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Der Westliche Maiswurzelbohrer Diabrotica virgifera ist eine Kaferart aus der Familie der Blattkafer Chrysomelidae Er war ursprunglich im mittleren Amerika angesiedelt und breitete sich als sog Western Corn Rootworm schnell uber die USA und Kanada im Maisanbau aus Seit Beginn der 1990er Jahre ist er auch in Europa eingeburgert und schadigt ebenfalls in zunehmendem Mass Maisanbauflachen 1 Westlicher MaiswurzelbohrerWestlicher Maiswurzelbohrer Diabrotica virgifera SystematikOrdnung Kafer Coleoptera Unterordnung PolyphagaFamilie Blattkafer Chrysomelidae Unterfamilie GalerucinaeGattung DiabroticaArt Westlicher MaiswurzelbohrerWissenschaftlicher NameDiabrotica virgiferaLeConte 1858Westlicher Maiswurzelbohrer Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Wirtspflanzen 3 Herkunft 4 Befallene Gebiete in Europa 4 1 Stark betroffen 4 2 Expandierend 4 3 Punktuelle Erscheinungen 4 4 Schadensberichte 5 Ausbreitung 5 1 Naturlich 5 2 Verschleppung 6 Symptome 6 1 IOWA Skala 6 1 1 Schadensschwelle 7 Schadigungen 7 1 Larven 7 1 1 Erststadium 7 1 2 Zweitstadium 7 1 3 Drittstadium 7 2 Kafer 7 3 Schadigungen 8 Bekampfung 8 1 Durch Fruchtfolge 8 2 Chemisch 8 2 1 Durch Spritzung 8 2 2 Beize des Saatgutes 8 2 3 Mit Botenstoffen Semiochemikalien 8 3 Transgener Mais 8 4 Biologisch 9 Monitoring 9 1 Quarantanevorschrift der EU 9 1 1 In der Befallszone 9 1 1 1 Maisanbauverbote in Baden Wurttemberg 9 1 2 In der Sicherheitszone 9 2 Quarantanevorschriften und Massnahmen der Schweiz 10 Forschung 11 Weitere Einordnungen 12 Siehe auch 13 Presse 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDer Maiswurzelbohrer ist etwa 5 mm lang und hat eine gelbschwarze Farbung und charakteristische Fuhler welche den Korper oft uberspannen Abdomen und Beine sind gelb Chavicol ist fur ihn ein Lockstoff Wirtspflanzen BearbeitenHauptnahrungspflanze der Kaferlarven ist Mais Zea mays Daneben ernahrt sich der Kafer selbst auch von Pollen von Amaranthus sp Chenopodium album Weisser Gansefuss Ambrosia artemisiifolia Beifussblattriges Traubenkraut Xanthium strumarium Gemeine Spitzklette und Helianthus annuus Sonnenblume sowie verschiedenen Curcubitaceen Kurbis Melone Gurke Zucchini Sojabohne und Luzerne Im Jahr 2001 wurden die Kafer beispielsweise in Pheromonfallen nachgewiesen welche zwischen Soja Sonnenblumen und Getreide aufgestellt waren J Moeser S Vidal Department fur Nutzpflanzenwissenschaften Georg August Universitat Gottingen Herkunft BearbeitenDie Art stammt aus Zentralamerika Guatemala Nicaragua Costa Rica Die erste Sichtung erfolgte 1867 in Kansas an einem wilden Kurbis Cucurbita foetidissima Von dort breitete sich der Kafer in die Kornkammern im Norden aus Bis 1909 trat er nur ostlich der Rocky Mountains auf verbreitete sich im Lauf der Jahre aber bis zur Ostkuste Der Maiswurzelbohrer befiel seit 1955 fortschreitend alle bedeutenden Anbauzonen fur Mais in den USA und Kanada Ontario womit der Kafer zum bedeutendsten Maisschadling avancierte Befallene Gebiete in Europa BearbeitenVon seinem ursprunglichen Herkunftsgebiet ausgehend erfolgte 1992 der Ubertritt nach Europa 2002 wurde er erstmals bei Paris nachgewiesen inzwischen ist der Maiswurzelbohrer aber europaweit verbreitet Genanalysen haben gezeigt dass es sich bei den in Europa vorkommenden Kafern um Nachfahren aus mindestens drei unterschiedlichen Populationen