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Walter Liebenthal 1 12 Juni 1886 in Konigsberg Ostpreussen 15 November 1982 in Tubingen war ein deutscher Philosoph und Sinologe der sich auf chinesischen Buddhismus spezialisiert hatte Er ubersetzte zahlreiche philosophische Werke aus dem Pali Sanskrit und insbesondere aus dem Chinesischen ins Deutsche Im Zuge seiner umfangreichen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des indischen Buddhismus und der chinesischen Religionen kam er zu der Schlussfolgerung dass die chinesischen buddhistischen Schulen von ihrer Entstehung an bis zum Chan Buddhismus keine chinesische Version des indischen Buddhismus darstellten sondern sich vielmehr aus dem Daoismus einer chinesischen Religion entwickelt hatten Indische Elemente sind zwar vorhanden die wesentlichen Elemente entsprechen jedoch chinesischen Vorstellungen 2 Walter Liebenthal 1968 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Publikationen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLiebenthal wurde als Sohn des Rechtsanwalts Robert Liebenthal 1854 1942 und seiner Ehefrau Margarethe 1859 1929 geb Becken geboren 1899 zog die Familie nach Berlin hier besuchte Liebenthal gemeinsam mit seinen Brudern Robert 1884 1961 Ernst 1887 1971 und Frank 1889 das Askanische Gymnasium und legte Ostern 1904 das Abitur ab 3 1914 heiratete er Charlotte Oenike 1892 1958 mit der er vier Kinder hatte Frank Ludwig Johanna und Walter Seine berufliche Laufbahn war uberaus wechselhaft Er begann ursprunglich mit einem Jus Studium folgte dann aber seinen kunstlerischen Neigungen und wurde 1907 Bildhauer Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich 1914 freiwillig zur Preussischen Landwehr wurde zweimal verwundet und in Frankreich gefangen genommen 1918 bis 1920 verbrachte er in franzosischer Kriegsgefangenschaft 1920 kehrte er nach Berlin zuruck und unternahm in der Weimarer Republik unterschiedliche Versuche seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und seine Familie zu ernahren Gemeinsam mit Freunden eroffnete er ein Kino betrieb eine Schokoladefabrik und Erdbeerplantage und versuchte sich schliesslich als Hersteller von Filmdekorationen aber keine dieser Unternehmungen erwies sich als profitabel genug Seine Frau betrieb im Wohnhaus der Familie erfolgreich eine Werkstatt in der sie Kinderkleider bestickte und von deren Ertrag sie ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten Wahrend dieser Zeit lernte Walter Liebenthal Paul Dahlke den Grunder des ersten buddhistischen Klosters auf deutschem Boden in Berlin Frohnau kennen und begann sich ernsthaft fur den Buddhismus zu interessieren Er begann Pali Sanskrit Tibetisch und Chinesisch zu studieren Im Jahre 1928 nahm er ein Indologie Studium auf und studierte in der Folge an den Universitaten Berlin Marburg Heidelberg Halle und Breslau Unter seinen Lehrern und Mentoren waren Johannes Nobel Max Walleser 1874 1954 und Otto Strauss 1933 promovierte er an der Universitat Breslau zum Dr phil mit einer Dissertation uber Satkarya in der Darstellung seiner buddhistischen Gegner Aufgrund der nationalsozialistischen Diskriminierungsgesetze sein Vater war Jude gelang es ihm jedoch nicht nach der Promotion eine Anstellung an einer deutschen Universitat zu bekommen 1934 erhielt er eine Berufung als Forschungsassistent an das Sino Indische Institut der Yanjing Universitat im chinesischen Peking In den folgenden zwei Jahren erstellte er einen chinesisch Sanskrit Index zum Kasyapa parivarta der wahrend der japanischen Besetzung Pekings im Jahre 1937 verloren ging 1937 wechselte er als Professor fur Sanskrit und Deutsch an die Beida Nationale Universitat in Peking und folgte ihr wahrend der kommenden Kriegszeit nach Changsha und Kunming 1946 kehrte er nach Peking zuruck und publizierte The Book of Chao das seinen Ruf als Sinologe festigte 4 1952 verliess er Peking und ging an die von dem indischen Schriftsteller Rabindranath Tagore gegrundete Visva Bharati University in Shantiniketan in Indien Anfanglich war er als Forschungsbeauftragter tatig ab 1959 als emeritierter Professor und Leiter des Institutes fur Sino Indische Studien Zu seinem 70 Geburtstag gab die Universitat von Santiniketan eine Festschrift mit Beitragen von Kollegen von Liebenthal aus allen Teilen der Welt heraus die dem Aufruf seine Arbeit zu wurdigen mit grosser Begeisterung nachkamen 5 1958 starb seine Frau Charlotte und er beschloss Indien zu verlassen Er ging nach Europa zuruck und hielt Vortrage und Vorlesungen war Gastprofessor an der Hebraischen Universitat in Israel 1959 und lehrte von 1960 bis 1961 auf Empfehlung seines Freundes Paul Demieville an der Sorbonne Frankreich Im Alter von 77 Jahren liess er sich schliesslich in Tubingen Deutschland nieder wo er im Auftrag der Direktoren des Seminars fur Indologie und des Seminars fur ostasiatische Philologie der Universitat Tubingen Ubungen uber sein Spezialgebiet abhielt 1965 wurde er auf Empfehlung vom Germanisten Klaus Ziegler Dekan der Philosophischen Fakultat 6 und des Senats der