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Wernher Theodor Adolf Alfred Hall Freiherr von Rotberg 29 Mai 1870 in Rastatt 10 Mai 1949 in Freiburg im Breisgau war ein deutscher Jurist und Verwaltungsbeamter 1 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 2 1 Rotberg und der Skandal in Togo 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenRotberg stammt aus dem evangelischen Zweig des Geschlechts der Freiherren von Rotberg Er war der zweite Sohn von Karl Eduard Julius Konstantin von Rotberg zu Rheinweiler 1832 1905 und dessen Ehefrau Eliza Matilda geb Winsloe 1837 1922 2 Er heiratete 1909 in Freiburg Franziska Bocklin von Bocklinsau mit der er drei Tochter hatte 3 Aus seiner Zeit im Kolonialdienst in Togo hatte er noch eine von ihm nicht anerkannte aber finanziell unterstutzte Tochter 4 Leben BearbeitenRotberg studierte Rechtswissenschaften an der Universitat Heidelberg wo er auch promovierte und legte 1896 die erste und 1900 die zweite juristische Staatsprufung ab Von 1900 bis 1902 war er beurlaubt und trat dann im damaligen deutschen Schutzgebiet Togo in den Kolonialdienst Als Verantwortlicher fur diverse zweifelhafte Rechtsakte wurde Rotberg im Verlauf des Skandals in Togo seines Amtes enthoben 5 Im Juli 1904 trat er wieder in den Dienst der badischen Innenverwaltung 6 1905 wurde er Amtmann im badischen Bezirksamt Schopfheim und danach bis 1907 in Mannheim Am 9 September 1906 wurde er vom Hofjunker zum Kammerjunker befordert 7 Danach kam er zum Bezirksamt Offenburg wo er 1909 Oberamtmann wurde 8 Am 29 Mai 1909 wurde Rotberg zum grossherzoglichen Kammerherrn ernannt 9 Am 26 August 1909 untersagte Rotberg eine Volksversammlung in Weier aufgrund seiner Interpretation des neuen Reichsvereinsgesetzes Nach Beschwerden hiergegen kam das badische Innenministerium zum Schluss Das Verbot der Versammlung war daher rechtlich unzulassig 10 1910 kam er als zweiter Amtmann zum Bezirksamt Waldshut und 1914 Amtsvorstand beim Bezirksamt Adelsheim Im Juli 1919 verlangte eine grosse Bauernversammlung in Osterburken seine Versetzung da sich Freiherr von Rotberg fur den landwirtschaftlichen Bezirk als unbrauchbar erwiesen habe 11 Im Marz 1920 ubernahm er als Amtsvorstand das Bezirksamt Sackingen wo er 1923 an der Niederschlagung eines Arbeiteraufstandes beteiligt war 1924 erhielt er wie alle badischen Oberamtmanner die Amtsbezeichnung Landrat Im Juni 1934 beantragte er nach Aufforderung durch das Innenministerium die vorzeitige Pensionierung 12 und wurde auf den 1 Juli 1934 pensioniert 13 1937 wurde er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP Rotberg und der Skandal in Togo Bearbeiten Im September 1902 trat Rotberg seinen Dienst im damaligen deutschen Schutzgebiet Togo an wo er als Bezirkshauptmann in Lome tatig war In dem ca 150 Kilometer nordlich von Lome gelegenen Atakpame war seit 1900 Geo A Schmidt Bezirksleiter Die Steyler Missionare in Atakpame warfen Schmidt wiederholt die Vergewaltigung einheimischer Madchen und brutale Prugelstrafen gegen die einheimische Bevolkerung vor die sich gegen Zwangsarbeit wehrte Bei der Abwehr der Klagen der Missionare wurde Schmidt vom Bezirksleiter des 160 Kilometer weiter nordlich liegenden Sokode Hermann Kersting unterstutzt Dieser war fur den Fall rechtlich nicht zustandig und als Freund Schmidts auch befangen Nun trat Rotberg auf den Plan der unter dem Vorwand einer botanischen Reise von Lome nach Atakpame kam Er war in Atakpame zwar auch nicht zustandig aber im Unterschied zu Kersting Jurist und konnte Rechtsverfahren einleiten Er nutzte das Recht um Geo Schmidt vor Strafverfolgung zu schutzen 14 Leiter der Steyler Mission in Togo war Hermann Bucking In Atakpame wirkte fur die Mission eine Gruppe von Patres unter der Leitung von Franz Muller die Schmidts Verfehlungen akribisch dokumentierte Schmidt erhob eine Beleidigungsklage gegen Pater Muller die von Rotberg von einer Privatklage zu einer Offizialklage aufgewertet wurde Der Pater veranlasste ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen Sittlichkeitsverbrechen gegen Schmidt das von Rotberg schon nach zwei Tagen als grundlos einstellte Im Mai 1903 erstatte Pater Schmitz in Lome gegen Schmidt eine Anzeige wegen Unzucht worauf Schmidt den Pater Schmitz wegen Beleidigung und Verleumdung beklagte Nach Pater Mullers Ruckkehr aus Lome am 23 Mai 1903 liess Rotberg Pater Muller und alle anderen Patres der Missionsstation wegen Verdunkelung und Fluchtgefahr verhaften Erst vier Wochen spater liess