und somit Einschleppungsereignissen handelt 2 Stark betroffen Bearbeiten Jugoslawien 1998 Kroatien 1995 Bosnien Herzegowina 1997 Ungarn 1992 Expandierend Bearbeiten Rumanien 1996 Bulgarien 1998 Slowakei 2000 Ukraine 2001 Italien 1998 Tschechien 2002 Osterreich 2002 Slowenien 2003 Polen 2010 Punktuelle Erscheinungen Bearbeiten Inzwischen fanden sich weitere befallene Felder in Italien 1998 Schweiz 2000 Frankreich 2002 Serbien 1992 Montenegro 1998 Belgien 2003 Niederlande 2005 und Grossbritannien 2003 In Deutschland wurde der Kafer erstmals 2007 im Ortenaukreis nachgewiesen 3 Anfang August 2007 wurde der Maiswurzelbohrer erstmals in Oberosterreich beobachtet Von dort breitete er sich im Inn und Donautal bis nach Deutschland aus In der Nahe von Passau wurden seit dem 14 August 2007 schon uber 100 Kafer nachgewiesen Im Bodenseekreis ist der Schadling Ende August 2007 aufgetreten Der Befallsherd liegt in der Nahe von Salem zwischen Frickingen und Altheim Am 5 September 2011 hat der Pflanzenschutzdienst Rheinland Pfalz in der Gemarkung Bodenheim erstmals einen Kafer in einer Lockstofffalle gefangen Im August 2012 wurden in der Sudpfalz zwei Kafer gefangen 4 Schadensberichte Bearbeiten In der Lombardei wurden 2009 mindestens 30 der Ernte vernichtet entsprechend 1 Mio Tonnen Die betroffene Poebene wurde offiziell als Katastrophengebiet eingestuft Quarantanemassnahmen gemass den EU Vorschriften angeordnet und ein zweijahriges Anbauverbot verhangt 5 6 Ausbreitung BearbeitenNaturlich Bearbeiten Auf naturliche Weise verbreiten sich die Kafer fliegend Die Flugzeit reicht von Juli bis Oktober Wahrend eines Einzelfluges konnen bis zu 25 Kilometer zuruckgelegt werden Die stark befallenen Areale werden jedes Jahr um 40 bis 80 Kilometer erweitert Die naturliche Ausbreitung in Europa lasst sich nach heutiger Einschatzung nicht mehr aufhalten nur noch verzogern Es steht zu befurchten dass die Ausbreitung des Kafers in Europa auf lange Sicht ahnliche Folgen fur den Maisanbau haben wird wie in den USA Verschleppung Bearbeiten Der Maiswurzelbohrer ist ein Beispiel fur eine invasive Spezies also Tiere oder Pflanzen welche vom Menschen in Gebiete verbracht worden sind in denen sie ursprunglich nicht vorkamen Die Verschleppung uber Transportmittel wie Flugzeug Eisenbahn Schiff und Auto spielt dabei eine wichtige Rolle So wird angenommen dass der Kafer vom amerikanischen Kontinent per Flugzeug nach Europa gelangt ist Der erste Befall 1992 nahe dem Belgrader Flughafen stutzt diese Theorie des Entomologen Baca Franja Zu dieser Zeit landeten dort Flugzeuge mit Hilfslieferungen aus den USA wegen des damals tobenden Balkankrieges Dass die in Europa betroffenen Lander teilweise nicht benachbart sind weist ebenfalls auf die Verbreitung der Kafer uber moderne Transportmittel hin Symptome BearbeitenBefallene Maispflanzen lassen sich leicht aus der Erde ziehen da das Wurzelsystem nicht mehr intakt ist Ein Rohrensystem im Wurzelwerk ist typisches Symptom des Befalls Auch der Gansehals goose necking gilt als Hinweis IOWA Skala Bearbeiten Zur Einordnung der Schadigung entwickelte die Universitat von Iowa eine ebenso genannte Skala Diese ist inzwischen nur mehr dreiteilig doch halt sich nach wie vor in Europa die ursprunglich sechsteilige Variante zur Bestimmung der Schaden durch die Larven des Maiswurzelbohrers 1 0 ohne Wurzelfrass 1 5 einige Frassspuren 2 0 