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Pyrethrine sind eine Gruppe von Naturstoffen die fur die insektizide Wirkung von Pyrethrum verantwortlich sind Sie werden von bestimmten Chrysanthemen Arten gebildet Pyrethrine werden aus Pyrethrum Extrakt isoliert und als Insektizide fur Pflanzenschutz Schadlingsbekampfung und in der Medizin verwendet Pyrethrine sind Inhaltsstoffe des Pyrethrums eines hauptsachlich aus den Blutenkorbchen der Dalmatinischen Wucherblume Tanacetum cinerariifolium gewonnenen Extrakts dessen insektizide Wirkung bereits um 1828 in Europa bekannt wurde 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Zusammensetzung 3 Wirkung 4 Naturliche Vorkommen 5 Verwendung 5 1 Pflanzenschutz 5 2 Schadlingsbekampfung 6 Toxikologie amp Metabolismus 7 Chemische Stabilitat 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie US Marine entwickelte 1917 ein Verfahren zur Herstellung eines Pyrethrum Extraktes bei dem die bis dahin unmittelbar als Insektenpulver verwendeten gemahlenen Chrysanthemenbluten mit Petroleum extrahiert wurden In Formulierungen auf Basis dieses Extraktes konnten die Wirkstoffe nun durch Verspruhen zur Bekampfung von Fliegen und Stechmucken eingesetzt werden 2 Die grundsatzliche Struktur der Pyrethrine als Ester zweier verschiedener organischer Sauren Chrysanthemumsaure und Pyrethrinsaure mit wie zunachst angenommen einem Keton Pyrethrolon wurde zwischen 1910 und 1916 durch Hermann Staudinger und Leopold Ruzicka aufgeklart jedoch erst 1924 veroffentlicht 3 Im Jahre 1944 wurde erkannt dass es sich bei den bis dahin als Pyrethrin I und Pyrethrin II bezeichneten Substanzen jeweils um Stoffgemische handelte Neben dem Pyrethrolon konnte Cinerolon als zweites pyrethrinbildendes Keton identifiziert werden womit sich die bekannten Pyrethrine um Cinerin I und Cinerin II erweiterten 4 Mit der Identifizierung von Jasmolon als drittem Keton waren 1966 auch Jasmolin I und Jasmolin II bekannt 5 Die sechs Pyrethrine wurden das Vorbild fur die synthetisch hergestellten Pyrethroide 6 Zusammensetzung BearbeitenPyrethrineName Pyrethrin I Pyrethrin IIStrukturformel nbsp nbsp CAS Nummer 8003 34 7 Gemisch PubChem 6433154 6433155Kurzbeschreibung gelbe bis dunkelbraune viskose Flussigkeit 7 Summenformel C21H28O3 C22H28O5Molare Masse 328 45 g mol 1 372 45 g mol 1Aggregatzustand flussig oder festSiedepunkt 100 200 C 10 Pa 7 Loslichkeit in Wasser gering 7 GHS Kennzeichnung 7 nbsp nbsp GefahrH und P Satze 301 331 312 410keine EUH Satze261 273 280 301 310 302 352 312 304 340 311 7 MAK Wert nicht festgelegt 7 Die beiden wichtigsten Pyrethrine sind Pyrethrin I und Pyrethrin II Es handelt sich dabei um die Ester der trans Chrysanthemumsaure und der trans Pyrethrinsaure mit dem Hydroxyketon Pyrethrolon Daneben enthalten Pyrethrum Extrakte auch die Cinerine Cinerin I und Cinerin II sowie die Jasmoline Jasmolin I und Jasmolin II 6 Zusammensetzung eines naturlichen Pyrethrin Gemischs 8 Mengenanteil StrukturformelPyrethrin I 35 nbsp Pyrethrin II 33 nbsp Jasmolin I 5 nbsp Jasmolin II 4 nbsp Cinerin I 10 nbsp Cinerin II 14 nbsp Pyrethrin I ist die Einzelverbindung mit der hochsten insektiziden Wirksamkeit Pyrethrin II hat eine schwachere Wirkung dafur tritt sie besonders schnell ein Pyrethrum Bluten aus Kenia enthalten im Schnitt 1 3 Pyrethrine pro Blute sind das etwa 2 3 mg manchmal 4 mg Die Bluten werden nach der Ernte getrocknet und pulverisiert Mit Losungsmittelgemischen wie Methanol Kerosin Petrolether Acetonitril oder Petrolether Nitromethan werden daraus die Pyrethrine extrahiert Mit Petrolether Nitromethan erhalt man eine 90 prozentige Mischung der sechs Pyrethrine Uber