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Das Westpfalzer Wandermusikantentum war ein Wandergewerbe das sich etwa ab 1830 in einem Teilgebiet der Westpfalz das heute Musikantenland genannt wird entwickelte Die Blutezeit lag zwischen 1850 und dem Ersten Weltkrieg In dieser Zeit zogen mehrere tausend Musikanten durch die gesamte Welt und verdienten den Lebensunterhalt fur sich und ihre Familien Die Kapelle Carl Weber bei ihrer Nordamerikareise 1882 83 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Die Blutezeit 1 3 Das Ende 2 Die Musiker 2 1 Ausbildung der Musiker 2 2 Kapellen 2 3 Kapellmeister 2 4 Orchestermusiker 2 5 Musikerfrauen 3 Ablauf der Reisen 3 1 Feste Engagements 4 Repertoire 4 1 Eigenkompositionen 4 2 Aufschlusselung nach Musikrichtung 5 Bedeutung fur die Region 5 1 Wirtschaftliche Bedeutung 5 2 Instrumentenbauer 5 3 Musikantenhauser 6 Negative Auswirkungen 7 Namen 7 1 Bekannte Musikanten 7 2 Instrumentenbauer 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Die Westpfalz gehorte von jeher zu den landwirtschaftlich benachteiligten Regionen Verkehrsanbindungen zu den Industriezentren waren im beginnenden 19 Jahrhundert nicht vorhanden Missernten wie die von 1816 17 oder 1831 losten regelmassig Hungersnote aus Negativ fur die Region wirkte sich auch der Ruckgang des Bergbaus an Konigs und Potzberg aus Ausweg aus dieser Not war fur viele Familien entweder auszuwandern oder sich als Wanderarbeiter in den besser gestellten Regionen Europas zu verdingen Der wirtschaftliche Aufschwung in Frankreich wahrend der Herrschaft Napoleons zog zum Beispiel viele Deutsche nach Sudfrankreich wo sie Arbeit in den Hafen fanden 1 Gleichzeitig entwickelten sich Wandergewerbe verschiedener Berufszweige die in Heimarbeit hergestellte Produkte auswarts verkauften zum Beispiel Bursten und Besen aus Ramberg oder Schuhe aus der Pirmasenser Gegend 2 Die Grunde warum sich die Bewohner des spateren Musikantenlandes zwischen Kusel Kaiserslautern Rockenhausen und Meisenheim ausgerechnet der Darbietung von Musik widmeten sind nicht genau bekannt Man nimmt an dass die Bedeutung des kurpfalzischen Hofes in Mannheim als Musikzentrum Europas im 18 Jahrhundert in diese Entwicklung hineinspielte Auch Bergleute die fur den Abbau der Bodenschatze an Konigs und Potzberg aus Sachsen Thuringen oder dem Elsass angeworben worden waren und die in ihrer Freizeit die Volksmusik ihrer Heimat spielten sollen zur Musikalitat der Bewohner des Musikantenlandes beigetragen haben 1 Die Namen der Musikanten die als erste musizierend umherwanderten und dadurch als Vorbilder gelten konnten oder der Zeitpunkt ihrer ersten Reise sind unbekannt Der wahrend der Franzosenzeit eingefuhrte Code civil der unter anderem die Gewerbefreiheit brachte fuhrte dazu dass ab 1800 immer ofter die zusatzliche Berufsbezeichnung Musikant zu finden ist 2 In den Anfangszeiten spielten die ersten Musikanten noch auf Kirchweihen oder anderen Festen in der Umgebung oder im benachbarten Ausland Nachdem es sich wirtschaftlich offensichtlich lohnte schlossen sich ab etwa 1830 immer mehr Kapellen zusammen sodass auch das Reisegebiet ausgedehnt werden musste Man bereiste anfangs vor allem die Gegenden in denen viele Deutsche als Auswanderer oder Wanderarbeiter lebten und kam bis Sudfrankreich oder Spanien 2 Die Zahl der Passe die fur die Auslandsreisen ausgestellt wurden stieg von Jahr zu Jahr Auch die Bayerische Landesregierung die Pfalz gehorte seit dem Wiener Kongress zum Konigreich Bayern wurde auf die wachsende Zahl der Musikanten aufmerksam Da jedoch die wirtschaftliche Not in der Westpfalz gelindert wurde beschloss man nicht dagegen vorzugehen Einzig schulpflichtigen Kindern die immer ofter ihre Vater oder Verwandten begleiteten wurde das Reisen verboten 1 Die grossten Musikantendorfer 3 Ort Anzahl derMusikantenJettenbach 532Mackenbach 427Essweiler 284Wolfstein 227Rothselberg 226Die Blutezeit Bearbeiten Ab 1850 waren es zunehmend ausgebildete Musiker die in den Kapellen spielten Die Kapellen bereisten nun das gesamte europaische Ausland und zogen auch nach Ubersee Asien Australien Afrika und vor allem Amerika waren lohnende Ziele Uberall waren sie als Mackenbacher bekannt auch wenn sie aus anderen Orten stammten Mackenbach war jedoch ein typisches Musikantendorf in dem zeitweise ein Viertel der Bevolkerung musikalisch tatig war Die Zahl der Musiker und Kapellen stieg stetig an Allein im Jahr 1909 wurden fur den Bezirk Kusel anhand der Passantrage 1043 umherziehende Musikanten ermittelt Da zu dieser Zeit in einige Lander auch ohne Reisepass gereist werden konnte in England waren nur 100 Goldmark und ein