maximal drei Wurzeln geringfugig angenagt 2 5 mehr als drei Wurzeln geringfugig angenagt aber keine bis auf vier Zentimeter vom Stangel 3 0 maximal drei Wurzeln angenagt unter vier Zentimeter vom Stangel entfernt 3 5 mehr als drei Wurzeln angenagt unter vier Zentimeter vom Stangel entfernt 4 0 ein ganzer Wurzelring angenagt 4 5 1 5 Wurzelringe 5 0 2 Wurzelringe 5 5 2 5 Wurzelringe 6 0 mehr als drei Wurzelringe komplett zerstortSchadensschwelle Bearbeiten Nach der Skala der Schadschwelle im Pflanzenbau genugt hinsichtlich der Kaferpopulation ein Befall von 0 6 Kafern pro Pflanze um einen wirtschaftlichen Schaden hervorzurufen Schadigungen BearbeitenEs kommt zur Schadigung sowohl in der Hauptsache durch die Larven als auch durch die Kafer welche sich in ihrem zeitlichen Auftreten abwechseln Die Larven sind auf Mais und verwandte Sussgraser Poaceae spezialisiert die erwachsenen Kafer aber weitaus anpassungsfahiger bezuglich der Nahrungspflanzen Das volle Ausmass des Schadens ergibt sich etwa funf Jahre nach dem Erstbefall Larven Bearbeiten Die Weibchen legen im Spatsommer nach der Paarung nach zwei Wochen Reifungsfrass etwa 500 Eier Durchmesser 0 5 Millimeter in der Nahe einer Maispflanze ab Die Junglarven konnen sich allerdings auch von Grasern Hirse Kolbenhirse und Borstenhirse und Getreide Weizen ernahren Die im August ausgesetzten Eier uberwintern im Boden in einer Tiefe von 10 bis 30 Zentimetern Je trockener der Boden desto tiefer finden sich die Eier Etwa funf Prozent der Eier finden sich ausserhalb von Maisfeldern Diese entwickeln sich bis zum Mai des nachsten Jahres wenn die Bodentemperatur nicht unter minus zehn Grad sinkt Manche Eier uberliegen ein Jahr sie uberdauern also zwei Winterperioden Der Schlupf der Larven erfolgt abgestimmt auf die lokalen Temperaturverhaltnisse bis Juli Die Larven entwickeln sich in drei jeweils durch Hautungen getrennten Stadien und reifen in 40 Tagen zum Kafer heran Erststadium Bearbeiten Die geschlupften Larven konnen bis zu einem Meter weit wandern und fallen dann uber die Haupt und Luftwurzeln der Maispflanze her Bei starkem Befall stirbt die Pflanze da das geschadigte Wurzelwerk den Wasser und Nahrstoffbedarf der oberirdischen Pflanzenteile nicht mehr decken kann Zweitstadium Bearbeiten Altere Larven fressen sich im zweiten Larvenstadium zum Wurzelherzen vor und schadigen damit die Pflanze direkt Der Name Maiswurzelbohrer deutet schon an dass sich die Larven regelrecht in das Wurzelwerk hineinbohren und ein typisches Rohrensystem in der befallenen Wurzel hinterlassen Wurde das gesamte Wurzelwerk abgefressen spricht man vom engl root pruning Mangels Abstutzung durch die zerstorten Wurzeln kippen die Pflanzen oft schon bei leichtem Wind um Lagerung bei starkem Befall kann dies drei Viertel der Anbauflache betreffen Umgefallene aber nicht allzu stark geschadigte Pflanzen richten sich wieder auf und zeigen dann einen Krummwuchs den sog Gansehals In diesem Zustand konnen herkommliche landwirtschaftliche Maschinen den Mais nicht mehr korrekt abernten Durch den Frass kommt es daruber hinaus auch zu Pilzinfektionen der Pflanze Drittstadium Bearbeiten Nach der Fressphase an der Maispflanze verpuppen sich die Larven fur eine Woche im Boden Aus den etwa vier Millimeter langen Puppen schlupfen nach dem dritten Larvenstadium die flugfahigen adulten Kafer Sie paaren sich meist bereits am ersten Tag