die Biosynthese der Pyrethrine ist wenig bekannt Eine Vorstufe der Chrysanthemumsaure Bildung ist moglicherweise Mevalonsaure 8 Wirkung BearbeitenPyrethrine sind Kontaktinsektizide zum Beispiel gegen Blattlause Weisse Fliege Spinnmilben Woll und Schmierlause Zikaden und Kafer Larven Sie wirken gegen Eier Larven und erwachsene Stadien Pyrethrine sind nicht nutzlingsschonend Ihre Wirkung auf Insekten tritt innerhalb weniger Minuten ein man spricht von einem knock down Effekt Die fur den knock down notwendige Dosis ist gering allerdings schaffen es viele der betroffenen Insekten die Pyrethrine abzubauen und erholen sich wieder Um diese Entgiftung zu verhindern werden Pyrethrine mit dem Synergisten Piperonylbutoxid versetzt Naturliche Vorkommen BearbeitenIm Insektenpulverkraut sind Pyrethrine naturlich enthalten Verwendung BearbeitenPflanzenschutz Bearbeiten Pyrethrine sind der wirksame Bestandteil vieler Insektensprays fur den Hausgarten und das Gewachshaus Sie kommen auch in Form von Kaltverneblungsmitteln Pulver sowie als Emulsions oder Suspensionskonzentrate in den Handel Sprays und Konzentrate enthalten haufig Raps oder Sesamol als Tragersubstanz Als Synergist wird in der Regel Piperonylbutoxid zugesetzt Pyrethrine sind wegen ihrer raschen Wirkung ein Zusatz in manchen Dichlorvos haltigen Pflanzenschutzmitteln Pyrethrine sind als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln in vielen Staaten der EU so auch in Deutschland und Osterreich sowie in der Schweiz zugelassen In Osterreich und der Schweiz sind Pyrethrine auch fur den Vorratsschutz etwa zur Bekampfung des Kornkafers in Getreidelagern zugelassen 9 Schadlingsbekampfung Bearbeiten Pyrethrine werden als insektizide Wirkstoffe gegen eine Reihe von Schadinsekten sowie als Repellentien verwendet Gemass EU Richtlinie 98 8 EG 10 vom 16 Februar 1998 sollen Biozidprodukte nur noch zugelassen sein deren Wirkstoffe im Anhang Anhang I IA und IB der genannten Richtlinie fur die definierte Produktart aufgenommen wurden Gemass Ubergangsregelung Art 16 Abs 1 der Richtlinie 98 8 EG war jedoch weiterhin das Inverkehrbringen von Biozidprodukten zugelassen die nicht die im Anhang der Richtlinie 98 8 EG aufgefuhrten Wirkstoffe enthalten sofern diese Wirkstoffe mit Stichdatum 14 Mai 2000 bereits im Verkehr waren auch alte Wirkstoffe genannt Gemass EU Verordnung 1896 2000 vom 7 September 2000 11 mussten Hersteller die die Aufnahme eines alten Wirkstoffs in die Anhange I IA und IB beantragen wollten den betreffenden Wirkstoff bis zum 28 Marz 2002 zur Notifizierung fur die entsprechende Produktart gemeldet haben Diese Frist wurde mit EU Verordnung 1687 2002 vom 25 September 2002 12 bis zum 31 Januar 2003 verlangert Der Wirkstoff Pyrethrine wurde folgend fur die Produktart 18 Insektizide und 19 Repellentien gemeldet und in die Liste der notifizierten Wirkstoffe aufgenommen 13 Bis zum definitiven Entscheid uber Aufnahme oder Nichtaufnahme in Anhang I IA und IB EU Richtlinie 98 8 EG mit Stand 26 Marz 2013 ist der Entscheid hierzu noch ausstehend durfen weiterhin Produkte mit dem Wirkstoff Pyrethrine zur Schadlingsbekampfung in Verkehr bleiben Toxikologie amp Metabolismus BearbeitenPyrethrine wirken neurotoxisch auf sensorische wie auch auf motorische Nerven Die letale Dosis fur Pyrethrin I und II liegt fur Nagetiere im Bereich von 130 bis uber 600 mg kg Korpergewicht Falls die Substanzen in mehreren kleinen Dosen uber 12 bis 48 Stunden verabreicht werden betragt die letale Dosis bis zu 2900 mg kg Korpergewicht 14 Ein zweijahriges Kind starb nachdem es 14 g Pyrethrum Pulver gegessen hatte Es gab auch todliche Vergiftungen durch inhaliertes