Zeitraum findet sich in gronlandischen und antarktischen Eisbohrkernen nur im Jahr 540 das Signal einer tropischen Eruption Damit ist so Dull und Co Autoren zwingend belegt dass die zweite tropische Eruption die die Klimaanomalie um 540 verursachte die des Ilopango war 23 Kosmische Kleinkorper Bearbeiten Verglichen mit dem Tunguska Ereignis von 1908 musste ein auslosender Asteroid oder Komet fur die Klimaveranderungen ab 536 ein Vielfaches an Grosse gehabt haben Die Grosse des Asteroiden musste etwa 500 Meter betragen haben und er musste in einer Hohe von 20 Kilometer explodiert sein Der Dendrochronologe Mike Baillie der in Baumringreihen aus Irland Europa und Nordamerika vermindertes Wachstum um 536 und 540 identifiziert hatte vermutete 1999 dass ein Komet oder anderer kosmischer Kleinkorper Ausloser der Klimaanomalie gewesen war 10 Mit der genaueren Datierung neuer Baumringreihen und Schichten mit vulkanischen Sulfaten aus Eisbohrkernen distanzierte sich Baillie von dieser Erklarung 18 Andere Forschungsarbeiten seit den 2000er Jahren fuhrten die Klimaveranderungen auf den moglichen Einschlag mehrerer Kometenfragmente oder die Kombination eines Vulkanausbruchs und eines Meteoriten zuruck Die Theorie vom Einschlag kosmischer Kleinkorper wird durch Funde von winzigen Kugelchen im gronlandischen Eis die aus Kondensaten verdampften Felsmaterials Spherulen bestehen gestutzt Als mogliche Einschlagorte werden der 2006 von Forschern der Holocene Impact Working Group entdeckte Doppelkrater im Golf von Carpentaria vor Australien sowie ein kleinerer in der Nordsee vor Norwegen angesehen 27 Der Impakt eines Kleinkorpers als Hauptursache der Klimaanomalie galt Ende der 2010er Jahre als wenig wahrscheinlich 18 Mogliche Folgen BearbeitenDie bis 550 uberwiegend sehr kalten Jahre verursachten in nordlichen und hochgelegenen Regionen sehr wahrscheinlich Missernten Zudem konnte auch im Mittelmeerraum in dem das Pflanzenwachstum nicht in dem gleichen Mass durch Temperaturen limitiert ist die verringerte Sonneneinstrahlung selbst die Photosyntheseleistung der Pflanzen vermindert haben 15 Zahlreiche Parallelen zu einschneidenden geschichtlichen Ereignissen der nachfolgenden Jahrzehnte wurden gezogen und Hypothesen uber kausale Zusammenhange aufgestellt Der US amerikanische Anthropologe Peter N Peregrine untersuchte 2020 systematisch ob es in der Zeit besonders haufig zu Krisen gekommen war Er betrachtete anhand der Klimaepisode als naturalistischem Quasi Experiment den Zusammenhang zwischen dem Ereignis bzw dem Ausmass der Kalteanomalie 536 546 und sozialen Verwerfungen in 20 Gesellschaften in Mittel und Nordamerika Europa Nordafrika und Asien Dazu verwendete er einen Index sozialer Anderung Social Change Index 28 der Aussagen uber Anderungen von demografischer Entwicklung Migration Hungersnoten und Krankheiten Konflikten und gesellschaftlicher Ordnung quantifiziert Er fand eine signifikante Abweichung in der Rate sozialer Anderungen gegenuber den Dekaden vor dem Klimaereignis sie korrelierte aber nicht regional mit dem Ausmass der Abkuhlung Peregrine interpretierte solche regionale Abweichungen als Indiz fur die geringere Vulnerabilitat mancher Gesellschaften 29 So gibt es beispielsweise Uberlegungen dass die Bewegung von als Awaren bezeichneten Verbanden in den 550er Jahren vom nordlichen Schwarzmeerraum