und sind bis zum Spatherbst also bis zum Frosteinbruch anzutreffen Kafer Bearbeiten Die adulten Kafer bevorzugen als Nahrung insbesondere Narbenfaden die weichen Haare am Maiskolben der weiblichen Blutenstande silk clipping an den Infloreszenzen und den Pollen Neben der Schadigung der Narbenfaden befallen sie noch milchreife Maiskorner Schadfrass an den jungen weichen also saftigen Maiskornern Haben die Pflanzen noch keine Blutenorgane ausgebildet so kommt es zum Fensterfrass an jungen Blattern der Maispflanze Starker Frass an den Narbenfaden hat Auswirkungen auf die Befruchtung der betroffenen Pflanze Die geschadigte Maispflanze bildet kaum mehr Korner am Maiskolben aus Oft nehmen die verbleibenden Korner durch nachfolgende Pilzinfektionen unnaturliche Formen an Dies fuhrt in der Regel zum Ausfall eines Drittels des Ertrags Die Kafer verschmahen auch Pollen von anderen Pflanzenarten nicht Sie weichen auch auf Korbblutler Asteraceae Hulsenfruchtler Fabaceae und Kurbisgewachse Cucurbitaceae aus Schadigungen Bearbeiten In Osterreich schatzt man den Ertragsverlust auf bis zu 75 Mio Global sind geschatzt 20 Mio Hektar Mais vom Maiswurzelbohrer befallen und werden mit Insektiziden behandelt Fuller et al 1997 Allein 14 Mio Hektar und damit jahrliche Ausfalle in Hohe von etwa einer Mrd US liegen in den USA MetCalf 1986 Deshalb tragt der Schadling auch den Titel Eine Milliarde Dollar Kafer Durchschnittlich zehn Prozent der Ernte auf befallenen Flachen sind verloren In Einzelfallen betragt die Quote allerdings bis zu 90 Prozent so zum Beispiel in Serbien und Ungarn Sollte der Kafer starker nach Deutschland vordringen so waren laut biologischer Bundesanstalt fur Land und Forstwirtschaft ein Viertel der 1 5 Mio Hektar Maisflachen akut bedroht Die EU schatzt derzeit die zu erwartenden Schadigungen auf eine halbe Milliarde Bekampfung BearbeitenDer Maiswurzelbohrer hat in Europa keine naturlichen Feinde Am nachhaltigsten wirkt die Fruchtfolgenwirtschaft mit mindestens dreijahrigem Verzicht auf Maisanbau Demgegenuber stellen Insektizidanwendungen als weitere Option einen empfindlichen Eingriff in die Okologie der betroffenen Maisschlage dar und konnen im Habitat befindliche Nahrungsketten stark schadigen Durch Fruchtfolge Bearbeiten Der Schadling breitet sich besonders auf Monokulturen aus und ist relativ einfach durch Einhaltung der Fruchtfolge einzudammen Durch die Wechselfruchtwirtschaft also den Anbau von Mais nur alle drei Jahre wird den Larven und dem Kafer auf naturliche Weise die Nahrung entzogen Wegen mangelndem Wanderungsvermogen verhungern die Larven des Vorjahres nach dem Schlupf da sie nicht die Wirtspflanzen vorfinden welche sie zu ihrer Entwicklung benotigen In Osterreich ergab sich dass durch die Einhaltung einer Fruchtfolge mit geringem Maisanteil die Ausbreitung des Schadlings auf 15 Kilometer pro Jahr eingedammt werden konnte In der Schweiz konnte der Befall durch Fruchtfolgeneffekte erfolgreich beseitigt werden Einkeimblattrige Folgefruchte wie Getreide konnen dem Kafer allerdings als Nahrung dienen Deshalb sind zweikeimblattrige Fruchtfolgen vorzuziehen Nachteile einer zweijahrigen Fruchtfolge Von 1960 bis 1990 erwies sich in den USA die Fruchtfolge Mais auf Soja als erfolgreich Doch ergab sich dadurch ein so grosser Selektionsdruck dass ein neuer rotationstoleranter Biotyp von Diabrotica entstand dessen Weibchen ihre