gultiger Arbeitsvertrag vorzuzeigen wird angenommen dass um die Jahrhundertwende jedes Jahr um die 2500 Musikanten unterwegs waren 2 Mit der Zeit wurden die Musiker professioneller und ihre Ausbildung besser In den englischen Seebadern verbrachten wohlhabende Burger die Sommermonate Die westpfalzischen Musikanten waren dort willkommen sofern sie sich den gestiegenen Anspruchen des Publikums anpassten Um in den Badern und Kurorten engagiert zu werden waren die gewohnliche Strassenkleidung gegen Uniformen zu tauschen und die aktuellen Stucke bekannter Komponisten ins Repertoire aufzunehmen Zur Verstandigung mit Arbeitgebern und Amtspersonen musste zumindest der Kapellmeister Fremdsprachen beherrschen Hubertus Kilian sprach beispielsweise Englisch und Franzosisch und verstand Italienisch und Spanisch Es gab auch weiterhin Kapellen die zu Fuss von Ort zu Ort durch die Auswanderergegenden zogen und auf Platzen musizierten die Erlose allein aus den Strassenauftritten waren jedoch geringer Wer sich nicht verstandigen konnte und nur pfalzische Volksmusik im Programm hatte konnte nicht auf feste Anstellungen hoffen 1 Ein anderes krisensicheres Betatigungsfeld war der Zirkus der auch nach dem Ersten Weltkrieg fur einige Musiker noch Arbeitsmoglichkeiten bot Im 19 Jahrhundert entwickelten sich grosse Zirkusbetriebe die manchmal mehrere Kapellen unterhielten Der Bedarf an Musikern war gross und viele Pfalzer vor allem aus Mackenbach fanden bei Hagenbeck Sarrasani oder Busch gut bezahlte Anstellungen 2 In den Heimatorten entwickelte sich der Instrumentenbau als florierender Industriezweig die Geschafte der Tuchmacher Farber und Schneidereien bluhten Die Musik brachte der einst verarmten Region Wohlstand viele Musiker kehrten teilweise nach jahrelanger Abwesenheit als wohlhabende Manner zuruck Das Ende Bearbeiten nbsp Die Kapelle von Hubertus Kilian in China 1863 64 Mit Beginn des Ersten Weltkriegs begann das Ende fur das Wandermusikantentum das gerade seinen absoluten Hohepunkt erreicht hatte Viele Manner mussten in den Krieg ziehen die meisten Arbeitsmoglichkeiten fur Musiker fielen weg die Grenzen zum Ausland waren versperrt Musiker die wahrend einer Auslandsreise vom Kriegsbeginn uberrascht wurden wurden an der Heimreise gehindert Rudolf Mersy aus Aschbach wurde bis 1920 in Lagern in Australien und Neuseeland interniert Otto Schwarz aus Hinzweiler und seine Kapelle die zuvor mehrere Jahre in England lebten auf der Isle of Man Nach dem Krieg war Deutschen die Einreise in nahezu alle Lander zunachst verboten eine Ausnahme bildeten die Niederlande Nachdem die Not der Nachkriegszeit uberstanden war und das kulturelle Leben wieder aufbluhte bekamen die Wandermusiker zunehmend Konkurrenz durch Schallplatte Radio und Tonfilm das Gewerbe konnte nie mehr an seine Blutezeit anknupfen Allenfalls als Zirkusmusiker konnten einige Wandermusiker ihren Beruf noch eine Zeit lang fortfuhren Manche Musiker blieben auch im Ausland vor allem in den USA und machten dort weiterhin Musik Bill Henry eigentlich Heinrich Jacob aus Mackenbach engagierte 1932 fur seine Kapelle einen jungen Sanger namens Frank Sinatra 1935 wurden die verbleibenden hauptberuflich tatigen Wandermusikanten der Pfalz in die Reichsmusikkammer aufgenommen Voraussetzung einer beruflichen Wandertatigkeit war dass die Kapellen aus mindestens sieben Mitgliedern bestand Sie mussten Prufungen ablegen und benotigten einen verantwortlichen Leiter dem durch den Landesleiter Saar Pfalz der Reichsmusikkammer ein Gruppenausweis ausgestellt wurde 1938 fanden in Mackenbach und Lauterecken musikalische Leistungsprufungen statt bei denen insgesamt 30 Kapellen gepruft wurden Mit Wirkung zum 1 April 1939 wurde der Erlass uber die Mitgliedschaft der Wandermusikanten durch die Reichsmusikkammer aufgehoben da ihre Tatigkeiten nicht als Verbreitung musikalischen Kulturgutes angesehen wurden 1 Damit endete das Wandermusikantentum in der Westpfalz Im Jahr 2023 wurde zur Erinnerung in Mackenbach der Osterbubenweg ein Wanderweg mit insgesamt 8 2 Kilometer rund um die Mackenbacher Gemarkung eroffnet Die Musiker BearbeitenAusbildung der Musiker Bearbeiten Das Repertoire der Kapellen verlangte vom einzelnen Musiker dass er mehrere Instrumente spielen konnte in der Regel musste man neben einem Blasinstrument auch ein Streichinstrument beherrschen Es gab in der Pfalz keine Musikschulen der Jettenbacher Pfarrer Schowalter versuchte vor dem Ersten Weltkrieg vergebens eine solche Einrichtung politisch durchzusetzen Die Ausbildung erfolgte darum ahnlich wie im Handwerk Der Lehrling ging mehrere Jahre bei einem Meister einem erfahrenen Wandermusikanten in