in Richtung des ostromischen Reiches die oft auf den Druck von Kok Turken zuruckgefuhrt wird auch im Zusammenhang mit Durren der vorausgehenden Jahre stehen konnte 30 31 Italien wurde durch die Gotenkriege 535 552 562 verwustet Die Hungersnot wahrend der Belagerung Roms 537 538 unter der auch die angreifenden Ostgoten litten die im Marz 537 schliesslich erfolglos abziehen mussten wurde vielleicht durch das Klimaereignis mitverursacht 30 jedoch wurden die gotischen Truppen auch durch hunnische Verbande bei ihrer Versorgung gestort Es waren oft eher die Verheerungen durch Kriegszuge die Hungersnote der Zeit auslosten 32 33 Der Klimaumschwung reihte sich ein in eine aus Sicht der ostromischen Bevolkerung wohl beispiellose Folge von Katastrophen im 6 Jh von zahlreichen Erdbeben und Kriegen uberschattet noch von der Pest Die Geschehnisse losten eine tiefe Verunsicherung und Endzeitangste aus 30 In den Jahren 541 bis 544 brach in der Mittelmeerwelt erstmals die Justinianische Pest aus Manche Forscher vertreten die These dass die plotzliche Witterungsanderung Nagetiere die Reservoirwirte des Pesterregers sind gestort und in Kontakt mit anderen Nagetieren und Menschen gebracht hatte die dann den Erreger weiterverbreiteten 34 Das kuhlere Klima konnte auch die Ausbreitung des Pesterregers vielleicht aus Ostasien auch wenn keine sicheren Kenntnisse uber Pestausbruche vorliegen uber das Mittelmeer nach Europa ermoglicht haben wo er auf eine durch Nahrungs und moglicherweise auch Vitamin D Mangel geschwachte Bevolkerung traf 15 Die Annalen von Ulster berichten von Ernteausfallen im Jahr 536 9 35 Der Niedergang von Teotihuacan Mitte des 1 Jtsd bedeutendes Zentrum in Mesoamerika und eine der grossten Stadte der Welt wird mit der Klimaanomalie in Verbindung gebracht Laut dem amerikanischen Archaologen Payson Sheets konnten Kalte und Durrejahre in der semi ariden und normalerweise gerade unterhalb der Frostgrenze gelegenen Region um Teotihuacan zu Ernteausfallen gefuhrt haben zumal die angebauten Feldfruchte nicht frosthart waren Jungere Untersuchungen datieren das Niederbrennen des kulturellen Zentrums der Stadt in die Mitte des 6 Jahrhunderts moglicherweise war es zu einer Agrar und Glaubenskrise und zu Revolten gekommen Zudem hatte die Eruption des Ilopango 539 wahrscheinlich auch durch ihre direkten Folgen in Teilen Mittelamerikas zu gesellschaftlichen Umwalzungen gefuhrt weite Regionen des heutigen El Salvador und sudwestlichen Guatemala wurden unter einer Ascheschicht begraben und es kam dort zu einem demografischen Einbruch 36 nbsp Brakteaten aus dem Hortfund in Darum westliches Jutland 6 Jh 37 Klimasimulationen legen besonders starke Ernteeinbussen in Skandinavien und dem Baltikum nahe 26 In Skandinavien wurden im 6 Jh viele Siedlungen aufgegeben in manchen Regionen 75 und mehr auf Oland wurden anscheinend alle der aus der Zeit bislang entdeckten 1300 Hauser verlassen 38 Die Bevolkerungszahl konnte sich in etwa halbiert haben 39 Die Klimaanomalie liegt am Ubergang zur schwedischen Vendelzeit Der danische Archaologe Morten Axboe sieht einen Zusammenhang zwischen der Haufung von Hortfunden die in die erste Halfte des 6 Jahrhunderts datiert werden und der Klimaepisode ab 536 Haufig waren in den Horten Goldbrakteaten enthalten dunne einseitig gepragt Plattchen die wahrscheinlich als machtige