Pyrethrin Aerosol Wenn Pyrethrine auf die Haut aufgebracht werden hat das oft ein kurzzeitiges Kaltegefuhl durch lokale Parasthesie zur Folge Die Aufnahme der Substanzen uber die Hautoberflache ist gering Pyrethrine reizen die Augen und die Schleimhaute sind aber nur in geringem Mass hautreizend Ungereinigter Pyrethrum Extrakt ist hautsensibilisierend dies liegt jedoch nicht an den enthaltenen Pyrethrinen Pyrethrine konnen sowohl an der zentralen Esterbindung hydrolysiert als auch durch Cytochrome P450 oxidiert werden Die akute Toxizitat der Pyrethrine hangt von der Geschwindigkeit der metabolischen Umsetzung ab Der spezifische Biomarker einer Pyrethrum Belastung im menschlichen Organismus ist die trans Chrysanthemumdicarbonsaure kurz CDCA Eine Metabolismus Studie zu oral verabreichtem Pyrethrum zeigte fur den Abbau von Pyrethrin I eine Eliminationshalbwertszeit von ca 4 Stunden Nach etwa 36 Stunden konnte eine nahezu vollstandige Ausscheidung von Pyrethrin I beobachtet werden 15 Chemische Stabilitat BearbeitenDie Wirksamkeitsdauer von Pyrethrum hangt stark von den Umgebungsbedingung bei der Ausbringung ab Wahrend unter volligem Ausschluss von Lichteinstrahlung und entsprechend gunstigen Atmosphare Bedingungen eine jahrelange Bestandigkeit unterstellt werden kann zerfallen die Bestandteile des Pyrethrums bei direkter Sonnenbestrahlung binnen Stunden bzw Tagen Im alkalischen Milieu kommt es zu Hydrolyse im Erdreich unterliegen die Verbindungen mikrobiellen Abbauprozessen 16 Fur Innenraume konnten unterschiedliche Abbauraten beobachtet werden So sind Ruckstande auf Oberflachen bzw im Hausstaub zwischen 2 und 12 Monaten nach der Schadlingsbekampfungsmassnahme noch ermittelt worden 17 18 Einzelnachweise Bearbeiten Albert Gossauer Struktur und Reaktivitat der Biomolekule Verlag Helvetica Chimica Acta Zurich 2006 ISBN 978 3 906390 29 1 S 132 Antonia Glynne Jones Pyrethrum Memento des Originals vom 31 Dezember 2006 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www researchinformation co uk In Pesticide Outlook Oktober 2001 S 195 198 PDF 274 kB englisch online auf researchinformation co uk abgerufen am 5 Januar 2017 H Staudinger L Ruzicka Insektentotende Stoffe I X In Helvetica Chimica Acta 7 Nr 1 1924 S 177 458 F B LaForge W F Barthel Constituents of Pyrethrum Flowers XVI Heterogenous Nature of Pyrethrolone In The Journal of Organic Chemistry 9 Nr 3 1944 S 242 249 P J Godin et al The jasmolins new insecticidally active constituents of Chrysanthemum cinerariaefolium Vis In Journal of the Chemical Society C Organic 1966 S 332 334 a b Eintrag zu Pyrethrum In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 5 Januar 2017 a b c d e f Eintrag zu Pyrethrine in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 3 Januar 2023 JavaScript erforderlich a b Klaus Naumann Synthetic Pyrethroid Insecticides Structures and Properties 1990 Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europaischen Kommission Eintrag zu Pyrethrins in der EU Pestiziddatenbank Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz Osterreichs Eingabe von Pyrethrine im Feld Wirkstoff und Deutschlands abgerufen am 5 Januar 2017 EU Richtlinie 98 8 EG vom 16 Februar 1998 uber das Inverkehrbringen von Biozid Produkten In Amtsblatt der Europaischen Gemeinschaften L 123 1 vom 24 April 1998 abgerufen am 5 Januar 2017 EU Verordnung EG Nr 1896 2000 uber die erste Phase des Programms gemass Artikel 16 Absatz 2 der Richtlinie 98 8 EG uber Biozid Produkte In Amtsblatt der Europaischen Gemeinschaften L 228 6 vom 8 September 2000 abgerufen am 5 Januar 2017 EU Verordnung 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