die Lehre Die bekanntesten Lehrmeister waren Ludwig Christmann aus Kaulbach Jakob und August Rech aus Etschberg sowie Ludwig Jacob aus Mackenbach der auch Gorlhauser Lui genannt wurde da er in Godelhausen aufgewachsen war nbsp Die Kapelle von Michael Schrock aus Jettenbach in Russland um 1895Die Ausbildung begann noch wahrend der Schulzeit der Schuler musste mehrmals in der Woche zum Musikunterricht Die erste Reise der jungen Musikanten Osterbuben genannt weil sie zu Ostern gerade aus der Schule entlassen worden waren erfolgte oft mit dem Vater oder einem nahen Verwandten Damit wurde dem Heimweh vorgebeugt andererseits aber auch verhindert dass die jungen Menschen in die Hande gewissenloser Kapellmeister fielen die sie nur ausbeuteten Mit der ersten Reise begann die eigentliche Ausbildungszeit der Musiker Zwei bis drei Jahre lang durften die jungen Musiker meist nur Begleitstimmen spielen man nannte das abstossen oder abknuppen Dabei entschied sich ob jemand begabt genug war um Solist zu werden oder ob er weiterhin als Begleitmusiker im Hintergrund bleiben musste Viele Musikanten gaben die Musik denn auch schnell auf wenn sie einen fur sich geeigneteren Arbeitsplatz fanden und machten nur wenige Reisen mit Die begabtesten Musikanten nahmen bei jeder sich bietenden Gelegenheit bei guten Lehrern ihres Instrumentes oftmals im Ausland weiteren Unterricht Eine weitere Ausbildungsmoglichkeit bot sich mit der Militarzeit Ein Regimentsmusiker konnte nicht nur die Beherrschung seines Instrumentes verbessern er erhielt auch Einblick in ein breiteres Musikspektrum und in die Moglichkeiten zu dessen Arrangement Dies erwies sich fur die spatere Zeit als Wandermusikant als nutzlich bei der Auswahl und Interpretation der Stucke 4 Eine solche Ausbildung erhielt zum Beispiel Hubertus Kilian aus Essweiler als er seine Militarzeit 1852 bei einem Infanteriebataillon in Kaiserslautern ableistete Kapellen Bearbeiten Die Kapellen auch Banden genannt wurden vom Kapellmeister einem erfahrenen Wandermusikanten zusammengestellt oft wurden dabei Verwandte bevorzugt ausgewahlt Bei grosseren Reisen taten sich manchmal mehrere Kapellmeister mit ihren Kapellen zusammen Die meisten Kapellen bestanden aus funf bis zehn Musikern sie konnten aber auch 20 oder mehr Mitglieder haben Die Musiker waren Angestellte des Kapellmeisters und bekamen nach der Reise von ihm ihren Lohn der in Abhangigkeit von ihrem Konnen ihrer Erfahrung und dem Gewinn der Kapelle festgesetzt wurde Die Besetzung war meistens gemischt reine Blaser oder Streichergruppen waren seltener zu finden Der Kapellmeister musste bei der Besetzung darauf achten dass auch anspruchsvollere Stucke ins Repertoire aufgenommen werden konnten um besser bezahlte Engagements zu erhalten Bevorzugt wurden leicht transportierbare robustere Instrumente benutzt Die Disziplin der Musiker war wichtig spater wurde auch auf das aussere Erscheinungsbild und das Auftreten der Musiker Wert gelegt Kapellmeister Bearbeiten Erfahrene Wandermusikanten wurden Kapellmeister Der Kapellmeister war der Leiter seiner Musikkapelle er stellte sie zusammen warb die Mitglieder an wahlte die Stucke aus und ubte sie mit seinen Musikern ein in der Regel wahrend der Winterzeit Kapellmeister mussten theoretisches Musikwissen haben da sie die Auswahl des Repertoires und die Stimmen der Stucke an die jeweilige Besetzung der Kapelle anpassen und fur die Mitglieder auch die Stimmbucher schreiben mussten 4 Sie mussten uber organisatorisches Geschick verfugen da sie fur die Engagements die Planung der Reiseroute die Verpflegung der Musiker die Wahl der Unterkunfte und die Disziplin wahrend der Reise verantwortlich waren Die Kapellmeister kamen fur die Reisekosten auf und stellten auch die Uniformen Oftmals konnten gute Kapellmeister schon wahrend der Uberfahrt ein Engagement als Bordkapelle erlangen und so die Reisekosten erheblich senken 2 1 Orchestermusiker Bearbeiten Das Repertoire der Wandermusikanten enthielt immer neben Unterhaltungsmusik auch sogenannte E Musik Das Beherrschen klassischer Musik war Grundvoraussetzung um im Ausland eines der begehrten langeren Engagements an einem Ort zu bekommen und war bei guten Kapellen selbstverstandlich Gute Musikanten konnten ohne langeres Proben direkt vom Blatt spielen All dies und auch die Tatsache dass gerade in den USA in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts viele Symphonieorchester gegrundet wurden machte es einigen Wandermusikanten einfach dort als Profimusiker unterzukommen Daniel Kuntz aus Oberstaufenbach Grundungsmitglied des Bostoner Symphonieorchesters Karl Rech aus Etschberg sowie Jakob und Heinrich