Eier auch in Sojafeldern ablegten so dass die Larven Maispflanzen als Nahrungsquelle vorfanden Chemisch Bearbeiten Durch Spritzung Bearbeiten In Anbaugebieten ohne Fruchtfolge konnen Insektizide zur Anwendung kommen Da Mais etwa zwei Meter gross wird ist es schwierig die Nutzflachen zu spritzen um die Befruchtung zu gewahren oder den Befall im Folgejahr einzudammen In den USA kommt es dabei zum Einsatz von Flugzeugen und Hubschraubern Es ist auch moglich gegen die Kafer mit Stelzentraktoren oder normalen Traktoren mit hochgestelltem Spritzgestange vorzugehen Wegen dieser Schwierigkeiten ist das vorsorgende Beizen des Saatgutes wohl am wenigsten aufwendig Nach dem Beizen ist auch die Unterblattspritzung uberflussig somit entfallen insektizide Anwendungen der Blatter der Kulturpflanze im fruhen Stadium Laut Osterreichischer Agentur fur Gesundheit und Ernahrungssicherheit AGES haben chemische Applikationen in den USA einen Wirkungsgrad von 60 bis 80 in Europa werden 60 bis 90 angegeben In Nebraska finden sich inzwischen gegen die Wirkstoffe Parathion methyl ME 605 und Carbaryl resistente Maiswurzelbohrer Weltweit kommen etwa 5 000 Tonnen Wirkstoffe auf 5 Millionen Hektar gegen den Maiswurzelbohrer zum Einsatz Bei der Erstsichtung im Elsass verspruhten mehrere Hubschrauber 1 5 Tonnen des Pyrethroids Lambda Cyhalothrin Karate Zeon Zum Einsatz kommen auch systemisch wirkende Neonicotinoide wie zum Beispiel Clothianidin Poncho Die Mittel sind als Granulat oder flussig zu erhalten Der Keimling und die Jungpflanze nehmen den Abwehrstoff uber die Wurzeln auf und integrieren ihn in ihrem Gewebe Systemisch bedeutet dass sich der Wirkstoff gleichmassig auch auf unbehandelte Gewebeflachen oder hinzugewachsene Teile der Pflanze verteilt Der saugende und fressende Schadling unterbricht nach Kontakt mit dem Wirkstoff sofort die weitere Nahrungsaufnahme Beize des Saatgutes Bearbeiten Agrokonzerne wie Bayer CropScience empfehlen inzwischen alle Samen mit Clothianidin zu beizen um einem Befall durch die Larven vorzubeugen In Nordamerika erhielt das Mittel bereits 2003 eine Zulassung 2005 wurde es nun auch in Deutschland freigegeben In Osterreich ist seit 2005 die Beize des Samens von Mais mit Clothianidin Vorschrift Im Mai Juni 2008 kam es im Rheintal bei der Aussaat von mit Clothianidin gebeiztem Mais zu einem massiven Bienensterben was nachweislich auf diesen Wirkstoff zuruckzufuhren war Grund hierfur war nach Angabe des Herstellers eine fehlerhafte Behandlung einiger Saatgutchargen In Verbindung mit bestimmten Samaschinen grosser Trockenheit und starkem Wind hatte dies zu einem erhohten Staubabrieb gefuhrt 7 Daraufhin wurde die Zulassung fur alle Saatgut Beizmittel mit dem Wirkstoff Clothianidin ausgesetzt Nur einige Wochen spater wurden die Mittel aber fur bestimmte Anwendungen wieder zugelassen zum Beispiel bei der Aussaat von Winterraps Mit Botenstoffen Semiochemikalien Bearbeiten Die USA arbeiten gegenwartig an einem Botenstoff also einer naturlichen Verbindung welche das Verhalten eines Tieres andert Zum Einsatz kommen dabei Cucurbitacine eine Wirkstoffgruppe bestimmter Kurbispflanzen welcher in Kombination mit Carbaryl den Maiswurzelbohrer zum Fressen anhalt Dadurch soll der Schadling auf dem befallenen Feld gehalten und ein Befall benachbarter Regionen verhindert werden Das Mittel wird vertrieben unter der Marke Slam In Ungarn werden