Schutzamulette dienten Es wurden meint Axbo besonders kostbare Gegenstande geopfert um die verdunkelte und schwache Sonne wieder hell erstrahlen zu lassen Zudem konnten die Horte auch in einer Zeit von Unruhe und Wirren angelegt worden sein die Menschen dazu brachten Haus und Hof zu verlassen und ihr kostbares Eigentum bis zur erhofften Ruckkehr zu verbergen 37 Manche Autoren vermuten dass das Kalteereignis im Fimbulwinter der nordischen Ragnarok Sage verarbeitet wurde 37 38 40 Auch zu Schilderungen einer funf Jahre wahrenden Verfinsterung in der finnischen Kalevala wurden Parallelen gezogen 39 Die sozialen Wirkungen waren jedoch uneinheitlich und abhangig von der Verwundbarkeit der betroffenen Regionen So scheint die Kalteanomalie kaum einen Einfluss auf die eher von marinen Ressourcen abhangigen Siedlungen in Nordnorwegen gehabt zu haben 41 In der sudlichen Levante gab es wahrscheinlich mehr Regen 42 Auf der arabischen Halbinsel konnten ungewohnlich starke Niederschlage die landwirtschaftlichen Ertrage vermehrt und damit vielleicht den Aufstieg des Islam gefordert haben 16 Die arabische Halbinsel blieb wohl von der Pest verschont Nach Einschatzung des Islamwissenschaftlers Lutz Berger war es eher dieser Umstand der das Kraftegleichgewicht zugunsten der Araber verschob wahrend sich die Byzantiner und Sassaniden vorher durch standige Kriegsfuhrung geschwacht hatten und finanziell ausgeblutet waren Er warnt davor klimatischen Faktoren eine ubergrosse Rolle zuzuschreiben Die weitreichenden Hypothesen in David Keys Catastrophe 2000 die das Ende der Antike und die Auswanderung der Araber vor allem mit dem Klimaereignis erklaren werden von der Fachwelt weitgehend abgelehnt 33 32 43 Siehe auch BearbeitenKalteanomalie Liste von Wetterereignissen in Europa Kleine EiszeitLiteratur BearbeitenTimothy P Newfield The Climate Downturn of 536 50 In The Palgrave Handbook of Climate History Palgrave Macmillan ISBN 978 1 137 43020 5 S 447 493 doi 10 1057 978 1 137 43020 5 32 Ulf Buntgen u a Cooling and societal change during the Late Antique Little Ice Age from 536 to around 660 AD In Nature Geoscience 9 2016 231 236 Joel D Gunn Hrsg The Years without Summer Tracing A D 536 and its Aftermath Archaeopress Oxford 2000 ISBN 1 84171 074 1 BAR International Series 872 Weblinks BearbeitenDaniel Lingenhohl Naturkatastrophen Das schlimmste Jahr der Europaer In Spektrum de 16 November 2018 abgerufen am 11 Januar 2020 Wann schlug der letzte Komet ein aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 16 Mar 2005 Einzelnachweise Bearbeiten PAGES 2k Consortium Consistent multidecadal variability in global temperature reconstructions and simulations over the Common Era In Nature Geoscience 24 Juli 2019 doi 10 1038 s41561 019 0400 0 Timothy P Newfield The Climate Downturn of 536 50 In The Palgrave Handbook of Climate History Palgrave Macmillan 2018 ISBN 978 1 137 43020 5 S 447 493 doi 10 1057 978 1 137 43020 5 32 a b Markus Stoffel Myriam Khodri Christophe Corona Sebastien Guillet Virginie Poulain Slimane Bekki Joel Guiot Brian H Luckman Clive Oppenheimer Nicolas Lebas Martin Beniston Valerie Masson Delmotte Estimates of volcanic induced cooling in the Northern Hemisphere over the past 1 500 year In Nature Geoscience Oktober 2015 doi 10 1038 ngeo2526 Samuli Helama Phil D Jones Keith R Briffa Dark Ages Cold Period