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Walter Barthel 19 November 1931 in Augustusburg 22 September 2003 in Thum war ein deutscher Journalist in den 1960er Jahren Doppelagent sowie ein Grunder der linken Wochenzeitung Berliner Extra Blatt der sozialistischen Tageszeitung Die Neue und der Partei Demokratische Sozialisten Walter Barthel 1969 im West Berliner Redaktionsburo beim Extra Dienst Inhaltsverzeichnis 1 Berufliches und politisches Wirken 1 1 Arbeiten fur das Ministerium fur Staatssicherheit 1 2 Zeitungsarbeit von 1966 bis 1982 1 3 Nach der Wende 1 4 Medientatigkeiten Auswahl 2 Literatur 3 Rundfunksendungen uber Barthel 4 EinzelnachweiseBerufliches und politisches Wirken BearbeitenBarthel wuchs in Sachsen auf und gelangte fruh in die FDJ sowie in die SED Er ging zur Kasernierten Volkspolizei und wurde Politoffizier Dort fertigte er schon in den 1950er Jahren Berichte fur das Ministerium fur Staatssicherheit MfS der DDR Barthel studierte Wirtschaftswissenschaften an der Humboldt Universitat zu Berlin Wegen Auseinandersetzungen mit der Universitatsparteileitung verliess er die Universitat und die DDR und ubersiedelte 1956 nach West Berlin 1 Arbeiten fur das Ministerium fur Staatssicherheit Bearbeiten In Westberlin machte Barthel ein Abendschulabitur und studierte dann Politologie Er trat 1956 in den Sozialistischen Studentenbund SDS ein 1959 bot er dem MfS u a interne Unterlagen aus der Arbeit des SDS an Hermann Weber zufolge machte er diese Arbeit vermutlich wegen der hohen Bezahlung 2 Barthel war der IM Kurt Im Februar 1960 hatte Barthel die hauptamtliche Stelle eines Sekretars des SDS Barthel lieferte Bundel von Berichten Manchmal kamen taglich neue Ausarbeitungen Er lieferte Informationen uber samtliche Interna des SDS Er gab dem MfS auch Ratschlage wie dieses das Buro des SDS nachts unauffallig durchsuchen konne Barthel lieferte auch Informationen uber das Otto Suhr Institut und nahm im Auftrag der Stasi Kontakt zu dem mit 300 000 DM aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland ubergelaufenen ehemaligen hohen FDJ Funktionar Heinz Lippmann auf Mit Zustimmung der Stasi liess Barthel sich im Oktober 1960 auch vom Bundesamt fur Verfassungsschutz anwerben Sein Agentenname war dort Student Zur Kontaktaufnahme und zur Ausspahung des Verfassungsschutzes sowie zur Kontaktgewinnung zu Heinz Lippmann ubersiedelte Barthel nach Koln Gleichzeitig begann er dort eine journalistische Arbeit beim Kolner Stadt Anzeiger 3 Es gelang Walter Barthel das Vertrauen Heinz Lippmanns zu erschleichen Lippmann und er wurden Freunde Barthel schrieb gelegentlich Artikel fur die Zeitschrift Der dritte Weg herausgegeben von der IG Metall deren verantwortlicher Redakteur Heinz Lippmann war Die Zeitschrift propagierte einen Sozialismus mit Arbeiterselbstverwaltung nach dem Modell Jugoslawiens und engagierte sich gegen den DDR Kommunismus Die meisten Autoren war gefluchtete ehemalige Burger der DDR Finanziert wurde die Zeitschrift durch das Bundesamt fur Verfassungsschutz 4 Barthels Agententatigkeiten wurden 1994 in der Gauck Behorde von Hubertus Knabe dem spateren Direktor der Gedenkstatte Berlin Hohenschonhausen und seinen Mitarbeitern aufgedeckt Barthels Agententatigkeit war da schon verjahrt In einer 1996 im WDR 3 Horfunk 5 von ihm selbst verfassten Sendung formulierte Barthel er habe zeitgleich als V Mann fur das Bundesamt fur Verfassungsschutz unter Gunther Nollau gearbeitet 1965 habe ihn die Stasi dort wieder abgezogen Diesen Sender Beitrag bezeichnete Hermann Weber in der Frankfurter Rundschau vom 11 Oktober 1996 als unerquickliches Manuskript eines Charakterlumpen Barthel selbst stellte sich als idealistischen Marxisten auf verschlungenen Pfaden dar 6 1966 trat Barthel der Novembergesellschaft bei in der auch Johannes Agnoli und Klaus Meschkat aktiv waren Er war fuhrendes Mitglied im Republikanischen Club Berlin an der Seite von Hans Magnus Enzensberger William Borm Wolfgang Neuss und Ossip K Flechtheim 7 sowie Landessekretar des Berliner SDS neben den Fuhrungskraften Klaus Meschkat Horst