Christmann aus Kaulbach die bei den New Yorker Philharmonikern spielten August Hebel Eduard Fuchs und Eugen Ziehmer aus Jettenbach die im Orchester der Metropolitan Opera in New York waren Rudolph Schmitt aus Essweiler Soloklarinettist an der Chicago Civic Opera und beim San Francisco Symphony Orchestra Georg Drumm aus Erdesbach Komponist und Arrangeur am BroadwayDies sind nur einige Beispiele Maria Bauer erwahnt in Das Hohenoller Musikantentum von 1921 dass das Boston Symphony Orchestra in der Grundungszeit zu zwei Dritteln aus Westpfalzer Wandermusikanten bestanden haben soll Da diese Musikanten in der Regel nicht mehr in ihre alte Heimat zuruckkehrten verlor das Musikantenland viele seiner fahigsten Musiker 4 Musikerfrauen Bearbeiten Musikerinnen waren eher selten Oft wurde die Ehefrau eines jungeren Musikanten mit auf eine Reise genommen damit sie sich wahrend der Reise um den Haushalt kummern konnte Bei langeren Reisen oder festen Engagements war manchmal auch die gesamte Familie dabei Hubertus Kilian nahm seine Frau Phillipine 1858 mit nach Australien zwei ihrer sieben Kinder wurden dort wahrend der siebenjahrigen Reise geboren Auch Rudolf Mersy aus Aschbach verbrachte seine Kindheit zusammen mit seinen Eltern in Edinburgh und ging dort zur Schule Dies war nicht moglich wenn zu Hause als zweites Standbein oder zur Altersvorsorge ein Geschaft oder Landwirtschaft betrieben wurde Vor allem bei den kurzeren Reisen wahrend der Sommermonate waren es deshalb in der Regel ausschliesslich die Manner die musizierend umherzogen Die Frauen ubernahmen zu Hause neben der Erziehung der Kinder auch die traditionellen Mannerarbeiten wie die Fuhrung der Landwirtschaft 2 Ablauf der Reisen BearbeitenIm Herbst stellte der Kapellmeister die Kapelle zusammen indem er die Musiker per Handschlag engagierte Nach der Festlegung des Repertoires wurden die Stucke wahrend des Winters eingeubt Mehrmals in der Woche wurde dazu geprobt meist im Haus des Kapellmeisters Wahrend dieser Zeit bestellte der Kapellmeister die Uniformen fur die Mitglieder seiner Kapelle In der Winterzeit wurden Ziele und Reiseroute geplant die oft so gelegt wurden dass vor allem Gebiete besucht wurden in denen viele Auswanderer einer bestimmten Nationalitat lebten dies mussten nicht unbedingt nur Deutsche sein Da die Kapellen ihr Repertoire an ihr Publikum anpassen konnten erzielten sie in der Regel hohere Einnahmen 4 Ziele waren auch Lander oder Gegenden die einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten und deshalb hohere Einnahmen versprachen Aus diesem Grund wahlte Hubertus Killian 1858 Australien als Reiseziel aus 1 Waren Ziele und Route festgelegt kummerte sich der Kapellmeister um den Transport der Kapelle und des Gepacks zu einem geeigneten Hafen um die Schiffspassagen und um Unterkunfte Eventuell konnte er schon erste Engagements festmachen Im Fruhjahr begann dann die Reise In der Anfangszeit als die Musikanten nur in Deutschland und im benachbarten Ausland unterwegs waren wanderten sie zu Fuss umher Instrumente Kleidung und Reiseproviant wurden auf der Schulter oder in Handwagen mitgefuhrt Das war spater als die Anspruche der Zuhorer an Musiker und Repertoire hoher wurden und mehr Gepack Instrumente Noten Kleidung anfiel und bei Reisen in Ubersee nicht mehr moglich 1848 wurde die Ludwigsbahn zwischen Saarbrucken und Ludwigshafen und 1859 die Nahetalbahn von Saarbrucken uber Bad Kreuznach nach Bingen eroffnet Nach dem Bau dieser Bahnstrecken in der Region fuhr man mit der Bahn ab Staudernheim oder Landstuhl zu einem geeigneten Ausgangshafen etwa Le Havre Antwerpen Bremerhaven oder manchmal auch englische Hafen Den Transport des Gepacks zum Bahnhof ubernahmen ortsansassige Landwirte mit ihren Gespannen Schon auf der Hinreise wurden nach Moglichkeit auf Volksfesten oder Kerwen in den Orten entlang der Reiseroute Konzerte gegeben Bei Reisen in den Norden wurde oft in den rheinischen Karnevalsgebieten Zwischenstation gemacht 2 Wahrend der Schiffspassage wurde eine Anstellung als Bordkapelle angestrebt auch ubernahmen die Musikanten andere Arbeiten auf dem Schiff Dadurch konnten die Reisekosten gesenkt werden An den Etappenorten der Reise wurden vom Kapellmeister Zimmer in Herbergen Gasthausern oder billigen Hotels gebucht War beabsichtigt langer zu bleiben wurden auch Hauser fur einen oder mehrere Monate gemietet Die benotigten Haushaltsgegenstande wie Brennmaterial Topfe oder Mobelstucke wurden vor Ort billig gekauft Den Haushalt fuhrte meist eine mitgereiste Ehefrau die kochte und die Wasche besorgte Auf den Reisen wurde sehr sparsam gelebt Gehaltsvorschusse die die Musiker aus den