Invite EC und Cidetrak getestet welche jedoch bienengefahrlich sind 8 Transgener Mais Bearbeiten Hauptartikel Transgener MaisDer Einsatz von Bt Mais ist eine weit verbreitete Alternative zur Bekampfung von Maiswurzelbohrer und Maiszunsler Seit 2011 sind aber Resistenzen gegen das Bacillus thuringiensis Toxin bei Maiswurzelbohrern aus den USA beschrieben 9 Biologisch Bearbeiten In den USA wurden als naturliche Gegenspieler bestimmte Laufkafer Kurzflugelkafer Raubfliegen parasitische Wespen Braconidae Spinnen und Fadenwurmer Nematoden nachgewiesen Zudem erkranken die Schadlinge auch an entomopathogenen Pilzen wie Beauveria und Metarhizium Entomopathogene Nematoden sind mit gutem Erfolg in Ungarn Osterreich und Italien getestet worden Ein erstes Produkt auf Basis des Nematoden Heterorhabditis bacteriophora namens dianem 10 ist seit 2012 im Handel Die Nematoden werden mit der Aussaat direkt in die offene Saatfurche appliziert und parasitieren die Larven des Maiswurzelbohrers Die Fadenwurmer dringen in die Larven ein und sondern dort ein symbiotisches Bakterium ab Nach 1 2 Tagen sterben die Maiswurzelbohrer an dieser Infektion Die Nematoden vermehren sich in den Larven verlassen die toten Insekten und parasitieren weitere Diabrotica Larven Durch die fortlaufende Vermehrung entsteht eine nachhaltige Wirkung eine Resistenzbildung findet nicht statt Heterorhabditis bacteriophora sind fur Menschen und Tiere ungefahrliche Nutzlinge Auch der Einsatz von Pflanzenextrakten wie Pyrethrine oder Rotenon haben Erfolge gegen den Maiswurzelbohrer gezeigt Diese Bekampfung erwies sich jedoch als zu teuer und damit unwirtschaftlich Laut osterreichischer Agentur fur Gesundheit und Ernahrungssicherheit laufen momentan europaische Untersuchungen uber den Einsatz einer parasitischen Fliege Familie Tachinidae welche in Mexico ein naturlicher Feind des Maiswurzelbohrers ist In Osterreich wurde zum Schutz vor dem Maiswurzelbohrer ein Produkt entwickelt das die Verwirrmethode engl Mating disruption fur den Ackerbau anwendbar macht Die weiblichen Kafer verstromen Duftstoffe so genannte Pheromone um die Mannchen anzulocken Bringt man in ein Maisfeld eine hohere Konzentration kunstlich hergestellter Pheromone aus so werden die mannlichen Tiere orientierungslos finden nicht mehr zu den Weibchen und werden generell sexuell inaktiver Dadurch wird die Vermehrung des Schadlings behindert 11 Die Ausbringung erfolgt auf einem speziellen Mineral als Tragermaterial wodurch fast uber die ganze Flugzeit des Maiswurzelbohrers ein slow release Effekt erzielt wird Ausserdem wird dadurch die Applikation per Spritzen mit einer hohen Wirtschaftlichkeit ermoglicht Dieses Produkt kommt seit 2015 zum Einsatz 12 Monitoring BearbeitenDer Kafer kann bei punktuellem Befall ausgerottet werden Deshalb setzt die EU auf das Verfahren des Monitorings also die gezielte Uberwachung potenzieller Risikogebiete Maisfelder und Umschlagplatze wie Flug und Schiffhafen Kasernen Autobahnraststatten Verwendung finden dabei Lockstofffallen welche Pheromone beinhalten und damit mannliche Kafer anlocken Zum Einsatz kommen in Europa in der Regel Lockstofffallen welche an der Universitat Budapest vom Plant Protection Institute of the Hungarian Academy of Science entwickelt wurden In Deutschland wird das Monitoring seit 1997 betrieben in den zuletzt mehr als 1100 Fallen wurde bis 2006 kein Befall nachgewiesen 