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Das Wasserwerk Kaulsdorf ist eine Anlage zur Trinkwasserversorgung der Einwohner des fruheren Lichtenberger Ortsteils Kaulsdorf auf Berliner Gebiet Das Wasserwerk an der Mieltschiner Strasse wurde im Marz 1916 in Betrieb genommen mehrfach technisch erneuert und steht seit den 1980er Jahren unter Denkmalschutz Ansicht des Hallenkomplexes von der Mieltschiner Strasse aus 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ein Wasserwerk fur Kaulsdorf entsteht 1 2 Neuorganisation durch die Bildung von Gross Berlin 1 3 Wasserversorgung in den 1940er Jahren 1 4 Sanierungen Umrustungen und Neubauten in Ost Berlin ab den 1950er Jahren 1 5 Wasserversorgung ab 1990 wieder vereint 2 Architektur 3 Technische Beschreibung 4 Literatur und Hauptquellen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin Wasserwerk fur Kaulsdorf entsteht Bearbeiten Fur die Anfang des 20 Jahrhunderts schnell wachsende Stadt Lichtenberg machte sich zur sicheren Trinkwasser Versorgung neben den bereits vorhandenen Wasserwerken Triftweg I II und III der Bau eines weiteren Wasserwerks fur den Bereich Kaulsdorf notwendig Die Stadtverwaltung kaufte eine Flache von rund 60 Hektar im Kaulsdorfer Busch als Wassergewinnungsgebiet zu dem unter anderem der Habermannsee und der Butzsee gehoren Die Ingenieure und Baumeister aus dem Technischen Buro der Stadt Lichtenberg entwarfen gemeinsam das neue Werk Die Ausfuhrung oblag dem Maurer und Zimmermeister Gottlieb Gadicke aus Lichtenberg Baubeginn war im Fruhjahr 1915 die feierliche Inbetriebnahme erfolgte im Marz 1916 Entgegen den fruheren stadtischen Wasseranlagen die aus Einzelgebauden fur Pumpen Speicher Antriebe bestanden entstand ein kompakter mehrschiffiger Hallenbau in dem die gesamte Technik nebst Buroraumen Platz fand Zum Antrieb der Pumpen wurden erste Dieselmotoren eingebaut 1 Eine Anbindung an das Zwischenpumpwerk Lichtenberg sorgte fur eine moglichst gleichmassige Wasserbereitstellung in der Stadt Neuorganisation durch die Bildung von Gross Berlin Bearbeiten Mit dem Zusammenschluss von Alt Berlin und seinen fruheren Vororten zur Gemeinde Gross Berlin im Jahr 1920 gehorten zur neuen Stadt nun 25 funktionstuchtige Wasserwerke die rund 27 500 Hausanschlusse uber ein Rohrnetz mit einer Lange von 200 Kilometern und einer Jahresfordermenge von 200 000 m versorgten Die Stadtverwaltung von Berlin grundete aus den ubernommenen Werken die drei Aktiengesellschaften Berliner Stadtische Gaswerke Berliner Stadtische Elektrizitatswerke und Berliner Stadtische Wasserwerke AG Technische und organisatorische Anderungen waren die Folge im Wasserwerk Kaulsdorf anderte sich jedoch zunachst nichts 2 In den Jahren 1926 1928 erfolgten erste Umbauarbeiten Brunnen Maschinen und Aufbereitungsanlagen wurden teils erneuert oder kamen hinzu so dass sich eine Verdoppelung der Kapazitat ergab 3 Ende des Jahres 1930 waren die Modernisierungsarbeiten fur ganz Berlin weitestgehend abgeschlossen zehn verbliebene Wasserwerke versorgten die rund vier Millionen Einwohner 4 Die Antriebe der Kaulsdorfer Wasserwerke waren auf elektrische Pumpen umgestellt worden Wasserversorgung in den 1940er Jahren Bearbeiten Als um 1943 die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs zu immer haufigeren Zerstorungen an den Rohren und Versorgungseinrichtungen fuhrten setzte die Verwaltung der Wasserwerke zu Reparaturzwecken zunehmend Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion oder aus Polen ein Diese rund 150 Arbeitskrafte waren in einem speziellen Barackenlager an der Landsberger Allee 76 77 untergebracht im Bereich der Kreuzung mit der Thaerstrasse der spateren Storkower Strasse 5 Auch dienstverpflichtete Frauen wurden fur diese Arbeiten herangezogen Zusatzlich entstanden weitere 163 Brunnen und vorhandene wurden gereinigt 