erzielten Einnahmen erhielten wurden an die Familien in die Heimat uberwiesen Auch der Kapellmeister begann vorhandene Schulden bei den Kaufleuten in der Heimat nach Eingang der ersten Einnahmen zu tilgen Konzerte fanden auf offentlichen Platzen statt bei denen Geld eingesammelt wurde Meistens wurde direkt nach der Ankunft ein Standkonzert an einem belebten Platz gegeben um die Aufmerksamkeit potentieller Arbeitgeber wie Hotel oder Theaterbesitzer oder auch reicher Privatleute auf sich zu ziehen Man hoffte auf langere Engagements in Kaffee oder Teehausern in Theatern oder in Hotels Auch Engagements fur Konzerte und Balle in Privathausern waren moglich Nach einigen Tagen einigen Wochen manchmal auch Monaten oder wenn durch die Konkurrenz anderer Musikgruppen keine grossen Einnahmen zu erzielen waren ging es auf den Weg zum nachsten Etappenort Vor der Abreise wurde alles verkauft was von der Haushaltseinrichtung nicht notig war und nicht mitgenommen werden konnte Gereist wurde oft zu Fuss 30 bis 40 km am Tag das Gepack liess man transportieren Fur grossere Entfernungen in dunn besiedelten Gegenden benutzte man verfugbare Verkehrsmittel wie Kutschen oder die Eisenbahn Im Herbst kamen die Kapellen wieder zuruck zu ihren Familien in ihre Heimatdorfer Reisen zu weiter entfernten Zielen wie Amerika oder Australien oder mit langeren Engagements konnten mehrere Jahre dauern Nach der Ruckkehr machte der Kapellmeister die Reiseabrechnung zahlte seinen Musikern den Rest ihres Gehaltes aus und tilgte noch vorhandene Schulden 1 Feste Engagements Bearbeiten nbsp Die Kapelle Peter Engel 1902 im Seebad LittlehamptonFeste Engagements waren sehr begehrt da sie meistens geregelte Arbeitszeiten und gesicherte Einnahmen uber einen langeren Zeitraum boten und das strapaziose und teure Umherziehen unnotig machten Die englischen Seebader waren sehr beliebt und die Westpfalzer Wandermusikanten dort sehr willkommen sofern ihr Auftreten und ihr Musikrepertoire den Anspruchen der wohlhabenden Sommergaste genugte Peter Engel 5 Marz 1861 in Adenbach 9 September 1932 in Adenbach spielte mit seiner Kapelle ab 1901 mehrere Jahre hindurch wahrend des Sommers in Littlehampton Vor der eigentlichen Saison konnte er bei Teeparties Ballen und anderen Festen auftreten Wahrend der Saison spielte die Kapelle vormittags und zur Teatime an der Strandpromenade am Abend zu den Kurkonzerten Sonntags war Ruhetag und die Musiker hatten frei Auch Otto Schwarz 10 August 1876 in Hinzweiler 1961 in Hinzweiler zog mehrmals mit verschiedenen Kapellen nach England Sie spielten in Whitby und waren in Saltburn by the Sea als Stadtkapelle engagiert Von 1910 bis 1914 mietete er in Harrogate ein Haus fur seine Musiker seine Ehefrau versorgte den Haushalt Otto Schwarz war Mitglied des Harrogater Flotenquartetts De Young 1914 wurden er und seine Kapelle auf der Isle of Man interniert Auch kurzere Festanstellungen waren willkommen Ludwig Jacob aus Mackenbach 11 Februar 1853 in Rodenbach 1 April 1931 in Mackenbach der mit seiner Kapelle von Fruhjahr 1890 bis zum Herbst 1892 die Sudstaaten der USA bereiste wurde in Fort Worth zwei Wochen in einem Variete Theater engagiert Die Kapelle spielte taglich von 10 bis 17 Uhr fur 18 pro Tag 1 Repertoire BearbeitenIm Zuge des Aufbaus des Musikantenland Museums auf Burg Lichtenberg wurde von Paul Engel im gesamten Gebiet des Musikantenlandes das noch vorhandene Notenmaterial gesammelt und ausgewertet Die aufgefundenen Notenhefte oder Stimmbucher waren meist in Wachspapier eingeschlagen und oft zu Buchern zusammengefugt Verbreitet waren besonders zwei Formate das Kleinformat etwa 13 17 cm zum Aufstecken auf die Marschgabel der Instrumente Es enthalt deswegen vorwiegend Stucke die im Freien bei den sogenannten Standkonzerten aufgefuhrt wurden das Grossformat etwa 25 30 cm fur den Notenstander Oft handelt es sich um Stucke aus Opern oder Operetten die fur grossere Konzerte meist in festen Engagements geeignet waren Diese Noten waren oft auf Einzelblattern aufgezeichnet wohl um eine grossere Flexibilitat bei den Darbietungen zu gewahrleisten Auftritte in Konzertsalen wurden Stuhlkonzerte genannt Die Stimmbucher wurden vom Kapellmeister handschriftlich angefertigt die einzelnen Stucke mit Ort und Datum der Niederschrift versehen manchmal wurden von den Spielern auch private Anmerkungen wie zum Beispiel das Wetter oder Tages und Reiseereignisse angefugt Die Stimmbucher enthalten sowohl Stucke fur reine Blaserbesetzungen als auch Stucke fur gemischte Streicher und Blaserbesetzungen Dabei wurden alle denkbaren Kapellzusammensetzungen und Musikrichtungen berucksichtigt In der Regel umfasste das