A literature review and directions for future research In The Holocene Februar 2017 doi 10 1177 0959683617693898 Richard B Stothers Michael R Rampino Volcanic eruptions in the Mediterranean before A D 630 from written and archaeological sources In Journal of Geophysical Research Solid Earth September 1983 doi 10 1029 JB088iB08p06357 a b Antti Arjava The Mystery Cloud of 536 CE in the Mediterranean Sources In Dumbarton Oaks Papers Band 59 2005 S 73 94 doi 10 2307 4128751 Prokopios Historien IV 14 dt Ubersetzung aus Vandalenkriege Griechisch Deutsch ubersetzt von Otto Veh Munchen 1971 S 263 Michael Sigl M Winstrup J R McConnell K C Welten G Plunkett F Ludlow U Buntgen M Caffee N Chellman D Dahl Jensen H Fischer S Kipfstuhl C Kostick O J Maselli F Mekhaldi R Mulvaney R Muscheler D R Pasteris J R Pilcher M Salzer S Schupbach J P Steffensen B M Vinther T E Woodruff Timing and climate forcing of volcanic eruptions for the past 2 500 years Extended Data Table 3 Historical documentary evidence for key volcanic eruption age markers 536 939 CE In Nature Nr 523 Juli 2015 doi 10 1038 nature14565 nature com a b Clive Oppenheimer Eruptions that Shook the World Cambridge University Press 2011 ISBN 978 0 521 64112 8 11 Dark Ages dark nature S 253 260 a b Mike Baillie Exodus to Arthur Catastrophic Encounters with Comets Batsford London 1999 ISBN 0 7134 8352 0 a b David Keys Catastrophe A Quest for the Origins of the Modern World Ballantine Books New York 1999 ISBN 0 345 40876 4 Siehe dazu auch Ken Wohletz Were the Dark Ages Triggered by Volcano Related Climate Changes in the 6th Century If so was Krakatau volcano the culprit Los Alamos National Laboratory 2000 abgerufen am 19 Juni 2020 Per Holmberg Bo Graslund Olof Sundqvist Henrik Williams The Rok Runestone and the End of the World In Futhark International Journal of Runic Studies Band 9 10 2020 ISSN 1892 0950 S 7 38 doi 10 33063 diva 401040 open access a b c d Michael Sigl M Winstrup J R McConnell K C Welten G Plunkett F Ludlow U Buntgen M Caffee N Chellman D Dahl Jensen H Fischer S Kipfstuhl C Kostick O J Maselli F Mekhaldi R Mulvaney R Muscheler D R Pasteris J R Pilcher M Salzer S Schupbach J P Steffensen B M Vinther T E Woodruff Timing and climate forcing of volcanic eruptions for the past 2 500 years In Nature Nr 523 Juli 2015 doi 10 1038 nature14565 Pressemitteilung dazu Researchers find new evidence that large eruptions were responsible for cold temperature extremes recorded since early Roman times Desert Research Institute 8 Juli 2015 archiviert vom Original am 16 Juli 2015 abgerufen am 9 August 2015 Raphael Neukom Nathan Steiger Juan Jose Gomez Navarro Jianghao Wang Johannes P Werner No evidence for globally coherent warm and cold periods over the preindustrial Common Era In Nature 24 Juli 2019 doi 10 1038 s41586 019 1401 2 a b c Samuli Helama Laura Arppe Joonas Uusitalo Jari Holopainen Hanna M Makela Harri Makinen Kari Mielikainen Pekka Nojd Raimo Sutinen Jussi Pekka Taavitsainen Mauri Timonen Markku Oinonen Volcanic dust veils from sixth century tree ring isotopes linked to reduced irradiance primary production and human health In Scientific Reports Nr 1339 2018 doi 10 1038 s41598 018 19760 w open access a b Ulf Buntgen Vladimir S Myglan Fredrik Charpentier Ljungqvist Michael McCormick Nicola Di Cosmo Michael Sigl Johann Jungclaus