Rotberg die Missionare nach mehrmaliger Anweisung durch Gouverneur Woldemar Horn frei Rotberg konfiszierte zudem den gesamten Posteingang der Missionsstation 15 Neben der Kumpanei unter den Kolonialbeamten war fur Rotbergs Handlungen seine Einstellung gegen den Ultramontanismus der katholischen Kirche massgeblich den er fur reichsfeindlich erachtete 16 Rotberg war jedoch nicht nur personlich und politisch uberzeugter Helfer sondern verhielt sich in der kurzen Zeit seines Kolonialdienstes ebenso wie Schmidt Er hatte ein uneheliches Kind von einer Einheimischen und wurde auch wegen Prugelstrafen mit Todesfolge angeklagt und freigesprochen 17 Bucking meldete die Vorgange an den Grunder der Steyler Missionare Arnold Janssen Bucking wurde bei der Kolonialabteilung in Berlin vorstellig Beide hatten vielfaltige Beziehungen zu Vertretern der Zentrumspartei Manche Reichstagsabgeordnete wie der bekannte Kulturkampfer Georg Friedrich Dasbach suchten ihrerseits Kontakt zur Mission um im Interesse des Zentrums Kapital aus der Geschichte zu schlagen 18 Einerseits wurde der Skandal von Mission und Zentrum inszeniert 19 Es entwickelte sich in den Medien und der Offentlichkeit aber auch eine Eigendynamik In Togo griff Gouverneur Horn schon 1903 ein und entliess Rotberg aus dem Kolonialdienst 20 Schmidt wurde von der Kolonialabteilung im Fruhjahr 1904 nach Kamerun versetzt 21 Nach langem Gerangel hinter den Kulissen machte der Zentrumsabgeordnete Hermann Roeren in der Kolonialdebatte des Reichstags am 3 Dezember 1906 den Skandal in Togo offentlich und benannte dabei auch Rotberg 22 Fur Rotberg hatte der Skandal ausser der Entlassung aus dem Kolonialdienst keine besonderen Folgen Der Skandal in Togo war neben vielen anderen Vorkommnissen in den deutschen Kolonien ein Grund fur den Reichstag den Nachtragshaushalt in Hohe von 29 Millionen Mark fur den Krieg in Deutsch Sudwestafrika nicht zu bewilligen worauf der Reichstag am 13 Dezember 1906 aufgelost wurde Literatur BearbeitenMichael Ruck Rotberg Wernher Theodor Adolf Alfred Hall Freiherr von Dr jur In Wolfram Angerbauer Red Die Amtsvorsteher der Oberamter Bezirksamter und Landratsamter in Baden Wurttemberg 1810 bis 1972 Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 1996 ISBN 3 8062 1213 9 S 473 Baldur Hermans Und ein fur Kaiser Eine kolonialpolitische Erpressung Die Abberufung des Apostolischen Prafekten Hermann Bucking aus Togo im Jahre 1907 In Michaela Bachem Rehm Claudia Hiepel und Henning Turk Hrsg Teilungen uberwinden Europaische und Internationale Geschichte im 19 und 20 Jahrhundert Festschrift fur Wilfried Loth Munchen De Gruyter Oldenbourg 2014 S 679 696 Rebekka Habermas Skandal in Togo Ein Kapitel deutscher Kolonialherrschaft Fischer 2016 Weblinks BearbeitenEintrag zu Rotberg auf www memoireonline comEinzelnachweise Bearbeiten Siehe Ruck Das Epitaph der Eltern befindet sich an der Peterskirche von Blansingen 1 Julius Kindler von Knobloch Badische Historische Kommission Hrsg Oberbadisches Geschlechterbuch Band 3 M R Heidelberg 1919 S 647 Digitalisat der UB Heidelberg Eintrag auf www memoireonline com Siehe Hermans S 690 Siehe Ruck Karlsruher Tagblatt vom 11 September 1906 Die Beforderung erfolgte also drei Monate vor der Anprangerung des Skandals im Reichstag Karlsruher Tagblatt vom 11 August 1909 Karlsruher Tagblatt vom 5 Juni 1909 Seine Verstrickung in den Togo Skandal der 1906 im Reichstag behandelt wurde hatte also keine Folgen fur seine Karriere Der Volksfreund vom 1 Dezember 1909 Badischer Beobachter vom 16 Juli 1919 Siehe Ruck Badische Presse vom 15 Juni 1934 Siehe Habermas S 89 Siehe Habermas S 90 Siehe Habermas S 331 332 Fussnote 190 Reichstagsprotokolle Verhandlungen des Deutschen Reichstags und seiner Vorlaufer Hermann Roeren in der Reichstagssitzung vom 3 Dezember 1906 Habermas S 34 Habermas S 34 Siehe Habermas S 166 und Badische Presse vom 3 August 1906 Siehe Habermas S 197 Reichstagsprotokolle Verhandlungen des Deutschen Reichstags und seiner Vorlaufer Hermann Roeren in der Reichstagssitzung vom 3 Dezember 1906 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 1 Marz 2023 PersonendatenNAME Rotberg Wernher vonALTERNATIVNAMEN Wernher Theodor Adolf Alfred Hall Freiherr von Rotberg vollstandiger Name Rotberg Werner vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und VerwaltungsbeamterGEBURTSDATUM 29 Mai 1870GEBURTSORT RastattSTERBEDATUM 10 Mai 1949STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wernher von Rotberg amp oldid 237602194