Repertoire einer Kapelle etwa 300 Einzelstucke oder Piecen insgesamt sind aus den Jahren zwischen 1870 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 5 929 Titel in den Stimmbuchern enthalten Allein die Sammlung der Hinzweilerer Kapelle Hoffmann Schwarz umfasste etwa 4 000 Titel nbsp Die Kapelle Horing aus Niederstaufenbach in den USA um 1900Die Musikanten mussten und konnten ihre Darbietungen dem jeweiligen Musikgeschmack der Zuhorer anpassen Unter den Liedern die etwa ein Funftel des Gesamtrepertoires ausmachten sind viele polnische ungarische jiddische oder englische Titel zu finden Sie stellten fur die Auswanderer ahnlich wie deutsche Heimatlieder fur die deutschstammigen Auswanderer eine Brucke zu ihren ehemaligen Heimatlandern dar Eine ahnliche internationale Zusammenstellung ist bei den Gebrauchstanzen und Marschen zu finden die etwa 60 Prozent des Repertoires ausmachten Diese Anpassungsfahigkeit fuhrte dazu dass die Pfalzer Kapellen oft den Vorzug vor einheimischen Kapellen erhielten Man nahm aber auch Musikrichtungen des jeweiligen Gastlandes ins Repertoire auf Von den Wandermusikanten die in den USA tatig waren wurden beispielsweise schon sehr fruh Vorformen des Jazz wie Ragtime oder Cakewalk aufgegriffen und implementiert noch bevor John Philip Sousa diese neue Musik den Europaern 1899 bei der Weltausstellung in Paris vorfuhrte Und da solche Stucke in keinem Programm der in die USA reisenden Musikanten fehlen durften kann man auch sagen dass die Wandermusikanten zur Ausbreitung dieser Musikrichtung in den USA ihren Beitrag geleistet haben Musikstucke aus Opern oder Operetten wie Ouverturen oder Fantasien und andere klassische Musikstucke wie der Halleluja Chor aus Handels Messiah machten etwa zehn Prozent des Repertoires aus Man muss dabei bedenken dass diese Stucke umfangreicher sind und oft sehr viel langer dauern als Lieder oder Tanze so dass sie von der reinen Spielzeit aus betrachtet auf einen Anteil von 25 Prozent kommen Die Wandermusikanten leisteten dadurch einen nicht unbetrachtlichen Beitrag zur Verbreitung der Opernmusik mit der man sonst nur in den Opernhausern in Kontakt gekommen ware 4 Eigenkompositionen Bearbeiten 5 bis 10 Prozent des Repertoires der Kapellen waren Eigenkompositionen Es war ublich dass sich ein Kapellmeister im 19 Jahrhundert auch als Komponist ausweisen konnte Und auch die eher handwerklich ausgerichtete Organisation der Ausbildung der Musikanten die als Lehrlinge bei einem Meister anfingen um dann spater vielleicht selbst als Meister tatig zu sein erforderte sozusagen als Meisterprufung den Beweis dass ein Kapellmeister in der Lage war selber Stucke zu komponieren Der grosste Teil der gefundenen Eigenkompositionen besteht aus Gebrauchstanzen Sie wurden in der Regel nur in den Stimmbuchern fur die eigene Kapelle aufgeschrieben Auch war es ublich Kompositionen von Freunden oder Kollegen aus deren Stimmbuchern einfach zu ubernehmen der Begriff geistiges Eigentum war eher fremd Veroffentlicht wurden nur wenige Titel ein Beispiel sind die Kaulbacher Balltanze von Ludwig Christmann eine Sammlung von 35 Gebrauchstanzen fur 14 Stimmen Herausragend unter den Komponisten war Georg Drumm der als Kapellmeister Arrangeur und Komponist am Broadway hohes Ansehen genoss Neben Walzern und Marschen darunter Hail America einem Marsch der seit der Amtseinfuhrung von Dwight D Eisenhower 1952 zum Standardritual jeder Vereidigung eines neuen US Prasidenten gehort komponierte Drumm auch grossere Orchesterwerke im Stil symphonischer Dichtungen die im Druck erschienen Ein weiterer herausragender Komponist war Rudolf Mersy aus Aschbach der als Aschbacher Mozart bezeichnet wurde Er soll etwa 600 Werke komponiert haben von denen jedoch der grosste Teil in Kriegszeiten verloren gegangen ist Sein bekanntestes Werk ist der Marsch Seeadler benannt nach dem Schiff des Grafen Luckner 4 Aufschlusselung nach Musikrichtung Bearbeiten Aus den Jahren zwischen 1870 und 1914 sind insgesamt 5929 Titel in den Stimmbuchern aufgezeichnet Sie gliedern sich folgendermassen auf 4 Europaische Gesellschaftstanze des 19 Jahrhunderts Marsche Walzer Polka Rheinlander 3 507 Titel 59 11 Amerikanische Modetanze Ragtime Abkommlinge One Step Two Step Quick Step Cakewalk Barn Dance 256 Titel 4 29 Sonstige Nationaltanze Tango Reel Krakowiak 31 Titel 0 52 Liedgut Volkslieder Hymnen Tanzlieder Potpourris 1 474 Titel 24 85 Opern und Operettenmusik Opernpotpourris Ouverturen Quadrillen 637 Titel 10 73 Aus klassischen Oratorien 24 Titel 0 40 Bedeutung fur die Region BearbeitenWirtschaftliche Bedeutung Bearbeiten Das Wandermusikantentum war in dieser Zeit von grosser