Sebastian Wagner Paul J Krusic Jan Esper Jed O Kaplan Michiel A C de Vaan Jurg Kirdyanov Cooling and societal change during the Late Antique Little Ice Age from 536 to around 660 AD In Nature Geoscience 2016 S 231 236 doi 10 1038 ngeo2652 Siehe zu der Arbeit auch Justinianische Pest und Volkerwanderung Folge einer Kleinen Eiszeit Archaologie online 12 Februar 2016 Christopher Schrader Klimageschichte Drei Vulkane beendeten die Antike 9 Februar 2016 abgerufen am 5 Dezember 2018 Valentin Seibel Die grosse Pest zur Zeit Justinians und die ihr voraus und zur Seite gehenden ungewohnlichen Natur Ereignisse Ein Beitrag zur Geschichte des sechsten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung Druck der A Kranzle schen Officin Dillingen 1857 II atmospherische Phanomene verbodengeschriften nl a b c John Moreland AD536 Back to Nature In Acta Archaeologica Januar 2019 doi 10 1111 j 1600 0390 2018 12194 x L B Larsen u a New ice core evidence for a volcanic cause of the A D 536 dust veil In Geophysical Research Letters Band 35 L04708 doi 10 1029 2007GL032450 Blog Beitrag dazu Gavin A Schmidt Was war los im Jahr 536 n Chr In scilogs de klimalounge 25 Marz 2008 abgerufen am 19 Juni 2020 Christopher P Loveluck Michael McCormick Nicole E Spaulding Heather Clifford Michael J Handley Laura Hartman Helene Hoffmann Elena V Korotkikh Andrei V Kurbatov Alexander F More Sharon B Sneed Paul A Mayewski Alpine ice core evidence for the transformation of the European monetary system AD 640 670 In Antiquity Band 92 Nr 366 Dezember 2018 ISSN 0003 598X S 1571 1585 Supplementary material S1 data on Colle Gnifetti tephra from AD 536 volcanic event L Hartman amp A V Kurbatov doi 10 15184 aqy 2018 110 cambridge org abgerufen am 14 April 2020 Popularwissenschaftlicher Artikel zu Loveluck u a 2018 Spektrum der Wissenschaft Das schlimmste Jahr der Europaer SdW 19 November 2018 Ann Gibbons Why 536 was the worst year to be alive AAAS 15 November 2018 Richard Blair Stothers Mystery cloud of AD 536 In Nature Band 307 1984 S 344 345 doi 10 1038 307344a0 a b Robert A Dull John R Southon Steffen Kutterolf Kevin J Anchukaitis Armin Freundt David B Wahl Payson Sheets Paul Amaroli Walter Hernandez Michael C Wiemann Clive Oppenheimer Radiocarbon and geologic evidence reveal Ilopango volcano as source of the colossal mystery eruption of 539 40 CE In Quaternary Science Reviews Band 222 2019 doi 10 1016 j quascirev 2019 07 037 Robert A Dull John R Southon und Payson Sheets Volcanism Ecology and Culture A Reassessment of the Volcan Ilopango Tbj eruption in the Southern Maya Realm in Latin American Antiquity Vol 12 No 1 Marz 2001 S 25 44 JSTOR 971755 News about FUNDAR s Investigations and other activities Fundacion Nacional de Arqueologia de El Salvador FUNDAR 2012 archiviert vom Original am 24 September 2015 abgerufen am 30 April 2016 a b Matthew Toohey u a Climatic and societal impacts of a volcanic double event at the dawn of the Middle Ages In Climatic Change 2016 doi 10 1007 s10584 016 1648 7 Siehe dazu auch Zwei Vulkane losen spatantike Krisen aus Auf idw online de vom 19 April 2016 Dallas H Abbott Dee Breger Pierre E Biscaye John A Barron Robert A Juhl Patrick McCafferty What caused terrestrial dust loading and climate downturns between A D 533 and 540 In GSA Special Papers 2014 doi 10 1130 2014 2505 23 Zu einem Konferenzbeitrag