Mahler Bernd Rabehl und Rudi Dutschke Er unterstutzte die Bewegung zur Enteignung Springers und versteigerte eigenhandig auf dem Kurfurstendamm die Gansefusschen mit denen bis dato in fast allen westdeutschen Zeitungen die DDR apostrophiert wurde Knabe kein Zeitzeuge sondern viele Jahre bei Gauck Bundesbeauftragter fur die Stasi Unterlagen mitarbeitender Akten Forscher 8 versucht heute am Beispiel Barthels zu belegen dass die linke studentische Bewegung die APO in West Berlin und Westdeutschland nicht autonom und innen entstanden ist Als verantwortlich nennt er das MfS 9 Er unterstellt den vielfaltigen Bewegungen von damals DDR freundliche Krafte gewesen zu sein und halt Barthel vor als Augenzeuge dem Kolner Stadtanzeiger uber die Erschiessung Benno Ohnesorgs berichtet zu haben 10 Walter Barthel war befreundet mit Dietrich Staritz der von 1961 bis 1972 ebenfalls MfS Agent war Hermann Weber behauptet 11 dass Barthel schon beim Verlassen der DDR ein Agent gewesen sei und in Folge seinen Freund Staritz fur das MfS angeworben habe Zeitungsarbeit von 1966 bis 1982 Bearbeiten Barthel arbeitete ab 1966 unter Stefan Reisner in der von Augstein geplanten jedoch nach einigen Nullnummern nicht realisierten Tageszeitung Heute 12 und grundete dann mit Carl Charly Guggomos 13 alias IM Gustav das Berliner Extrablatt aus dem 1968 fur 14 Jahre der Berliner Extra Dienst ed mit zwei Ausgaben pro Woche hervorging Barthel Redaktionsname WaBa war 14 Jahre lang Geschaftsfuhrer und Redakteur dieses Pressedienstes Die Extra Dienst Crew wurde von Guggomos und Barthel angefuhrt weitere Mitarbeiter waren Martin Buchholz Hannes Schwenger Horst Tomayer Stefan Reisner und Rainer Hachfeld In seinen Artikeln distanzierte sich Barthel deutlich von den Kaderparteien SED SEW DKP emporte sich uber die kommunistische Traditionspresse und geisselte deren vercodete Sprache Zeitungen wie Die Wahrheit UZ oder Neues Deutschland griffen wiederum den Extra Dienst scharf an Spater wurde aufgedeckt dass der ed trotzdem in Abstanden kleinere Geldsummen aus DDR Kanalen erhalten hatte 14 Der ed bekundete der innerparteilichen Oppositionsgruppe Die Klarheit Sympathie und gab ihr Raum wahrend zeitgleich die SEW SED diese eurokommunistischen Schreibtischsozialisten als Kuckucksei und Geschaft des Gegners beschrieben 15 Nach einem Streit zwischen Guggomos und Barthel Ende der 1970er Jahre Walter Barthel war von 1973 bis 1979 Bonner Korrespondent des ed gab Barthel erfolglos einige Nummern eines Bonner Extra Dienstes heraus und versuchte sich danach mit einer Drechselwerkstatt 1978 grundete die gleiche Gruppe von Journalisten die linkssozialistische Tageszeitung Die Neue Nicht Barthel sondern Guggomos und Buchholz hatten zuvor im Mai 1978 die SEW Fuhrung von der geplanten Einstellung des ed zugunsten einer sozialistisch liberalen Tageszeitung fur Westdeutschland informiert und die Partei um Unterstutzung gebeten man wolle Christian Strobele zuvorkommen der wie es hiess 1979 eine linke Tageszeitung starte 16 1982 war Barthel eingebunden in die Grundung der Partei Demokratische Sozialisten DS deren Kern aus SPD Abweichlern bestand an der Spitze die Bundestagsabgeordneten Manfred Coppik und Karl Heinz Hansen nach ihren Parteiausschlussen Nach der Wende Bearbeiten Die Enttauschung vieler politischer Freunde uber seine undurchsichtigen Agentenaktivitaten versuchte Barthel zuruckzuweisen mit der Argumentation die Tatigkeiten hatten grundsatzlich dem Frieden gedient und er habe zu keiner Zeit als Agent huben oder druben in den fraglichen Jahren 1959 1968 und danach ohnehin nachweislich nicht seine tatsachlich undogmatische demokratisch sozialistische Einstellung verraten Die Diskussion um seine Aktivitaten um sein Links Sein und seinen Charakter begannen 1994 und hielten auch nach seinem Tod an die heftigen Vorhaltungen die ihm Gerda und Hermann Weber in ihrem Buch Leben nach dem Prinzip links machen beziehen sich auf die Zeit vorher die 1960er Jahre 1990 unmittelbar nach der Wende ritt Barthel auf einem Haflinger vier Wochen lang etwa 850 km von Freisheim bei Bonn