wirtschaftlicher Bedeutung fur die Westpfalz Die erfolgreicheren Musikantenkapellen erzielten relativ hohe Einkunfte Hubertus Kilian hat in seinem Reisetagebuch fur die Zeit des China Aufenthaltes seiner Kapelle 1863 64 Einnahmen von 12 640 Dollar und Ausgaben von 1 125 Dollar notiert Solche hohen Gewinne wurden naturlich nur in Ausnahmefallen erzielt In der Regel waren die Einkunfte geringer und abhangig von den Engagements die man auf der Reise abschliessen konnte Wenn es sehr schlecht lief waren die Kosten auf der Reise hoher als die Einnahmen Hubertus Kilian verlor durch eine Bankenpleite alle Einnahmen die seine Kapelle vor dem China Engagement in Australien erzielt hatte so dass man von vorne anfangen musste Die Kapelle von Rudolf Horing erzielte 1904 05 in den USA insgesamt einen Reingewinn von 2 972 Dollar etwa 12 000 Mark der auf die Mitglieder aufgeteilt wurde 2 Die einzelnen Musiker erhielten in Abhangigkeit von ihrer Erfahrung vom Kapellmeister ihren Lohn ausbezahlt Anfanger erzielten zu Beginn des 20 Jahrhunderts einen Wochenlohn von 5 bis 10 Mark erfahrene Musikanten 20 bis 30 Mark Kapellmeister etwa das 2 bis 3 fache 1 Dies war jedoch in der damaligen Zeit nicht wenig zum Vergleich 2 Ein Tagelohner in der Landwirtschaft bekam pro Tag einen Lohn von 50 Pfennigen falls er Arbeit fand Die Mitglieder der Berliner Musikgewerkschaft verdienten 1905 im Monat 50 Mark In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts kostete in der Westpfalz ein Wohnhaus zwischen 3 000 und 6 000 Mark 1899 betrugen die Spareinlagen der Musikanten bei der Distriktsparkasse Kusel 451 000 Mark im Jahre 1909 dann 1 185 000 Mark 1 In der Heimat profitierten auch alteingesessene Handwerksbetriebe von den Einkunften der Wandermusikanten Tuchmacher Farber und Uniformschneider sorgten fur die Bekleidung der Kapellen Und da die Musikanten auf ihren Reisen grosstenteils zu Fuss unterwegs waren hatten auch die Schuhmacher gut zu tun In den Dorfern entstanden Musikgeschafte in denen die Musikanten neben Instrumenten ihren gesamten Bedarf fur ihre Reisen decken konnten Die grossen Schifffahrtsunternehmen wie Hapag Norddeutscher Lloyd oder die Woermann Linie boten uber Vertretungen im Musikantenland zum Beispiel Jakob Hebel in Rothselberg Philipp Klares in Jettenbach Ernst Vogt in Wolfstein und verschiedene andere in der Gegend direkt vor Ort Schiffspassagen nach Ubersee an 2 nbsp Das grosste und das kleinste Blechblasinstrument gebaut von Rudolf SanderZur sozialen Absicherung betrieben die Musikanten oft Bauernhofe oder auch Gasthauser sie kauften Wiesen Acker und landwirtschaftliche Gerate Davon profitierte dann das traditionelle Handwerk der Region Instrumentenbauer Bearbeiten Uberall im Musikantenland entstanden bald Betriebe die sich um den Bau und die Reparatur der Musikinstrumente kummerten In Oberweiler im Tal und Hinzweiler war der Klavierbauer Friedrich Eichler 1854 1934 ansassig Er baute vorgefertigte bei Fremdfirmen bestellte Teile in selbstgefertigte Gehause ein Diese Vorgehensweise nach dem Baukastenprinzip findet sich oft auch beim Geigenbau 4 Ein weiterer bekannter Name ist Fritz Mallach der 1895 das Geschaft von Franz Pfaff in Kaiserslautern ubernahm und sich auf Streichinstrumente spezialisierte Seine Geigen wurden im Dictionnaire Universel des Luthiers herausgegeben von Rene Vannes 1951 in Brussel als beispielhafte Produkte des Instrumentenbaus erwahnt 2 Die bekanntesten Instrumentenbauer der Region sind jedoch die Familien Pfaff in Kaiserslautern Georg Michael Pfaff der Grunder des Nahmaschinenherstellers Pfaff begann als Instrumentenbauer und Sander die in Kaiserslautern Wolfstein und Lauterecken Werkstatten eroffneten Diese Instrumentenbauer aus dem Musikantenland hatten einen hervorragenden Ruf Zu ihrem Kundenkreis gehorten Orchester in der ganzen Welt vor allem in den USA Rudolf Sander 1866 in Kaiserslautern 1942 in Wolfstein baute 1899 die grosste Tuba der Welt ein Subcontra C Bass Sie ist heute im Musikantenland Museum auf Burg Lichtenberg zu sehen 2 Musikantenhauser Bearbeiten nbsp Typisches Musikantenhaus mit dem Musikantengiebel in EssweilerMit den Einnahmen aus den Reisen wurden in den Heimatdorfern die alten Bauernhauser um und ausgebaut zum Teil wurden ganze Strassenzuge neu errichtet Die ehemals armen Dorfer spiegelten mit der Zeit den Wohlstand der Musikanten wider Manche Musikantenhauser erhielten einen sogenannten Musikantengiebel der oft mit der Lyra als Zeichen des Musikantenstandes versehen wurde Auch sind Baustile der bereisten Lander in die Architektur eingeflossen zum Beispiel beim ehemaligen Gasthaus Storchennest in Jettenbach wo