1944 und 1945 wurden sogar Brauereien beauftragt in grossen emaillierten Kesseln Trinkwasser vorratig zu halten einschliesslich der Wagenauslieferungsdienste Das Berliner Tiefbauamt sorgte fur das Funktionieren der als eigenstandige Strassenpumpen vorhandenen Handbrunnen 3 Am 28 April 1945 erliess die sowjetische Stadtkommandantur zunachst zustandig fur ganz Berlin den Befehl Nr 1 wonach alle kommunalen Betriebe wie Kraft und Wasserwerke ihre Arbeit zur Versorgung der Bevolkerung wieder aufzunehmen haben 3 Es erfolgte eine Reorganisation der Wasserwerksgruppierungen zahlreiche Rohrnetzschaden waren zu beseitigen wozu insbesondere Rohre erforderlich waren aber auch Kohle fur die dampfbetriebenen Anlagen Fahrzeuge und Lebensmittel Ab dem Jahr 1948 stand den Berlinern bis auf Zeiten des Stromausfalls eine ausreichende Trinkwassermenge zur Verfugung Die Spaltung der Stadt infolge des Viermachtestatus fuhrte zur Bildung getrennter Ost und West Berliner Verwaltungen der Wasserwerke jedoch war das Leitungsnetz nicht so einfach zu trennen So versorgten drei im sowjetischen Sektor liegende Wasserwerke Johannisthal Wuhlheide und Stolpe noch einige Jahre die im Westen liegenden Ortsteile Neukolln Tempelhof Britz Buckow Steglitz Schoneberg und Frohnau Reinickendorf 6 Sanierungen Umrustungen und Neubauten in Ost Berlin ab den 1950er Jahren Bearbeiten Die neue Verwaltung hatte ausfuhrliche Gutachten zur Situation der einzelnen Wasserwerke erstellt wonach die meisten Brunnen die Technik und das Rohrleitungssystem erneuert werden mussten Wegen fehlender Investitionsmittel wurden diese Arbeiten erst mit dem Wohnungsbauprogramm der 1970er Jahre eingeleitet Das Handelsembargo der westlichen Lander gegen die DDR fuhrte dazu dass Rohre teils aus Jugoslawien eingekauft oder solche aus Spannbeton gefertigt werden mussten breitere Trassen waren die Folge Schwerpunkte der Erneuerungsarbeiten waren das Wasserwerk Friedrichshagen und die Anlage Johannisthal Das Wasserwerk Kaulsdorf hatte weder grossere Kriegsschaden davongetragen noch zeigte die installierte Technik grossere Probleme Im Jahr 1982 ersetzte die Verwaltung den letzten Dieselmotor durch eine elektrische Unterwassertauchpumpe Wasserversorgung ab 1990 wieder vereint Bearbeiten Zahlreiche strukturelle und organisatorische Massnahmen erfolgten ab dem Sommer 1990 und fuhrten zur Fusion der Ost mit der West Berliner Trinkwasserversorgung und der Abwasserbeseitigung unter dem Dach der Berliner Wasserbetriebe Fur die Trinkwasserbereitung standen 16 Wasserwerke drei Zwischenpumpwerke drei Uberpumpwerke mit 1228 Vertikal sowie drei Horizontalbrunnen und ein Rohrleitungsnetz von 7642 Kilometer zur Verfugung Der neue stadtische Wasserbetrieb beschaftigte rund 7300 Mitarbeiter und verwaltete ein Vermogen von fast acht Milliarden Mark Um das Jahr 2000 grundete Berlin mit interessierten Investoren die Berlinwasser Holding aufgrund eines Volksentscheids kaufte die Stadt jedoch in den 2010er Jahren die meisten Anteile zuruck In den Jahren 1997 2000 erfolgte eine technische Modernisierung des Kaulsdorfer Werkes Zwolf je sechs Meter hohe Edelstahlfilter ersetzten die aus den 1910er Jahren stammende Filteranlage in der grossen Halle die mittels eines modernen Beluftungsverfahrens aus einem Tank auf dem Werksgelande automatisch und dosiert mit technischem Sauerstoff angereichert wird Die Filter sind uber eine Arbeitsplattform fur Wartung und Reinigung verbunden Zur Bedienung des Wasserwerks in Kaulsdorf sind gelegentlich zwei Personen vor Ort es wird jedoch weitestgehend vom Wasserwerk Friedrichshagen ferngesteuert Von der anfanglichen Ausstattung ist so gut wie nichts mehr erhalten Lediglich die eigentliche Halle mit ihren historischen Fassaden kleine Wasserzapfstellen und die Fenster zwischen der Filterhalle und dem fruheren Dieselpumpenraum sind