aus mit Heimweh zuruck in seine alte Heimat das Erzgebirge Begleitet von einem WDR TV Team traf er am Ziel Augustusburg seine alte Mutter Barthel liess sich danach mit seiner zweiten Frau seit 1972 Anna Penders in Leubsdorf nieder Dort war er als Verwalter und Hausmeister auf dem Anwesen seines Freundes Martin Buchholz tatig bis er schwer erkrankte und mit seiner Frau nach Thum umzog wo er 2003 und sie 95 jahrig 2022 starb nbsp Barthel 1996 in LeubsdorfMedientatigkeiten Auswahl Bearbeiten Printmedien Der dritte Weg Kolner Stadtanzeiger Heute Berliner Extra Blatt Spandauer Volksblatt Berliner Extra Dienst Bonner Extra Dienst Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt Die NeueRadio TV WDR 3 Horfunk WDR TV Literatur BearbeitenHubertus Knabe Die unterwanderte Republik Stasi im Westen Ullstein Berlin 2001 ISBN 3 548 36284 2 Alfons Sollner u a Hrsg Totalitarismus Eine Ideengeschichte des 20 Jahrhunderts Berlin 1997 ISBN 3 05 003122 0 Hermann Weber und Gerda Weber Leben nach dem Prinzip links Erinnerungen aus funf Jahrzehnten Chr Links Verlag Berlin 2006 ISBN 3 86153 405 3 Jochen Staadt Tobias Voigt und Stefan Wolle Feind Bild Springer Ein Verlag und seine Gegner Gottingen 2009 ISBN 9783525363812 Rundfunksendungen uber Barthel BearbeitenKarin Storch Wo sind sie geblieben was haben sie erreicht In ZDF ausgestrahlt 1980 WDR Eine Reise von der Eifel ins Erzgebirge elf Folgen uber Barthel AKS 258400 1990 Aus dem Leben eines Doppelagenten Redaktion Jurgen Keimer Gegenstand W Barthel Kritisches Tagebuch WDR 3 23 Januar 1996 Tilman Jens Bespitzelt Springer Wie die Stasi einen Medienkonzern ausspahte ARD 1 ausgestrahlt am 28 Oktober 2009Einzelnachweise Bearbeiten Hubertus Knabe Die unterwanderte Republik Stasi im Westen Ullstein Berlin 2001 ISBN 3 548 36284 2 S 191 Hermann Weber Leben nach dem Prinzip Links S 218 Hubertus Knabe Die unterwanderte Republik Stasi im Westen Ullstein Berlin 2001 ISBN 3 548 36284 2 S 191 197 Michael Herms Heinz Lippmann Portrat eines Stellvertreters Mit einem Vorwort von Hermann Weber Dietz Verlag Berlin 1996 ISBN 3 320 01869 8 S 213 WDR 3 Kritisches Tagebuch vom 23 Januar 1996 Walter Barthel Aus dem Leben eines Doppelagenten gelesen von Bodo Primus nicht online verfugbar Gunter Geschke Eindrucke von einer Rundreise durch drei neue Bundeslander In Das Gesprach 25 Mai 1998 nicht online einsehbar Winkler Ohnesorg und die DDR Taumeln von einer Luge zur anderen Warum die Spitzel Karriere des Karl Heinz Kurras nicht bedeutet dass Benno Ohnesorg im Auftrag der Stasi getotet wurde Auf www sueddeutsche de gesichtet 7 Juli 2019 Gunter Herkel Denunzianten und nutzliche Idioten Memento vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive uber Knabes Der diskrete Charme der DDR gesehen in www publikationen html am 16 August 2010 1 Sven Felix Kellerhoff Wie die Stasi Axel Springer schaden wollte gesehen am 30 Juni 2010 auf www welt de 2 Hubertus Knabe Wie Ost Berlin gegen den Axel Springer Verlag mobil machte gesehen am 12 August 2010 auf www welt de Hermann Weber Leben nach dem Prinzip Links S 210 227 Die Stasi und ein Anti Springer Projekt Enteignet Augstein Jochen Staadt Enteignet Augstein gesehen in www faz net am 14 August 2010 3 Holger Kulick Wie zahmte die DDR Journalisten gesehen auf www spiegel de am 13 August 2010 4 PDF 113 kB Hubertus Knabe Frontstadt Berlin Die geheimen Propagandaktionen der Stasi In Die politische Meinung Nr 381 2001 gesehen am 13 August 2010 auf www kas de Ilan Reisin Ideologiefrei und dogmatisch oder elastisch und prinzipienfest In Konsequent Heft 2 1979 S 66 74 Dokumente zur Geschichte der SEW Memento vom 19 April 2009 im Internet Archive Normdaten Person GND 1069138002 lobid OGND AKS VIAF 315524002 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Barthel WalterALTERNATIVNAMEN WaBa Autorenkurzel KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und DoppelagentGEBURTSDATUM 19 November 1931GEBURTSORT AugustusburgSTERBEDATUM 22 September 2003STERBEORT Thum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Barthel Journalist amp oldid 233292104