australische Farmhauser als Vorbilder dienten Dies diente vor allem Reprasentationszwecken Die Musikantenhauser gelten heute als typisch fur das Musikantenland wenngleich viele Details den Renovierungen nach dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen 1 2 Negative Auswirkungen BearbeitenDer relative Wohlstand der Wandermusikanten fuhrte aber auch zu Konflikten Zum einen war dem Rest der Dorfbevolkerung der muhselig seine Acker bewirtschaften musste und kaum genug zum Uberleben erarbeiten konnte die Lebensweise der Musiker in den Dorfern nach der Ruckkehr nicht ganz geheuer da diese von der Landwirtschaft wenig verstanden und scheinbar auch ohne harte Arbeit zu Wohlstand kommen konnten Zum anderen sollen die Wandermusikanten die zur sozialen Absicherung Acker und Wiesen aufkauften dadurch die Preise nach oben getrieben haben Auch von Seiten der Kirche wurde der Lebenswandel der Musikanten angeprangert Der Weilerbacher Pfarrer Wilhelm Stepp beklagte sich 1841 uber die Musikanten dass sie roh unwissend und jedem sinnlichen Eindruck offen sich die Halfte des Jahres in verdachtigen Hausern der grosseren Stadte Frankreichs mit ihrer Kunst herumtreiben wurden und aus diesem frivolen an Irreligiositat reichen Land nicht die besten Grundsatze mitbringen wurden 1 Auch der Bosenbacher Pfarrer Christian Bohmer zustandig fur die Gemeinde Essweiler klagte uber die sich herumtreibenden Musikanten Zum negativen Image das den Musikanten dadurch teilweise anhaftete trugen auch gewissenlose Kapellmeister bei die die ihnen anvertrauten Osterbuben ausnutzten Manchmal wurden gezielt Kinder aus armen Verhaltnissen fur die Reisen angeworben damit sie bei den Zuschauern Mitleid auslosten und dadurch hohere Einnahmen erzielt wurden Man zahlte ihnen nur einen geringen Lohn Als der 12 jahrige Peter Bartholomae aus Essweiler 1863 in England erkrankte wurde er von seinen Kameraden ohne Geld zuruckgelassen Da auch seine Mutter nicht fur die Kosten der Behandlung und der Ruckreise aufkommen konnte musste die bayerische Botschaft das Geld auslegen Ahnlich erging es Johann Schenkel aus Hinzweiler 1 Namen Bearbeiten nbsp Georg Drumm aus Erdesbach Komponist und Kapellmeister am BroadwayBekannte Musikanten Bearbeiten Ludwig Christmann 1857 1937 aus Kaulbach Lehrmeister und Komponist der Kaulbacher Balltanze einer Sammlung von 35 Gebrauchstanzen die im Druck erschienen sind Georg Drumm 1874 1959 aus Erdesbach bekannter Komponist und Kapellmeister am Broadway Hubertus Kilian 1827 1899 aus Essweiler einer der Pioniere des Wandermusikantentums der schon fruh fremde Kontinente bereiste Daniel Kuntz 1860 1959 aus Oberstaufenbach spielte im Bostoner Symphonieorchester Rudolf Mersy 1867 1949 aus Aschbach der Aschbacher Mozart Rudolf Rudi Rosenthal 1913 aus Kaiserslautern Hohenecken Kapellmeister Klarinettist und Saxophonist beim Circus Busch 5 Rudolph Schmitt 1900 1993 aus Essweiler Soloklarinettist an der Chicago Civic Opera und beim San Francisco Symphony OrchestraInstrumentenbauer Bearbeiten Friedrich Eichler 1854 1934 Oberweiler im Tal und Hinzweiler Fritz Mallach Kaiserslautern Georg Michael Pfaff 1823 1893 Kaiserslautern aus der Instrumentenbauerfamilie Pfaff Grunder des Nahmaschinenherstellers Pfaff Rudolf Sander 1866 1942 Wolfstein aus der Instrumentenbauerfamilie SanderLiteratur BearbeitenMarliese Fuhrmann Kuckucksruf und Nachtigall Die Pfalzer Wandermusikanten Gollenstein Blieskastel 2000 ISBN 3 933389 27 5 Paul P J Engel Pfalzer Musikantenland Museum auf Burg Lichtenberg Landkreis Kusel Nr 1 Gorres Verlag Koblenz 2001 ISBN 3 920388 99 2 Kurt Neufert Rudi Rosenthal Ein Musikant zieht durch die Welt Verlag Pfalzer Kunst Landau 1986 DNB 871247135 Weblinks BearbeitenWestpfalzer Musikantenmuseum Mackenbach Informationen uber Musikanten aus EssweilerEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n Marliese Fuhrmann Kuckucksruf und Nachtigall Gollenstein Verlag ISBN 3 933389 27 5 a b c d e f g h i j k l m n Paul Engel Pfalzer Musikantenland Museum auf Burg Lichtenberg Gorres Verlag Koblenz ISBN 3 920388 99 2 Westpfalzer Musikantenmuseum Mackenbach a b c d e f g h Paul Engel Das westpfalzer Wandermusikantentum im Lichte wissenschaftlicher Untersuchung In Erich Weingart Paul Kaps Zum Beispiel Der Landkreis Kusel Pfalzische Verlagsanstalt 1985 S 157 176 Rudiger Becker Circusmusik in Deutschland Ergebnisse musikwissenschaftlicher und musikpadagogischer Forschungen zu einer vergessenen Gattung Dissertation an der Universitat Koln 2008 S 100 nbsp Dieser Artikel wurde am 7 September 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Westpfalzer Wandermusikantentum amp oldid 233929372