Universitat Tubingen 7 zum Honorarprofessor fur das Fachgebiet Chinesischer Buddhismus der Universitat Tubingen ernannt Er gab Vorlesungen und arbeitete weiter an seinem opus magnum On World Interpretations bis zu seinem Tode im Jahre 1982 Die langjahrige und tief greifende Beschaftigung mit den religiosen und philosophischen Lehren Indiens und Chinas fuhrte ihn schliesslich uber sein Spezialgebiet hinaus zu vergleichenden Studien uber die grundlegende Thematik und das Gedankengerust die eine Kultur bestimmen In seiner Publikation On World Interpretations Shantiniketan 1956 hatte er seine diesbezuglichen Gedanken niedergelegt und pladierte damit gleichzeitig fur eine gegenseitige Volkerverstandigung 8 Werk BearbeitenLiebenthal ubersetzte zahlreiche philosophische Werke aus dem Pali Sanskrit und insbesondere aus dem Chinesischen ins Deutsche Mehrere Schriften erschienen im Monumenta Serica Journal of Oriental Studies im Monumenta Nipponica und dem Harvard Journal of Asiatic Studies Publikationen Auswahl Bearbeiten Satkarya in der Darstellung seiner buddhistischen Gegner 8 vo 151 ff Kohlhammer Stuttgart Berlin 1934 Sutra t o the Lord of Healing Bhaishajya grun Vaiduryaprabha Tathagata 32 ff herausgeg von Chou Su Chia und ubersetzt von Walter Liebenthal Buddhist Scripture Series No 1 Society of Chinese Buddhists Peiping 1936 The Book of Chao Monumenta Serica Series XIII 8 vo 195 ff Peking 1948 Tao sheng and His Time Monumenta Nipponica XI XII 34 ff Tokyo 1955 6 Monograph No 17 The World Conception of Chu Tao Sheng Monumenta Nipponica 8 vo Nbrs 1 amp 2 Tokyo 1956 On World Interpretations 8vo 88 ff Santiniketan 1956 erschien in Fortsetzungen im Visvabharati Quarterly XX 1 3 amp 4 XXI 1 amp 4 zwischen 1954 6 Chao Lun The Treatises of Seng Chao 2 revidierte Auflage 152 S Hong Kong University Press erwerbbar bei der Oxford University Press ISBN 0 19 643104 2 Das Wu men kuan Zutritt nur durch die Wand Wu men Hui k ai 142 ff Heidelberg Lambert Schneider 1977Literatur BearbeitenLiebenthal Festschrift 294 ff Santiniketan Visvabharati Quarterly Vol V Numbers 3 amp 4 1957 Universitat Tubingen Pressemitteilung Nr 18 Prof Dr Walter Liebenthal zum 80 Geburtstag 3 Juni 1966 Universitat Tubingen Artikel von Tilemann Grimm Attempto 66 67 Prof Dr Walter Liebenthal zum 95 Geburtstag S 73 1980 Kurt Forstreuter Fritz Gause Historische Kommission fur Ost und Westpreussische Landesforschung Klaus Burger Christian Anton Christoph Krollmann Hrsg Altpreussische Biographie Band 5 Teil 2 Elwert 2007 ISBN 3 7708 1301 4 Seite 1858 Liebenthal Walter in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 S 727 Mechthild Leutner Roberto Liebenthal Die Entdeckung des chinesischen Buddhismus Walter Liebenthal 1886 1982 Ein Forscherleben im Exil 477 S Berliner China Studien 57 Ostasiatisches Seminar der Freien Universitat Berlin Mechthild Leutner Hrsg Lit Verlag Dr W Hopf Berlin 2021 ISBN 978 3 643 25004 9Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Liebenthal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Institut fur Sinologie Universitat Heidelberg Germany The Internet Encyclopedia of Philosophy Nachlass Walter Liebenthal im Deutschen Exilarchiv der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Johanna Kohlberger Tochter von Walter Liebenthal nicht veroffentlichte Biographie Liebenthal Festschrift Santiniketan 1956 Briefe und Schriftstucke mit freundlicher Unterstutzung des Universitatsarchiv Tubingen und ein Artikel in der Suddeutschen Zeitung 11 Juni 1966 zum 80 Geburtstag von Walter Liebenthal Untersuchungen ost asiatischer Religionen in der Ubersetzung von John Barlow in seinem Artikel The mysterious case of the brilliant young Russian orientalist Teil 2 International Association of Orientalist Librarians Vol 43 1998 wason library cornell edu Memento vom 9 Juni 2007 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Tilemann Grimm Prof Dr Walter Liebenthal zum 95 Geburtstag f Attempto 66 67 S 73 1980 herausgegeben von der Universitat Tubingen Vgl Leutner Liebenthal Die Entdeckung des chinesischen Buddhismus Walter Liebenthal 1886 1982 Berlin 2021 S 41 46 Liebenthal Festschrift 1957 S 4 Liebenthal Festschrift 1957 S 1 Vorwort Brief vom 23 Dezember 1964 an das Akademische Rektoramt der Universitat Tubingen von Ziegler Universitatsarchiv Tubingen Signatur 298 828 Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Grossen Senats vom 13 Februar 1965 Universitatsarchiv Tubingen Signatur 357 67 Universitat Tubingen Presse Mitteilung Nr 18 6 3 66 zitiert in der Suddeutschen Zeitung vom 11 Juni 1966 in der Ubersetzung von John Barlow IAOL 43 1998 wason library cornell edu Memento vom 9 Juni 2007 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Normdaten Person GND 125169132 lobid OGND AKS VIAF 47714669 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Liebenthal WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph und SinologeGEBURTSDATUM 12 Juni 1886GEBURTSORT KonigsbergSTERBEDATUM 15 November 1982STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Liebenthal amp oldid 235612446