2007 wurde er im Ortenaukreis entdeckt Der Frankfurter Flughafen ist zwar Drehpunkt der deutschen Luftfahrt doch liefert er kein Gefahrenpotenzial weil er von kilometerbreiten Waldern umgeben ist welche dem Schadling keine Nahrung anbieten Quarantanevorschrift der EU Bearbeiten Der Westliche Maiswurzelbohrer war bis 2014 meldepflichtig 13 Falls die Ausrottung misslang war der betroffene Staat verpflichtet jeder Ausbreitung entgegenzuwirken Der Schadling galt in der EU bis dahin als Quarantaneschadorganismus Die Entscheidung der Kommission vom 24 Oktober 2003 regelte die Sofortmassnahmen gegen die Ausbreitung des Schadorganismus Diabrotica virgifera bei punktuellem Auftreten also nicht bei naturlicher Ausbreitung wie z B in Osterreich In der Befallszone Bearbeiten Im Radius von einem Kilometer um den Befall kam es zum zweijahrigen Einsatz von Insektiziden die Ernte wurde beschrankt um die Schadlinge nicht aufzuscheuchen und so weiterzuverbreiten Stichtag war der 1 Oktober Es galt die verpflichtende Anwendung der dreijahrigen Fruchtfolge in den Folgejahren die ab Aufhebung der Verordnung nur noch als Empfehlung ausgesprochen wird Landwirtschaftliche Geratschaften waren noch innerhalb der Befallszone zu reinigen Erde oder Pflanzenstangel durften nicht aus dem betroffenen Gebiet verbracht werden Dies galt insbesondere fur die Monokulturen in Rheinebene Bayern und Norddeutschland Ein Drittel der deutschen Maisanbauflachen sind Monokulturen Okologisch betriebene Landwirtschaften durfen nach erfolgter Einschleppung nur pyrethrinhaltige Insektizide anwenden um ihre Zulassung zu behalten Maisanbauverbote in Baden Wurttemberg Bearbeiten Fur 2008 und 2009 wurden seitens des Regierungsprasidiums Freiburg fur den Ortenaukreis und seitens des Regierungsprasidiums Tubingen fur den Bereich Uberlingen Lippertsreute Bodenseekreis Maisanbauverbote verhangt Hiergegen klagten 17 Landwirte aus dem Raum Lahr vor dem Verwaltungsgericht Freiburg sowie 9 Landwirte aus dem Bodenseekreis vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen Beide Gerichte bestatigten die von den Regierungsprasidien getroffenen Massnahmen als rechtmassig In der Sicherheitszone Bearbeiten Weitere funf Kilometer um die Befallszone lag die Sicherheitszone Hier waren eine mindestens zweijahrige Fruchtfolge einzuhalten oder aber alternativ fur zwei Jahre Insektizide einzusetzen Die Aufstellung von Pheromonfallen war hier verpflichtend Quarantanevorschriften und Massnahmen der Schweiz Bearbeiten In der Schweiz ist der Maiswurzelbohrer per 2019 weiterhin als Quarantaneschaderreger klassifiziert Seit 2003 wurden in Pheromonfallen Exemplare dieser Art in mehreren Kantonen der Schweiz nachgewiesen 14 Um die Ausbreitung zu verhindern sind umfangreiche Massnahmen geregelt Gemass Anhang 1 Teil A der Verordnung uber Pflanzenschutz vom 27 Oktober 2010 PSV SR916 20 gilt der MWB als besonders gefahrlicher Schadorganismus dessen Meldung und Bekampfung in der Schweiz obligatorisch ist 15 Forschung BearbeitenInzwischen wurde die Dringlichkeit des Problems erkannt und es werden intensiv Losungsansatze gesucht Erwahnenswert sind das Projekt DIABR ACT der EU welches die Universitat von Gottingen in Deutschland und das Institut ARVALIS in Frankreich koordinieren sowie der FAO Trust Fund for Food Security and Food Safety welcher im osteuropaischen Bereich Bulgarien Bosnien Herzegowina