Abbotts der die Hypothese schon vorher vorgestellt hatte siehe Comet smashes triggered ancient famine In New Scientist 2689 7 Januar 2009 S 9 und Geologen erklaren grosste Katastrophe des Mittelalters spiegel de 21 Dezember 2010 Siehe seshatdatabank info Peter N Peregrine Climate and social change at the start of the Late Antique Little Ice Age In The Holocene 2020 doi 10 1177 095968362094107 a b c Mischa Meier Geschichte der Volkerwanderung Europa Asien und Afrika vom 3 bis zum 8 Jahrhundert n Chr C H Beck 2019 ISBN 978 3 406 73959 0 S 813 953 973 995 Michael McCormick Ulf Buntgen Mark A Cane Edward R Cook Kyle Harper Peter Huybers Thomas Litt Sturt W Manning Paul Andrew Mayewski Alexander F M More Kurt Nicolussi Willy Tegel Climate Change during and after the Roman Empire Reconstructing the Past from Scientific and Historical Evidence In Journal of Interdisciplinary History 2012 doi 10 1162 JINH a 00379 a b Dionysios Ch Stathakopoulos Famine and Pestilence in the Late Roman and Early Byzantine Empire A Systematic Survey of Subsistence Crises and Epidemics Routledge 2017 ISBN 978 1 351 93703 0 Nos 91 118 a b Lutz Berger Die Entstehung des Islam Die ersten hundert Jahre C H Beck 2016 ISBN 978 3 406 69693 0 III Die Krisenperiode des 6 und 7 Jahrhunderts einschliesslich Fussnoten 2 und 3 Timothy P Newfield Mysterious and Mortiferous Clouds The Climate Cooling and Disease Burden of Late Antiquity In Late Antique Archaeology Band 12 Nr 1 Oktober 2016 doi 10 1163 22134522 12340068 The Annals of Ulster Electronic edition compiled by Padraig Bambury Stephen Beechinor Abgerufen am 19 September 2020 U536 3 Payson Sheets Explosive Volcanic Eruptions and Societal Responses In Anthony Oliver Smith Susanna M Hoffman Hrsg The Angry Earth Disaster in Anthropological Perspective Routledge Dezember 2019 Postscript The Ilopango Volcanic Eruption and Its Effects on Climate and People a b c Morten Axboe Amulet Pendants and a Darkened Sun In KVHAA Konferenser Band 51 Stockholm 2001 academia edu a b Bo Graslund und Neil Price Twilight of the gods The dust veil event of AD 536 in critical perspective In Antiquity Band 86 Nr 332 Januar 2012 doi 10 1017 S0003598X00062852 Html a b Neil Price Die wahre Geschichte der Wikinger S Fischer 2022 ISBN 978 3 10 397255 9 S 107 121 Eine ausfuhrliche und kritische Betrachtung Mathias Nordvig und Felix Riede Are There Echoes of the ad 536 Event in the Viking Ragnarok Myth A Critical Appraisal In Environment and History 2018 doi 10 3197 096734018X15137949591981 Mats Widgren Climate and causation in the Swedish Iron Age In Danish Journal of Geography Band 112 Nr 2 Dezember 2012 doi 10 1080 00167223 2012 741886 web archive org PDF 248 kB abgerufen am 17 Oktober 2021 D Fuks O Ackermann A Ayalon M Bar Matthews G Bar Oz Y Levi A M Maeir E Weiss T Zilberman Z Safrai Dust clouds climate change and coins consiliences of palaeoclimate and economy in the Late Antique southern Levant In Levant Band 49 Nr 2 2017 doi 10 1080 00758914 2017 1379181 Mischa Meier Dionysios Ch Stathakopoulos Famine and pestilence in the late Roman and early Byzantine Empire A systematic survey of subsistence crises and epidemics In Byzantinische Zeitschrift Band 97 Nr 2 Februar 2008 doi 10 1515 BYZS 2004 627 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klimaanomalie 536 550 amp oldid 239256700