aus der Bauzeit erhalten 7 Halbjahrliche chemische Analysen sichern die Trinkwasserqualitat des Kaulsdorfer Werkes Die Senatsverwaltung hat den Wasserbetrieben die Erlaubnis zur Entnahme von Grundwasser im Kaulsdorfer Busch bis zum Jahr 2044 erteilt 8 Architektur BearbeitenDer zweigeschossige Gebaudekomplex umfasst als Kern die zweischiffige Halle fur die Wasseraufbereitung und eine davor angeordnete Maschinenhalle Der Einsatz mehrteiliger grossformatiger Fenster in der Maschinenhalle auch in Halbrundform und Lisenen zur Betonung und Auflockerung des Baukorpers lehnt sich im Baustil an den Klassizismus an Die Fassaden sind grau und zartfarbig verputzt Auf allen Gebaudeteilen sind grossfenstrige Dachraupen aufgesetzt die viel Tageslicht in den Werkkomplex einlassen Baufachleute schatzen das Wasserwerk zusammen mit dem Wasserturm Heinersdorf und dem Wasserwerk Stolpe als den Beginn der Moderne in der Berliner Wasserwerkarchitektur 1 Es gab und gibt in Kaulsdorf keinen gesonderten Wasserturm und auch keinen Reinwasserbehalter In den spaten 1990er Jahren wurde der Baukomplex denkmalgerecht saniert Technische Beschreibung BearbeitenDer Betrieb wurde mit 14 Brunnen aufgenommen die aus Tiefen zwischen 35 und 65 Metern Grundwasser pumpten und uber eine Heberleitung durch vier Oxidatoren fur die Sauerstoffanreicherung und 16 Schnellfilter zur Enteisenung und Entmanganung in das reichlich dimensionierte Rohrleitungsnetz verteilten Das erforderte eine verbrauchabhangige Steuerung Fur das entfernte Eisen gab es zwei Schlamm Absetzbecken Die Kapazitat bei Betriebsaufnahme betrug 16 000 m pro Tag Wegen seiner grosszugigen Dimensionierung lieferte das Wasserwerk Kaulsdorf zugleich fur die Gemeinde Steglitz bei Berlin Trinkwasser Eine 22 Kilometer lange Rohrleitung mit einem Innendurchmesser von 800 Millimeter verlegt ab 1914 nahm 1916 ebenfalls ihren Betrieb auf Sie garantierte uber die Verbindung mit dem Zwischenpumpwerk Lichtenberg eine gleichbleibende Trinkwassermenge uber den Tag 1 Aktuell fordern 16 Tiefbrunnen das Grundwasser das eine maximale Tagesleistung von 30 000 m Wasser bereitstellen kann Versorgt werden rund 160 000 Haushalte in den Marzahn Hellersdorfer Ortsteilen Kaulsdorf Biesdorf Hellersdorf und Mahlsdorf sowie in Lichtenberg 9 Literatur und Hauptquellen BearbeitenVom Kaulsdorfer Busch direkt in den Wasserhahn In Bezirks Journal Marzahn Hellersdorf Februar 2016 S 4 Berlin und seine Bauten Stadttechnik Teil X Band A 2 Michael Imhof Verlag Petersberg 2006 ISBN 3 86568 012 7 S 85 ff Baudenkmal Mieltschiner Strasse Wasserwerk Kaulsdorf 1916Weblinks BearbeitenWebsite der Berliner Wasserbetriebe zum Wasserwerk Kaulsdorf Verordnung zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes fur die Wasserwerke Wuhlheide und Kaulsdorf Wasserschutzgebietsverordnung Wuhlheide Kaulsdorf PDF In stadtentwicklung berlin de 11 Oktober 1999 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Berlin und seine Bauten S 85 Berlin und seine Bauten S 86 a b c Berlin und seine Bauten S 89 91 Mieltschiner Strasse gt Berliner Stadtische Wasserwerke A G Werk Kaulsdorf In Berliner Adressbuch 1938 IV S 2189 nach Parzelle 37 folgt Ackerland und danach ohne Nummer der Hinweis auf das Wasserwerk Kaulsdorf Landsberger Allee 77 91 In Berliner Adressbuch 1943 IV S 478 E igentumer Stadt Berlin Lagerplatz Baustellen Berlin und seine Bauten S 93 Vom Kaulsdorfer Busch direkt in den Wasserhahn In Bezirks Journal Marzahn Hellersdorf Februar 2016 S 4 Birgitt Etzel Probleme mit Grundwasser bleiben In Bezirksjournal Lichtenberg Marzahn online abgerufen am 13 Marz 2016 Wasserwerk Kaulsdorf versorgt 160 000 Haushalte mit Trinkwasser In Berliner Woche 20 Juli 201652 493437 13 586831 Koordinaten 52 29 36 4 N 13 35 12 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wasserwerk Kaulsdorf amp oldid 233991900