Kroatien Rumanien Serbien und Montenegro Slowakei und Ungarn angesiedelt ist Weitere Einordnungen BearbeitenBayer AG Code DIABVI Pflanzenschutzorganisation fur Europa und den Mittelmeerraum A2 Liste Nr 199Siehe auch BearbeitenBiologische InvasionPresse BearbeitenBernd Dorries Der Eine Milliarde Dollar Kafer In Suddeutsche Zeitung Nr 213 15 16 September 2007 S 12 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Westlicher Maiswurzelbohrer Album mit Bildern Videos und Audiodateien Julius Kuhn Institut Westlicher Maiswurzelbohrer Diabrotica virgifera virgifera Haufig gestellte Fragen Ein Schadling erobert Europa Fotos Verbreitung Diabrotica virgifera bei Fauna Europaea Forschungsprogramm des Bundes und der Lander Bayern und Baden Wurttemberg zur Bekampfung des Westlichen Maiswurzelbohrers Diabrotica virgifera virgifera LeConte und zur Erarbeitung wissenschaftlicher Empfehlungen fur Eingrenzungsmassnahmen Der Westliche Maiswurzelbohrer in Baden Wurttemberg Interaktive Karte zum Auftreten des Westlichen Maiswurzelbohrers in Deutschland mit aktuellen Zahlen auch regionale Detail Karten Bayerische Landesanstalt fur Landwirtschaft Steckbrief zum Westlichen Maiswurzelbohrer Verordnung zur Bekampfung des Westlichen Maiswurzelbohrers BUND Infos Der Maiswurzelbohrer und seine Bekampfung Maiswurzelbohrer Informationen von AgroscopeEinzelnachweise Bearbeiten Ages Maiswurzelbohrer zuletzt geander 10 Marz 2016 Miller Nicholas Arnaud Estop Stefan Toepfer et al 2005 Multiple Transatlantic Introductions of the Western Corn Rootworm in Science Vol 310 S 992 doi 10 1126 science 1115871 n tv de Erstmals in Deutschland Maiswurzelbohrer entdeckt 24 Juli 2007 Umweltministerium RLP Maiswurzelbohrer zwingt zu Anbauverbot und Fruchtfolgen Ministerin Hofken initiiert Runden Tisch 28 August 2012 raiffeisen com Maiswurzelbohrer macht Lombardei zum Katastrophengebiet biosicherheit de Maiswurzelbohrer sorgt fur massive Ernteausfalle in Norditalien Gerlinde Nachtigall Mit Clothianidin gebeiztes Saatgut ist nach Untersuchungen des Julius Kuhn Instituts Ursache fur aktuelle Bienenschaden in Baden Wurttemberg Julius Kuhn Institut JKI 16 Mai 2008 abgerufen am 21 Mai 2020 Pressemitteilung des Informationsdienst Wissenschaft http www diabrotica de Informationen Aaron J Gassmann Jennifer L Petzold Maxwell Ryan S Keweshan Mike W Dunbar Peter Meyer Field Evolved Resistance to Bt Maize by Western Corn Rootworm In PLoS ONE 6 2011 S e22629 doi 10 1371 journal pone 0022629 dianem Produkt zur biologischen Schadlingsbekampfung des Maiswurzelbohrers durch Nematoden Maiswurzelbohrer verwirren In landwirt com landwirt com abgerufen am 18 April 2018 Lukas Weninger Mit Pheromonen gegen den Maiswurzelbohrer In top agrar Osterreich topagrar at abgerufen am 18 April 2018 Verordnung zur Aufhebung der Verordnung zur Bekampfung des Westlichen Maiswurzelbohrers Agroscope Eidgenossisches Departement fur Wirtschaft Bildung und Forschung Maiswurzelbohrer Diabrotica virgifera virgifera Memento vom 24 Juli 2019 im Internet Archive Stand Juli 2019 Bundesamt fur Landwirtschaft BLW Agroscope Eidgenossisches Departement fur Wirtschaft Bildung und Forschung Richtlinie Nr 6 Bekampfung des Maiswurzelbohrers Diabrotica virgifera virgifera Memento vom 24 Juli 2019 im Internet Archive Ausgabe 16 Juli 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Westlicher Maiswurzelbohrer amp oldid 217166974