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Dieser Artikel behandelt einen Essay von Bertrand Russell fur das gleichnamige Buch von Kurt Flasch aus dem Jahr 2013 siehe Warum ich kein Christ bin Flasch Warum ich kein Christ bin Originaltitel Why I Am Not a Christian ist ein Essay des britischen Philosophen Mathematikers und Nobelpreistragers Bertrand Russell aus dem Jahre 1927 Der griffige Titel hat als Klischee verschiedene Nachahmer und ahnlich formulierte Titel inspiriert Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 3 Bezugnahmen 4 Ahnliche Titel zu anderen Themen 5 Ausgaben 6 Literatur 7 Quellen 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDer Text basiert auf einem Vortrag den Russell 1927 in der Stadthalle von Battersea unter der Schirmherrschaft der National Secular Society hielt Er wurde noch im selben Jahr als Aufsatz veroffentlicht 1932 erschien erstmals eine deutsche Ubersetzung herausgegeben vom Kreis der Freunde monistischen Schrifttums in Dresden 1957 gab Paul Edwards den englischen Text erweitert um einige Essays von Russell zum gleichen Thema und einen Anhang The Bertrand Russell Case uber die Probleme die Russell nach seinem Eintreten fur die Rechte von Homosexuellen in den Vereinigten Staaten entstanden als er Anfang der 1940er Jahre dort lehren wollte als Buch neu heraus Der Vertrieb dieser englischen Ausgabe wurde in verschiedenen Landern verboten wie zum Beispiel in Sudafrika 1 Diese erweiterte Fassung erschien 1963 im Munchner Szczesny Verlag und ab 1968 in zahlreichen hohen Neuauflagen bei Rowohlt Inhalt BearbeitenRussell analysiert in einem ersten Teil zunachst eine Reihe von Gottesbeweisen so z B das Argument der ersten Ursache den teleologischen Gottesbeweis und mehrere moralische Existenzargumente Er beurteilt diese Begrundungen als logisch nicht zwingend und sogar als der Vorstellung von Gottes Allmacht oder Allwissenheit widersprechend In einem zweiten Teil untersucht er die christliche Theologie und kommentiert die Praxis der christlichen Kirchen Jesus nennt er zwar einen guten doch nicht sehr guten Menschen da er denjenigen die ihm nicht folgten mehrfach mit Holle und ewiger Verdammnis gedroht habe Auch sein Glaube an das unmittelbar bevorstehende Ende der bisherigen Welt sei mit Weisheit bzw Allwissenheit wohl nicht vereinbar Die im Alltag der Christen wenig beachteten oder umsetzbaren moralischen Gesetze des Neuen Testamentes und die in und zwischen den Gesellschaften von den Kirchen nicht oder kaum reduzierte sondern eher geforderte Gewalt machen fur ihn die Kirchen zu dem Hauptfeind principal enemy des moralischen Fortschritts Russell sieht die Angst als vorrangige Grundlage der Religion und der damit verbundenen Konflikte Er hofft dass die Religion durch die Wissenschaft uberwunden wird und der Mensch sich mit der Kraft seiner Intelligenz eine bessere Welt schafft vgl Szientismus Die Religion stutzt sich vor allem und hauptsachlich auf die Angst Teils ist es die Angst vor dem Unbekannten und teils wie ich schon sagte der Wunsch zu fuhlen dass man eine Art grossen Bruder hat der einem in allen Schwierigkeiten und Kampfen beisteht Angst ist die Grundlage des Ganzen Angst vor dem Geheimnisvollen Angst vor Niederlagen Angst vor dem Tod Die Angst ist die Mutter der Grausamkeit und es ist deshalb kein Wunder dass Grausamkeit und Religion Hand in Hand gehen weil beide aus der Angst entspringen Eine gute Welt braucht Wissen Gute und Mut sie braucht keine schmerzliche Sehnsucht nach der Vergangenheit keine Fesselung der freien Intelligenz durch Worte die vor langer Zeit von unwissenden Mannern gesprochen wurden Sie braucht einen furchtlosen Ausblick auf die Zukunft und eine freie Intelligenz Bertrand Russell Warum ich kein Christ binBezugnahmen BearbeitenRussells Spuren folgend hat der australische Philosoph John Leslie Mackie 1981 die Begrundungen fur die Existenz Gottes noch weit umfangreicher zusammengetragen und kommt nach ihrer ausfuhrlichen Analyse ebenfalls zu dem Urteil dass es keinen vernunftigen Grund gebe an die Existenz des christlichen Gottes zu glauben 2 Der amerikanische Schriftsteller Philip Roth zitiert in seinem 2008 erschienenen Roman Indignation dt Emporung ausfuhrlich aus Russells Vortrag Der deutsche Philosophiehistoriker Kurt Flasch veroffentlichte 2013 seine Ablehnung des Christentums unter dem fast gleichen Titel Warum ich kein Christ bin Bericht und Argumentation ahnlich im englischen Sprachraum der Autor Richard Carrier Hans Kung setzte dem 1987 Why I am still a Christian entgegen Kung selbst bezog sich unter anderem auf Nietzsche dem gemass mit Schwinden der christlichen Religion auch allgemeingultige Moralvorstellungen ihre Deutungskraft verlieren Kung bezweifelt dass eine absolute Moral allein auf Vernunft gegrundet sein kann 3 Der Philosoph William E Connolly hat in Why I Am Not a Secularist 2000 dt warum ich kein Sakularist bin verschiedene Aspekte von Russells Argumentation aufgenommen und kritisch kommentiert 4 Er unterstellt Russell dieser wolle einen bisherigen westlichen Bezugspunkt des offentlichen Lebens die christlich judische Tradition durch einen einzelnen anderen sakular wissenschaftlich begrundeten austauschen Tatsachlich geht es Russell darum die Wissenschaft als Hilfsmittel zu nutzen um im Sinne der Aufklarung auf unseren eigenen Beinen zu stehen und die Welt offen und ehrlich anzublicken Aufgrund seiner Annahme kommt Connolly zu dem Schluss einen Gegensatz zwischen seinem radikalen Pluralismus und einem Russell unterstellten Alleinvertretungsanspruch konstruieren zu mussen und fuhrt Autoren wie Nietzsche Freud Judith Butler wie Michael J Shapiro und Michel Foucault als passende Vertreter einer von ihm propagierten offeneren Vorgehensweise an 4 Des Weiteren kritisiert Connolly am Sakularismus den er auf Russell zuruckfuhrt eine Position welche die selbst vorgetragenen Ziele wie Freiheit und Diversitat aufgrund eines unzureichenden und verengten Verstandnisses von Offentlichkeit und Vernunft untergrabe 4 obwohl gerade Russell eine offene mutige und aufgeschlossene Sicht auf die Welt befurwortet Ahnliche Titel zu anderen Themen BearbeitenMit Warum ich kein Kommunist bin setzte sich der tschechische Schriftsteller Karel Capek bereits 1924 in der Zeitschrift Pritomnost vom Kommunismus ab 5 Das 1952 von C S Lewis verfasste Werk Mere Christianity erschien spater im Deutschen unter dem Titel Pardon ich bin Christ Meine Argumente fur den Glauben Ein ahnlicher Titel ist unter anderem Why I Am Not a Conservative des Okonomen Friedrich Hayek 1960 Der unter dem Pseudonym Ibn Warraq auftretende Islamkritiker veroffentlichte 1995 in Warum ich kein Muslim bin eine Streitschrift Kancha Ilaiah unter Why I Am Not A Hindu eine beissende Kritik des indischen Kastensystems Why I Am Not a Scientist 2009 des Anthropologen Jonathan M Marks setzt sich mit dem verengten Wissenschaftsbegriff im englischsprachigen Sprachraum auseinander Science wird dort im Gegensatz zum deutschen Gegenuber Wissenschaft deutlich verengt auf naturwissenschaftliche Facher bezogen Ausgaben BearbeitenBertrand Russell Why I am not a Christian Hrsg von Paul Edwards George Allen amp Unwin London 1957 OCLC 460035794 Reprint mit einem neuen Vorwort von Simon Blackburn Routledge London New York 2004 ISBN 0 415 32510 2 Bertrand Russell Warum ich kein Christ bin Aus dem Englischen von Annie Farchy Vorwort von Kurt Grelling Wer ist Bertrand Russell Kreis der Freunde monistischen Schrifttums Dresden 1932 Bertrand Russell Warum ich kein Christ bin Aus dem Englischen von Marion Steipe Szczesny Verlag Munchen Mai 1963 2 Auflage Juli 1963 im Jahr 1963 eine Woche lang auf dem Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste Bertrand Russell Warum ich kein Christ bin Aus dem Englischen ubertragen von Marion Steipe Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1968 DNB 457989858 ISBN 3 499 16685 2 Bertrand Russell Warum ich kein Christ bin Aus dem Englischen von Grete Osterwald Vorwort von Martin Walser Nachwort von Sebastian Kleinschmidt Matthes amp Seitz Berlin 2017 ISBN 978 3 95757 268 4 6 Literatur BearbeitenKurt Flasch Warum ich kein Christ bin Bericht und Argumentation Beck Munchen 2013 ISBN 978 3 406 65284 4 als Taschenbuch Beck Munchen 2015 ISBN 978 3 406 67348 1 Quellen BearbeitenVollstandiger Text des gleichnamigen Vortrages Die Buchausgaben versammeln zahlreiche weitere religionskritische Essays von Russell englisch Deutsche Ubersetzung seines Vortrages vom 6 Marz 1927Einzelnachweise Bearbeiten Literarische Umschau E Katzmann Karl Ude Hg Welt und Wort Literarische Monatsschrift 14 Jahrgang 1959 200 John Leslie Mackie Das Wunder des Theismus Reclam Stuttgart 2013 S 402 ISBN 3 15 008075 4 Why I Am Still a Christian von Hans Kung A amp C Black 20 Dezember 2005 S 4 und 10 a b c William E Connolly Why I Am Not a Secularist Minneapolis University of Minnesota Press 1999 ISBN 978 0 8166 3331 9 S 5ff Karel Capek Proc nejsem komunistou deutsch Warum ich kein Kommunist bin in Pritomnost 4 Dezember 1924tschechisch Nicht enthalten Paul Edwards Einfuhrung des Herausgebers Bertrand Russell Vorwort fur die deutsche Ausgabe sowie 8 von dessen 16 Essays nach Umfang gerechnet fehlen 52 der Texte die in den Ausgaben 1932 1963 und 1968 enthalten waren und etwa 48 der Originalausgaben 1957 und 2004 Normdaten Werk GND 1088027776 lobid OGND AKS VIAF 309293809 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Warum ich kein Christ bin amp oldid 230007731